7. Umbridge

7. Umbridge

Leo war schweigsam als er ins Abteil zu Emily und den anderen zurückkehrte und Emily wagte es auch nicht nachzufragen was passiert war. Doch er war unverletzt, was Emily fürs Erste beruhigte.

Der Rest der Bahnfahrt verlief ohne weitere Zwischenfälle und bald waren sie auch schon an der Station in Hogsmeade angekommen. Auf dem Bahnsteig herrschte das übliche Chaos, doch dieses Mal fehlte die imposante Figur von Hagrid, die Erstklässler wurden von Professor Raue-Pritsche empfangen.

Emily erwischte eine Kutsche zusammen mit Inga, Lee, Leo und den Weasleyzwillingen, während Harry irgendwo in der Menge mit Ron und Hermine verschwand. Die Kutschen, die wie immer von den Thestralen gezogen wurden, fuhren ruckelnd zur Schule hinauf und kamen vor dem Eingang schwankend zum Stehen. Gemeinsam hasteten sie die Treppen hinauf, es war inzwischen empfindlich kalt draußen geworden und gingen in die Große Halle, die hell erleuchtet und warm war.

Während Inga zum Hufflepufftisch ging, setzten sich die anderen an den Tisch der Gryffindors, wo Emily auch wieder auf Harry, Ron, Hermine und Neville traf. Rundherum begrüßten sich lautstark die Schüler, tauschten Neuigkeiten und Gerüchte aus und plapperten aufgeregt. 

Die alten Steinmauern strahlten eine Wärme und Gemütlichkeit aus, die mit keinem anderen Ort der Welt, höchstens vielleicht mit dem Fuchsbau, vergleichbar war. Emily überkam ein seltenes Gefühl des Angekommenseins, sie war wieder zurück in ihrem Zuhause, das einzige, das sie kannte.

Emily ließ den Blick durch die Halle wandern, über bekannte Gesichter und dann hin zum Lehrertisch, an dem immer noch Hagrid fehlte und wo eine unbekannte Lehrerin saß. Sie hatte etwas Krötenartiges an mit ihren hervorquellenden Augen. Der Eindruck wurde auch nicht durch die rosafarbene Strickjacke und den pinken Haarreifen gemildert.

„Das ist diese Umbridge“, sagte Harry. „Die war bei meiner Anhörung, sie arbeitet für Fudge.“

„Hübsche Strickjacke“, sagte Ron grinsend.

„Sie arbeitet für Fudge?“, wiederholte Hermine.

„Wieso gibt sie ihren Posten im Ministerium auf, um hier zu arbeiten?“, fragte Emily. „Ich meine, sie sieht nicht unbedingt aus als wäre das hier ihr Traumjob.“

Auf Umbridges Gesicht lag zwar ein Lächeln als sie die Schüler beobachtete, aber es war ein süßes, falsches Lächeln. Emily fand es abstoßend. Das nächste Jahr Verteidigung gegen die Dunklen Künste, der einzig offene Posten und der Grund warum jemand Neues da war, würde bestimmt fürchterlich werden.

Die riesige Tür öffnete sich und das Stimmengewirr wurde leiser, als Professor McGonagall die Erstklässler in die Halle öffnete. Zwischen Podium und den Haustischen stellte sie einen Stuhl hin, auf dem der Sprechende Hut lag. Ein Riss in der Hutkrempe öffnete sich und der Hut begann zu singen:

In alter Zeit, als ich noch neu,

Hogwarts am Anfang stand,

Die Gründer unsrer noblen Schule

noch einte ein enges Band.

Sie hatten ein gemeinsam’ Ziel,

Sie hatten ein Bestreben:

Die beste Zauberschule der Welt,

Und Wissen weitergeben.

"Zusammen wollen wir bau’n und lehr’n!"

Das nahmen die Freunde sich vor.

Und niemals hätten die vier geahnt,

Dass ihre Freundschaft sich verlor.

Gab es so gute Freunde noch

Wie Slytherin und Gryffindor?

Es sei denn jenes zweite Paar

Aus Hufflepuff und Ravenclaw?

Weshalb ging dann dies alles schief,

Hielt diese Freundschaft nicht?

Nun, ich war dort und ich erzähl

Die traurige Geschicht’.

