30. Haus Black

30. Haus Black

Was blieb, war nicht viel. Nur eine knochentiefe Müdigkeit und seelentiefe Traurigkeit. Kälte kroch durch ihren Körper und sie schlang die Arme um sich selbst, während sie da stand und zu sah wie Leo den Garten durchquerte und im Haus verschwand.

Sie wusste dass es richtig gewesen war einen Schlussstrich zu ziehen. Es wäre nicht fair gegenüber Leo gewesen. Aber sie hatte ihm nicht so viel Schmerz bereiten wollen. Vielleicht war es dennoch naiv von ihr gewesen anzunehmen, dass Leo unverletzt aus der ganzen Geschichte herauskam. Nicht mit so viel Trauer und Wut und einem kaputten Herzen.

Langsam ging sie durch den Garten, nicht zurück zum Haus, sie war noch nicht bereit wieder zu den Anderen zu gehen und zu feiern. Sondern tiefer hinein.

Kiesbedeckte Wege, gesäumt von niedrigen Buchsbaumhecken führten sie immer weiter. Mit jedem Schritt verfluchte sie ihre hohen Schuhe und schließlich ließ sie einfach auf eine der zahlreichen steinernen Bänke fallen. Wütend zerrte sie an den zarten Riemen und Schnallen, bis sich die Schuhe lösten. Mit aller Kraft schleuderte Emily die Schuhe auf den Boden, bis sie zu Füßen der reich verzierten Armillarsphäre liegen blieben.

Die mannshohe Armillarsphäre stand auf einem großen Sockel aus feinsten, tiefschwarzen Marmor. In die Seiten waren Sternbilder graviert, jeder einzelne Stern noch mit goldener Farbe hervorgehoben. Darüber stand in einer eleganten Schreibschrift das alte Motto der Familie Black: Toujours pur. Immer rein.

In der Mitte schwebte eine metallene Kugel, die die Erde symbolisierte. Auf bronzenen Ringen zogen die anderen Planeten und ihre Monde ihre Bahnen. Zusammengehalten wurde die Sphäre durch reine Magie, denn nirgends waren Streben oder Verbindungen zu sehen. Das ganze Konstrukt schwebte eine Handbreit über dem Marmorsockel und bewegte sich lautlos immer weiter, ohne Pause.

Natürlich musste Emily genau an dem Ort in dem riesigen, verdammten Garten landen, der sie am meisten an die Familie Black erinnerte. Aber sie war zu müde um noch weiter zu laufen, ob so blieb sie auf der Bank sitzen und beobachtete wie hypnotisiert die Armillarsphäre.

"Hier bist du."

Das Geräusch von Schritten auf dem Kies, schreckte Emily aus ihren Gedanken hervor. "Hallo Inga", sagte sie leise.

Inga ließ sie neben sie auf die steinerne Bank fallen und beschwor einen Wärmezauber über sie beide auf. "Nicht, dass du mir noch erfrierst."

"Danke." Ein schwaches Lächeln tauchte auf Emilys Gesicht auf.

"Wie geht es dir?", fragte Inga und betrachtete Emily prüfend.

"Beschissen." Emily zuckte mit den Schultern. "Ich fühle mich richtig mies." Sie drehte sich zu Inga um. "Aber das solltest du vielleicht lieber Leo fragen, ich glaube der braucht deine Unterstützung mehr als ich."

"Ich bin Leo bereits begegnet", sagte Inga, "und er hat mich zu dir geschickt."

Emily sah Inga mit großen Augen an und brach dann unvermittelt in Tränen aus. Dicke Schluchzer schüttelten ihren Körper, während die Tränen nur so über ihr Gesicht liefen. Oh Merlin, noch nicht einmal wenn sie Leo so etwas angetan hatte, konnte er aufhören sich um sie zu sorgen. Sie hatte ihn niemals verdient gehabt.

"Es ist doch alles okay", sagte Inga leise. Sie war rutsche rüber und nahm Emily in den Arm. "Tief durchatmen." Sie hielt Emily fest, bis die Schluchzer langsam wieder versiegten. Aus ihrer Kleidtasche zog sie ein Taschentuch hervor, dass sie dazu nutze um Emily sanft die Tränenspuren und die Rotze aus dem Gesicht zu wischen. Vorsichtig steckte sie eine lose gewordene Locke hinter Emilys Ohr wieder fest. "Und nun erzähl mir was passiert ist."

