12. Gewinnen und Verlieren
Ich entschuldige mich für die lange Pause. Allerdings ging es bei mir in den letzten Monaten drunter und drüber. Für mich ist inzwischen das letzte Semester meines Studiums fast vorbei, das hieß für mich jede Menge Klausuren, unzählige Bewerbungen und Vorstellungsgespräche und jetzt stehen nur noch die große Abschlussprüfung und mein Umzug an. Ich kann von daher leider nicht versprechen, dass ich so oft zum Schreiben komme. Eigentlich sollte ich jetzt auch lernen. :)
12. Gewinnen und Verlieren
Der Schneefall über Hogwarts nahm über das Wochenende nur noch mehr zu, sehr zur Freude der Schüler und zum Missfallen von Filch, der die ganze Zeit damit beschäftigt war die Eingangshalle trocken zu halten. Die Laune der Gryffindors war nach dem Spiel trotz des Sieges noch recht gedrückt, doch das hielt Fred und George nicht davon ab wie die Bekloppten durch das Schloss zu stürmen und alle zur Schneeballschlacht aufzurufen.
Während Hermine Hagrid besuchte um mit ihm über seinen Lehrplan zu sprechen und Harry und Ron ihre Hausaufgaben machen mussten, schlossen sich Emily und Leo den Weasleyzwillingen an. Dicht eingepackt traten sie nach draußen und wurden beinahe sofort von Schneebällen getroffen. Wie schon im letzten Jahr hatten sich Schüler aus den verschiedensten Jahrgängen und Häusern versammelt.
„Hierüber", schrie jemand dick vermummtes und winkte hektisch. „Emily, beweg deinen Hintern hier her oder dich schießt noch jemand ab."
Emily musste laut loslachen, dass konnte nur Inga sein. Sie nahm Leo an der Hand und rannte mit ihm quer über das Schlachtfeld und ließ sich dann hinter ein aus Schnee gebautes Fort fallen.
„Ihr gehört zu unserem Team", verkündete Inga, die sich einen riesigen Hufflepuffschal um den Hals und das halbe Gesicht geschlungen hatte. Zusammen mit der schwarzen Mütze gab ihr das ein ziemliches martialisches Aussehen. „Strengt euch an, wir sind am gewinnen."
Wir bestand außer Inga noch aus Fred, George, Angelina, Tamsin, Katie und Lee. Die Weasleyzwillinge begrüßten Emily und Leo mit einem Kampfgebrüll und drückten den beiden Schneebälle in die Hand.
„Schießt los", rief Fred begeistert. „Egal wen ihr trefft."
In dem Schneegestöber konnte man nur ein paar dunkle Flecken erkennen, die sich hastig bewegten, doch Emily warf einfach drauf los ohne zu wissen ob ihr Ball jemals traf. Ab und zu zischten ein paar Bälle über sie hinweg und auf Kommando schmissen sich alle einfach in den Schnee.
Irgendwann kamen Fred und George auf die grandiose Idee Schneebälle zu verhexen und sie gegen den Gryffindorturm zu schießen. Inzwischen hatte der Schneefall auch fürs Erste wieder aufgehört, so dass man tatsächlich den Turm auch erkennen konnte.
Leider tauchte irgendwann Ron am Fenster auf und beschwerte sich über die Schneebälle, doch er bekam als Antwort nur einen Schneeball ins Gesicht und knallte das Fenster wieder zu.
Am Ende wusste keiner wer jetzt wirklich gewonnen hatte und irgendwie war es allen auch egal. Sie waren sowieso alle gleich nass und erschöpft.
Als sie zum Schloss hinauf marschierten, schlang Leo einen Arm um Emily. „Sollen wir vielleicht noch eine Runde Eislaufen?"
„Hahaha", erwiderte Emily nur. Sie erinnerte sich nur zu gut an ihren ersten – und auch einzigen – Versuch, wo sie mehr auf dem Eis gelegen hatte als wirklich eiszulaufen. „Das überlasse ich lieber denen, die es können." Sie deutete auf die kleine Gruppe, die auf dem Schwarzen See Schlittschuh lief.
