27. Familie und Freunde

Weihnachten konnte nun nicht schnell genug für Emily kommen, die letzten Tage vergingen so unglaublich zäh, auch wenn sie noch genug zu tun hatte: Sirje räumte auf und putzte die ganze Hütte, wobei Emily natürlich mithalf, ansonsten musste sie noch zwei Aufsätze für Remus zu Ende schreiben und Bergson war auf der Suche nach Unterlagen für den Jahresabschluss der Buchhaltung, was dazu führte, dass Emily im Keller des Verwaltungsgebäudes im Staub herumkrabbelte.

Außerdem musste Emily selber noch ihre Tasche packen. Ihre Geschenke hatte Sirje für sie per Eulenpost bestellt und liefern lassen, diese musste Emily nur noch für die Reise schrumpfen und einpacken. Auch ein Kleid für die Hochzeit hatte Sirje bestellt. Emily war deswegen auch schon ganz aufgeregt, wenn auch nicht ganz so sehr wie bei der Aussicht ihren Bruder und ihre Freunde wieder zu sehen. Sie hoffte, dass sie wenigstens einmal Inga treffen konnte, aber Sirius und Sophia hatten Ingas Familie sicherlich eingeladen. Leo würde ebenso bei der Hochzeit sein, er gehörte ja zur Familie.

Sie wusste allerdings noch nicht, wo sie Weihnachten verbringen würde, Charlie hatte es ihr immer noch nicht verraten. Emily tippte ja auf den Fuchsbau, es sei denn sie durften bei Sirius bleiben, wenn er nicht zu viel mit Hochzeitsvorbereitungen zu tun hatte.

Morgens am 24. Dezember war es dann endlich soweit: Ari und Charlie holten Emily bei Sirje ab, damit sie dann gemeinsam per Portschlüssel nach England zurück reisen konnten. Emily war den ganzen Morgen schon hibbelig gewesen, die Vorfreude und die Tatsache, dass heute Nacht Vollmond war, tat ihr nicht gut. Immerhin hatte die Vorfreude ihre Gereiztheit meist überwogen, so dass sie nicht ganz so unausstehlich gewesen war. Nichtsdestotrotz hatte Sirje Emily eine Dosis von dem Schlaftrank eingepackt.

„Frohe Weihnachten, Sirje", rief Emily und umarmte die junge Frau. Sie schnappte sich ihre Tasche und hätte beinahe Charlie umgehauen, der ihr daraufhin vorsichtshalber die Tasche abnahm.

Sirje lachte. „Ich wünsche dir auch frohe Weihnachten. Wir sehen uns bei der Hochzeit." Sirje begleitete Yuna, die eingeladen war, auf die Hochzeit.

„Wir sollten uns beeilen", sagte Ari. „Wir sind sowieso schon spät dran."

„Woran das wohl liegt?", murmelte Charlie und erntete dafür einen Stoß in die Rippen von Ari. Trotzdem machten sich die drei auf den Weg zum Verwaltungsgebäude, wo sie den ersten Portschlüssel nahmen, der sie nach München brachte.

Das Reisezentrum in München war nur halb so kahl wie das in Prag, dafür aber, nun so kurz vor Weihnachten, rappelvoll. Ari schien sich hier auszukennen und lotste sie drei durch die Gänge und die Hallen, bis sie das Zentrum verlassen konnten und auf einem großen Platz standen, der hinter ihnen von einem riesigen neugotischen Gebäude begrenzt wurde. Rundherum standen mehrere alte Häuser, die nun als Geschäfte dienten. Ari zog die beiden anderen in Richtung der Kirche, die vor ihnen lag. „Das ist der Marienplatz", erklärte Ari, bevor sie sich in den Schatten des Alten Peters, wie der KIrchturm genannt wurde, duckten. „Unser nächster Portschlüssel geht in etwa dreißig Sekunden", sagte sie, nachdem sie auf ihre Taschenuhr geblickt hatte.

ie kramte ein Stück Seil hervor. „Wir können keinen offiziellen Portschlüssel nach England nehmen, die werden vom britischen Zaubereiministerium überwacht. Im restlichen Europa sind sie nicht so streng. Derzeit zumindest nicht", erklärte sie noch. „Wäre blöd, wenn sie dich auf den letzten Metern erwischen, oder?"

