《13》
Ich wusste nicht, wie lange ich jetzt schon lief. Alles was ich wollte war weg von diesem schrecklichen Ort. Weg von ihm. Ich hatte es einfach nicht mehr ausgehalten. Ich war schwach. Viel zu schwach. Ich hatte es durch meine Gelähmtheit nicht bemerkt aber ich war furchtbar dünn geworden und hatte all meine Muskeln verloren.
Für Lian war ich doch nichts anders, als ein kleines Kind. Ich schnaubte verächtlich auf. An Lian wollte ich lieber gar nicht denken. Bloß weg von ihm. Ich wollte nie wieder etwas mit ihm zu tun haben. Er hatte mich vielleicht geheilt und ihm hatte ich mein Leben zu verdanken, doch das war kein Grund, ihm wie ein kleines Kind hinterherzulaufen. Schnell schüttelte ich den Kopf, um ihn aus meinen Gedanken zu verdrängen. Wieso dachte ich die ganze Zeit an ihn?
Irgendwann taten meine Beine zu sehr weh und ich hielt es nicht mehr aus. Ein Schritt mehr und ich wäre vor Erschöpfung zusammengebrochen. In ein paar Metern fand ich einen Steinbrocken und ich kauerte mich dahinter nieder. Hier würde ich übernachten und morgen schauen, wie es weitergehen sollte. Erst einmal brauchte ich Wasser und etwas zu Essen. Doch wer wusste schon wie lang diese endlose Steinwüste noch gehen würde? Erschöpft ließ ich die Schultern hängen. Auch, wenn ich es mir nicht eingestehen wollte aber leider hatte Lian tatsächlich Recht gehabt und mit der Dämmerung wurde es zunehmend kälter. Ich hatte nicht mehr, als ein paar Fetzten am Körper an und frierte jetzt schon. Ich rubbelte meine eiskalten Hände aneinander, um wenigstens nicht auch noch den letzten Rest meiner Wärme zu verlieren.
Die Sonne verschwand am Horizont und langsam wurde es dunkel. Schon bald konnte ich nicht einmal mehr meine Hände sehen.
Ich stöhnte verzweifelt auf. Vielleicht hätte ich doch einfach wieder zurückgehen sollen? Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte aber es war dumm gewesen einfach davon zu stapfen. Hatte ich tatsächlich geglaubt ich könnte ganze allein in der Kälte überleben? Lian hatte mir gerade mein Leben gerettet und ich lief einfach davon. Ich stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab und verzog mein Gesicht. Ich konnte es ihm nicht verübeln, wenn er mich jetzt hassen würde. Wenn ich ihn überhaupt wiedersehen würde.
Nach einer Weile spürte ich die Schmerzen. Ich hatte keine Ahnung wie spät es war. Mein Zeitgefühl hatte mich schon seit dem Einsetzen der Dunkelheit verlassen. Es war stockdunkel um mich herum. Eigentlich hatte ich keine Angst vor der Dunkelheit, doch um mich herum war nichts und irgendwie machte mir der Gedanke, dass sich jemand einfach an mich heran schleichen konnte, nicht gerade zuversichtlich. Mein Atem stieß weiße Atemwolken aus, zumindest vermutete ich es und bei jeder noch so kleinen Bewegung tat mir alles weh. Selbst das Atmen schmerzte. Ich lehnte mich mit dem Rücken an den Stein und zog meine Knie an meinen Bauch.
Ich bekam kaum noch mit, wie sich mir jemand näherte und mir sanft eine warme Decke über mich legte.
Als ich am nächsten Morgen von der aufgehenden Sonne geweckt wurde, stellte ich erstaunt fest, dass jemand eine Decke über mich geworfen hatte.
Hinter mir hörte ich gleichmäßige, ruhige Atemgeräusche. Ich konnte mir schon denken wer es war. Als ich meinen Kopf über die ausgemergelte Schulter drehte, bestätigte sich mein Verdacht und ich erkannte niemand anderes als Lian. Ich runzelte mein Gesicht und versuchte noch immer auf ihn wütend zu sein.
Doch im Grunde genommen hatte er Recht gehabt. Ich hatte es gestern nicht bemerkt, doch während ich in der Kälte saß und auf das Geschehen zurück blickte, fiel mir auf, dass er erschöpft ausgesehen hatte.
Ich hatte vergessen, dass er mich geheilt hatte. Ich hatte mich nur auf meine eigenen Anliegen konzentriert und meine Mitmenschen um mich herum vergessen und einfach stehen gelassen.
Wahrscheinlich raubte ihn die Heilung von Wunden seine eigene Kraft.
Wäre es wirklich so dann wäre es auch unmöglich alle Leute zu heilen und bestätigte meinen Verdacht, weshalb er so erschöpft ausgesehen hatte. Obwohl es einfach auch nur an der Lage gelegen haben könnte.
Wir wurden bombardiert, mitten in der Wüste, im Nichts. Für, wenn wäre dies keine Last?
Ich bezweifelte, dass es jemanden gab, der das Geschehende einfach hinter sich schieben könnte.
Und außerdem gab es so viele Lazaretts.
Ich hatte ihm vorgeworfen, er solle alle heilen. Doch bei solch einer Anzahl war es praktisch unmöglich. Er konnte nicht alle retten. Selbst, wenn er es wollen würde.
Er war er der Offizier einer solch berüchtigten Armee. Da konnte er sich eine Denkweise, wie meine, wie ein einfacher Soldat nicht leisten.
Gedankenverloren drehte ich meinen Kopf nach vorne und verbrachte die Zeit damit, die Landschaft zu betrachten. Wären wir nicht in solch einer misslichen Lage hätte ich den Moment bestimmt genießen können.
Die Sonne schickte ihre hellen Strahlen über die weite Fels und Sandlandschaft und ich genoss die vereinzelten Strahlen, die mein Gesicht streiften. Auch, wenn es noch immer ziemlich kalt war und ich bei jedem Atemzug eine kalte Wolke ausstieß, hatte der Moment etwas episches an sich.
Es würde nicht mehr lange dauern und es würde so heiß werden, dass ich mir die Kälte zurückwünschte. Ich schob meine eisigen Hände unter die abgenutzte Decke und kniff die Augen zusammen, damit meine Augen nicht anfingen, vor Kälte, an zu tränen. Ich stieß einen Seufzer aus und genoss den kurzen Moment des allein sein.
Nicht mehr lange und Lian würde aufwachen. Wir würden uns auf den Weg mache und der Moment der Stille wäre vorbei.
So saß ich da und beobachtete, wie die Sonne am Horizont immer höher und höher stieg und ihre Strahlen langsam wärmer und wärmer wurden.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top