„Ich fands lustig", kam es von Inga. Sie hatte inzwischen ihre Mütze abgenommen und ihre braunen Locken standen in alle Himmelsrichtungen ab. „Wir müssen irgendwann immer noch Bambi gucken."
„Wer ist Bambi?", fragte Fred neugierig. „Müssen wir den kennen?"
George und Lee guckten ebenfalls neugierig drein und so begann Inga ihnen lang und breit Fernsehen, Filme im allgemeinen und Disneyfilme im besonderen zu erklären. Die drei Jungen hingen ihr fasziniert an den Lippen und Inga genoss es sichtlich.
Als Emily abends im Bett lag, fand sie, dass es trotz des Quidditchspiels noch ein schönes Wochenende gewesen war.
***
Dafür hatten sie direkt am Montagmorgen Pflege magischer Geschöpfe und Hagrid führte seine Klasse in den Verbotenen Wald hinein. Das allein verhieß schon nichts Gutes. Auf einer Lichtung, so tief im Wald, dass dort kein Schnee lag, blieben sie stehen und Hagrid ließ eine Kuhhälfte, die er mitgeschleppt hatte, auf den Boden fallen.
„Näher ran", ermunterte Hagrid die Schüler. Die meisten fühlten sich sichtlich unwohl und sahen sich immer wieder um. Emily war mittlerweile oft genug im Verbotenen Wald gewesen um zu wissen, dass die wirklich gefährlicheren Kreaturen sich noch tiefer im Wald verborgen. In diesem Bereich waren die meisten Tiere noch so scheu, dass man sie erst provozieren musste, damit sie gefährlich wurden.
Auf Hagrids schrillen Schrei tauchten wenige Augenblicke später die Thestrale auf. Über ihren skelettartigen Körper zog sich eine tiefschwarze Haut, die auch ihre Flügel bedeckte. Ansonsten ähnelten sie fast schon irritierend Pferden. Der Thestral überquerte langsam die Lichtung und tat sich an dem Fleisch gütlich.
„Warum ruft Hagrid nicht noch einmal?", fragte Ron, der in der Nähe von Emily stand, leise. Auch viele andere Schüler sahen genauso irritiert drei, schließlich konnten sie den Thestral nicht sehen. Nur vier andere Schüler neben Emily schauten eher ängstlich fasziniert drein: Harry, Neville, Leo und ein Schüler aus Slytherin, was bedeutete, dass sie alle den Thestral sehen konnten. Sie waren diejenigen, die sich meldeten, als Hagrid fragte wer sie sehen konnte.
Den anderen wurde erst bewusst, dass ein Tier auf der Lichtung stand, als sie sahen wie sich jemand Unsichtbares an dem Fleisch zu schaffen machte. Inzwischen waren noch zwei weitere Thestrale aufgetaucht. Emily war erstaunt wie ruhig und fast schon majestätisch diese Tiere wirken konnten. Die drei Thestrale ließen sich auch nicht durch aufgeregtes Gequieke von manchen Schülern stören, aber wahrscheinlich waren sie das mittlerweile schon gewohnt.
„Chrm, chrm."
Emily konnte ein leises Aufstöhnen nicht unterdrücken, als sie Umbridge hörte. Ganz wie sie geahnt hatte, geriet die Inspektion zur Farce. Umbridge versuchte alles um Hagrid als tumbes Halbblut darzustellen, das noch nicht mal die englische Sprache beherrschte. Die Slytherins waren natürlich nur allzu bereit ihr zu helfen und am Ende wussten alle, dass Hagrid kein gutes Ergebnis bekommen würde.