Hastig griffen Charlie und Emily nach dem Seil, Ari legte auch rechtzeitig einen Finger drauf, dann spürte Emily den inzwischen fast schon vertrauten Ruck durch ihren Körper gehen und sie verschwanden.

Sie landeten in dem kleinen Park am Grimmauldplatz, doch sie verweilten nicht lange, sondern eilten in das Hauptquartier, wo sie bereits von Sirius und Remus erwartet wurden. Die beiden hatten ihre Zauberstäbe gezückt und auf die drei gerichtet. Emily bemerkte erst jetzt, dass auch Ari und Charlie ihre Zauberstäbe gezogen hatten.

"Ich bin Aurora Montague", sagte Ari und brach die angespannte Stille als erstes. "Illegitime Tochter von Tabitha Montague und Pollux Black und du, Sirius, hast mir das Geschirr deiner Mutter als Erbstück angeboten, aber ich habe mit den Worten "Eher sagt Snape etwas freundliches über die Familie Black" abgelehnt. Meine Begleiter sind Charlie Weasley und Emily Sophia Potter. Ich habe ihre Identität selbst überprüft." Sie nahm ihren Zauberstab dennoch nicht herunter.

"Ich bin Remus John Lupin", sagte Remus. "Werwolf, Rumtreiber und Ehemann von Nymphadora Tonks. Neben mir steht Sirius Orion Black und er behauptet immer noch er wäre der schönste Rumtreiber."

"Das stimmt ja wohl auch", protestierte Sirius. "Nun, da wir alle hier die sind, die wir vorgeben zu sein, können wir ja die Zauberstäbe senken, oder nicht?" Er hatte seinen Zauberstab schon längst wieder in der Tasche seiner Lederhosen verschwinden lassen.

"Man kann in Zeiten wie diesen nicht vorsichtig genug sein", sagte Remus, "trotz des Fideliuszaubers auf dem Hauptquartier."

Emily kam sich eher etwas dumm vor, dass sie ihren Zauberstab nicht gezückt hatte, kannte sie doch nur zu genau die Auswirkungen, wenn jemand nicht der war, der er vorgab zu sein. Nichtsdestotrotz zwängte sie sich zwischen Ari und Charlie durch und schmiss sich Sirius in die Arme, der sie hochhob und fröhlich herum wirbelte. "Frohe Weihnachten."

"Dir auch frohe Weihnachten, Sirius", lachte Emily. "Und dir natürlich auch, Remus", sagte sie, als Sirius sie endlich wieder auf dem Boden absetzte. "Aber warum erzählt einem nie jemand von den ganzen guten Sachen? Du bist auch verheiratet?"

Remus lächelte verlegen. "Es war nur eine kleine Angelegenheit. Das momentane politische Klima macht es uns Werwölfen nicht gerade leicht, aber ich habe eine recht überzeugende Hexe geheiratet."

"Oh, ich freue mich so für euch", rief Emily und umarmte nun auch Remus.

"Böse Zungen würden behaupten, dass ihr heiraten musstet", grinste Sirius und schlug Remus auf den Rücken.

Remus zuckte zusammen. "Danke, Sirius. Subtil und freundlich wie immer. Wir wollten es eigentlich erst nächstes Jahr verkünden, aber das können wir nun wohl vergessen." Er lächelte nun eher etwas gequält. "Tonks erwartet ein Baby. Anfang Juli ist es soweit."

Emily quietschte freudig auf und umarmte Remus erneut. "Wie schön für euch!"

Auch Ari und Charlie gratulierten Remus, der die Glückwünsche verhalten annahm. Emily hatte den Eindruck, dass sich Remus noch nicht völlig an den Gedanken gewöhnt hatte Vater zu werden. Oder daran überhaupt verheiratet zu sein.

"Kommt Tonks Weihnachten auch?", fragte Emily. "Wo feiern wir Weihnachten überhaupt? Hier am Grimmauldplatz?"

"Mum hat uns alle in den Fuchsbau eingeladen", erklärte Charlie grinsend. "Ich weiß zwar nicht, wie wir dort alle unterkriegen, aber nun ja."

