57. Heimkehr
57. HEIMKEHR
Dunkelheit hatte sich schon lange über die schottischen Highlands gelegt, als der Hogwarts-Express in den Bahnhof von Hogsmeade einfuhr. Ginny stürmte voraus um den jüngeren Schülerinnen und Schülern zu helfen, während der Rest ihr langsam folgte. Zumindest bis Neville einfiel, dass er und Emily ja auch zu den Vertrauensschülern zählten und sie dann Ginny hinterher rannten. Super, sie machte ja wirklich einen guten, ersten Eindruck in diesem Amt, dachte sich Emily seufzend.
Auf dem Bahnsteig herrschte das vertraute Chaos, als alle Schülerinnen und Schüler aus dem Zug strömten. Die Todesser waren nirgends zu sehen, dafür ragte Hagrids massige Gestalt über ihnen allen auf. Emily lächelte bei dem Anblick von Hagrid, mit Fang zu seinen Füßen, und einer riesigen Laterne in der Hand, wie er die Erstklässlerinnen und Erstklässler begrüßte. Sie hatte schon befürchtet, dass Hagrid auch nicht mehr in Hogwarts sein durfte. Aber Hagrid sah älter aus als noch bei Bill und Fleurs Hochzeit, dichte Linien zogen sich über sein Gesicht, sofern es nicht von dem buschigen Bart bedeckt war und die Schultern hingen müde herunter.
Als die Erstklässlerinnen und Erstklässler in den Booten untergebracht waren, suchte Emily schnell nach Inga und den Anderen. Sie wollte dringend vermeiden, ausgerechnet hier auf Hagrid zu treffen, der sicherlich nach Harry fragen würde. Es gab sowieso schon genug neugierige Blicke von den anderen Schülerinnen und Schülern. Lieber besuchte sie Hagrid in einer ruhigen Minute.
Inga stand wie angewurzelt vor der schwarzen Kutsche und betrachtete mit einer Mischung aus Faszination und Horror die Thestrale, die davor gespannt waren. "Thestrale sind wirklich komisch", murmelte Inga, "aber auch irgendwie cool." Sie wechselte einen traurigen Blick mit Emily. "Immer wachsam."
Emily lächelte die Freundin an. "Immer wachsam", erwiderte sie, bevor sie hinter Inga die Kutsche bestieg. In der Kutsche suchte sie sich den Platz neben Inga aus und drückte ihre Hand fest.
Dankbar erwiderte Inga den Händedruck.
Die Fahrt hoch zum Schloss verlief ohne Probleme. Emily hatte schon halb damit gerechnet, dass sie an den Toren Hogwarts von einer Armada an Todessern empfangen werden würden. Doch für den Moment schien alles wie immer. Hogwarts empfing sie genauso strahlend und warm wie jedes Jahr. Unwillkürlich stahl sich ein breites Grinsen auf Emilys Gesicht, als sie durch die Türen von Hogwarts trat. Wie hatte sie dieses Schloss nur vermisst. Hogwarts war wahrhaftig ein Zuhause für sie. Sie hätte noch viel länger in der Eingangshalle gestanden, wenn Inga sie nicht hinter sich hergezogen hätte.
"Ich hab Hunger", sagte Inga energisch. "Schokofrösche sind kein vollwertiges Mittagessen."
"Nicht mal, wenn man fünfzehn Stück ist?", zog Emily Inga auf.
"Nur, wenn danach ein Stück Kesselkuchen isst", antwortete Inga ungerührt. Kesselkuchen war zu dem Zeitpunkt, als die Süßigkeiten-Hexe bei ihnen vorbeigekommen war, längst ausverkauft gewesen. "Denk an die Party."
"Natürlich", sagte Emily entrüstet. "Wie kann ich das vergessen?"
"Ich rate es dir auch nicht." Inga lachte. "Jetzt wird erst recht gefeiert."