Der einzige Lichtblick zwischen Umbridge und dem Riesenberg am Hausaufgaben, war Rons Ankündigung, dass Emily und Harry wieder einmal Weihnachten im Fuchsbau verbringen durften. Doch Emily war dennoch hin- und hergerissen, sie wusste, dass Leo die Ferien in Hogwarts verbringen würde, schließlich konnte er nirgendwo anders hingehen. Einerseits wollte sie Leo nicht alleine lassen, andererseits freute sie sich auf Weihnachten mit den Weasleys im Fuchsbau. Außerdem war da noch Sirius, der alleine am Grimmauldplatz saß. Von ihm hatten sie seit dem unterbrochenen Gespräch nichts mehr gehört, genauso wenig wie von jemand anderem aus dem Orden.
Zwischendurch fanden auch noch Auswahlspiele für einen neuen Sucher und die Treiber statt. Sehr zu Emilys Freude schaffte es Ginny als Sucherin in die Mannschaft, sie war zwar nicht so gut wie Harry, aber immer noch wahnsinnig gut. Dass Ginny nächstes Jahr Angelina auf die Jägerposition folgen würde, war Emily eigentlich klar. Vorausgesetzt der Fluch auf dem Lehrerposten von Verteidigung gegen die Dunklen Künste war immer noch intakt, was Emily jetzt ganz stark hoffte. Als neue Treiber wurden Andrew Kirke und Jack Sloper gewählt, beide waren Emily noch unbekannt, aber sie waren die besten, die sich auf die Position beworben hatten. So gut wie Fred und George, die oft genug als menschliche Klatscher bezeichnet wurden, waren sie leider nicht.
So kam es auch, dass Emily zusammen mit Angelina und Katie nach dem Auswahlspiel hoch zum Schloss sprintete, damit sie nicht zu spät zum letzten Treffen von der DA vor den Ferien kamen. Der Raum der Wünsche war schon weihnachtlich geschmückt, unter anderem mit Misteln, unter denen einige Paare bereits knutschten.
Erst als Harry alle begrüßte, richteten alle ihre Aufmerksamkeit auf ihn. Sie würden heute nur ein paar Sachen wiederholen, bevor sie nach den Ferien mit den großen Sachen beginnen würden. Es schien als ob während der Treffen bei vielen der Stress abfallen würde, es wurde viel gelacht und gescherzt. So als ob im Raum der Wünsche die Außenwelt nicht zu spüren war, auch wenn selten jemand vergaß aus welchem Grund sie hier standen. Doch alle waren fröhlich und motiviert ihr Bestes zu geben. Die meisten hatten sich in den letzen Wochen enorm verbessert, ihnen allen voran Neville. Auch Leo entwickelte in diesen Stunden mehr Selbstvertrauen, als ob ihm der Gedanke auch gegen seine Familie zu rebellieren Kraft gab.
Viel zu schnell kam das Ende der Stunde und Harry wünschte ihnen allen frohe Weihnachten. Zusammen mit Leo und Neville spazierte Emily zurück zum Gemeinschaftsraum, doch ihr fiel auf, dass Harry und Cho alleine zurück blieben. Sie hatte schon länger den Verdacht, dass Harry auf Cho stand und als Harry später am Abend wieder im Gemeinschaftsraum auftauchte, bestätigte sich ihr Verdacht.
„Ich will das gar nicht hören." Emily hielt sich lachend die Ohren zu. „Ich will gar nicht hören, wie mein Bruder mit fremden Mädchen rumknutscht."
Zusammen mit Harry, Hermine und Ron hatte Emily es sich vor dem Kamin bequem gemacht und Hermine hatte Harry entlockt was im Raum der Wünsche passiert war.
„Du küsst Leo doch auch", entgegnete Harry.
Statt einer Antwort streckte Emily ihm die Zunge raus.
„Und?", fragte Ron neugierig. Emily hielt sich weiter die Ohren zu. „Wie wars?"
„Nass", sagte Harry nach kurzem Überlegen. „Weil sie geweint hat."
„Bist du so schlecht im Küssen?", fragte Ron.
„Und du bist taktlos", warf Emily ein.
„Und ich dachte, du willst das nicht hören?" Ron sah Emily irritiert an.
„Weiß nicht?", sagte Harry.