Sagt Slytherin: »Wir lehr’n nur die

Mit reinstem Blut der Ahnen.«

Sagt Ravenclaw: »Wir aber lehr’n,

Wo Klugheit ist in Bahnen.«

Sagt Gryffindor: »Wir lehr’n all die,

Die Mut im Namen haben.«

Sagt Hufflepuff: »Ich nehm sie all’

Ohne Ansehen ihrer Gaben.«

Am Anfang gab es wenig Streit

Nur Unterschiede viele,

Denn jeder der vier Gründer hatte

Ein Haus für seine Ziele.

Sie holten sich, wer da gefiel;

So Slytherin nahm auf,

Wer Zauberer reinen Blutes war

Und listig obendrauf.

Und nur wer hellsten Kopfes war,

Der kam zu Ravenclaw.

Die Mutigsten und Kühnsten doch

Zum tapferen Gryffindor.

Den Rest nahm auf die Hufflepuff,

Tat allen kund ihr Wissen,

So standen die Häuser und die Gründer denn

In Freundschaft, nicht zerrissen.

In Hogwarts herrschte Friede nun

In manchen glücklichen Jahren,

Doch bald kam hässliche Zwietracht auf,

Aus Schwächen und Fehlern entfahren.

Die Häuser, die vier Säulen gleich

Einst unsre Schule getragen,

Sie sahen sich jetzt als Feinde an,

Wollten herrschen in diesen Tagen.

Nun sah es so aus, als sollte der Schule

Ein frühes Ende sein.

Durch allzu viele Duelle und Kämpfe

Und Stiche der Freunde allein.

Und schließlich brach ein Morgen an,

Da Slytherin ging hinfort.

Und obwohl der Kampf nun verloschen war,

Gab’s keinen Frieden dort.

Und nie, seit unsere Gründer vier

Gestutzt auf dreie waren,

Hat Eintracht unter den Häusern geherrscht,

Die sie doch sollten bewahren.

Nun hört gut zu dem Sprechenden Hut,

Ihr wisst, was euch beschieden:

Ich verteil euch auf die Häuser hier,

Wie’s mir bestimmt ist hienieden.

Ja, lauscht nur meinem Liede gut,

Dies Jahr werd ich weitergehen:

Zu trennen euch bin ich verdammt,

Doch könnt man’s als Fehler sehen.

Zwar muss ich meine Pflicht erfüllen

Und jeden Jahrgang teilen.

Doch wird nicht bald durch diese Tat

Das Ende uns ereilen?

Oh, seht das Verderben und deutet die Zeichen,

Die aus der Geschichte erstehen.

Denn unsere Schule ist in Gefahr,

Sie mag durch äußere Feinde vergehen.

Wir müssen uns stets in Hogwarts vereinen

Oder werden zerfallen von innen.

Ich hab’s euch gesagt, ich habe gewarnt …

Lasst die Auswahl nun beginnen.

Beifall ertönte, heftig und laut, dennoch mischten sich die ersten aufgeregten Stimmen darunter. Sie alle sprachen über das sonderbare Lied des Hutes, das so viel länger war als sonst. Niemals zuvor hatte der Hut eine Warnung ausgesprochen und die Schule ermahnt. Für Emily ein weiterer Beweis für die Zeiten, in denen sie jetzt lebten.

Trotz des Liedes lief die Einteilung wie in den all Jahren zuvor auch und am Ende erhob sich Professor Dumbledore. „An unsere Neuen, willkommen! An unsere alten Hasen, willkommen zurück! Es gibt eine Zeit um Reden zu halten, aber dies ist sie nicht. Haut rein.“

Viele lachten und klatschten Beifall, bevor sich alle über das Festessen hermachten als ob sie seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen hatten. Beim Essen erfuhren sie vom Hausgeist, dem Fast Kopflosen Nick, dass der Hut nur Warnungen aussprach, wenn er glaubte, dass die Schule in Gefahr war. Schließlich lebte er in Dumbledores Büro und bekam daher ziemlich viel mit. Ron und Hermine kabbelten sich zwischendurch immer wieder, was Emily aber nicht groß störte, es gehörte fast schon dazu.

