8. Streit
8. Streit
Der nächste Tag war genauso bleiern und grau wie der Himmel über Hogwarts. Alle starrten immer noch Harry an, die Gerüchte hatten sich wie üblich in Hogwarts wie ein Lauffeuer verbreitet. Hagrid war auch nicht wieder da, so dass sie Pflege magischer Geschöpfe bei Raue-Pritsche hatten. Malfoy machte sich wie so oft über Hagrid lustig und Harry war kurz davor ihm eine reinzuhauen. So sah er zumindest aus.
Auf dem Rückweg zum Schloss trafen sie auf Luna und Ginny, die gleich Kräuterkunde in den Gewächshäusern hatten. Zur Belustigung von Lavender und Parvati, erklärte Luna Harry ihre Unterstützung, die er etwas verwirrt entgegen nahm. Emily fand es sehr nett von Luna, auch wenn Luna ein bisschen weltfremd schien.
Irgendwie hatte das auch Ernie Macmillan mitbekommen, der mit allem Pomp, den er aufbringen konnte erklärte, dass seine Familie schon immer hinter Dumbledore gestanden habe und dass nicht nur Spinner Harry unterstützen würde.
Inga, die ebenfalls in der Nähe war, kam herbei und grinste. „Harry, ich schwöre dir feierliche Gefolgschaft und dass ich dir jedes Wort glaube. Meine Familie und alle kommenden Generationen ebenfalls. Soll ich noch einen Knicks machen?“
Die Umstehenden lachten, sogar Ernie verzog widerwillig sein Gesicht zu einem Grinsen.
„Ne, mal ganz im Ernst, Harry“, sagte Inga. „Ich glaube dir wirklich und ich finds gut, dass du Umbridge die Stirn geboten hast.“
Zum ersten Mal an diesem Tag erschien ein Lächeln auf Harrys Gesicht, es bedeutete ihm wirklich etwas, das wenigstens ein paar Leute an ihn glaubten. Es blieb allerdings auch das einzige Lächeln. Um fünf verabschiedete er sich zum Nachsitzen bei Umbridge und kehrte anscheinend erst spät wieder zurück. Emily und alle anderen waren schon längst schlafen gegangen, schließlich hatten die Lehrer, auch wenn erst gerade der Anfang des Schuljahrs war, sie schon mit Aufgaben überschüttet und alle waren müde.
„Und wie war es?“, fragte Emily als sie sich am nächsten Morgen beim Frühstück trafen.
„Musste Sätze schreiben“, murmelte Harry zwischen zwei Bissen. Er sah müde aus.
„Geht ja noch“, meinte Emily leichthin. „Ich dachte sie überlegt sich was Schlimmeres.“ Sie schob seine Müdigkeit darauf, dass er wegen dem ganzen Stress einfach zu wenig schlief.
Die Woche zog sich hin, bis endlich der Freitag kam und damit für Emily der Höhepunkt der Woche. Pünktlich um fünf stand sie zwischen Katie und Fred auf dem Quidditchfeld und sah zu den hoffnungsvollen Anwärtern hin. Obwohl dieses Jahr nur die Position des Hüters frei war, hatten sich doch einige gemeldet. Die meisten stammten aus dem Jahrgang unter Emily, so dass sie die nur vom Sehen kannte. Erstaunlicherweise befand sich auch Ron unter ihnen, Emily hatte nicht damit gerechnet, dass er sich für die Mannschaft bewerben wollte, auch wenn er bei den Quidditchspielen in den Ferien immer als Hüter gespielt hatte.
„Ich begrüße euch zu den diesjährigen Auswahlspielen“, rief Angelina. „Danke, dass ihr so zahlreich erschienen seid.“ Sie nickte den Anwärtern zu. „Ihr habt alle einen Versuch euch zu beweisen. Während Fred und George mit Klatschern auf euch zielen, werden Emily und Katie versuchen ein Tor zu werfen. Ich werde das Ganze beobachten. Verstanden?“
Aus der Menge kamen einzelnes „Ja“ Stimmen und Nicken, was Angelina reichte. Sie forderte die Anwärter auf sich in der Reihe aufzustellen und ließ dann die Bälle, außer des Schnatzes, frei. Katie und Emily stiegen in die Luft, während Fred und George schon dem Klatscher – sie benutzen dieses Mal nur einen – hinter her jagten.