"Na, was schon", murmelte Emily und schniefte. "Ich habe Leos Herz zerstört. Jetzt hasst er mich."

"Soweit würde ich nicht gehen", antworte Inga. "Aber sprich dich aus, vielleicht hilft es ja."

Emily richtete sich wieder auf und seufzte. Schniefend erzählte sie Inga was zwischen Leo und ihr vorgefallen war. Inga hörte aufmerksam zu und unterbrach sie nicht. "Er war ganz schön wütend, so wütend habe ich ihn noch nie gesehen", sagte Emily. "Und er war so traurig."

"Was hast du denn für eine Reaktion erwartet?", fragte Inga. "Du denkst seit letztem Jahr darüber nach, dass du mit ihm Schluss machen möchtest und jetzt seht ihr euch endlich wieder und schon ist es vorbei zwischen euch."

"Weiß ich doch", empörte sich Emily. "Aber ich kann ja auch nichts dafür, dass ich so lange im Koma lag und sie mich dann nach ins Exil verschleppt haben."

"Darum geht es ja auch nicht." Inga legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. "Aber du hattest schon länger Zeit darüber nachzudenken und dich daran zu gewöhnen. Für Leo ist alles beim Alten geblieben. Er hat die ganze Zeit über ganz schon darunter gelitten, dass kaum jemand etwas über dich wusste und niemand dich sehen durfte. Wenn ich es nicht von Hermine wüsste, die es wiederum aus Harry quetschen musste, hätten wir im Sommer gar nicht mal gewusst, dass sie sie dich in Sicherheit gebracht haben und du behandelst wirst. Mit offen reden, haben es weder Dumbledore noch dein Bruder."

Das konnte Emily sich lebhaft vorstellen.

"Für Leo stand die ganze Zeit fest, dass ihr euch immer noch liebt und er wartete darauf, dass sich irgendwann, irgendwie die Möglichkeit ergibt, dass ihr euch seht. Er hat mich jeden Tag gefragt, ob ich irgendwelche Neuigkeiten von dir habe. Du hast ihm so selten auf seine Nachrichten über die Galleone geantwortet, er hat sich schon immer gewundert, ob es dir wieder schlechter geht. Aber er wollte auch keinen Stress auf dich ausüben, er wusste ja, dass du krank warst." Inga setzte sich so auf die Steinbank, dass sie Emily direkt ansehen konnte. "Und so wie ich dich kenne, hattest du vorher auch nie mit ihm darüber gesprochen, richtig?"

"Nein", murmelte Emily kleinlaut. So ein Gespräch hatte sie immer wieder verschoben. Auf den nächsten Tag, auf die nächste Woche. Es hatte so viele Ausreden gegeben.

"Du bist mir eine Gryffindor." Inga stupste Emily aufmunternd in die Seite. "Wenn es dich tröstet, du sahst aus wie die auf dem Ball verlassenen Heldin, die vor ihrem Liebsten in den Garten geflohen ist."

"Was liest du für Bücher, Inga?", fragte Emily und sah ihre beste Freundin mit gerunzelter Stirn an.

Inga grinste sie strahlend an. "Ich wusste gar nicht, dass Muggel solche Bücher schreiben. Aber das ist noch gar nichts. Immerhin haben die Leute auf dem Cover noch ein bisschen was an."

"Du solltest dir echt Gedanken über deine Bettlektüre machen."

"Mache ich doch jeden Abend." Inga blickte etwas verträumt drein.

"Ich merke, du hast das letzte Jahr nicht nur für Hausaufgaben genutzt." Emily musste doch ein bisschen lachen.

"Nope." Inga grinste zurück. "Aber das würde sein eigenes Buch füllen. Davon erzähle ich dir ein anderes Mal."

"Danke, dass du hier bist." Emilys Worte kamen aus tiefstem Herzen.