Hinter Emily und Inga drängten weitere Schülerinnen und Schüler in die Große Halle, so dass die beiden sich widerstrebend trennten und zu ihren jeweiligen Haustischen gingen. Es war seltsam nach einem Jahr wieder Platz an dem altbekannten Tisch zu nehmen. Die Siebtklässler saßen traditionell ganz am Ende der Tische, während vorne die Plätze frei blieben für die neuen Erstklässler. Emily kam sich ein bisschen alt vor, als sie merkte wie weit sie schon an diesem Tisch aufgerückt war.
Ginny winkte Emily herbei, sie hatte zwischen Neville und sich noch einen Platz für Emily freigehalten. Dankbar kletterte Emily zwischen die beiden, auch wenn am Gryffindortisch offensichtlich noch mehr als genug Platz war. Ohne Namen nennen zu können, war Emily klar, dass in jedem Jahrgang mehrere Schülerinnen und Schüler fehlten. An den den Tischen von Hufflepuff und Ravenclaw sah es nicht besser aus, selbst bei den Slytherins schienen Schüler zu fehlen.
Malfoy saß wie immer zwischen Crabbe und Goyle. Die beiden Hünen hatten schon immer den schmächtigen Malfoy überragt, doch dieses Mal sah Malfoy noch kleiner aus. Das blonde Haar war ordentlich frisiert, dennoch konnte das perfekte Aussehen nicht über die tiefen Schatten unter seinen Augen hinwegtäuschen.
Pansy Parkinson hingegen schien keinen Blick für Malfoy übrig zu haben, sondern plauderte aufgeregt mit Millicent und ein paar Sechstklässlerinnen. Auch Blaise Zabini und Theo Nott ignorierten Malfoy, ein weiteres Zeichen für seinen Niedergang. Keiner der Siebtklässler schien sich für Malfoy zu interessieren. Am wenigsten Daphne Greengrass und Tracey Davis, die die letzten Plätze am Slytherintisch belegten. Aber die beiden hatten sich noch nie für die anderen Slytherins interessiert.
Mit einem Mal erstarb das aufgeregte Flüstern in der Halle und jeder Blick wandte sich nach vorne zum Lehrertisch. Der große Stuhl in der Mitte des Lehrertisches war bei ihrer Ankunft leer gewesen, doch nun saß dort, ganz in Schwarz gehüllt, Severus Snape.
Sein Gesicht war halb verborgen hinter dem dunklen Haar, doch er zeigte keine Regung, als alle ihn anstarrten. Genauso plötzlich wie das Flüstern erstab, begannen alle wieder zu reden und zu tuscheln.
"Wie kann es sein, dass ausgerechnet er Schulleiter ist?", zischte Ginny und sprach damit aus, was alle dachten. "Er hat Dumbledore umgebracht!"
Und genau das war vermutlich auch der Grund, warum man Snape zum Schulleiter ernannt hatte. Er war einer der loyalsten Todesser und als langjähriger Lehrer in der perfekten Position um eine der einflussreichsten Positionen der Zaubererwelt einzunehmen. Als Schulleiter hatte er die Verantwortung und auch die Macht über die Ausbildung hunderter junger Hexen und Zauberer. Er bestimmte, was sie in Zukunft lernen würden.
"Ich hatte schon gehofft, dass der Fluch wieder zugeschlagen hat", sagte Seamus düster. "Aber doch nicht so."
Es war tatsächlich das erste Mal, dass ein Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste wieder an die Schule zurückkehrte. Aber das brachte Emily zur nächsten Frage: "Wer unterrichtet dann Verteidigung?"
"Die Carrows." Leo deutete auf die beiden Todesser, die zu Snapes Linken saßen. Alecto und Amycus Carrow waren Emily nur allzu gut bekannt. Die Geschwister sahen allerdings beide nicht danach aus, als ob sie das Zeug für den Beruf eines Lehrers hatten.