Die ersten Hüter machten ihre Sache recht ordentlich, auch wenn Emily und Katie oft genug leichtes Spiel hatten, schließlich waren sie trotz der langen Pause schon gut eingespielt. Einen Hüter fegte es beinahe vom Besen als er einem Klatscher auswich.
Vicky Frobisher war das einzige Mädchen, das sich für die Position machte und sie machte ihre Sache ziemlich gut. Den guten Eindruck machte sie allerdings gleich wieder kaputt als sie verkündete, dass sie dem Zauber-Klub den Vorzug geben würde, falls sich Training und Zauber-Klub überschneiden würde. Angelina sah nicht begeistert aus und wurde kurz angebunden.
Geoffrey Hooper, ein Viertklässler, war ebenfalls sehr gut, aber kaum war er gelandet, stöhnte er über alles mögliche. Katie und Emily tauschten einen Blick, beide waren nicht wirklich begeistert von ihm, obwohl er gut war. Aber der neue Hüter musste auch irgendwie ins Team passen, einen Jammerlappen konnten sie nicht gebrauchen.
Einer der letzten war endlich Ron. Immer wieder blickte er zu seinen Brüder, doch die schenkten ihm nicht mehr Beachtung als allen anderen. So fair waren sie immerhin, auch wenn sie später gestanden von Ron überrascht worden zu sein. Ron war wirklich nicht schlecht, er hielt den Quaffel ganz ordentlich, besser als sonst in den Ferien. Vielleicht hatte er ja auch noch geübt. Angelina war so semi-begeistert, aber sagte nichts, sondern kritzelte nur etwas auf ihr Klemmbrett.
Am Ende rief Angelina ihr Team zu sich. „Vicky Frobisher und Geoffrey Hooper sind am besten geflogen. Danach kommt Ron und den Rest kann man vergessen.“
Katie nickte. „Kam mir auch so vor. Obwohl ich Ron besser als Geoffrey fand.“
„Geoffrey ist ein Jammerlappen“, sagten Fred und George.
„Finde ich auch“, stimmte Emily den Weasleyzwillingen zu. „Ich glaube nicht, dass er gut ins Team passt.“
Angelina nickte. „Und Vicky hat groß mitgeteilt, dass Quidditch nicht ihre größte Priorität ist. So jemanden im Team zu haben ist auch nicht förderlich. Ich brauche Spieler, die sich tatsächlich einsetzen.“ Sie strich etwas auf ihrem Klemmbrett durch. „Auch wenn ich nicht hundertprozentig zufrieden bin, werde ich Ron als neuen Hüter nehmen.“
„Er muss nur mehr üben“, sprang Fred seinem kleinen Bruder bei. „Das wird schon.“
„Ich hoffe es.“ Angelina ging zu den anderen hinüber und verkündete die Nachricht. Ron wurde richtig rot als Angelina in zum neuen Hüter ernannte.
„Ich denke“, begann Fred.
„Eine kleine Feier wäre angebracht“, endete George. „Schließlich haben wir mit Ehre und Würde die erste Woche hinter uns gebracht.“
„Du nimmst mir die Worte aus dem Mund.“
Emily und Katie lachten hell auf. Fred und George Partys versprachen immer lustig zu sein und nach dieser schleppend langen Woche, hatten sie sich das auch verdient. Und so organisierte Emily zusammen mit Fred und George in der Küche etwas zu Essen und zu Trinken. Die Hauselfen erinnerten Emily wieder an B.ELFE.R. Hermine versuchte mit allen Mitteln die Hauselfen zu befreien, strickte ihnen sogar extra Klamotten, während Emily nichts davon hielt die Hauselfen zwangsweise freizusetzen, die meisten würden das wahrscheinlich nicht überleben. Das hatte schon für einen Streit zwischen den beiden Mädchen gesorgt, obwohl Emily sich immer noch für B.ELFE.R einsetzte.
