56. Illusionen

56. ILLUSIONEN
Es würde das letzte Mal sein, dass Emily zum Beginn eines Schuljahres nach Hogwarts zurückkehrte und sie war sich nicht sicher, ob dieses letzte Jahr ihr bestes Jahr sein würde. Nicht so wie Sophia, Sirius und Remus von ihrem siebten Schuljahr redeten, von Abenteuern und Liebe und Quidditch und rauschenden Partys. 

Oberflächlich betrachtet schien am Gleis 9 ¾ alles wie immer. Der Zug mit der scharlachroten Lok stand bereits bereit, von Dampfschwaden umnebelt. Eltern brachten ihre Kinder zum Zug, unzählige Koffer und Käfige standen herum. Kinder lachten und riefen laut umher, Eulen flatterten aufgeregt mit ihren Flügeln. Letzte Ermahnungen wurden ausgetauscht und verlacht. 

Emily nahm sich den Moment um die Szene in sich aufzunehmen. Ein letztes Mal am ersten September am Bahnsteig zu stehen und die Vorfreude auf Hogwarts zu spüren. Doch dieses Mal war es nicht nur Vorfreude, sondern auch Anspannung. Weil Harry nicht dabei war, weil sie nicht wusste, was sie in Hogwarts erwartete. 

Und weil an den Enden des Bahnsteiges Todesser in dunklen Umhängen standen, die das ganze Geschehen aus kalten Augen beobachteten. Jede Illusion, dass es dieses Jahr so wie immer sein würde, brach in sich zusammen.

Natürlich war dieses Jahr nichts wie immer. Es waren viel weniger Schülerinnen und Schüler am Gleis, denn alle Muggelstämmigen durften Hogwarts nicht mehr besuchen. Von Lilium wusste Emily, dass auch weitere Familien Großbritannien verlassen hatten und deren Kinder nun andere Zaubererschulen besuchen würden. Ein Schauder rann über Emilys Rücken. 

“Ihr solltet euch ein Abteil suchen”, sagte Sirius hinter Emily. “Bevor die guten Abteile alle belegt sind”, fügte er leichthin hinzu. Sirius hatte es sich nicht nehmen lassen Emily wenigstens ein Mal zum Hogwarts-Express zu begleiten. Sophia hatte sich bereits daheim von Emily verabschiedet, sie verzichtete lieber auf öffentliche Auftritte, wurde sie doch immer noch vom Ministerium gesucht. 

Emily konnte Sirius seinen Wunsch nicht verwehren, außerdem war sie fast dankbar für die beruhigende Hand auf ihrer Schulter. Auch wenn sie das niemals laut zugeben würde. 

“Lass uns eins am Ende des Zuges nehmen”, sagte Inga. 

Sirius, die Bergströms und die Weasleys hatten sich abgesprochen um die Mädchen gleichzeitig zum Zug zu bringen. Niemand wusste, wie die Todesser auf die Anwesenheit von Emily und Ginny reagieren würden, auch wenn seit der Hochzeit niemand mehr zu einer Befragung gerufen worden war. Man konnte nicht vorsichtig genug sein. 

Zumindest im Innern des Zuges war alles beim Alten geblieben: die kuschligen Abteile mit den abgewetzten, aber bequemen Sitzen und der altmodischen Beleuchtung. Die Mädchen hatten Glück und das letzte Abteil des Zuges war noch frei. 

Wenn jemand kam, dann nur aus einer Richtung, schoss es Emily durch den Kopf. Sie biss sich auf die Lippe und versuchte  diesen Gedanken wieder zu vertreiben. Sie konnte das Schuljahr nicht mit solchen Gedanken beginnen. Mad-Eyes Worte schallten ihr in den Ohren, doch wenn sie so weiter machte, würde sie am Ende noch völlig paranoid werden. Und dass noch vor Halloween. 

Sirius und Michael verstauten die Koffer auf der Gepäckablage und dann folgte Emily Sirius zum Verabschieden auf den Bahnsteig. 