„Nein, natürlich nicht", erwiderte Hermine. Sie schrieb an einem Brief an Viktor. „Cho weint in letzter Zeit fast dauernd."
„Da könnte ein bisschen Küssen sie doch aufmuntern." Ron grinste.
„Ron, du bist der unsensibelste Rüpel, den ich je das Pech hatte zu treffen", sagte Hermine würdevoll und Emily konnte sich ein Kichern nicht verkneifen.
„Was soll das jetzt wieder heißen?"
„Versteht ihr nicht, wie Cho sich im Moment fühlt?", fragte Hermine.
„Nein", sagten Harry und Ron im Chor.
„Jungs", stöhnte Emily. Sie hatte endgültig die Hände von den Ohren genommen.
Hermine seufzte. „Nun, offensichtlich ist sie sehr traurig weil Cedric gestorben ist. Dann, vermute ich, ist sie durcheinander, weil sie Cedric gern hatte und jetzt Harry und sie kriegt nicht auf die Reihe wen sie jetzt am liebsten mag. Und dann fühlt sie sich wohl auch schuldig, weil sie glaubt, dass sie Cedrics Andenken beleidigt, wenn sie Harry überhaupt küsst und sie macht sich wahrscheinlich auch Gedanken, was all die anderen über sie sagen könnten, wenn sie anfängt mit Harry auszugehen. Uns sie ist sich wohl ohnehin nicht im Klaren, was sie für Harry empfindet, weil er mit Cedric zusammen war, als er starb, deshalb ist das alles sehr kompliziert und schmerzhaft."
„Außerdem hat sie Angst, dass man sie aus der Quidditchmannschaft wirft, weil sie in letzter Zeit so schlecht fliegt", fügte Emily hinzu. Das gehörte zu dem Klatsch und Tratsch, den sie beim letzten Training aufgeschnappt hatte.
Nach einer kurzen Stille sagte Ron: „Das kann doch ein Mensch nicht alles auf einmal fühlen, er würde ja explodieren."
„Nur weil du die Gefühlswelt eines Teelöffels hast, heißt das nicht, dass es uns allen so geht", sagte Hermine.
Für einen Moment sahen sich die vier an, dann brachen sie in lautes Gelächter aus. Selbst Ron schien Hermine die Antwort nicht wirklich übel zu nehmen. Erst als er erfuhr, dass Hermines Brief für Viktor war, sank seine Laune merklich. Auch Harry schien in Gedanken zu versinken, wahrscheinlich dachte er wieder an Cho, dem leicht verträumten Gesichtsausdruck zu folge. Kurz darauf verabschiedete sich Emily ins Bett, sie hatte sowieso nicht unbedingt Lust sich mit der Unfähigkeit der Jungen mit Mädchen umzugehen auseinander zu setzen. Außerdem konnte sie eine ruhige Nacht Schlaf gut gebrauchen, Angelina erwies sich nämlich als genauso ein Sklaventreiber wie Oliver.
***
Mit rasendem Herzen jagte Emily wenige Stunden später aus dem Schlaf hoch. Ihr Atem ging keuchend, doch sie konnte nicht einordnen wieso. Sie hatte keinen Albtraum gehabt und doch fühlte sie sich so als ob sie gerade aus einem erwacht worden wäre.
Sie lauschte in die Dunkelheit, aber sie hörte nur ihren eigenen keuchenden Atem, das Quietschen eines Bettes und das leise Schnarchen von Lavender. Emily ließ sich wieder zurück fallen, nur um gleich wieder hoch zu schrecken. Harry. Das war die einzige Erklärung, warum sie so aufgewacht war. Es war schon lange her, dass sie etwas von ihm gespürt hatte, seitdem sie im Sommer mit dem Meditieren angefangen hatte, war die Verbindung zwischen ihnen schwächer geworden, wenn auch bewusst.
Hastig schmiss Emily die Decke zur Seite und eilte aus dem Schlafsaal in den Gemeinschaftsraum und dann die Treppe zum Jungenschlafsaal hoch. Sie klopfte an die Tür, wartete allerdings keine Antwort ab, sondern trat direkt ein. Dean, Seamus und Neville waren noch wach und sahen Emily erstaunt an.