Zu der Party tauchte auch Inga auf, Lee hatte sie noch schnell geholt. Die beiden kümmerten sich gemeinsam um die Musik, wenn sie nicht gerade am rumknutschen waren. Es versetze Emily einen komischen Stich von Eifersucht als sie die beiden sah. Leo und sie hatten nie die wirkliche Chance ihre Beziehung so frei, so offen und so ohne Sorge zu zeigen, entweder weil Leo es nicht zuließ oder aus Sorge, dass Leo etwas aufgrund ihrer Beziehung etwas geschehen würde. Das letzte Mal war bei der Party der Hufflepuffs gewesen, aber auch nur für ein Lied.
Doch sie schüttelte den Gedanken schnell wieder ab, sie war schließlich froh, dass bis jetzt alles so gut lief und es noch keine Schwierigkeiten gab. Trotzdem genoss sie den Abend, sie saß mit Leo auf den Treppenstufen und unterhielt sich. Zwischendurch legte er einen Arm um ihre Schulter, was Emily wieder besänftigte.
Harry kehrte wieder vom Nachsitzen zurück, redete kurz mit Ron und Hermine und stieg dann die Treppe zu seinem Schlafsaal hoch. Er begrüßte Emily nur kurz und entschuldigte sich dann, dass er so müde war und lieber schlafen gehen wolle. Emily sah keinen Sinn darin ihn zum Reden zu zwingen und ließ ihn ziehen.
Am nächsten Morgen waren Harry und Ron schon früh auf dem Quidditchfeld um zu üben, was Harry sicherlich ablenken würde. Währenddessen saß Emily drinnen und machte ihre Hausaufgaben, damit sie vor dem Training am Nachmittag fertig war. Sie freute sich schon auf das erste Training der Saison, es war viel zu lange her, dass sie mal richtig geflogen war. Doch das Training entpuppte sich eher als Reinfall. Die Slytherins waren zum Zuschauen gekommen und machten sich über Ron lustig, der eh schon nervös genug war. Zu allem Überfluss verpassten die Weasleyzwillinge Katie Nasenbluten, als sie ihr das falsche Ende einer ihrer Schwänzleckereien gaben.
Noch weniger heiterte ein Brief von Percy die Laune von Hermine, Ron, Harry und Emily. Im Nachhinein, sagte Emily, war es kein Wunder, dass so etwas von Percy kam. Er teilte in doch recht deutlichen Worten mit, dass es für Ron besser wäre alle Verbindungen zu Harry und Emily zu kappen. Doch Rons Antwort darauf war ebenfalls sehr deutlich: er zerriss einfach den Brief.
Irgendwann schlief Emily am Tisch ein, während Hermine den Jungen noch bei den Hausaufgaben half. Rons Reaktion auf Percys Brief hatte Hermine wieder etwas milder nach ihrem letzten Streit gemacht. Erst ein leiser Aufschrei von Hermine, riss sie aus ihrem Schlaf und sie wäre beinahe vom Stuhl geknallt.
„Was los?“, murmelte Emily und rieb sich über die Augen. Die drei anderen hatten sich vor dem Kamin versammelt und schienen gespannt in die Flammen zu starren.
„Komm schnell her.“ Hermine winkte sie eilig herbei.
„Sirius?“ Emily war schlagartig wieder hellwach. In den tanzenden Flammen steckte Sirius Kopf.
„Hallo Emily.“ Sirius grinste. „Tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe. Aber es war die einzige Möglichkeit Harrys Brief zu beantworten.“
„Du hast Sirius geschrieben?“, fragte Emily.
„Hab ich vergessen“, sagte Harry nur. „Sieh mich nicht so an, Hermine, dem Brief hätte unmöglich jemand geheime Informationen entnehmen können.“
„Wir sollten uns beeilen, nur für den Fall, dass wir gestört werden. Deine Narbe. Es ist nicht gerade lustig, wenn sie schmerzt, aber wir glauben nicht, dass man sich deswegen wirklich Sorgen machen muss. Sie hat das ganze letzte Jahr über weh getan?“, sagte Sirius.