"Unterrichten die gemeinsam?", fragte Emily. Die Vorstellung der Carrows im Doppelpack war einfach nur grausam.
"Wir werden es noch früh genug erfahren", murmelte Neville hastig, denn die Türen öffneten sich und McGonagall führte die Erstklässler hinein. Doch dieses Jahr mischten sich unter die Erstklässler auch einige ältere Schüler, was es vorher noch nie gegeben hatte. Aber die Schulpflicht führte dieses Jahr auch dazu, dass Schüler, die bisher zu Hause oder im Ausland unterrichtet wurden, nun nach Hogwarts gehen mussten, sofern sie britischer Abstammung waren.
McGonagalls Gesicht war grimmig, die Lippen zu einem dünnen Strich verzogen, als ihr Blick auf Snape fiel. Aber sie sagte nichts, obwohl es ihr sicherlich schwer fallen musste, Snape auf Dumbledores Platz zu sehen. Es fiel vermutlich allen schwer. Sie platzierte den Sprechenden Hut auf dem Hocker.
Der Riss über der Krempe des Hutes öffnete sich, doch der Sprechende Hut schien zu zögern, als wüsste er nicht was er sagen sollte. Ein beklemmendes Gefühl überkam Emily.
"Lange, lange, habe ich überlegt", begann der Sprechende Hut. Die Worte kamen nur langsam und waren nicht von dem üblichen Singsang begleitet. "Doch ich kann euch nur eines sagen, es liegen dunkle Zeiten vor uns und Hogwarts muss vereinigt stehen. Egal, ob Slytherin, Gryffindor, Ravenclaw und Hufflepuff. Jedes Haus hat seine Stärken und seine Schwächen, doch nur gemeinsam ist Hogwarts ist stark."
So still war die Große Halle noch nie gewesen. Noch nicht mal das Rascheln der Roben war zu hören. Es hatte jedem die Sprache verschlagen, selbst die Lehrer blickten entsetzt auf den Sprechenden Hut. Noch nie zuvor hatte der Sprechende Hut auf sein Lied verzichtet. Warnungen hatte er die Jahre zuvor schon ausgesprochen, aber so deutlich war er noch nie geworden.
Emily und Ginny wechselten einen besorgten Blick. Dunkle Zeiten lagen vor ihnen, in der Tat.
McGonagall war die Erste, die sich wieder fing. Sie zog die Rolle mit den Namen der neuen Schülerinnen und Schüler hervor und begann mit der Einteilung, ungeachtet dessen, dass die meisten Schüler den Sprechenden Hut immer noch anstarrten.
Die Älteren unter den neuen Schülern kamen in den fünften Jahrgang. Emily wunderte es kaum, dass niemand in ihren oder Ginnys Jahrgang kam. Schließlich waren dies die beiden kleinsten Jahrgänge, waren sie doch alle auf dem Höhepunkt des ersten Krieges geboren worden. Erst nach Halloween 1981 hatte die Geburtenrate wieder zugenommen.
Mit "Yaxley, Margaret", die nach Ravenclaw kam, war die Einteilung beendet. Kaum, dass McGonagall sich auf ihren Platz zu Rechten von Snape gesetzt hatte, war Snape auch schon aufgestanden und das Pult vor ihm getreten. Emily war gespannt, was Snape zu sagen hatte.
"Willkommen zu einem neuen Schuljahr", begann Snape und ließ seinen stechenden Blick über die Schüler gleiten. Es wagte sowieso niemand einen Mucks von sich zu geben. "Das Ministerium hat mich heute zum Schulleiter ernannt. Es wird eine weitere Reihe personeller Veränderungen geben." Er drehte sich halb zur Seite und gab den Blick auf die Carrows frei. "Alecto Carrow wird nach dem Rücktritt von Professor Burbage den Posten der Lehrerin für Muggelkunde übernehmen." Er machte eine Pause, als ob er einen Applaus für Alecto erwartete.