"Gern geschehen", erwiderte Inga. "Dafür sind Freunde doch da. Insbesondere wir loyalen Hufflepuffs." SIe zwinkerte Emily zu. "Und das nächste Mal nicht so viel knutschen, sondern mehr reden, dann müssen wir hier nicht in der Kälte sitzen und frieren, ja?"

"Steht das in deinen Muggelromanzen?"

"Nein, das steht in den Selbsthilfebüchern von meiner Cousine Elisa,", verkündete Inga triumphierend.

Emily sah Inga ungläubig an und konnte dann einfach nicht anders als anfangen zu lachen. Tief in ihr stieg das Lachen auf. So hatte sie schon seit langem nicht mehr gelacht, schnell taten ihr die Muskeln und die Lunge weh. Die Narben auf ihrem Rücken zogen und zwickten, doch sie konnte einfach nicht aufhören. Und es tat einfach gut. Und, oh, sie sehr sie das vermisst hatte. Einfaches, sorgenfreies Gelächter. Die Art von Gelächter, die warm war und voller Freude. Wo man nicht mehr wusste, wie man aufhören sollte und wo das Lachen einen schmerzhaften Bauch und ein Herz voller Glück hinterließ.

***

Sirius hatte sich gegen Molly Weasley durchgesetzt, so dass Harry und Emily die letzten Tagen bevor sie wieder nach Hogwarts und Rumänien zurückkehren mussten, bei Sophia und ihm verbringen durften.

Sophia und Sirius würden erst Ende des Monates zu ihren Flitterwochen aufbrechen, daher hatten sie die Zwillinge eingeladen. Außerdem fand Sirius, dass es an der Zeit war, dass seine Patenkinder auch mal Zeit bei ihm verbrachten.

Sirius hatte Ernst gemacht und das Haus am Grimmauldplatz Harry geschenkt. Die Wohnung in London, die er einst von seinem Onkel Alphard geerbt hatte, gehörte nun Emily. Er hatte ihr versprochen, dass er ihr die Wohnung in den Sommerferien zeigen würde.

Der Sommersitz der Blacks war nun der offizielle Sitz der Familie Black. Das riesige Anwesen würde in Zukunft für offizielle Feierlichkeiten und politische Anlässe genutzt werden, denn Sirius hatte beschlossen den Ruf seiner Familie wiederherzustellen oder besser gesagt aufzupolieren. Er wollte den nicht unbeträchtlichen EInfluss und den Reichtum der Blacks nutzen um etwas Gutes daraus zu machen. In der Januarsitzung des Zauberergamots würde der den Sitz der Familie Black wieder für sich beanspruchen, der seit dem Tod seines Vaters unbesetzt geblieben war.

Aber wohnen wollten Sirius und Sophia nicht in Star House, sie hatten sich bereits im letzten Sommer ein kleines Cottage nahe des Zaubererdorfes Ynys Môn auf Anglesey gekauft. Das Cottage mit den dunklen Steinmauern, hellen Fensterrahmen und den Dachgauben und dem Rosengarten war auch viel gemütlicher.

Von der Terrasse des Cottages aus zog sich das Grundstück über die Dünen hinweg sogar bis hinunter zum Strand. Schutzzauber verhinderten, dass jemand das Grundstück einsehen konnte. Dennoch vermittelte der Ort eine unglaubliche Weite und Freiheit. Grund genug für Sirius, der zu kleine Räume nicht mehr ertragen konnte, das Cottage zu kaufen. Mit dem Meer selbst, hatte er keine Probleme, auch wenn er zwölf Jahre in Askaban gewesen war, dass inmitten in der Nordsee lag. Zwischen den Schreien der Gefangenen, war das Meer, wenn man es überhaupt gehört hatte, das einzige Beruhigende gewesen.

Oben im Dachgeschoss gab es sogar zwei Zimmer für Harry und Emily, die bis auf ein Bett und einen Schrank noch nicht eingerichtet waren. Die Zwillinge sollten sich ihre Zimmer selbst einrichten. Im Schrank fanden sich sogar ihre Kleidung und die Zeichensachen, die sie in Hogwarts zurück gelassen hatte. Ihre Eule Eos blieb weiterhin bei Hermine.