„Ja, und Dumbledore meinte, es sei immer dann passiert, wenn Voldemort ein starkes Gefühl empfand“, sagte Harry. „Vielleicht war er einfach, ich weiß nicht, furchtbar zornig an dem Abend als ich nachsitzen musste.“
„Ja, jetzt wo er zurück ist, wird sie wohl häufiger schmerzen“, erwiderte Sirius.
Emily hatte bis jetzt schweigend zugehört, ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass Harrys Narbe wieder geschmerzt hatte. Sie hatte auch nichts von ihm gespürt, aber das hatte sie schon nicht mehr, seitdem sie jeden Abend ihre Entspannungsübungen machte um ihren Geist zu klären.
Sirius berichtete gerade, dass Remus Umbridge hasste, weil sie für ein Anti-Werwolf-Gesetz verantwortlich war, dass ihm nicht erlaubte einen Job anzunehmen. Umbridge hasste alle Halbmenschen, so schien es. „Wie sieht der Unterricht bei ihr aus? Bringt sie euch allen bei Halbblüter umzubringen?“
„Nein, sie lässt uns überhaupt nicht zaubern“, antwortete Harry.
„Sie lässt uns nur lesen, praktische Anwendung von Magie gehört nicht zu den Kurszielen“, sagte Emily. „Es gäbe ja nichts was uns da draußen angreifen würde“, äffte sie die Lehrerin nach.
„Das passt zu ihr“, meinte Sirius. „Nach unseren Informationen aus dem Ministerium will Fudge nicht, dass ihr für den Kampf ausgebildet werdet.“
„Für den Kampf ausgebildet?“, wiederholte Harry. „Was glaubt der eigentlich, was wir hier treiben, eine Art Zaubererarmee aufbauen?“
„Genau das glaubt er“, sagte Sirius. „Besser gesagt, er fürchtet, dass Dumbledore seine eigene Privatarmee aufstellt, mit der er dann das Zaubereiministerium übernehmen kann.“
„Wie dumm ist Fudge eigentlich?“ Emily schüttelte irritiert den Kopf.
„Also hält man uns davon ab, Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu lernen, weil Fudge Angst hat, wir würden gegen das Ministerium zaubern?“ Hermine klang empört.
„Ja“, sagte Sirius. „Fudge glaubt, Dumbledore wird vor nichts zurückschrecken um an die Macht zu kommen. Tag für Tag fühlt er sich stärker von Dumbledore verfolgt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er Dumbledore unter irgendeiner zusammen geschusterten Anklage verhaften lässt.“ Als er die besorgten Mienen sah, grinste er. „Wann ist euer nächstes Wochenende in Hogsmeade? Mit dieser Hundetarnung am Bahnhof sind wir doch ganz gut durchgekommen, hab ich mir überlegt. Ich dachte, ich könnte-"
„Nein“, widersprachen Harry, Emily und Hermine energisch.
„Sirius, hast du nicht den Tagespropheten gelesen?“, fragte Hermine. Der Tagesprophet hatte über Sirius angeblichen Aufenthaltsort geschrieben, sie vermuteten in nun in London, womit sie ausnahmsweise mal Recht hatten.
„Ach, das“, sagte Sirius. „Die spekulieren immer, wo ich in, im Grunde haben die keine Ahnung-"
„Schon, aber wir glauben, diesmal ist es anders. Malfoy hat im Zug etwas gesagt, was uns vermuten lässt, dass er wusste, dass du es warst“, erzählte Harry. „Also komm auf einen Fall hier hoch. Wenn Malfoy dich wieder erkennt.“
„Sirius, tu es lieber nicht“, sagte nun auch Emily. „Das ist es nicht wert. Sie würden dich sonst nur wieder nach Askaban schicken.“
„War nur ne Idee, dachte ihr würdet mich gerne mal wieder treffen.“
„Würden wir ja auch.“ Emily seufzte.