Die meisten Schüler waren zu überrascht, um zu applaudieren, lediglich am Slytherintisch wurde geklatscht.
"Amycus Carrow wird mein Nachfolger", fuhr Snape ungerührt fort.
"Ob wir da so viel Verteidigung lernen werden?", fragte Emily, die Stirn gerunzelt. Als Todesser steckte Amycus Carrow eher bis zum Halse in den Dunklen Künsten.
"Ich frage mich eher, was Alecto in Muggelkunde machen will", antwortete Neville. "Die hat doch nie im Leben Ahnung von Muggeln."
"Außer wie man sie tötet", entgegnete Seamus. Es war komisch Seamus ohne seinen besten Freund Dean zu sehen. Doch Dean war muggelstämmig und deshalb blieb ihm der Schulbesuch verwehrt.
"Das Fach wurde einer dringend notwendigen Modernisierung unterzogen", sagte Snape da auch schon, "so dass Amycus Carrow Sie nun in den Dunklen Künsten unterrichten wird."
Niemand wagte laut aufzuschreien, doch das Gemurmel in der Großen Halle sprach Bände. Emily starrte fassungslos hinauf zum Lehrertisch, wo Snape starr saß und mit dunklen Augen die Reaktionen beobachtete. Wie konnte es sein, dass sie nun die Dunklen Künste lernen würde? Eine Abkehr von der jahrhundertelangen Tradition, dass Hogwarts nur Helle Magie lehrte. Es schien ihr wie ein Verrat an der altehrwürdigen Schule.
McGonagall, Flitwick, Sprout und die anderen Lehrerinnen und Lehrer sahen wenig begeistert drein und weigerten sich stur zu Snape zu blicken, sondern sahen zu ihren Häusern.
"Professor Raue-Pritsche ist dankenswerter Weise wieder nach Hogwarts zurückgekehrt und wird ihren Posten als Professorin für die Pflege magischer Geschöpfe wieder aufnehmen", verkündete Snape und ließ sich nicht davon beirren, dass die meisten noch bei seiner letzten Ankündigung waren.
Tatsächlich fehlte Hagrid in der Halle, auch sein riesiger Stuhl stand nicht mehr am Lehrertisch. Anscheinend hatte man ihn ganz aus dem Schloss verbannt. Da er aber noch unten am Bahnhof gewesen war, hoffte Emily, dass er wenigstens noch als Wildhüter hier arbeiten durfte.
"Die Ernennung zum Schulleiter von Hogwarts ist eine willkommene Gelegenheit die großen Traditionen und Werte unserer Zaubererwelt aufrecht zu erhalten." Snape legte eine besondere Betonung auf das Wort "Zaubererwelt". "Und ich erwarte, dass ein jeder von Ihnen an dieser besonderen Aufgabe mitwirkt."
Die Gesichter der Lehrerinnen und Lehrer waren bei jedem von Snapes Worten härter geworden. Aber sie konnten auch nichts gegen Snape, der ihnen vom Ministerium vorgesetzt worden war, sagen. Vermutlich war ihnen nur die Wahl zwischen Gehen oder Mund halten und Bleiben geblieben.Und alle hatten sich für Letzteres entscheiden: alle Hauslehrer waren geblieben, genauso wie Vector, Babbling, Hooch und sogar Trelawney. So wütend wie McGonagall, Sprout und Flitwick aussahen, waren sie bestimmt nur für ihre Schülerinnen und Schüler geblieben.
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Lavender und Parvati waren bereits bereits im Schlafsaal, als Emily nach dem Fest hereinkam. Die Erstklässler waren nach dem Festmahl total aufgedreht gewesen und es hatte alle Vertrauensschüler gebraucht um alle heile zum Gemeinschaftsraum zu leiten, ohne einen in den vielen Gängen zu verlieren. Sie hatte jetzt schon keine Lust mehr auf den Job, das war ja schlimmer als einen Sack Flöhe zu hüten.