“Pass auf dich auf, Emily.” Sirius schloss Emily fest in seine Arme.”Dieses Jahr ganz besonders, ja?”

“Ich gebe mein Bestes”, murmelte Emily. 

“Wenn etwas passiert, dann sag uns sofort Bescheid”, warnte Sirius Emily eindringlich. “Entweder über die Münze oder über einen Patronus. Du kannst auch McGonagall jederzeit Bescheid geben, sie kann uns dann kontaktieren.” 

Emily nickte nur. Sirius hatte ihr heute Morgen schon dreimal erklärt wie sie den Orden oder Sophia, Remus oder ihn im Notfall erreichen konnte. Sophia hatte sogar den Portschlüssel in ihrer Kette erneut aktiviert, damit ihr immer eine Fluchtmöglichkeit blieb. Hogwarts sollte sicher sein, aber man konnte nicht vorsichtig genug sein. Ein Gedanke, der die letzten Tage und Vorbereitungen für die Schule ständig begleitet hatte. 

“Schreib uns eine Nachricht, sobald du Zeit findest, ja?”, sagte Sirius. 

“Klar, mache ich.” Emily grinste. “Aber vielleicht erst nach der Party.”

Sirius Mundwinkel zuckten. “Ist in Ordnung.” 

Die Dampflok stieß einen schrillen Pfiff aus. Die Todesser gingen den Bahnsteig entlang und scheuchten die verbliebenen Schülerinnen und Schüler in den Zug, ohne auf die Proteste der Eltern zu achten. Nicht, dass es viele Eltern wagten zu protestieren. Die meisten Eltern konnten ihre Emotionen verbergen, doch vielen stand die Sorge tief ins Gesicht geschrieben. Niemand wusste, was die Schülerinnen und Schüler in Hogwarts erwarten würde. Sie wussten ja noch nicht mal, wer neuer Schulleiter sein würde, McGonagall war es ja offensichtlich nicht. Es gab einige Elternpaare, die ihren Kindern winkten, als ob nichts Ungewöhnliches war. Das waren dann wohl diejenigen, die in Verbindung zu Voldemort standen, denn seine Anhänger und deren Familien hatten nicht viel zu befürchten. 

“Ich muss los”, rief Emily und rannte auf den Zug zu. “Bis bald, Sirius.” Sie winkte ihm einmal zu und sprang dann in den Hogwarts-Express.

Die Türen schlossen sich keinen Moment später hinter ihr und der Hogwarts-Express setzte sich ächzend und stöhnend in Bewegung. Durch das kleine Fenster in der Tür beobachtete Emily wie Sirius winkte, bis Emily ihn nicht mehr sehen konnte. Emily wurde es warm ums Herz, es war schön, dass es jemanden gab, der sie zum Zug brachte, der auf sie wartete. Jemand, der Familie war. 

Langsam ging Emily zurück zu ihrem Abteil. In der Zwischenzeit waren Neville, Leo und Luna eingetroffen und hatten es sich im Abteil bequem gemacht. Viel Platz war nicht mehr, ganz im Gegensatz zu den Jahren zuvor, in denen sie sich ohne Probleme zu acht oder zehnt auf die Bänke gequetscht hatten. 

“Auf ein neues Schuljahr”, sagte Inga, das Gesicht düster. 

“Tja, zumindest das Treffen der Vertrauensschüler findet wie immer statt.” Ginny schälte sich aus ihrem Sitz und stolperte über die ausgestreckten Beine der Anderen zur Tür. “Du brauchst dich gar nicht erst hinsetzen, Emily.” 

“Du bist Vertrauensschülerin?”, fragte Neville erstaunt. 

Emily verzog das Gesicht. “Ja, anscheinend soll ich Hermine ersetzen. Sie darf ja nicht mehr nach Hogwarts gehen.” 