Am Ende des Essens, erhob sich Dumbledore erneut und die Gespräche verstummten erneut. „Nun, jetzt da wir alle ein weiteres herrliches Festessen verdauen, bitte ich für einige Momente um eure Aufmerksamkeit.“ Er gab die üblichen Hinweise auf Filchs ominöse Liste der verbotenen Gegenstände, die eh keinen interessierte und stellte Raue-Pritsche als Vertretung für Hagrid vor und Umbridge als die neue Lehrerin für Verteidigung gegen die Dunklen Künste vor. Für die beiden gab es nur einen höflichen Applaus. Dumbledore wollte schon zu den Auswahlspielen für die Quidditchteams übergehen, die dieses Jahr endlich wieder stattfanden, doch Umbridge erhob sich und unterbrach den Schulleiter. Dumbledore war der Einzige der Lehrer, der noch einigermaßen seine Überraschung verbergen konnte, den anderen Lehrern erging es nicht so gut, genauso wie den Schülern.

„Danke, Direktor“, sagte Umbridge geziert. „für diese freundlichen Willkommensworte.“ Sie räusperte sich kurz. „Nun, es ist wunderbar, wieder in Hogwarts zu sein, muss ich sagen. Und solch glückliche Gesichter zu mir aufblicken zu sehen!“

Emily schnaubte. In der Halle war kein einziges glückliches Gesicht zu sehen.

„Ich freue mich sehr darauf, Sie alle kennen zu lernen und ich bin mir sicher, wir werden sicher gute Freunde werden.“

„Nein, danke“, murmelte Emily. „Ich glaube da freunde ich mich lieber mit Snape an. Der ist wenigstens nicht so pink.“

„Er war es aber mal“, flüsterte Leo und beide brachen in haltloses Gelächter aus. Hermine warf ihnen einen bösen Blick zu, doch die beiden stopften sich den Ärmel in den Mund und lachten weiter.

„Das Zaubereiministerium hat der Ausbildung junger Hexen und Zauberer immer die größte Bedeutung beigemessen.“ Umbridges Stimme klang als ob sie den Text auswendig gelernt hatte. „Die seltenen Gaben, die Sie von Geburt an besitzen, könnten verkümmern, wenn wir sie nicht durch sorgfältige Anleitung fördern und hegen würden. Die uralten Fähigkeiten, die der Gemeinschaft der Zauberer vorbehalten sind, müssen von Generation zu Generation weitergegeben werden, wenn wir sie nicht für immer verlieren wollen.“

„Das erinnert mich ein bisschen zu sehr an den ganzen Reinblutquatsch“, sagte Leo plötzlich wieder ernst. „Von wegen Zauberer sind besser als Muggel.“

Insgeheim musste Emily ihm Recht geben, inzwischen hörte sie aufmerksam Umbridge zu.

„Der Schatz des magischen Wissens, den unsere Vorfahren zusammengetragen haben, muss bewahrt, erweitert und vertieft werden von jenen, die zum ehrenvollen Dienst des Lehrers berufen sind.“ Falls Umbridge sich bei ihren Kollegen einschmeicheln wollte, es klappte auf jeden Fall nicht. Die Mienen der anderen Lehrer wurden noch finsterer.

„Jeder Leiter dieser Schule hat etwas Neues zu der schweren Aufgabe beigetragen, diese geschichtsträchtige Schule zu führen, und das ist auch gut so, denn ohne Fortschritt treten Stillstand und Verfall ein“, sagte Umbridge immer wieder unterbrochen von ihrem leisen Chrm, chrm. „Und doch dem Fortschritt um des Fortschritt willen eine Absage erteilt werden, denn häufig bedürfen unsere erprobten und bewährten Traditionen nicht des Herumstümperns. Ein Gleichgewicht also zwischen Altem und Neuem, zwischen Dauer und Wandel, zwischen Tradition und Innovation, weil manche Änderungen zum Besseren ausschlagen, während andere im Urteil der Geschichte sich als Fehlentscheidungen erweisen werden.“

Emily fiel es immer schwerer Umbridge zuzuhören, ihre Stimme war so dröge und einschläfernd. Doch sie zwang sich im Gegensatz zu vielen anderen weiter zu lauschen. Die meisten der anderen Schüler unterhielten sich leise und erhielten nur irgendwie den Anschein aufrecht zuzuhören. Hermine und die Lehrer hörten konzentriert zu, die meisten hatten die Stirn gerunzelt als seien sie mit Umbridges Worten nicht einverstanden.