„Ich hätte gedacht ihr würdet eurem Vater mehr ähneln.“ Sirius klang enttäuscht und distanziert. „Gerade wegen des Risikos hätte es James Spaß gemacht.“
„Aber da es ging es nicht um Askaban“, sagte Emily heftig.
„Nun, ich verschwinde besser, ich kann Kreacher die Treppe runterkommen hören“, erwiderte Sirius nur. „Ich schreib euch, wann ich es noch mal ins Feuer schaffe, ja? Wenn ihr das Risiko ertragen könnt?“ Und schon war er weg.
„So ein Idiot“, murmelte Emily. „Ich meine ich kann ihn verstehen, mir würde auch die Decke auf den Kopf fallen.“
„Aber wir können nichts machen“, sagte Hermine. „Sirius will nicht auf uns hören.“
„Wenigstens können wir uns über das Feuer unterhalten“, meinte Harry und gähnte. „Ich geh schlafen, die Hausaufgaben sind mir jetzt echt egal.“ Er raffte seine Sachen zusammen und verschwand mit Ron die Treppe hinauf.
„So werden die nie fertig“, meinte Hermine nur.
***
‚MINISTERIUM STREBT AUSBILDUNGSREFORM AN: DOLORES UMBRIDGE IN DAS NEU GESCHAFFENE AMT DER GROSSINQUISTORIN BERUFEN’
„Das ging schneller als erwartet“, kommentierte Emily trocken den Artikel auf der Titelseite des Tagespropheten.
Sie alle saßen gerade beim Frühstück als eine Eule Hermine die Zeitung brachte. Die riesigen Lettern waren nicht zu übersehen und überall an den Tischen wisperten die ersten aufgeregt über den Artikel.
„Ich hätte gedacht die brauchen länger, bis sie Umbridge die Gewalt über die Schule geben.“ Emily hatte bereits die ersten Zeilen des Artikels überflogen und das reichte schon aus um das Schlimmste zu wissen.
„In einem überraschenden Schritt hat das Zaubereiministerium gestern Abend ein neues Gesetz verabschiedet, das ihm ein beispielloses Maß an Verfügungsgewalt über die Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei gewährt“, las Hermine vor.
„Die haben auch nie etwas vom Grundsatz der freien Bildung gehört, oder?“, sagte Inga, die dieses Mal mit bei den Gryffindors saß. „Die wollen uns alle zu kleinen Ministeriumsanhängern erziehen.“ Sie schüttelte den Kopf.
„Es wird nicht besser“, sagte Hermine. „Umbridge kann dem Minister aus der unmittelbaren Praxis berichten was wirklich in Hogwarts vor sich geht.“
„Sie wird also direkt berichten was hier passiert und ich wette, dass es nichts mit dem Unterricht zu tun hat“, sagte Leo.
Weiterhin hatte Umbridge als Großinquisitorin das Recht, den Unterricht der anderen Lehrer zu kontrollieren, so hieß es in dem Artikel, in dem auch Percy Weasley zu Wort kam. Außerdem wurde Remus als zweifelhafte Wahl für den Lehrerposten genannt.
„Das ist ungeheuerlich.“ Hermine knüllte die Zeitung zusammen. „Aber jetzt wissen wir warum wir Umbridge vorgesetzt bekommen haben. Fudge hat einfach seinen Ausbildungserlass durchgepaukt.“
„Er musste einfach nur die richtigen Leute auf seiner Seite haben“, erwiderte Leo bitter. „Da geht es nicht mehr um die richtigen Inhalte.“
Umbridge schien sich direkt an die Arbeit zu machen, denn noch in der gleichen Woche folgten Kontrollbesuche bei McGonagall, Babbling und Raue-Pritsche. Außerdem berichteten Harry und Ron noch, dass Umbridge bei Trelawney gewesen war. McGonagall ließ sich nicht im geringsten von Umbridge stören, sehr zur Belustigung der Schüler. Babbling und Raue-Pritsche lobten Dumbledore, was Umbridge gar nicht gefallen zu schien. Dafür biss sie sich an Hagrid fest, aber das war auch kein Wunder, wenn man ihren Hass gegenüber Halbmenschen betrachtete.