Emily seufzte glücklich auf, als Sirius ihr das Zimmer zeigte. Das erste Zimmer, dass ihr ganz allein gehörte. Es war himmlisch, dachte sich Emily und ließ sich auf ihr Bett fallen.

Den Flur hinunter, waren noch mehrere Gästezimmer, von denen eins scheinbar dauerhaft von Tonks und Remus belegt war, auch wenn die beiden in einem alten Cottage lebten, dass Remus von seinen Eltern geerbt hatte. Doch es schien so, als ob in diesem Krieg keiner der Rumtreiber seine Freunde weit aus den Augen lassen wollte. Nicht aus Misstrauen, sondern nur aus Angst sie zu verlieren.

Emily schüttelte den Kopf und vertrieb die dunklen Gedanken wieder. Dafür war in diesen Tagen keinen Platz. Es gab schließlich jede Menge zu tun: lange ausschlafen, ausgiebige Frühstücke, stundenlange Strandspaziergänge, literweise heiße Schokolade trinken, Bücher lesen und abends vor dem Kamin Geschichten von den Rumtreibern zu lauschen.

"Ich glaube die Große Halle war noch nie so leise gewesen", sagte Sirius, "wie in dem Moment als Lily und James sich geküsst haben. Vor den Augen aller. Ich bin mir sicher, dass sogar Dumbledore sprachlos war."

Sophia, Sirius und Remus hatten den Zwillingen die Geschichte erzählt, wie Lily und James in ihrem siebten Schuljahr zueinander gefunden hatten.

"Der zweite Gedanke aller, war endlich", fügte Sophia mit einem Lächeln hinzu, "denn James hat Lily andauernd gefragt, ob sie mit ihm ausgehen möchte. Es liefen sogar ständig Wetten."

"James hat dann auch keine Zeit verschwendet und Lily nach dem Schulabschluss gefragt, ob sie bei ihm einzieht", erzählte Sirius. "Die beiden sind direkt nach Godrics Hollow gezogen. Dann hat James bis Weihnachten gebraucht um seinen ganzen Mut aufzubringen um Lily zu fragen, ob sie ihn heiraten will."

"Weihnachten war Lily allerdings kurz davor ihn zu fragen, weil sie natürlich schon längst wusste, dass er ihr einen Heiratsantrag machen wollte, aber bisher nicht nicht den Mut gefunden hatte", sagte Remus. "James ist ihr dann doch zu vor gekommen."

"Es waren gefühlt aber nur Minuten", lachte Sophia.

Fasziniert hörten Harry und Emily ihnen zu. Es war das erste Mal, dass Sophia, Sirius und Remus Zeit hatten um den Zwillingen von ihren Eltern zu erzählen. Emily sog begierig jede Information über ihre Eltern auf, denn jedes kleine Detail machte ihre Eltern echter.

Sie kannte natürlich die Fotos, die Hagrid ihnen geschenkt hatte, und all die Legenden, die man sich über Lily Potter erzählte, doch erst mit Geschichten von ihren Freunden wurden sie zu echten, lebenden, atmenden Menschen, die geliebt, gelacht und verloren hatten. Es waren nicht mehr fremde Personen aus ihrer Vergangenheit, sondern ihre Eltern. Zwei Personen, die sich und ihre Kinder sehr geliebt hatten.

Natürlich wusste sie, dass Lilys Liebe die beiden Kinder gerettet hatte, doch zu hören, dass ihre Mum ihnen vorgelesen, sie in den Arm genommen, sie zum Lachen gebracht hatte -

Emily trank lieber noch einen großen Schluck von der heißen Schokolade und versuchte damit den dicken Kloß in ihrer Kehle zu lösen. Sie wusste, dass es ihr Herz nicht leichter machte Geschichten von ihren Eltern zu hören, doch sie wollte nicht dass Sophia, Sirius und Remus damit aufhörten.

Sie drehte den Kopf zu Harry, der neben ihr auf dem Sofa saß. Verstohlen nahm sie seine Hand und drückte sie kurz, sie wusste, dass Harry die Erzählungen genauso mitnahmen wie sie selbst. Aber sie wusste auch, dass Harry es nicht schätzen würde, wenn sie einen großen Aufriss um ihn machen würde. Also blieb sie lieber bei kleinen Gesten.