„Desgleichen werden manche alten Gewöhnheiten bewahrt werden, und das ganz zu Recht, während andere, veraltet und überholt, aufgegeben werden müssen. Gehen wir also voran in eine neue Ära der Offenheit, der Effizienz und der Verantwortlichkeit, bestrebt das zu bewahren, was bewahrenswert ist, zu vervollkommnen, was vervollkommnet werden  muss, und zu säubern, wo wir Verhaltensweisen finden, die verboten gehören.“

Dumbledore war der erste der klatschte, als Umbridge sich setzte, die Lehrer stimmten nur langsam mit ein und die meisten Schüler waren zu überrascht vom plötzlichen Ende der Rede, dass sie gar nicht klatschten.

„Dieses Jahr wird echt heiter werden“, sagte Emily mit düsterer Miene. „Das erklärt auch warum Fudge einer seiner Mitarbeiterinnen schickt.“

„Echt?“, fragte Harry.

„Die Rede war aufschlussreich“, sagte Hermine. „Sie hat vieles erklärt.“

„Aber das war doch nur Geschwafel“, meinte Ron.

„In dem Geschwafel waren einige wichtige Hinweise versteckt“, erklärte Hermine grimmig.

„Was soll das heißen?“ Ron und Harry sahen ratlos aus.

„Kurz und knapp: das Ministerium wird sich in Hogwarts einmischen“, übernahm Emily. „Ich glaube nicht, dass wir dieses Jahr viel Nützliches lernen werden, nicht wenn Fudge glaubt, dass wir Verteidigung gar nicht brauchen.“

Inzwischen hatte Dumbledore das Fest aufgelöst und alle standen auf und machten sich bereit um die Halle zu verlassen. Hermine und Ron verschwanden um die Erstklässler nach oben in den Turm zu bringen. Harry tauchte in der Menge ab, Emily hatte nur bemerkt, dass ihn andere Schüler anstarrten und wisperten. Auch sie hatten ihren Anteil an neugierigen Blicken abbekommen, aber sie versuchte sie so gut es ging zu ignorieren.

Inga schob sich mit Hilfe ihrer Ellenbogen durch die Menge zu Neville, Leo und Emily. „Heute Abend wieder Party. Ich erwarte euch.“ Schon war sie wieder verschwunden.

„Die habe ich ganz vergessen.“ Emily sah zu den beiden anderen. „Aber wir gehen schon hin, oder?“

„Ich würde sagen ja“, antwortete Leo.

Neville zuckte mit den Schultern. „Warum auch nicht? Letztes Mal war es ja auch ganz lustig.“

Nachdem sie sich alle frisch gemacht hatten, trafen sie sich im Gemeinschaftsraum wieder. Fred und George, sowie Angelina, Lee und Katie waren ebenfalls da und wollten sich gerade auf den Weg machen. Ganz wie letztes Jahr machten sie sich gemeinsam auf den Weg, erst im Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs trennten sich ihre Wege. George machte sich auf die Suche nach Tamsin, Katie suchte ihren Freund, Angelina und Fred verschwanden auf der Tanzfläche.

Inga kam herbei, drückte Lee einen Kuss auf den Mund und zog ihn dann auch auf die Tanzfläche, die in der Mitte des Raums entstanden war.

„Lass uns was zu trinken holen“, brüllte Emily über die dröhnende Musik hinweg.

Neville und Leo nickten dankbar, beide sahen nicht so aus als hätten sie groß Lust zu tanzen. An der improvisierten Bar trafen sie auf Hannah und Susan, die sich gerade Butterbier holten. Die fünf machten es sich in einer Ecke bequem und beobachteten fürs erste lieber die vielen Leute, die sich auf der Tanzfläche drängten. Wenig später stießen Su Li und Lisa Turpin, die sich gut mit Susan verstanden, dazu. Die beiden Mädchen waren in Ravenclaw. Zu Emilys Erleichterung warfen sie ihr keine komischen Blicke zu oder wollten etwas über Harry wissen, was ihnen schon mal sehr viele Pluspunkte einbrachte.

