《23》
Wenig später spazierte ein neuer Mann durch die Stadt. Durch seine Arbeit als Assassine war Avan ziemlich trainiert und die Kleider, die er einen Bauer abgenommen hatte waren an manchen Stellen ein wenig zu eng. Doch Avan hatte nichts besseres gefunden und musste damit klarkommen. Seine Haare, die ihn schon bis zu den Schultern gingen hatte er sich extra vors Gesicht fallen lassen, damit niemand sein Gesicht erkannte.
Natürlich hatte er als Assassine immer streng darauf geachtet, dass seine Kapuze nicht verrutschte und womöglich noch seine wahre Identität preisgab, doch besonders sicher fühlte er sich nicht. Die meisten Bürgern, denen er begegnete starrten ihn verwundert an. Avan rechnete damit, dass ihn jeden Moment jemand erkennen würde, doch er versuchte sich so ruhig wie Möglich zu verhalten. Er hoffte, dass niemand auf seine Augen achten würde. Das einzige was man an dem „Schatten" erkennen konnte waren seine orange, glühenden Augen. Avan hoffte es würde niemanden auffallen, dass seine Augen etwas anders waren und aus der Menge herausstachen.
Angespannt lief er durch die belebte Innenstadt und hielt die Augen nach einen Friseur aus. Nach einer halben Ewigkeit fand er endlich, geschützt in einem krummen Fachwerkhaus sein Ziel. Er schluckte schwer. Es kostete ihn einige Überwindung, als er mit langsamen Schritten auf den Laden zu ging. Wäre er einmal drinnen gab es keinen Rückweg mehr. Wie hielten das die Bürger bloß aus ? Er schloss kurz die Augen und sammelte sich bevor er schnell die Klinge griff und sie hinunterdrückte. Er würde das jetzt schaffen und hinter sich bringen.
Als er in den Laden eintrat ertönte eine laute Klingel über seinem Kopf und erschrocken zuckte Avan zusammen. Es kostete ihn einiges an Kraft, um nicht sofort die Flucht einzutreten. Er atmete aus, um sich zu beruhigen und sah sich in dem Laden um. Eine junge Frau eilte auf ihn zu und begrüßte ihn. Bei seinen Anblick runzelte sie kurz die Stirn, doch so schnell wie es gekommen war verschwand es wieder. Sie bat Avan einen Platz an und vorsichtig setzte er sich. Er würde dies schaffen. Er würde das jetzt hinter sich bringen.
Einige Zeit später eilte er aus dem Laden hinaus und betastete vorsichtig seine neue Frisur. Es fühlte sich besser an und Avan wurde erst jetzt bewusst, wie lange er den Kontakt mit Menschen gemieden hatte. War es nicht krank, dass er nicht einmal mehr durch die Stadt spazieren konnte ohne sich bei jeder noch so kleinsten Bewegung umzudrehen und zusammenzuzucken? Er zog eine Grimasse und eilte schnell weiter. Als er beim Friseur gewesen war, war ihm klar geworden, dass er unbedingt etwas anders tun sollte, außer Menschen umzubringen. Er hatte beschlossen sich eine neue Bleibe zu suchen und seine Aufträge eine Zeit lang ruhen zu lassen. Sie liefen schließlich nicht weg. Zum ersten Mal seit langer Zeit führte sich Avan wieder frei. Sein Ziel konnte er auch noch auf später verschieben. Es eilte ihm nicht davon. Erstmal war es wichtiger untertauchen. Er hatte sonst eh keine Verpflichtungen, nichts worum er sich kümmern musste.
Er musste sich nur noch einen Namen überlegen, den er bei den Menschen nutzen wollte. Sich als Avan vorzustellen wäre ziemlich riskant. Klar, es kannte niemand seinen echten Namen, doch trotzdem fühlte er sich nicht wohl dabei.
Neugierig ließ er seinen Blick an den Fachwerkhäusern schweifen und stieß dabei geradewegs mit einer Person beisammen. Erschrocken wirbelte er herum und wollte seine Waffen zücken, doch dann bemerkte er, dass er sie nicht dabei hatte und fluchte leise. Schnell machte er einen Schritt nach hinten worauf die arme Frau nach vorne stolperte und auf den Boden fiel. Avan grummelte etwas unverständliches und wusste nicht was er tun sollte. Sollte er einfach weggehen oder ihr helfen ?
Er entschied sich schließlich für letzeres und kniete sich neben die Frau. „Kann ich ihnen helfen?", fragte er. Die Frau hatte sich bis jetzt nicht gerührt, doch bei dem Klang seiner Stimme hob sie den Kopf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Verärgert rappelte sich auf. Als sie sich den Staub aus dem Gesicht und den Kleidern geklopft hatte, blickte sie verärgert zu ihm auf. Sie hatte ein schmales Gesicht mit großen, blauen Augen, die ihn neugierig musterten. Ihre brauen Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden, doch durch den Sturz hatte dieser sich gelöst. Ihr zierlicher Körper steckte in einem braunen, unauffälligem Kleid.