Harrys Kopf flog zu ihr, doch sie lächelte ihn an und drückte noch einmal seine Hand. Ein kurzes Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, bevor er sich wieder Sirius zuwandte, der nun von Quidditch angefangen war. Er wollte ganz genau wissen wie James sein Team zum Quidditchcup geführt hatte, schließlich war er nun selbst Kapitän.

Abends fielen Harry und Emily todmüde ins Bett, beide mit Glücksgefühlen im Herzen und dem Gedanken, dass sich so Familie anfühlen musste, im Kopf.

Familie war es auch, was die Rumtreiber, Sophia, Tonks und die Zwillinge am letzten Tag wieder in das Haus am Grimmauldplatz führte. Sirius hatte nämlich allen von Emilys Idee mit dem TNT erzählt und beschlossen, dass es nun endlich an der Zeit sei das Porträt von Mrs Black zu entfernen.

"BLUTSVERRÄTER! DASS DU SICH SCHON WIEDER IN MEIN HAUS WAGST! DU HAST NUR SCHANDE ÜBER UNS GEBRACHT!" Das Porträt verschwendete keine Zeit sie zu begrüßen, aufgeweckt dadurch, dass Tonks mal wieder gestolpert war.

"Tonks!"

"Sorry, sorry. Warum hat eigentlich noch niemand das Ding entfernt? Es wissen doch langsam alle, dass ich immer darüber stolpere."

"DAS IST EIN UNBEZAHLBARES EINZELSTÜCK! EIN GESCHENK DES RUSSISCHEN ZAUBEREIMINiSTERS!"

"Liebe Cousine, das werde ich unverzüglich tun", sagte Sirius fröhlich. "Dir auch einen schönen guten Tag, Mutter."

Emily wusste gar nicht, dass man das Wort Mutter mit solch einer Verachtung aussprechen konnte.

Unter den wachsamen Augen von Mrs Black reihten sie sich in dem dunklen Flur auf. Seit letztem Weihnachten hatte sich nicht viel in dem dunklen, kalten Haus getan. Außer, dass wenigstens jemand die Köpfe der toten Hauselfen aus dem Flur entfernt hatte.

Mrs Black keifte und zeterte weiter, doch niemand sprang vor und zog den Vorhang vor. Das Porträt sollte schon mitbekommen, dass sie ihren Untergang planten.

"Ist das nicht ein wunderschöner Tag heute?" Sirius rieb sich die Hände. "Remus, sollen wir noch mal probieren, ob wir den Klebezauber lösen können, bevor wir zu härteren Mitteln übergehen?"

Remus hob nur eine Augenbraue. "Ich glaube es ist Sinn und Zwecke eines dauerhaften Klebezaubers, dass er dauerhaft ist. Deine Bilder in deinem Zimmer hast du auch noch nicht wieder entfernen können."

"Auch wieder wahr. So ist es mir eh lieber." Ein Funkeln tauchte in Sirius grauen Augen auf.

"Bevor du deinen Spaß hast, lass Remus und mich die Schutzzauber errichten", sagte Sophia und trat vor. "Immerhin liegt hinter dieser Wand die Küche und wir wollen das Haus nicht zum Einsturz bringen. Sonst hat Harry am Ende gar kein Haus mehr."

Harry grinste nur verlegen. Bisher diente das Haus weiterhin als Hauptquartier für den Orden des Phönix, da Harry derzeit kein eigenes Haus gebrauchen konnte. Und so richtig begeistert war er von dem alten Kasten noch nicht, auch wenn Sirius ihm versprochen hatte bei der Renovierung zu helfen.

Die Schutzzauber waren wenigstens schnell errichtet. Sirius zog aus einem Beutel mehrere Rollen TNT hervor. Emily wollte lieber nicht wissen, woher er die hatte. Er klebte das TNT rund um das Porträt seiner Mutter, die in den höchsten Tönen schrie und ihren Sohn beschimpfte.

"Ich glaube, das reicht jetzt." Sophia zog Sirius wieder zu sich zurück.

Sirius verzog sein Gesicht, scheinbar hätte er nichts dagegen gehabt den Rest Sprengstoff auch noch zu verteilen. "Viel hilft viel."