„Wo ist Harry?"
„Er hatte einen Albtraum", sagte Neville. „McGonagall hat Harry und Ron zu Dumbledore gebracht."
Wenn die Jungen McGonagall gerufen hatten, dann musste es wirklich schlimm sein. Emily drehte sich wieder um und war schon halb die Treppe hinunter, als sie Neville noch ein Danke zurief. Ohne sich etwas Warmes anzuziehen, rannte sie quer durchs Schloss zu Dumbledores Büro.
Außer Atem stand sie nun vor dem Wasserspeier, der den Eingang bewachte und stampfte frustriert mit dem Fuß auf. Sie kannte das Passwort nicht und der Wasserspeier war auch nicht zu überzeugen, sie herein zu lassen. Irgendwann schleuderte sie dem Wasserspeier irgendwelche Wörter entgegen in der Hoffnung, dass das Passwort dabei sein würde.
Doch von einem Moment auf den anderen schien es sich der Wasserspeier anders zu überlegen und sprang knirschend zur Seite. „Anweisung von oben", knurrte er missmutig.
Emily eilte die Wendeltreppe hoch und platzte ohne zu Klopfen in Dumbledores Büro. Ron und Harry saßen auf zwei Holzstühlen vor Dumbledores Schreibtisch, von McGonagall war nichts zu sehen. „Was ist passiert?"
„Ah, Miss Potter, ich habe Sie schon erwartet", sagte Dumbledore.
Vorsichtig kam Emily näher und ihr Blick fiel auf Harry. Ihr Bruder sah müde und erschöpft aus, dennoch hatten seine Augen einen seltsamen Glanz. Ron hingegen sah ängstlich und blass aus.
„Mr Weasley wurde während seiner Arbeit für den Orden angegriffen und verletzt", sagte Dumbledore. „Da Harry den Angriff gesehen hat, konnte er Professor McGonagall und mich informieren."
„Wie geht's Mr Weasley?", fragte Emily bestürzt. „Und ist alles okay bei dir, Harry?"
„Er wurde ins St Mungos gebracht", antwortete Dumbledore. „Ich habe Sirius Bescheid gesagt, dass ihr beide zusammen mit den Weasleys noch heute Nacht zum Grimmauldplatz reist. Von dort ist es näher zum Krankenhaus."
Wenige Augenblicke später tauchte McGonagall mit Ginny, Fred und George auf. Die drei trugen ebenfalls nur Schlafanzüge und sahen genauso geschockt und ängstlich aus wie Ron.
„Harry, was ist passiert?", fragte Ginny. „Professor McGonagall sagt, du hast gesehen, wie Dad verletzt wurde-
„Dein Vater wurde während seiner Arbeit für den Orden des Phönix verletzt", sagte Dumbledore. „Er wurde ins St Mungo gebracht. Ich schicke euch jetzt zu Sirius. Dort werdet ihr auch eure Mutter treffen. Ihr werdet einen Portschlüssel nehmen." Er deutete auf einen alten Kessel, der auf seinem Schreibtisch lag.
Mit einem Mal loderte eine Flamme mitten im Büro auf und hinterließ eine goldene Feder. „Eine Warnung von Fawkes." Dumbledore nahm die Feder an sich. „Professor Umbridge weiß offenbar, dass ihr nicht mehr in euren Betten seid... Minerva, gehen Sie und halten Sie sie auf – erzählen Sie ihr irgendwas." Ohne ein weiteres Wort rauschte McGonagall davon.
„Also kommt her", sagte Dumbledore. „Und rasch, bevor noch jemand zu uns stößt." Hastig stellten sich Emily und die anderen um den Schreibtisch und streckten die Hände aus um den geschwärzten Kessel, der als Portschlüssel diente, zu berühren. „Ich zähle also bis drei – eins – zwei – drei."