"Hey Emily", rief Parvati und winkte Emily herbei. "Ist dein Koffer auch aufgebrochen worden?" Parvati kniete neben ihrem offenen Koffer auf dem Boden, der Inhalt rundherum verteilt.
Lavender hatte ihre Sachen auf ihrem Bett verstreut und versuchte fluchend die Bücher und Kleidung zu sortieren.
Schnellen Schrittes durchquerte Emily den Schlafsaal und hockte sich neben ihren Koffer, der bereits vor ihrem Bett stand. Sie ließ die Schultern sinken, als sie die zerstörten Schlösser sah. Wer auch immer die Koffer durchsucht hatte, hatte sich noch nichtmal die Mühe gemacht den Koffer wieder ordentlich zu verschließen und der Deckel lag nur lose oben auf. Vorsichtig hob sie den Deckel an, erschrocken keuchte sie auf. Alles war unordentlich und zerwühlt, eins der Tintenfässer zerbrochen und ausgelaufen.
Ächzend wuchtete Emily den Koffer hoch, folgte Lavenders Beispiel und kippte ihn auf dem Bett aus. Kleidung, Pergamentrollen, Federn und die Schulbücher rauschten auf die Decke. Mit fliegenden Händen durchsuchte Emily den Haufen und sah nach was fehlte.
Genau das was Emily bereits erwartet hatte. Und Remus und Sirius sei Dank, war sie auf so etwas vorbereitet gewesen. In Emilys Koffer waren einige Bücher zum Thema Verteidigung gewesen, sowie eine Box mit Weasleys Zauberhaften Zauberscherzen. Eben jene Sachen die nun verschwunden waren.
Doch die wirklich wichtigen Bücher und die große Kiste mit Fred und Georges Produkten, standen sicher verpackt im Geheimgang der einäugigen Hexe. Remus und Sirius hatten Emilys Sachen bei einem ihrer vielen Besuche in Hogwarts über die Ferien dort deponiert, damit sie alles später holen konnte und es nicht Filch oder irgendjemand anderem in die Hände fiel. Die Galleonen und die Karte des Rumtreibers trug Emily in einem kleinem Beutel unter ihrer Kleidung. Diese Sachen würde sie auch niemals aus den Augen lassen, hatte sich Emily geschworen.
Lavender und Parvati waren neben Emilys Bett getreten. "Bei uns fehlen Bücher", sagte Parvati. "Interessanterweise nur diejenigen, die von Muggelautoren geschrieben wurden."
Emily nickte. Unter den fehlenden Bücher waren auch ihre Ausgaben der Chroniken von Narnia und Jane Austen gewesen.
"Unsere Kleidung ist genauso zerwühlt worden", fügte Lavender hinzu. "Ich hoffe, dass wir das den Hauselfen noch zum Waschen geben können. So ziehe ich das nicht an. Wer weiß, wer da alles seine Hände dran hatte." Ihr ganzer Körper schauderte. "Das fühlt sich so eklig an."
Emily musste Lavender zustimmen. Es war ein komisches Gefühl zu wissen, dass jemand ungefragt und ohne, dass sie es wusste, ihren Koffer durchsucht hatte, ihre Sachen angefasst hatte. Es war eine unglaubliche Verletzung ihrer Privatsphäre. Ob man die Koffer aller Schülerinnen und Schüler durchsucht hatte oder nur von denen, bei denen man Ärger vermutete?
"Ich glaube nicht, dass es etwas bringt, wenn wir uns bei McGonagall beschweren." Parvati ließ sich auf ihr Bett fallen. "Gegen Snape kann keiner was ausrichten."