Die Erwachsenen verstärkten noch einmal die Schutzzauber über dem Sprengbereich und legten dann noch zusätzlich Zauber auf sich selbst und die Zwillinge. Remus zog Tonks hinter sich, auch wenn es Tonks nicht so richtig passte. Emily hob schützend die Hände über die Ohren, während Sirius die Zünder des Sprengstoffes mit einem Schlenker seines Zauberstabes aktivierte.

BAMM.

Der Boden und das Haus um sie herum wackelten leicht, dann tauchte eine riesige Staubwolke vor ihnen auf, prallte gegen die Schutzzauber und wirbelte dort wie in einer Schneekugel herum. Von Mrs Black hörte man einen langgezogenen Schrei und dann nichts mehr. Von der Decke rieselte der Putz hinunter, aber legte sich nur wie ein grauer Schimmer auf die Schutzzauber.

Sophia war die Erste, die sich vor wagte. Mit einem schnellem Zauber war der Staub von der Explosion verschwunden und man sah nun tatsächlich bis in die Küche.

"Sie ist weg", schrie Sirius begeistert und rannte vorwärts.

Tonks und Sophia lachten, während Remus nur den Kopf schüttelte. Aber schmunzeln musste er dennoch.

Harry und Emily sahen sich an und beiden schoss der Gedanke durch den Kopf, dass Seamus besser nicht an TNT gelangen sollte. Ein Zauberstab reichte schon.

"Wenigstens ist Kreacher nicht hier", murmelte Emily. Der alte Hauself war dazu verdonnert worden in der Küche von Hogwarts zu arbeiten, freilassen ging leider nicht, da er zu viel über den Orden und seine Mitglieder wusste. Die Zerstörung von Mrs Black hätte ihm sicherlich einen Schlaganfall verpasst.

Sirius tanzte begeistert auf der Stelle, wo mal die Wand gestanden hatte, während Sophia und Tonks mit den Aufräumarbeiten begannen. Der Staub verteilte sich nämlich langsam im ganzen Flur und noch dreckiger musste der Grimmauldplatz nun wirklich nicht werden. Remus hingegen schwang seinen Zauberstab und ließ Ziegelstein für Ziegelstein eine neue Wand entstehen, schließlich war sich niemand so sicher gewesen, ob das eine tragende Wand gewesen war oder nicht.

"Sirius, Harry, ihr solltet vielleicht irgendwann einen Architekten kommen lassen, der sich das ganze mal anschaut", sagte Remus nachdem die Wand stand. "Aber fürs Erste sollte sie halten."

Sirius nickte nur, während Harry aussah, als ob das auf seiner Liste ganz weit unten stand.

"Hört ihr das?", fragte Sirius und schloß die Augen, während er sich um seine eigene Achse drehte. "Ich höre nämlich gar nichts mehr. Ach, ist das schön."

Es war, als ob einer der vielen Schatten über Sirius sich gelöst hatte, dass er nun einen Teil seiner hasserfüllten Familie, seiner Vergangenheit hinter sich gelassen hatte. Etwas, dass ihn bisher noch zurückgehalten hatte.

Die anderen lachten über Sirius Verzückung, doch es war wirklich angenehm hier zu sein können, ohne dass man von dem ohrenbetäubenden Geschrei empfangen wurde. Und das sagte Emily, die hier nur ein paar Wochen verbracht hatte. Sie konnte kaum erahnen, was es für Auswirkungen auf Sirius gehabt haben musste, der ein ganzes Jahr hier eingesperrt war.

"Wo ist eigentlich Seidenschnabel hin?", fragte Emily plötzlich. "Der wohnt doch nicht immer noch hier, oder?"

"Keine Sorge", antwortete Remus, "Seidenschnabel lebt wieder bei Hagrid. Aus Sicherheitsgründen wurde er allerdings in Federflügel umbenannt."

Emily sah Remus ungläubig an. "Jetzt ernsthaft? Das hat bisher noch niemand durchschaut."

"Anscheinend nicht", sagte Remus und zuckte mit den Schultern. "Aber das Ministerium hat derzeit auch andere Sorgen als flüchtige Hippogreife."