"Tonks und ich werden bei ihren Eltern feiern", sagte Remus. "Aber wir werden sicherlich am Nachmittag vorbeischauen. Ari, wirst du wieder bei Andromeda bleiben?"

Ari nickte. "Klar, auf meine Mutter habe ich keine Lust. Ich muss allerdings ein ernstes Wörtchen mit Meda reden, sie hat einfach so jemand anderes in meinem Zimmer einquartiert." Sie grinste jedoch bei ihren Worten. "Von daher werde ich mich jetzt auch auf den Weg machen, sie warten sicherlich schon auf mich. Der Kamin ist offen, oder?" Sie stapfte in Richtung Küche davon und winkte ihnen zum Abschied zu. "Frohe Weihnachten!"

"Gehts jetzt zum Fuchsbau weiter?", fragte Emily aufgeregt.

"Das hängt von dir ab", sagte Sirius. "Heute Nacht ist wieder Vollmond, wie möchtest du ihn verbringen? Möchtest du mitkommen?"

Emily sank das Herz. Wie sollte sie Sirius und Remus erklären, dass sie eigentlich nichts lieber täte als mit den beiden durch die Nacht zu streifen? Aber sie wollte es nicht in Wolfsgestalt tun, nicht in dieser ungeliebten Form. Sie wollte sie selbst sein und nicht der Wolf, der ihr auferzwungen war. Es war nicht fair gegenüber Remus, der noch mehr litt, diese Gedanken zu haben, aber sie konnte nicht anders. Sie fühlte sich geradezu abgestoßen von dem Wolf in ihr. "Ich würde lieber Harry treffen", sagte sie leise. "Wenn er auch schon im Fuchsbau ist."

Sirius sah enttäuscht aus, doch Remus antwortete: "Das können wir natürlich verstehen. Die Weasleys haben Harry wieder über die Ferien aufgenommen, auch du kannst dort bleiben. Charlie wird dich dann mitnehmen."

"Kein Problem", murmelte Charlie. "Den letzten Rest schaffen wir auch noch."

"Dann sehen wir uns morgen wieder", sagte Sirius.

Emily nickte, bevor Charlie sagte: "Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es zum Mittagessen. Ich bin wirklich hungrig nach dieser Reise."

Sie winkte Sirius und Remus zu und folgte Charlie dann in die Küche. "Sirius und Remus haben einen weiteren Portschlüssel für uns vorbereitet. Wir sind uns nicht sicher, ob das Flohnetzwerk inzwischen auch überwacht wird."

Auf dem Küchentisch lag ein Teller mit dem Wappen der Blacks. Emily konnte glatt verstehen, dass Ari das Geschirr abgelehnt hatte. Emily und Charlie umfassten den Teller und schon trug der Portschlüssel sie davon. Bald war sie ein Meister im Portschlüsselreisen, schloss es Emily noch durch den Kopf, bevor sie im Vorgarten des Fuchsbaus landeteten.

Die beiden wurden schon erwartet: im Eingang stand die gesamte Weasleyfamilie, bis auf Mr. Weasley, sowie Harry, Inga und Lasse Bergström.

"Harry", schrie Emily und fiel ihrem Bruder um den Hals. Oh, wie hatte sie ihn vermisst. Sein schwarzes Haar war genauso strubbelig wie immer, die Brille genauso schief, aber er war ein ganzes Stück gewachsen. Das Quidditchspielen hatte ihm gut getan, er hatte inzwischen genug Kraft um Emily hochzuheben. Aber in seinen Augen lag ein anderer Ausdruck, einen den Emily noch nicht ganz entziffern konnte. Aber für den Moment war sie so, so glücklich alle wiederzusehen und wieder zurück im Fuchsbau zu sein, der ihr genauso Heimat war, wie Hogwarts.

Nacheinander fiel sie erst Inga und Ginny um den Hals, dann begrüßte sie auch die anderen. Fred und George waren auch schon zuhause, beide gekleidet in feinstes Drachenleder. Auch Bill war da und, erst jetzt fiel es Emily auf, Fleur Delacour. Wie sich herausstellte, war sie mit Bill verlobt, auch wenn Mrs. Weasley dies anscheinend deutlich missbilligte.