„Was fällt ihnen ein?", schrie sie Avan erbost an.
Überrumpelt blickte er sie an. „Es war Versehen". Sollte er sich entschuldigen? Tat man so etwas oder nicht? Er hatte keine Ahnung.
„Na das will ich auch hoffen", schnauzte sie und kniete sich in den Dreck, um ihren umgeworfenen Korb mit den verstreuten Einkaufen aufzusammeln. Schnell bückte sich Avan und hob mit ein paar Handgriffen die verstreuten Einkaufe auf und reichte sie dir Frau. Diese hob verwundert eine Augenbraue und musterte ihn. Avan biss die Zähne aufeinander und ließ es über sich übergehen. Bis auf zwei Dolche an seinen Stiefeln und ein Messer in der Hosentasche war er unbewaffnet und fühlte sich seltsam schutzlos. Die Frau riss ihren Blick von Avan los.
„Du bist nicht von hier", stellte sie fest. Avan versuchte eine neutrale Miene aufzusetzen was ihm anscheinend ziemlich misslang. Die Frau hob eine Augenbraue.
„Na los sag schon. Man erkennt doch direkt auf den ersten Blick, das du kein einfacher Bürger bist".
„Nicht?", fragte Avan etwas zu offensichtlich. Die Frau schmunzelte. „Wenn du gehofft hattest, du könntest dich im Dorf verstecken, dann ist dir das aber ziemlich misslungen".
Avan senkte den Blick. Würde er jetzt aufliegen? Wäre es, dass gewesen? Doch zu seiner Überraschung lächelte sie und streckte ihre zierliche Hand aus.
„Ich heiße Lina, wie heißt du?" „Ähhh, Gerald", stammelte Avan und fluchte innerlich auf. Gerald? Ernsthaft? War ihm kein besserer Name eingefallen? Lina zog eine nachdenkliche Miene und schien zu überlegen.
„Bist du vielleicht einer der königlichen Leibgarde? Ich weiß du unterstehst der königlichen Schweigepflicht aber du kannst ja nicken, dann hast du nichts verraten".
Avan, der schon mit etwas schlimmeren gerechnet hatte nickte erleichtert.
Lina strahlte auf. „Das habe ich mir schon gedacht. Wenn man dich nur anguckt sieht man schon, dass du kein normaler Bürger bist". Sie ließ ihren Blick bedeutungsvoll über seinen Körper gleiten.
Avan blickte an sich hinunter und wieder zu ihr. Er sah nichts ungewöhnliches an sich. Lina schmunzelte. „ Und wie kommt es, dass du in der Stadt unterwegs bist? Hast du dich etwa hinaus geschlichen?" Avan, der keine Ahnung hatte, was er sagen sollte nickte abermals. „Ich suche noch eine Bleibe, wo ich übernachten kann", setzte er schnell hinterher und war froh darüber, dass er seine Stimme wieder gefunden hatte. Lina blickte überrascht auf.
„Oh, wenn du willst kannst du bei uns übernachten". Avan sah verwundert hoch. Seine Instinkte rieten ihm bloß davon ab, er könnte doch nicht völlig unbewaffnet in ein Haus voller Bauer hineinmarschieren. Doch andererseits könnte ihm das erheblich vom Vorteil sein. In einem Gasthaus konnte er eh nicht bleiben, da diese nach ihm abgesucht wurden, doch bei einer Bauerfamilie würden sie ihn niemals finden. Schnell blickte er hoch und sah Lina in die Augen.
„Wirklich? Das... äh, würde mich sehr freuen".
Es schien so, als würde Lina unter seinem Blick ertöten, doch schnell wandte sie sich ab und schob sich eine braune Haarsträne hinters Ohr. „Soll ich dir mein Zuhause jetzt direkt zeigen, damit du meine Eltern schon mal kennen lernen kannst?"
„Avan nickte und Lina strahlte auf. „Gut, dann folge mir einfach". Mit schnellen Schritten, die Avan nicht von ihr erwartet hätte lief sie los. Den Korb hatte sie sich unter ihren dünnen Arm geklemmt und Avan glaubte, sie würde ihn jeden Moment fallen lassen. Schnell beeilte er sich hinterher zu kommen und folgte ihr.
Zusammen überquerten sie eine Straße nach der nächsten und Avan versuchte sich hektisch umzusehen, um die Orientierung nicht zu verlieren, doch spätestens nach der dritten Abzweigung hatte er keinen blassen Schimmer mehr, wo sie sich befanden. Er kannte sein Stadtviertel zwar fast auswendig, doch auch nur von den Dächern aus. Hier unten war es etwas völlig anderes. Lina steuerte auf die nächste Kurve zu und bog rechts ab. Avan wirbelte hinter ihr herum und erstarrte verblüfft, als er die nächste Straße sah.
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