Einige Butterbiere später tauchte Inga auch wieder auf und überredete Emily mit tanzen zu kommen. Wenn auch etwas widerwillig, folgte Emily ihrer Freundin, doch bald fand sie Spaß daran einfach zu der Musik herumzuhüpfen. Ein großes Tanztalent hatte sie dennoch nicht.

Viel zu schnell kam das letzte Lied des Abends, ein langsames Lied von den Schwestern des Schicksals, das auch am Yule Ball gespielt wurde. Für dieses eine Lied ließ sich auch Leo überreden und Emily schlang die Arme um seine Hüften, denn sie war zu klein um sie um seinen Hals zu legen, ohne dass sie sich die Arme verrenkte. Leo zog sie dafür näher an sich und sie tanzten langsam ohne eine wirkliche Schrittfolge.

Es war selten, dass sie in der Öffentlichkeit zeigten, wie sehr sie miteinander verbunden waren und Emily genoss es. Sonst war Leo immer viel zu sehr darauf bedacht, dass alles vor seiner Familie zu verbergen, aber er hatte es auch nie gelernt, dass man Gefühle auch zeigen durfte.

Erst als das Lied endete und irgendjemand das Ende der Party ausrief, lösten sich die beiden. Leo gab ihr einen Kuss auf die Stirn und gemeinsam schlenderten sie zurück zum Gryffindorturm.

***

Das Frühstück am nächsten Morgen verlief relativ ruhig. Angelina tauchte auf und teilte Emily und Harry mit, dass sie die beiden zu den Auswahlspielen am Freitag erwartete, nachdem Oliver jetzt weg war, brauchten sie einen neuen Hüter. Fred und George warnten sie vor den ZAGs am Ende des Jahres, doch noch wollte Emily überhaupt nicht an irgendwelche Prüfungen denken, ganz im Gegensatz zu Hermine.

McGonagall verteilte die Stundenpläne und die Fünftklässler von Gryffindor stöhnten kollektiv auf. Sie hatten alle schlimmen Lehrer, Binns, Snape und Umbridge an einem Tag. Binns war genauso langweilig wie vor den Ferien und Emily kritzelte noch ein paar Wörter auf ihren Bogen Pergament, dann entkam sie auch nicht der Macht von Binns Stimme und döste vor sich hin, genauso wie der Rest der Klasse auch.

Snape hatte sich auch nicht verändert, er hackte auf den Gryffindors herum, jagte Angst und Schrecken ein und bevorzugte die Slytherins, mit denen sie immer noch Unterricht hatten. Nach dem Mittagessen war Emily heilfroh, dass sie mit Inga und Hermine zu Alte Runen gehen konnte, während Harry und Ron hoch zu Trelawney mussten.

Alte Runen war die reinste Erholung im Gegensatz zu Verteidigung gegen die Dunklen Künste, was sie danach hatten.  

Umbridge saß bereits am Lehrerpult, immer noch in der rosa Strickjacke, während die Klasse leise den Raum betrat und sich jeder einen Platz suchte. Neville, Emily und Leo ergattern einen der Plätze weiter hinten im Raum.

„Nun, einen guten Tag“, sagte Umbridge.

„Guten Tag“, kam es leise zurück.

„Tss, tss“, machte Umbridge. „Das reicht aber nicht, oder? Ich möchte doch bitten, dass Sie ‚Guten Tag, Professor Umbridge’ antworten. Noch einmal, bitte. Guten Tag, Klasse.“

„Guten Tag, Professor Umbridge.“

„Wie alt sind wir? Sechs?“, murmelte Emily.

„Schon besser.“ Umbridges Stimme war zuckersüß, aber genauso falsch wie ihr Lächeln. „Das ist nicht allzu schwer, nicht wahr? Zauberstäbe weg und Federn raus, bitte.“

Stöhnend kramten die Schüler in ihren Taschen, das versprach keine interessante Stunde zu werden. Währenddessen klopfte Umbridge gegen die Tafel, sofort erschienen Wörter darauf:

‚Verteidigung gegen die Dunklen Künste: Eine Rückkehr zu den Grundprinzipien’