“Gut”, erwiderte Neville mit einem Lächeln. “Ich hatte schon befürchtet mit Lavender zusammen arbeiten zu müssen.” 

“Ich würde jetzt herzlichen Glückwünsch sagen, Neville”, sagte Emily, “aber ich bin mir nicht sicher, ob das so zutrifft.” Von all den Jungen aus Gryffindor, war ihr Neville als Partner für den Vertrauensschülerjob gerade am liebsten. Außerdem konnte sie sich gut vorstellen, dass Neville die Aufgabe prima meistern würde. 

“Interessanter wird nur, wer die neuen Schulsprecher sind”, sagte Ginny. 

“Und ich hab mein ganzes Geld auf Hermine gesetzt”, seufzte Inga. 

“Solange nicht Malfoy oder Pansy Schulsprecher sind.” Emily schüttelte es bei dieser Vorstellung.
 
“Schulsprecher und Vertrauensschüler werden vom Kollegium ausgewählt”, erklärte Leo. “Und solange sie nicht alle Lehrer ausgetauscht haben, wird niemand für die beiden gestimmt haben. Außerdem sind die Malfoys seit Juni in Ungnade gefallen, die sind längst nicht mehr so wichtig, wie sie glauben.” 

“Na, wenigstens eine Erleichterung”, meinte Ginny, bevor sie zusammen mit Emily und Neville zum Abteil der Schülersprecher ging. 

Emily, Ginny  und Neville waren die letzten, die ankamen und quetschten sich in die verbleibende, freie Ecke. Zumindest vom Sehen kannte Emily die meisten Schülerinnen und Schüler, sie war sich sogar ziemlich sicher, dass man auch in den anderen Häuser die muggelstämmigen Vertrauensschülerinnen und Vertrauensschülerin ersetzt hatte. Oder vielmehr ersetzen musste. Wenigstens war auch Hannah zurück nach Hogwarts gekommen, sie saß zwischen den anderen Hufflepuffs und lächelte den drei Gryffindors zu. 

Padma und Ernie erhoben sich und begrüßten die Anwesenden. Die meisten wirkten erleichert, dass die beiden das neue Schulsprecherpaar waren.

Malfoy hingegen würdigte die beiden keines Blickes, Pansy war nicht so begeistert, wahrscheinlich wäre sie selbst gerne Schulsprecherin geworden. 

Insgeheim war Emily jedoch froh, dass sie nicht schon früher zur Vertrauensschülerin ernannt worden war. Auf die neuen Aufgaben und Pflichten hatten sie jetzt schon keine Lust. Warum wollten manche Leute diesen Job freiwillig machen? Der einzige Vorteil war der Zugang zu dem opulenten Badezimmer. 
Padma und Ernie gaben sich Mühe allen Neulingen ihre Aufgaben ordentlich zu erklären, trotzdem rauchte Emily der Kopf als das Treffen endlich vorbei war.

Neville sah nicht besser aus und die beiden tauschten einen leicht verzweifelten Blick aus. 

“Ihr werdet das schon schaukeln”, beruhigte Ginny die beiden auf dem Rückweg vom Treffen. “Man gewöhnt sich daran.” 

“Aha”, murmelte Emily nur, nicht wirklich überzeugt. 

Ginny schob die Tür zum Abteil auf. “Padma und Ernie sind Schulsprecher”, sagte sie und quetschte sich ohne Rücksicht auf Verluste zwischen Leo und Luna auf die Sitzbank. 

Die Sitzbank gegenüber schwelte leicht und es roch nach Rauch, auch wenn das Fenster bereits geöffnet war. Anscheinend war die letzte Runde Zaubererschnippschapp etwas außer Kontrolle geraten. 

“Gut”, sagte Inga, ohne den Blick von ihren Karten zu nehmen. “Spielt lieber mit. Zu dritt ist es langweilig.”