Ein mächtiger Ruck schoss durch Emilys Körper und zog sie davon in einen Wirbel aus Farben, bis sie hart auf dem Boden aufschlug. Vorsichtig rappelte sich Emily auf, sie waren in der Küche am Grimmauldplatz gelandet. Sirius wartete bereits und eilte auf sie zu. Ihn umgab ein schwacher Geruch nach Schnaps.
„Was ist los?", fragte er. „Phineas Nigellus meinte Arthur sei schwer verletzt-
„Frag Harry", unterbrach ihn Fred.
„Ja, ich will das auch hören", sagte George.
Auch Emily war neugierig, schließlich wusste sie nicht viel mehr als die Weasleys und Sirius.
„Es war", begann Harry sehr zögerlich. Stockend erzählte er, wie er in einer Art Vision beobachtet hatte, dass Voldemorts Schlange Mr Weasley angegriffen hatte. Wenn Emily nicht so müde und besorgt gewesen wäre, wäre ihr auch aufgefallen, dass Harry etwas verbarg, dass noch mehr hinter dieser Vision steckte.
So begann die stille Wache. Über Stunden hinweg war das einzige was in der Küche zu hören war, das leise Knistern des Feuers, das Klackern von Butterbierflaschen und immer wieder ein Seufzen, als jemand zur Uhr sah und feststellte wie langsam die Zeit verging.
Erst als eine Stichflamme die Küche erhellte und eine goldene Schwanzfeder und eine Nachricht auf den Tisch fielen, kam wieder so etwas wie Leben in die Anwesenden. Es war eine Nachricht von Mrs Weasley, überbracht von Fawkes.
Dad, ist noch am Leben. Ich mache mich jetzt auf den Weg ins St. Mungos. Bleibt wo ihr seid. Ich benachrichtige euch, sobald ich kann, Mum.
„Noch am Leben", sagte George langsam. „Aber das hört sich an, als ob..."
Die anderen schwiegen, George brauchte den Satz nicht zu beenden. Emilys Hand, die den Saum ihres Pullovers fest umklammerte, verkrampfte sich noch mehr. Sie hatte nicht erwartet, dass es so schlimm um Mr Weasley stehen würde. Erst die frühen Morgenstunden brachten Erleichterung für alle. Mrs Weasley kehrte vom Krankenhaus zurück, blass und erschöpft vor lauter Sorge. Doch sie lächelte als sie in die Küche eintrat und sie alle sah.
„Er wird durchkommen", sagte sie. „Er schläft jetzt. Später können wir ihn alle besuchen. Bill ist noch bei ihm, er nimmt sich den Morgen frei."
Die Erleichterung war in der Luft spürbar, selbst Sirius schien seine gute Laune wiederzufinden und rief nach Kreacher fürs Frühstück, auch wenn der nicht auftauchte. So bereiteten Emily, Harry und Sirius schnell etwas zu Essen vor. Emily kam sich ein bisschen seltsam vor, zwischen den Weasleys, doch Harry und Sirius schien es nicht viel anders zu gehen.
Mrs Weasley kam auf Harry zu und zog ihn in eine Umarmung. „Ich weiß nicht, was ohne dich passiert wäre, Harry."
Emily trat ein paar Schritte zur Seite und nahm ein paar Teller aus einem der Schränke, dabei klapperte sie lauter als nötig, weil sie nicht hören wollte, wie Mrs Weasley Harry dankte. Natürlich war sie froh, dass Harry so Mr Weasley retten konnte, doch es war für Harry sicherlich auch peinlich.
Auch Sirius musste sich Dankesworte von Mrs Weasley anhören, dafür dass sie alle die Nacht bei ihm bleiben durften, genauso wie auch die restlichen Ferien.
„Oh, Sirius, ich bin dir so dankbar... natürlich könnte das bedeuten, dass wir über Weihnachten hier sind."
„Je mehr, desto lustiger wird's." Sirius schien sich wie ein kleines Kind zu freuen und so glücklich hatte Emily ihn schon lange nicht mehr gesehen. Vielleicht würde es ja doch ein fröhliches Weihnachten werden.
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