„Nun denn, Ihr Unterricht in diesem Fach war doch einigermaßen unstet und bruchstückhaft, nicht wahr?“, stellte Professor Umbridge fest und wandte sich mit ordentlich gefalteten Händen der Klasse zu. „Der ständige Wechsel der Lehrer, von denen einige offenbar keinem vom Ministerium anerkannten Lehrplan gefolgt sind, hat leider dazu geführt, dass Sie weit unter dem Niveau sind, das wir in Ihrem ZAG-Jahr erwarten würden. Sie werden sich jedoch freuen zu erfahren, dass diese Probleme nun behoben werden sollen. Wir werden in diesem Jahr einen sorgfältig strukturierten, theoriezentrierten, vom Ministerium anerkannten Kurs durchführen. Schreiben Sie bitte Folgendes ab.“

„Ich höre nur Theorie und hab schon keinen Bock mehr“, flüsterte Emily, was ihr einen strengen Blick von Umbridge einbrachte.

Auf der Tafel erschienen neue Wörter. ‚Ziele des Kurses’ stand dort nun.

‚1. Verständnis der Grundprinzipien defensiver Magie.

 2. Erkennen von Situationen, in denen defensive Magie auf rechtlicher Grundlage eingesetzt werden kann.

 3. Den Gebrauch defensiver Magie in einem Zusammenhang mit praktischem Nutzen stellen.’

Nachdem alle den Text abgeschrieben hatten, wies Umbridge sie an das Lehrbuch aufzuschlagen und das erste Kapitel zu lesen. Der Text war so langweilig und nichtssagend, dass Emily am liebsten den Kopf auf die Tischplatte knallen und schlafen würde. Den meisten anderen ging es genauso, doch schnell hatte sich eine bessere Beschäftigung gefunden.

Hermine war die Einzige, die das Buch nicht aufgeschlagen hatte, sondern stur zu Umbridge schaute und den Arm in den Luft gereckt hatte. Umbridge vermied es allerdings genauso stur Hermine anzusehen, irgendwann konnte sie Hermine allerdings nicht mehr ignorieren und rief sie auf. „Wollten Sie eine Frage zu dem Kapitel stellen, meine Liebe?“

„Ich möchte eine Auskunft über Ihre Kursziele.“

„Und Ihr Name ist?“

„Hermine Granger.“

„Nun, Miss Granger, ich denke die Kursziele sind vollkommen klar, wenn Sie sie sorgfältig durchlesen“, sagte Umbridge liebenswürdig.

„Mir sind sie auch nicht klar“, meldete sich Emily zu Wort. Umbridge hatte so viel von Theorie geredet, aber niemals gesagt, dass sie auch lernen würden wie man Zauber anwendete.

„Die Schüler und Schülerinnen heben die Hand, wenn sie in meinem Unterricht zu sprechen wünschen, Miss-"

Emily war sehr versucht zu antworten, dass Umbridge doch sicherlich wüsste wer sie war, doch sie verkniff es sich. „Potter.“ Es war das erste Mal, dass sie sich mit ihrem richtigen Nachnamen vorstellte und sie musste schon ein bisschen grinsen.

Umbridges Augen verengten sich kurz, doch schnell setzte sie wieder ein Lächeln auf.

„In den Kurszielen steht nichts davon, wie man defensive Zauber einsetzt“, sagte Hermine.

„Defensive Zauber einsetzt?“, wiederholte Umbridge während der Rest kritisch die Worte auf der Tafel betrachtete. „Nun aber, ich kann mir nicht vorstellen, dass in meinem Klassenzauber eine Situation eintreten könnte, die es erforderte, dass Sie einen defensiven Zauber einsetzen. Sie erwarten doch nicht ernsthaft im Unterricht angegriffen zu werden?“

„Wir gebrauchen keine Magie?“, sagte Ron entsetzt und musste sich die gleiche Belehrung wie Emily anhören.

„Ist nicht der Sinn dieses Unterrichts, dass wir die Zauber auch üben? Wie sollen wir uns sonst verteidigen?“, fragte Emily.

„Sind Sie eine vom Ministerium geschulte Ausbildungsexpertin, Miss Potter?“ Umbridges Stimme behielt ihren liebenswürdigen Ton.

„Nein.“ Sie aber noch auch nicht, setzte Emily in Gedanken hinzu.