Emily lachte, der ganze Kram mit Vertrauensschülern und der Verantwortung konnte ihr fürs Erste gestohlen bleiben, wenn sie dafür ein paar Runden Karten mit ihren Freunden spielen konnte. Immer wieder schauten Freunde und Klassenkameraden bei ihnen vorbei, doch kaum jemand hatte viel zu erzählen. Niemand von ihnen hatte sich dieses Jahr in den Urlaub gewagt oder viel unternehmen, kannte nur Geschichten von Freunden und Bekannten, die geflohen waren. 

Sie hatten vielleicht gerade einmal die Hälfte der Fahrt hinter sich gebracht, als Lavender und Parvati ein zweites Mal bei ihnen vorbei schauten. 

“Todesser sind im Zug”, sagte eine blasse Lavender. “Sie kontrollieren alle.” 

“Angeblich nur, ob wir alle unsere Abstammungsnachweise dabei haben”, fügte Parvati mit einem harten Zug um dem Mund zu. 

Aber Emily war auch klar, dass sie auf der Suche nach Harry, Ron und Hermine waren. Als ob die drei sich hier im Zug verstecken würden. Sie nahm einen tiefen Atemzug. Die erneute Begegnung mit den Todessern kam früher als erwartet. 

“Danke für die Vorwarnung”, sagte Neville noch zu Lavender und Parvati, bevor in dem winzigen Abteil Chaos ausbrach. Alle versuchten gleichzeitig aus ihren Koffern die Papiere hervor zu kramen und die Karten wieder aufzuräumen. 

Es sollte eigentlich keine Probleme geben, sie alle erfüllten die Voraussetzungen für den Schulbesuch und hatten die notwendigen Papiere, dennoch hatte ein jeder von ihnen seine Verbindungen zum Widerstand. Neville über seine Eltern und Großmutter, Luna über ihren Vater, der die einzig freie Zeitung verlegte. Ginnys Familie war sowieso als Blutsverräter bekannt, genauso wie Ingas Familie. Leo hingegen war durch den Namen Black geschützt, genauso durch seine Herkunft. Aber vermutlich galt auch er als Blutsverräter. 
Kaum saßen alle wieder ordentlich auf ihren Plätzen, wurde die Tür zum Abteil auch schon wieder geöffnet und zwei Todesser standen dort. 

“Der Dunkelhaarige ist einer der Selwyns, ich glaube Alexander und der andere ist ein Wilkes”, flüsterte Inga Emily ins Ohr. “Beide waren ein paar Jahre über uns.” Damit gehörten beide zu der jüngeren Generation an Todessern.

Emily erkannte die Familiennamen, sowohl die Selwyns, als auch die Wilkes hingen schon lange den Ideologien der Reinblüter an. 

“Namen und Abstammungsnachweise, bitte”, sagte Alexander Selwyn harsch und streckte die Hand aus. 

Da alle ihre Papiere bereit hatten, ging die Kontrolle erstaunlich schnell vonstatten. Selwyn und Wilkes ließen misstrauische Blicke über die Schülerinnen und Schüler wandern und verhielten sich herrischer, als es ihr Rang zuließ. Zumindest bis sie Emily, die als letztes dran war, kontrollierten. 

“Ah ja”, sagte Selwyn langsam, während sein Blick über Emily fuhr. “Miss Potter. Wir haben uns schon gefragt, ob sie hier sein werden.”

Emily unterdrückte ein Schaudern. “Natürlich bin ich hier. Wo sollte ich auch sonst sein?”

“Werden Sie nicht frech”, fauchte Wilkes im Hintergrund. 

“Der Schulbesuch ist verpflichtend, also bin ich hier”, erwiderte Emily ruhiger, als sie sich fühlte. 

“Ihr Bruder scheint das anders zu sehen.” 

“Ich bin für meinen Bruder nicht verantwortlich”, erwiderte Emily und hielt Selwyns Blick stand. “Und ich weiß auch nicht, wo Harry Potter sich derzeit befindet. Das habe ich dem Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung, Mr Yaxley, auch bereits mitgeteilt. Miss Weasley und Miss Bergström können dies gerne bezeugen.” Vielleicht half die Erwähnung von höherrangigen Todessern ja die übereifrigen Selwyn und Wilkes etwas zu bremsen. 