Harry landete wieder mal beim Nachsitzen bei Umbridge und dieses Mal erfuhr Emily, dass er nicht nur Sätze schreiben musste.
„Ich hasse diese Frau.“ Emily haute ihre Faust auf den Tisch, so fest, dass beinahe die Schale mit Murtlap-Essenz, in die Harry seine verletzte Hand hielt, herunter gefallen wäre. „Das ist Körperverletzung.“ Harry war gerade vom Nachsitzen zurück gekehrt und nun saßen sie zu viert in einer Ecke des Gemeinschaftsraumes.
„Ich denk immer noch, dass du dich darüber beschweren solltest“, sagte Ron.
„Nein“, sagte Harry entschieden.
„Natürlich“, widersprach Emily ebenso heftig. „Willst du das noch mal über dich ergehen lassen? Ich glaube nämlich nicht, dass du in Zukunft bei ihr die Klappe halten wirst.“
„Wie lange würde es wohl dauern, bis Umbridge einen neuen Erlass durchkriegt, wonach jeder, der sich über die Großinquisitorin beschwert, sofort rausgeworfen wird?“
Emily und Ron blieben ihm die Antwort darauf schuldig.
„Sie ist eine furchtbare Frau“, sagte Hermine. „Wir müssen etwas unternehmen.“
„Ich hab Gift vorgeschlagen“, erwiderte Ron.
„Ich wäre auch dafür.“ Emily nickte.
„Nein, es geht darum, was für eine miserable Lehrerin sie ist und dass wir bei ihr überhaupt keine Verteidigung lernen.“ Hermine sah sich vorsichtig um und senkte die Stimme. „Wisst ihr, ich hab mir heute überlegt, vielleicht ist die Zeit reif, dass wir es einfach selber in die Hand nehmen.“
„Was selber in die Hand nehmen?“, fragte Harry.
„Nun – Verteidigung gegen die Dunklen Künste selber lernen“, antwortete Hermine. „Das ist viel wichtiger als Hausaufgaben, sieh mich nicht so an, Ron.“
„Es schadet bestimmt nicht, wenn wir uns auf das vorbereiten was uns draußen erwartete“, sagte Emily nachdenklich. „Aber so viel können wir auch Büchern auch nicht lernen.“
„Wir brauchen einen Lehrer“, meinte Hermine. „Einen richtigen Lehrer, der uns alles zeigt.“
Emily grinste. „Ich wüsste da wen.“
„Wenn du Lupin meinst“, sagte Harry.
„Nein, du Dummkopf“, sagte Emily mit einem Lachen. „Ich meine dich.“
„Ich?“
„Das ist eine Idee“, stimmte Ron zu.
„Aber Hermine hat mich bei jeder Prüfung geschlagen…“
„Bis auf die Prüfung im dritten Jahr, wo wir einen Lehrer hatten, der das Fach tatsächlich beherrschte“, sagte Hermine. „Aber ich rede nicht von Prüfungsergebnissen. Überleg doch mal was du getan hast.“
„Was meinst du?“
„Überlegen wir mal“, sagte Ron grinsend. „Erstes Jahr, du hast den Stein der Weisen vor Du-Weißt-Schon-Wem gerettet. Zweites Jahr hast du den Basilisken getötet und Riddle vernichtet.“
„Das war Glück und wenn Fawkes damals nicht aufgetaucht wäre…“
„Dann haben wir Sirius gerettet und die Dementoren vertrieben“, übernahm Emily.
„Da warst du dabei“, protestierte Harry.
„Mindert nicht weniger deine Leistung.“ Emily war unbeindruckt vom Einwand ihres Bruders. „Letztes Jahr hast du Voldemort schon wieder abgewehrt.“
„Hört mir mal zu“, rief Harry fast schon zornig. „Klingt großartig, wenn ihr das alles so herunter betet, aber all das war nur Glück- meistens hatte ich keine Ahnung was ich tat. Ich habe nichts davon geplant, ich hab nur getan was mir gerade einfiel und ich hatte fast immer Hilfe.“
„Harry“, sagte Emily warnend, doch er schien sie nicht zu hören.