"Wir sollten nicht sofort aufgeben", erwiderte Emily und begann ihre Kleidung zusammen zu suchen. Sie würde alles in den Wäschekorb im Badezimmer stopfen, damit die Kleidung gewaschen werden konnte. Sie konnte zwar auch zaubern, aber das fühlte sich niemals so sauber an, wie eine ordentliche Wäsche. Selbst wenn das bedeutete, dass ihr nur ihre Uniform blieb. "Es ist der erste Tag."
"Hmm." Parvati war nicht überzeugt. "Es ist alles so unfair. Hermine ist die Schlauste von uns allen und sie darf nicht nach Hogwarts zurück. Und das nur, weil sie muggelstämmig ist."
"Ich mein, sie ging mir manchmal schon auf den Keks", sagte Lavender und blickte zu der Stelle an der normalerweise Hermines Bett stand. Es war ein seltsamer Anblick, dass nur noch drei Betten in diesem Raum standen. Da war eine seltsam fassbare Lücke. "Aber ich glaube, ich werde sie dieses Jahr vermissen. Es ist einfach nicht das Gleiche." Sie lächelte Emily zu. "Es war aber auch schon letztes Jahr komisch ohne dich. Irgendwas fehlte."
Emily antwortete Lavender mit einem ehrlichen Lächeln. Schließlich hatten sie den Großteil von fünf Jahren in einem Schlafsaal zusammen verbracht, das machte schon etwas mit ihnen. "Danke. Ich hab Hogwarts auch vermisst."
Parvati lachte hell auf. "Bei uns war es allerdings längst nicht so komisch wie bei den Jungs drüben."
"Wieso dass denn?" Emily runzelte die Stirn.
Lavender und Parvati grinsten. "Ginny war ja zwischendurch mit Dean zusammen", begann Lavender. "Und ich bin mir ziemlich sicher, dass dein Bruder zu dem Zeitpunkt auch schon auf Ginny stand. Während der ältere Bruder der Angebeteten ebenfalls im gleichen Schlafsaal wohnte."
"Nicht zu vergessen Seamus, der mehr oder weniger heimlich auf Dean steht. Leo, der vor lauter Sehnsucht nach dir fast zerflossen ist und Neville, der irgendwie ziemlich gut aussehend geworden ist", fügte Parvati hinzu. "Ach ja, außerdem ist er mal mit Ginny zum Yule Ball gegangen."
Emily musste bei dieser Vorstellung grinsen, auch wenn ihr bei der Erwähnung von Leo unangenehm heiß wurde. "Scheint nicht langweilig geworden zu sein."
"Wirklich nicht", sagte Lavender. "Aber du musst uns noch verraten, wo du letztes Jahr wirklich warst." Zumindest Lavender war immer noch ganz die Alte.
"In einem Sanatorium in der Schweiz", antwortete Emily, inzwischen in der Lüge schon geübt. "Brandwunden brauchen lange zum Heilen und die Reha danach hat sich etwas hingezogen." Sie zuckte mit den Schultern. "Aber jetzt ist alles wieder okay."
Lavender hob eine Augenbraue, überhaupt nicht von Emilys Antwort überzeugt. "Das sagen sie in meinen Romanen auch immer."
"Die Krankenhäuser in der Schweiz sind wirklich gut." Emily grinste Lavender mehr an, mehr würde sie nicht verraten.
Ginnys Ankunft rettete Emily vorerst vor weiteren Fragen. "Sind eure Sachen auch durchsucht worden?"
Emily nickte. "Ja. Haben sie beide allen die Koffer durchsucht oder nur von uns?" Auch wenn Lavender und Parvati weniger in den Krieg verwickelt waren, als Ginny und Emily, so waren sie doch auch Mitglieder von der DA.
"Ne, alle Koffer", antwortete Ginny. "Ich gehe davon aus, dass es bei den Jungs auch nicht besser aussieht." Sie hatte das Chaos auf und zwischen den Betten von Emily, Lavender und Parvati bereits bemerkt.
"Wir sollten sowieso langsam los", sagte Parvati, "wenn wir nicht zu spät zur Party wollen."