“Wirklich nicht?”, fragte Wilkes. Er zwängte sich an Selwyn vorbei durch die Tür. Langsam wurde es wirklich eng in dem Abteil. 

“Nein.” 

Selwyn sah Emily misstrauisch an. “Und das sollen wir Ihnen glauben?” Er kniff die ohnehin schon kleinen, dunklen Augen zusammen. 
Wilkes war noch einen Schritt vorgegangen, ohne sich zu kümmern, dass er auf Nevilles und Lunas Füße trat und stand nun direkt vor Emily. 

Emily verfluchte ihre geringe Körpergröße, die sie neben dem massigen Wilkes noch kleiner aussehen ließ, als sie es schon war. “Ja.”

“Hör mal, wenn du uns verarschst, dann kannst du was erleben.” Wilkes hatte jede Zurückhaltung vergessen und beugte sich zu Emily hinunter. An seinen Mundwinkeln bildete sich Spucke. 

“Mr Selwyn, Mr Wilkes, ich denke nicht, dass Sie das Recht haben diese Befragung durchzuführen.” Leos ruhige Stimme ließ die beiden Todesser herumfahren. “Ihre Aufgabe ist es die Abstammungsnachweise aller Schülerinnen und Schüler zu kontrollieren und das haben Sie hiermit erledigt. Es liegt kein Verstoß vor.” 

“Und du glaubst, du kannst uns etwas sagen?” Selwyn hatte sich gegenüber Leo aufgebaut, das Gesicht wütend verzerrt. 

“Mr Selwyn, bitte vergessen Sie nicht Ihre Haltung.” Leo blieb ruhig. Keine einzige Emotion zeigte sich auf blassen, schmalen Gesicht. “Sie stehen dem designierten Erbe des vornehmen und gar alten Hauses Black gegenüber. Ich kann mich auch gerne beim Zauberergamot über die unfaire Behandlung einer Schutzbefohlenen meines Hauses beschweren. Darf ich Sie daran erinnern, dass Miss Potter bereits von sich aus Oberhaupt des alten Hauses Potter ist. Das sollte auch bei Ihnen noch etwas zählen.” 

Nachdem Sirius bei der Befragung durch Yaxley etwas Ähnliches erzählt hatte, verstand Emily worauf Leo hinaus wollte. In der alten Welt aus komplizierten und verworrenen Reinbluttraditionen kam alles auf die Macht deines Namens an. Und im Falle der Potters stand hinter ihrem Namen auch noch Geld. 

“Sie sind ein Blutsverräter”, stieß Wilkes hervor. Immerhin war er wieder so höflich und siezte Leo wieder. 

“Das ist Definitionssache”, sagte Leo. “Aber Fakt bleibt, dass das Haus Black Teil der Unantastbaren Achtundzwanzig ist und deutlich älter als Ihrer beiden Familien ist. Nach den derzeit geltenden magischen Gesetze, stehe ich damit über Ihnen.” Ein feines Lächeln erschien auf Leos Gesicht, auch wenn es längst nicht die kühlen, grauen Augen erreichte. “Außerdem bin ich immer noch ein Nachkomme des Hauses Lestrange, wenn auch nicht mehr im rechtlichen Sinne. Ich glaube, Ihnen ist Bellatrix Lestrange ein Begriff?”

Beide Todesser wurden sichtlich blasser. Es gab niemanden, der noch nie von Bellatrix gehört hatte.”Nun gut”, sagte Selwyn und ließ sich zu einem Nicken zu Leo hin, bevor er sich an Emily wandte: “Miss Potter, halten Sie sich für eine weitere Befragung bereit.” 

“Sie wissen ja, wo Sie mich die nächste Zeit finden werden.” Diese Antwort konnte Emily sich dann doch nicht verkneifen. 