„Jetzt sitzt nicht da und grinst, als ob ihr besser wüsstest als ich, ich war immerhin dabei, oder?“, sagte Harry. „Ich weiß, was los war, oder? Ich hatte keine Ahnung was ich tat. Ihr habt keine Ahnung wie es ist. Ihr alle drei, ihr musstet ihm nie gegenübertreten, oder? Ihr glaubt, es geht nur darum, ein paar Flüche auswendig zu lernen und sie ihm an den Hals zu schleudern, wie im Unterricht vielleicht? Die ganze Zeit weißt du genau, dass es nichts zwischen dir und dem Sterben gibt außer deinem eigenen Gehirn oder Mumm oder was auch immer; als ob du klar denken könntest, wenn du weißt, dass du in einer Nanosekunde ermordet oder gefoltert wirst oder zusiehst, wie deine eigenen Freunde sterben – im ganzen Unterricht hat man uns nie beigebracht, wie es ist, mit solchen Dingen fertig zu werden – und ihr drei sitzt da und tut so, als ob ich ein schlauer kleiner Bursche wäre, der hier steht und überlebt hat, als ob Diggory dumm gewesen wär, als ob er zu blöd gewesen wär, ihr kapierts einfach nicht, mir hätte es genauso gehen können-"
„Kannst du bitte mal aufhören uns alle so anzufahren?“, sagte Emily inzwischen nicht weniger wütend. Das Verhalten von Harry ging ihr schon länger auf den Keks und jetzt fand sich ein Ventil für alles. „Du vergisst, dass wir dir immer geholfen haben. Ich stand neben dir als du Voldemort im ersten Jahr gegenüber standest. Ich habe genauso wie du gesehen wie Voldemort zurück kam und ich kriege diese Bilder genauso wenig aus meinem Kopf.
Ist dir vielleicht schon mal eingefallen, dass du nicht der einzige bist? Du bist nicht der einzige, der Voldemort schon mal gegenübergestanden hat. Frag den Orden, die meisten von ihnen haben Voldemort gesehen, sogar gegen ihn gekämpft. Sie haben ihre Freunde an ihn verloren, sie haben sie genauso sterben gesehen, wie du Diggory.
Du hättest mit ihnen reden sollen, vielleicht hätten sie dir irgendwie helfen können, anstatt das du dich in dein Schneckenhaus verziehst und dich weigerst mit irgendjemanden über das zu reden was passiert ist. Natürlich haben wir keine Ahnung, wie es ist Voldemort gegenüber zu stehen, woher auch?
Und weißt du was? Du bist mir in den Ferien echt auf den Keks gegangen. Ich hatte Mitleid mit dir, ich wollte dir helfen, es dir leichter machen, aber nein, du wolltest es ja nicht. Du hast dich lieber in deinem selbstgerechten Zorn verborgen. Und ist dir vielleicht schon mal die Idee gekommen, dass es einen guten Grund gab, dass wir keine Informationen bekommen haben? Ich fand es auch nicht lustig, ich will es genauso sehr wie du wissen, aber wir sind im Krieg und wenn Informationen an den falschen geraten, können wir alle am Ende tot sein. Und du bist nun mal leider derjenige mit der Verbindung zu Voldemort. Wir können es nun mal nicht ändern.“
Emilys Brust hob und senkte sich rapide. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie in ihrem Ärger aufgestanden war und ihr Stuhl zu Boden gefallen war. Ihre Hände hatten sie zu Fäusten geballt und auf ihren Wangen bildeten sich rote Flecken. Hermine, Harry und Ron starrten sie ungläubig an, es war sehr lange her, dass sich ihr Temperament so gezeigt hatte.
Ohne ein weiteres Wort drehte sich Emily um und lief die Treppe hinauf in ihren Schlafsaal. Die meisten ihrer Worte waren überspitzt, falsch und anklagend und sie war nicht besser als Harry in seiner Wut, doch es fühlte sich einfach zu gut an, sich endlich alles von der Brust geredet zu haben, so dass es ihr im Moment einfach egal war.
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