"Wir sind nicht zu spät", antwortete Lavender hoheitsvoll, "wir kommen dann, wenn die Party wirklich los geht."
Die Mädchen brachen in Gelächter aus. Da ihnen sowieso keine anderen Klamotten blieben, dauerte es auch nicht lange bis sie für die Party fertig waren. Lavender kannte sich am besten mit Änderungszaubern aus und schaffte es ihre Uniform in ein hübsches Kleid zu verwandeln. Emily und Ginny beschränkten sich auf die Tops unter ihren Blusen und zogen einfach die Röcke etwas höher, so dass es nicht zu sehr an die strenge Uniform erinnerte.
Im Gemeinschaftsraum trafen sie auf Neville, Seamus und Leo. Alle drei trugen noch die Uniformhosen und ihr weißes Hemd. Doch während Leos Hemd makellos saß, waren Nevilles und Seamus Hemden mehr oder weniger zerknittert und hingen über den Hosenbund.
Seamus bestätigte, dass auch die Koffer der Jungen durchsucht worden waren. "Sie haben mir das Feuerwerk von deinen Brüdern geklaut", sagte er zu Ginny.
Ginny nickte. "Wahrscheinlich sind alle Produkte von Weasleys Zauberhafte Zauberscherze verboten. Ich spreche mit Fred und George, dass wir das Zeug auf anderen Wegen in die Schule kriegen."
Gut, dass Emily wenigstens die Karte des Rumtreibers hatte. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie ihnen dieses Jahr noch wirklich nützlich sein würde.
"Aber wie habt ihr es geschafft den Alkohol in die Schule zu schmuggeln?", fragte Seamus erstaunt, als ihm die Flaschen in den Händen der Mädchen auffiel. "Meine Vorräte haben sie mir auch geklaut."
Traditionell sorgten die Siebtklässler für die alkoholischen Getränke auf der Party der Hufflepuffs und der Alkohol wurde immer mitgeschmuggelt. Emily hatte zwei Flaschen Feuerwhiskey aus Sirius Vorräten mitgehen lassen, er würde das sicherlich verstehen. Lavender und Parvati hatten Nesselwein und Goldlackwasser dabei, selbst Ginny hatte ein paar Flaschen Butterbier dabei.
Emily grinste. "Weil wir so schlau waren die Etiketten vorher abzumachen, damit niemand erkennt, dass da Alkohol drin ist?" Außerdem hatte sie die Flaschen so transfiguriert, dass sie wie Zaubertrankzutaten aussahen.
Auch Lavender lachte. "Ich habe einfach ein neues Etikett drauf geklebt." Sie hielt ihre Flasche hoch. "Madame Eglantines Tränke für Frauenleiden. Garantiert wirksam. Ich glaube, dass Filch die Flaschen danach nicht genauer überprüft hat."
Die Mädchen lachten schallend, während Neville und Seamus eher etwas überfordert aussahen.
Die Gryffindors schafften es ohne Probleme zu dem Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs, wo schon die Musik wummerte. Zum ersten Mal an diesem Tag fühlte Emily wie die Anspannung aus ihren Schultern verschwand und wirkliche Freude über ihre Rückkehr nach Hogwarts in ihr aufstieg.
Aus der Menge tauchte Inga auf, mit Susan und Hannah im Schlepptau. Auch die drei Mädchen trugen noch ihre Schuluniform oder zumindest die Röcke davon und T-Shirts. "Sie haben also alle Koffer durchsucht", stellte Inga fest. Aber ihr Gesicht hellte sich schnell wieder auf. "Aber eure Getränke sind noch da."
"Perfekt", sagte Susan. "Wir hatten schon die Befürchtung, dass sich Filch und die Todesser heute einen schönen Abend machen mit dem gestohlenen Alkohol."
"Oh nein", erwiderte Ginny mit einem Grinsen. "Wir werden uns von denen gar nichts verderben lassen."
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