《22》

Als er wenig später von einem Auftrag wiederkam und auf das Hotel zusteuerte, in dem er kampierte hörte er laute, aufgebrachte Stimmen. Langsam schlich er an das Dach des Hauses und lauschte. Unten am Eingang des Gasthofes stand der Gastwirt und stritt sich mit drei Soldaten aus der königlichen Leibgarde.

„Laut unserem Vorgesetzten soll unser Ziel, der ähh sogenannte Schatten hier seinen Wohnsitz haben", sagte einer der Soldaten zu dem Gastwirt. Dabei betonte er Avans Decknamen ganz besonders.
Der Gastwirt runzelte verwirrt die Stirn. „Ich nehme doch keine Assassinen bei mir auf. Was sollen den meine anderen Gäste denken?"

„Es tut mir leid für die Störung aber wir müssen wohl oder übel jedes Zimmer nach ihm absuchen", setze der Soldat an, doch der aufgebrachte Gastwirt schnaubte nur verächtlich auf.

„Also bitte. Sie können doch nicht mitten in der Nacht einfach in die Zimmer meiner Gäste marschieren."

„Wenn sie uns nicht freiwillig vorbeilassen sind wir gezwungen gewaltsam vorzurücken", sprach ein anderer Soldat.

Den Rest hörte Avan nicht mehr. Mit einem geschickten Sprung wirbelte er herum und sprang durch das offene Fenster in sein Zimmer hinein. Schnell klaubte er seine wenigen Sachen zusammen und steckte sie ein. Seine Waffen klirrten dabei und er hoffte die Soldaten waren noch nicht so weit gekommen, das sie es hörten. Hektisch versuchte er sein Bett zu machen, doch er hatte keine Ahnung davon, deshalb sah es am Ende nicht wirklich besser aus. Missmutig schleuderte er die Bettdecke auf den Boden und zog den Dolch aus dem Tisch. Der lange Kratzer in dem Tisch konnte er nicht mehr vertuschen, doch dies war ihm egal. Schnell zog er seine Kapuze wieder über, die ihm bei dem Sprung ins Zimmer hinuntergefallen waren. Seine dunkle Haare vielen ihm ins Gesicht und hektisch schob er sie wieder unter die Kapuze zurück. Ihm fiel auf, wie lange seine Haare schon waren, er müsste sie bald dringend schneiden. Er warf einen Blick in den Raum zurück und suchte nach Zeichen, woran man hätte erkennen können, das er hier gewesen war. Als er zufrieden war hörte er im Flur neben seiner Zimmertür die polternden Schritte der Soldaten. Sie mussten ganze Arbeit geleistet haben, dass sie schon im vierten Stock angekommen waren. Schnell flitze Avan auf die Fensterbank und sprang aus dem Fenster.

Die kalte Luft wirbelte um ihn herum und in er sah den Boden gefährlich schnell auf ihn zukommen. Im letzen Moment streckte er seinen Arm aus. Durch den heftigen Schwung gab es einen Ruck und Avan biss die Zähne aufeinander, als ein Schmerz seinen Arm entlang fuhr. Seine eiskalten Finger krallten sich an die Kante eines Hauses und mit zusammengekniffenen Zähnen zog Avan sich langsam hoch. Er ätzte auf, doch schließlich schaffte er es. Keuchend blieb er auf dem Dach liegen, doch dann fiel ihm ein, dass das Fenster seines ehemaligen Zimmers noch offen stand und man von dort einen tollen Blick auf ihn hatte. Stöhnend rappelte er sich auf und schleppte sich zum nächsten Hausdach. Er war froh, dass Ragnar nicht da war, er hätte sich sicherlich über Avan lustig gemacht, wenn er ihn so gesehen hätte. Ein Schmerz durchzuckte Avan, der nicht nur von seinem Arm kam. Ragnar würde er nie wieder sehen. Ragnar war ja tot.

Ziemlich unelegant kletterte er eine Häuserleiter hinunter bis er zwischen dunklen Häusergasse landete. Ein paar Bettler, die dort gehaust hatten schreckten bei seiner Anwesenheit auf, doch als genauer erkannten mit wem sie es zu tun hatten ergriffen sie schlagartig die Flucht. Grimmig verzog Avan sein Gesicht und hockte sich in eine Ecke.

Was war bloß aus ihm geworden? Er war ein Staatsfeind des Königs, wurde von jedem gejagt und nun hatte er nicht mal mehr ein Kopf über den Dach. Am liebsten wäre er umgekehrt und hätte sie niedergemetzelt, doch dann hätten sie ihn gefunden und dies durfte er auf keinen Fall riskieren. Außerdem brachte es nichts seine Gefühle an den Soldaten auszulassen, die womöglich noch nicht einmal etwas dafür konnten. Er zog seine Knie bis zur Brust und vergrub seinen Kopf darin.

Wie hatte es nur so weit kommen können? Er hatte nie ein Assassine sein wollten. Er lachte bitter. Wer wollte das schon ?
Ungläubig schüttelte er den Kopf. Wieso konnte er nicht einfach ein normaler Bürger sein, der jeden Abend betrunken nach Hause torkelte und dort von seiner Frau empfangen genommen wurde? Nach hause. Das Wort schmeckte bitter auf seiner Zunge. Wie lange hatte er sich als kleiner Junge gewünscht ein Zuhause zu haben. Er hatte nie eines gehabt. Seine Eltern waren bei einem Hausbrand gestorben, dass hatte man ihn zumindest erzählt.

Sein Leben lang war er zusammen mit anderen Kindern im Waisenhaus aufgewachsen. Er hatte mit ansehen müssen, wie alle anderen ein zuhause bekamen nur er nicht. Er war der Junge, den keiner wollte. Alle anderen bekamen glückliche Familien, doch er blieb für immer im Waisenhaus. Die anderen ärgerten ihn deswegen und er hatte sich immer mehr zurückgezogen. Eines Tages hatte er sich gewehrt und, als er bemerkte wie gut es sich anfühlte scheute er vor nichts mehr zurück. Sein persönlicher Hass fraß sich immer weiter in ihn hinein.

Als er sechzehn gewesen war, war er aus dem Waisenhaus abgehauen. Die Erzieher hatten sich bestimmt gefreut, als er endlich weg war.
Wozu hatte das Leben noch einen Sinn? Niemand mochte ihn, niemand kannte ihn. Er war nichts weiter als ein Schatten. Er tauchte kurz hier auf dann Mal da. Er erledigte die Aufgaben der Menschen, die niemand wagte auch nur auszusprechen. Wie viele Menschen hatte er schon getötet? Er wusste es nicht. Es war ihm egal gewesen. Avan war erschüttert über sich selbst. Ragnar hatte ihn immer wieder eingeredet, das Avan so gefühlslos sei. Er hatte ja Recht gehabt. Ragnar war zwar sein Freund gewesen, doch er hatte ihn nie richtig verstanden. Noch nie hatte Avan jemanden anvertraut und das würde sich so schnell auch nicht ändern. Er schnaubte auf und strich sich die nervenden Haare aus dem Gesicht. Er hatte genug herum gesessen und war in Selbstmitleid versunken. Er musste sich überlegen, wie er weiter vorgehen sollte.

Während er in der Häusergasse saß und grübelte was er machen sollte hatte er gar nicht bemerkt, wie es langsam Tag geworden war. Als er aus einen Gedanken hochgerissen wurde, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Avan streckte sich und bog seinen Rücken. Er hatte einen Plan. Er musste nur hoffen, dass es auch klappte und ihn niemand erkannte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top