Mrs. Weasley scheuchte alle wieder zurück an den Tisch und trug ein riesiges MIttagessen auf, während Fred und George alle mit Geschichten aus ihrem Laden unterhielten.Das war Glück, dachte Emily sich, den Bauch voller leckerem Essen und umrundet von Freunden und Familien zu sein und einfach lachen zu können.

***

Nach dem Essen zogen Inga und Ginny Emily mit nach oben in Ginnys Zimmer. Harry und Ron folgten etwas langsamer, die beiden hatten beim Essen noch mehr zugeschlagen.

"Du schläfst wieder bei mir", erklärte Ginny.

"Ich bin nur heute hier", fügte Inga noch hinzu. "Mum und Dad müssen arbeiten. Aber wir sind auch zur Hochzeit eingeladen."

"Ich freu mich schon drauf." Emily schmiss ihre Tasche auf ihre Matratze und ließ sich gleich hinterherfallen. "Ich könnte platzen vor lauter Essen."

"Ich auch." Ron ließ sich gegenüber auf Ginnys Bett fallen, doch seine Schwester stieß ihm nur den Ellenbogen in die Seite, damit er ein bisschen Platz für sie machte. Harry und Inga machten es sich auf dem Boden bequem.

"So, Emily", fuhr Ron fort, "schieß los. Wohin haben sie dich verschleppt? Die Gerüchteküche in Hogwarts tobt schon."

"Stimmt", fiel Inga ihm ins Wort, "Das wollte ich dir schon längst erzählt haben, aber auf der Münze ist einfach zu wenig Platz. Also das wildeste Gerücht über dein Verschwinden, ist dass du an einen australischen Zauberer verheiratet worden bist. Oder dass dich das Ministerium verschleppt hat, weil sie an dir Experimente durchführen wollen."

Emily zuckte bei dem Gedanken an Experimente zusammen, sie wollte gar nicht daran denken, was jemand an ihr für Experimente durchführen würden wollte, wenn man erfuhr, was für eine Anomalie sie war. Sie hoffte nur, dass niemand ihr Zucken bemerkt hatte und versuchte bei Ingas Worten zu lachen. "Und was ist die offizielle Version?"

"Die meisten Lehrer schweigen", erklärte Ginny. "Nur McGonagall hat am ersten Abend den Gryffindors gesagt, dass du bei der Attacke auf Hogsmeade schwer verletzt worden bist und du dich deshalb in ärztlicher Behandlung befindest. Keine Ahnung, wie viele ihr das tatsächlich glauben, obwohl es ja ausnahmsweise die Wahrheit ist. Aber die Gerüchte sind wohl spannender." Sie lachte.

"Ich darf euch nicht sagen, wo sie mich hin gebracht haben", sagte Emily. "Aber ich kann euch versichern, dass ich weiterhin meine Hausaufgaben machen muss."

Die anderen lachten, während sich Ron dramatisch den imaginären Schweiß von der Stirn wischte. "Ich habe dich schon beneidet."

„Ist Snape wirklich jetzt Professor für Verteidigung?", fragte Emily neugierig. „Er hat freiwillig seinen Kerker verlassen?" Harry hatte es ihr zwar über die Münze berichtet, aber sie konnte es noch nicht wirklich glauben.

„Er ist schrecklich", sagte Ron. „Aber der neue Lehrer für Zaubertränke liebt Harry, er ist das neue Wunderkind. Regt Hermine fürchterlich auf."

„Du?", fragte Emily ihren Bruder ungläubig. „Veräppeln kann ich mich alleine."

Harry zuckte nur mit den Schultern. „Liegt bestimmt einfach nur am Lehrer", sagte er ausweichend.

„Als ob", meinte Ron. „Du hast-"

„Können wir wenigstens an Weihnachten über etwas Anderes reden als die Schule?", unterbrach Harry Ron heftig. „Wir haben Ferien."

Und so unterhielten sie sich lieber über Quidditch, wenigstens ein Thema, dass sie alle gemeinsam hatten, bis Mrs. Weasley sie wieder zum Abendessen rief. Sie hatte erneut ein riesiges Mahl aufgetischt, sie befürchtete wohl, dass irgendjemand verhungern würde. Inzwischen war auch Mr. Weasley von der Arbeit zurück und hatte Ingas Eltern mitgebracht. Elina und Mikael Bergström waren hochrangige Auroren und auch sie sahen müde und erschöpft aus, Mikael trug seinen rechten Arm sogar in einer Schlinge. Inga und Lasse schienen sich nicht groß über den Anblick ihrer Eltern zu wundern, vermutlich kam das inzwischen oft genug vor, dass einer von beiden verwundet heimkam.