Ohne ein weiteres Wort rauschten die beiden Todesser aus dem Abteil hinaus und den Gang hinunter, während Ginny die Tür hinter den beiden mit mehr Kraft als nötig zuschmiss. “Die sind wir los”, sagte Ginny. 

Emily ließ sich wieder auf ihren Sitz fallen. Das war gerade noch gut gegangen, Selwyn und Wilkes waren so übereifrig gewesen, die hätten Emily auch noch aus dem Zug geschleppt.

“Danke Leo.” Sie wandte sich Leo zu und schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln. 

Doch Leo winkte nur ab. “Alles gut. Das hätte ich für jeden getan.”

Emily war sich nicht sicher, was sie von dieser Antwort halten sollte. Nicht, nachdem sie im Winter im Streit auseinander gegangen waren. 

“Das war voll beeindruckend”, sagte Inga begeistert. “Auch wenn ich nur die Hälfte davon verstanden habe.” 

“Dann haben sich wenigstens einmal die ganzen Unterrichtsstunden gelohnt”, seufzte Leo. “Grundsätzlich geht es darum, dass das Haus Black älter und reiner ist, als die Häuser Selwyn und Wilkes, was bedeutet, dass die Blacks in der ganzen Hackordnung der Reinblutfamilien mächtiger ist. Solange Sophia und Sirius keine eigenen Kinder haben, bin ich Sirius Erbe. Sirius will verhindern, dass die Familie ausstirbt oder das ganze Vermögen an Narcissa oder Bellatrix geht.”

Emily nickte. Über den Sommer hatte sich Sirius mehrmals mit Leo in Star House getroffen um mit Leo darüber zu sprechen und ihn auf seine Rolle vorzubereiten. Genauso wie sie Vorbereitungen für die Potters getroffen hatte, hatte Sirius sein möglichstes getan um die Zukunft des Hauses Black in seinem Sinne zu sichern. 

“Emily, als Patenkind von Sophia und Sirius, steht nach den magischen Gesetzen unter dem Schutz der Blacks und ist damit so gut wie ein Familienmitglied”, fuhr Leo fort. “Als Mitglied einer noblen oder alten Familie, stehen Emily gewisse Rechte zu, dazu zählt auch, dass sie nicht einfach so von zwei daher gelaufenen Todessern befragt werden kann. Es müssen eigentlich gewisse Vorschriften eingehalten werden, wie eine ordentliche Vorladung und das Recht einen Zeugen oder Anwalt hinzuziehen. Ich weiß allerdings nicht, ob du das jedes Mal so durchsetzen kannst.” 

Emily seufzte. Erst Politik und jetzt auch noch Recht und Gesetz und Tradition. Damit kannte sie sich überhaupt nicht aus. “Ich habe mir schon gedacht, dass ich nicht allen Befragungen entgehen kann. Aber du hast mir wenigstens Selwyn und Wilkes vom Hals gehalten. Danke dir.” 

“Kein Problem.” Damit war für Leo das Thema beendet. 

Emily schwieg, während sich das Gespräch dem neuen Schuljahr zuwandte. Sie alle versuchten etwas Begeisterung zu spüren, doch eine seltsame Unsicherheit hatte sich über die Gruppe gelegt. Sie konnten vortäuschen was sie wollten, dass sich in Hogwarts nichts ändern würde, doch es war eben nur eine Täuschung. 

Eine Illusion, die durch die Anwesenheit der Todesser im Hogwarts-Express zerrissen war. Und nur die Frage übrig ließ, was sie alle in Hogwarts erwarten würde. 

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Irgendwie kaum zu glauben, dass Emily nun an dem gleichen Punkt ist, wie Lily und James im ersten Kapitel von Anfang. Und dass wir tatsächlich im siebten Schuljahr angelangt sind, ohne euch hätte ich vermutlich nie so lange durchgehalten, danke.

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