"Wo wir gerade von Hippogreifen sprechen", mischte sich Sirius ein, "ich hab Hunger wie ein Hippogreif. Sprengen macht hungrig."

Im Hintergrund verdrehte Sophia die Augen, während Tonks nur lachte. Doch die beiden Frauen verließen das Haus am Grimmauldplatz um Pizza für alle zu holen. Nach dem Mittagessen hatten sie sich in den Salon zurückgezogen, der doch deutlich gemütlicher als die dunkle Küche war. Remus, Tonks und Sophia waren in der Bibliothek der Blacks verschwunden, sie wollten noch einige Bücher mitnehmen, für ihre eigenen Studien und um sie Harry und Emily zu geben.

Emily blieb vor dem Wandteppich stehen, der sich über die ganze Wand zog. 700 Jahre Familiengeschichte, eingewebt in dunklen Faden und verstrickt mit Verblendung, Rassismus und Wahnsinn. In goldener Schrift war jeder einzelne Black dort aufgeführt, fein säuberlich und ordentlich, überschrieben mit dem alten Familienmotto "Toujours pur". Immer rein.

Emily erinnerte sich daran, dass auf der Hochzeitseinladung bereits ein anderes Motto gestanden hatte. Per aspera ad astra. Durch Schwierigkeiten zu den Sternen. Sirius machte keine halblangen Sachen, dachte sie sich mit einem Lächeln. Sie suchte den Stammbaum ab, bis sie Sirius Namen gefunden hatte.

Ein Brandloch zierte den Teppich, dort wo eigentlich ein Bild von ihm hätte sein sollen. Aber es war nicht das einzige Brandloch, Andromeda Tonks Bild war ebenfalls verbrannt, genauso wie das von Alphard Black. In jeder Generation gab es Brandlöcher, jedes von ihnen stand für einen Black, der sich gegen die Familie gewandt hatte. Anscheinend gab es bereits eine lange Tradition widerwillige Blacks aus dem Stammbaum zu sprengen.

"Wenn dich deine Mutter enterbt hat, wie kannst du dann eigentlich Oberhaupt der Blacks sein?", fragte Emily neugierig.

"Mutter konnte mich nicht enterben, zumindest nicht offiziell", antwortete Sirius. Er war aufgestanden und hatte sich neben Emily gestellt. "Dazu hatte sie gar nicht das Recht, da sie nicht das Oberhaupt der Familie war. Das war zu der Zeit immer noch mein Großvater Arcturus." Er deutete auf den entsprechenden Eintrag. "Er hat mich nicht offiziell aus der Familie verstoßen, sonst wäre es mir auch nicht möglich den Namen zu tragen oder mich auch nur auf den Anwesen der Familie zu bewegen. Warum er es nie getan hat, weiß ich nicht. Selbst Andromeda ist nicht offiziell verstoßen. Nach den alten Gesetzen der noblen Familien haben nur die Oberhäupter der Familie solche Rechte."

"Was deine Mutter trotzdem nicht davon abgehalten hat, dich vom Stammbaum zu sprengen."

"Nein, Mutter neigte schon immer zu dramatischen Reaktionen."

"Sie mit TNT zu sprengen, war nicht dramatisch?" Emily hob eine Augenbraue.

Sirius hob als Antwort ebenfalls eine Augenbraue, er wusste ganz genau, bei wem Emily sich diese Geste abgeguckt hatte. "Wessen Idee war das noch einmal?"

_______

Schon wieder ein längeres Kapitel , aber es hat Spaß gemacht mal wieder über die Rumtreiber zu schreiben. Vor allem weil ich es mir so vorstelle, wenn Harry und Emily dauerhaft bei Sirius bleiben dürften...

Eine gute Nachricht: ich habe den Rest des sechsten Jahres geplant, auch wenn es sonst nicht zu den Dingen gehört, die ich beim Schreiben tue... Für das siebte Jahr habe ich auch schon die ersten Ideen... Aber was wollt ihr noch sehen? Was denkt ihr passiert noch?

Ich werde versuchen, dass ich mindestens alle zwei Wochen ein neues Kapitel hochlade :)

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