„Dann sind Sie auch nicht qualifiziert zu entscheiden, was der Sinn dieses Unterrichts ist“, sagte Umbridge. „Sie werden auf sichere, risikofreie Weise etwas über defensive Zauber lernen-"

„Was nützt uns das?“, mischte sich Harry ein. „Wenn wir angegriffen werden, wird das nicht-"

„Melden, Mr Potter“, flötete Umbridge. Inzwischen hatten sich auch die anderen gemeldet und fragten nach. Doch Umbridge ließ sich in ihrer Ansicht nicht beirren, beleidigte sogar Remus, was Emily ziemlich auf die Barrikaden brachte und ließ kein gutes Haar an Moody (der war zwar nicht der Echte und ziemlich wahnsinnig war, aber das änderte merkwürdigerweise nichts daran, dass sie viel gelernt hatten). Wenn sie nur genug Theorie lernten, dann würden sie auch den praktischen Teil der ZAG-Prüfungen schaffen, versicherte Umbridge ihnen.

„Und was wird uns die Theorie in der wirklichen Welt nützen?“, fragte Harry, die Hand dieses Mal in der Luft.

„Wir sind hier in der Schule, Mr Potter, nicht in der wirklichen Welt“, antwortete Umbridge.

„Demnach sollen wir auf gar nichts vorbereitet sein, was uns dort draußen erwartet?“

„Dort draußen erwartet Sie nichts.“

Emily schnaubte. Man merkte, dass Umbridge aus dem Ministerium kam und eine Untergebene von Fudge war, nur so eine konnte so hartnäckig leugnen, dass dort draußen ein Krieg lauerte.

„Wer glauben Sie denn, will Kinder wie Sie angreifen?“

„Vielleicht…. Lord Voldemort.“

Stille folgte auf Harrys Worte und alle starrten ihn an, weil der Namen ausgesprochen hatte. Nur wenige reagierten nicht darauf, Umbridge unter ihnen.

„Zehn Punkte Abzug für Gryffindor, Mr Potter“, sagte Umbridge langsam. „Man hat Ihnen gesagt, dass ein gewisser schwarzer Magier von den Toten zurückgekehrt sei. Das ist eine Lüge.“

„Das ist keine Lüge“, erwiderte Harry. Emily konnte ihm den Ärgern ansehen und es bedeutete nichts gutes, vor allem weil Harry schon die ganze Zeit so leicht reizbar war. „Ich hab ihn gesehen, ich hab mit ihm gekämpft.“

Dieser Satz brachte ihm Nachsitzen mit Umbridge ein, die alle anfuhr mit ihrer Lektüre fortzufahren.

Harry stand jedoch auf. „Nun, Ihnen zufolge ist Cedric Diggory also ganz von allein tot umgefallen, ja?“

„Sein Tod war ein tragischer Unfall.“ Umbridges Stimme klang wie die eines kleinen Mädchens.

„Es war Mord und Sie wissen das“, sagte Harry mit bebender Stimme.

Emily spürte wie auf einmal jemand ihre Hand nahm und sie festhielt. Irritiert wandte sie den Kopf und sah das es Leos Hand war. Es war als ob er sie auf der Bank festhalten wolle, damit sie nicht auch aufstand und ihrem Bruder beisprang. Umbridge war sowieso von nichts zu überzeugen, auch wenn Emily sich liebend gern mit ihr gestritten hätte. Leos Hand um ihre beruhigte sie auf merkwürdige Art und Weise wieder. Außerdem war ihr Temperament noch lange nicht so explosiv wie das von Harry im Moment.

„Kommen Sie her, Mr Potter, mein Lieber.“ Gebannt beobachtete die Klasse wie Harry nach vorne kam und eine rosa Pergamentrolle von Umbridge entgegennahm mit dem Auftrag sie zu Professor McGonagall zu bringen. Harry rauschte ohne einen weiteren Blick davon und schlug die Tür mit einem Knall hinter sich zu.

Der Rest der Stunde verlief ruhig, so richtig wagte es keiner mehr aufmüpfig zu werden. Dennoch las keiner den Text wirklich, die meisten waren zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt.

Emily machte sich Sorgen um ihren Bruder und um das was dieses Jahr noch alles vor ihnen liegen würde.






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