Nach dem Abendessen, brachen die Bergströms zum Gehen auf. Kurz vorher zog Inga noch Emily beiseite. „Du bist bis Neujahr hier, oder?"

„Vor der Hochzeit gehe ich auf keinen Fall freiwillig", sagte Emily. „Du bist auch da, oder?"

Inga nickte. „Sophia und Sirius haben alle aus dem Orden und ihre Familien eingeladen. Du weißt, dass Leo auch dort sein wird?"

„Ja."

„Das klingt jetzt nicht nach überschwänglicher Wiedersehensfreude."

„Nein", erwiderte Emily leise. „Das tut es nicht."

„Du liebst ihn nicht mehr." Inga betrachte Emily kritisch.

„Nicht, wie ich es vielleicht einmal getan habe." Emily seufzte. „Vielleicht schon seit dem Frühling nicht mehr. Aber es ist schwierig, verstehst du? Er klammert sich so an mich, als wäre ich die Einzige. Er ist eifersüchtig, wenn ich mal nicht etwas mit ihm gemacht habe. Er hat es immer versucht zu verbergen, aber ich kenne ihn."

„Ihn hat es, vielleicht nach Harry, am meisten getroffen, dass du dieses Jahr nicht da bist."

„Ich weiß. Und es tut mir ja auch leid, aber es ist nicht meine Schuld", protestierte Emily. „Aber ich bin doch nicht seine einzige Freundin und er braucht doch ein Leben neben mir. Ich kann nicht immer da sein."

„In den letzten fünf Jahren warst du es aber und er will das einzig Gute in seinem Leben nicht verlieren."

„Versuchst du mir jetzt ein schlechtes Gewissen einzureden?", fragte Emily, beinahe schon wütend.

„Bloß nicht. Du bist auf gar keinen Fall allein dafür verantwortlich, dass er glücklich ist", erwiderte Inga und hob abwehrend die Hände. „Und sein Glück ist auch nicht wichtiger als deins. Wenn dich diese Beziehung nicht mehr glücklich macht und du ihn nicht mehr liebst, dann solltest du es beenden. Tu es bitte nur, bevor du wieder zurückgehst. Alles andere wäre nicht fair gegenüber ihm."

„Ich weiß."

***

Erst spät in der Nacht löschten Emily und Ginny das Licht. Ginny schien schnell eingeschlafen zu sein, doch Emily fand keine Ruhe. Die Unruhe in ihr war wieder zurück, den ganzen über nur betäubt von Lachen und Gesellschaft. Ihre Haut juckte und spannte fürchterlich, doch kein Kratzen konnte dagegen helfen. Sie schmiss sich auf den Bauch und vergrub ihre Hände im Kissen, bloß um nicht dem Drang nachzugeben.

Ihre Muskeln zitterten, gleichzeitig war Emily erschöpft und voller Energie. Ein fahler Streifen Mondlicht schien zwischen den Vorhängen hervor, doch für Emily war der Raum taghell erleuchtet. Sie vergrub auch noch ihr Gesicht im Kissen, doch es half alles nichts. So wurde das nichts mit dem Schlaf.

Leise schob sie ihre Decke beiseite und schlich zu ihrer Tasche, die offen neben der Tür stand, da sie bisher nur ihren Schlafanzug und die Zahnbürste ausgepackt hatte. Vorsichtig zog sie den Beutel mit dem Schlaftrunk hervor, den Sirje ihr mitgegeben hatte. Er war nur Notfälle gedacht, aber das hier war schließlich einer, dachte sich Emily. Schließlich war morgen Weihnachten und sie musste fit sein für die Hochzeit.

Geübt entkorkte sie die kleine Phiole und schüttete den Trank hinunter. Irgendwann einmal würde sie sich auch an den Geschmack gewöhnen. Die leere Phiole schob sie ganz tief in ihre Tasche. Musste ja keiner wissen, dass sie den Schlaftrank genommen hatte.


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