Kapitel 39

Bereits am nächsten Tag wurde das Amt nach dem Tod von Reyhan auf königlichem Erlass Haji übergeben.
Zum ersten mal ergab es mir die Chance in den königlichen Garten zu gehen. Zum ersten mal wäre ich außerhalb dieser Palastmauern im freien.
Zusammen mit Cennet und der Tochter von Safiye gingen wir heraus. Sei trug einen dunklen Umhang und so war es nicht schwer zu erkennen, dass sie sich auf die Reise machte. Hinter uns bildeten weitere Bediensteten den Abschluss.
Gölge hatte ich vorher zum erkunden nachgeschickt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit müsste Alex wieder hier für den Training mit dem Sultan einberufen sein.

Was mich draußen erwartete übertraf jedoch alle meine Erwartungen. Es war weitaus größer als ich erwartet hatte. Zu beiden Seiten erstreckten sich gepflegte Rosenbüsche, die in den verschiedensten rosa und Rottönen erstrahlten. In regelmäßigen Abständen waren Bäume eingepflanzt die in der hohen Sommerzeit ein wenig Schatten spendeten.
Und wie nicht anders zu erwarten waren auch draußen Soldaten in ihren roten Uniformen an allen Ecken postiert.
Von weitem war bereits eine Kutsche zu sehen, die für Safiye Sultan und ihre Tochter vorgesehen waren. Sie war mit goldenen Verzierungen versehen und strahlte im Kontrast zum schwarzen der Kutsche hervor. Vorne wurde sie von zwei schwarzen Pferden getragen.
Als wir wenige Schritte vorher stehen blieben, schritt sie mit eleganten Schritten voraus und stieg in die Kutsche, dessen Tür von Bülbül geöffnet wurde. Safiye Sultan befand sich schon bereits darin.
Als ich mich zu Cennet umdrehte sah ich Gölge hinter ihr erscheinen.

'Er ist hier' deutete sie mir.
Nicht wenig später befand sie sich auch schon neben ihr.
"Wo warst du die ganze Zeit Gölge. Man hat dir doch befohlen ihre Seite nicht zu verlassen" erteilte Cennet in einem strengen Ton mit.
Ich räuspert mich und gab dieser Diskussion ein Ende, denn ich war dafür verantwortlich.
Mit einem letzten Blick an Gölge ließ sie uns alleine und begab sich wieder zurück in den Palast.
Als sie nicht mehr in Hörweite war nahm ich das Gespräch auf.
"Wo ist er?" fragte ich
"In dem geheimen Garten mit dem Sultan"

Also lag ich in meiner Vermutung doch richtig.

Auch wir gingen wieder zurück und ich begab mich direkt in den geheimen Garten. Ich lauschte erst, doch hörte keine aufeinanderprallende Schwerter. Ein Blick auf den Garten verriet mir das er alleine stand.

Ahmed war nicht zu sehen.
Zumindest noch nicht.

Ich musste mit ihm reden.
Mit schnellen Schritten schritt ich auf ihn zu und würde wütender je mehr ich darüber dachte, dass er mich in der Nacht alleine gelassen hatte.
Ich drehte ihn mit einem festen Griff am Arm um und erwischte sein verwundertes Gesicht.

"Du hast mich angelogen! Ich habe mein Leben ins Risiko geworfen um unseren Plan nachzugehen und was hast du gemacht? Du hast mich hintergangen! Wegen dir wäre ich fast gestorben!" schrie ich meine Frustration und alles was sich in mir angestaut hatte an ihm aus
Er war etwas perplex, doch fasste sich schnell.
"Ich bin derjenige der fast gestorben wäre, sieh mich doch mal an"

Und gerade jetzt wo ich sein Gesicht näher betrachtete, fielen mir die Wunden an seinem Gesicht auf.
"Vertrau mir, ich bin in der Nacht wirklich auf den Weg zum Palast gewesen. Ich schwöre dir bei meinem Leben das ich vom Lager weggerannt bin, doch ich habe es nicht geschafft. Ich wurde gefangen"
"Ich habe dir aber vertraut. Verstehe es doch, du hattest es mir versprochen. Ich hatte mich auf dich verlassen"
"Es stimmt, ich hatte es dir versprochen und mein Wort gilt immernoch. Ich werde dir helfen. Ich werde dir diese Tür öffnen und du wirst endlich zu deiner Familie zurückkehren" versuchte er mich zu beruhigen.
"Wenn du mich je wieder belügen solltest und nicht erscheinen solltest..."
"Ich werde kommen. Warum glaubst du mir nicht?"

Von weitem hörten wir Schritte und auch in seinem Blick erkannte ich die Panik.
"Ich werde in morgen zu Abendstunden da sein, nun geh"
Mit schnellen Schritten ging ich zu der Stelle, von der ich beim letzten mal ihn und Ahmed beim Training beobachtet hatte.
Auch wenn ich im geborgenen lag, so hatte ich immernoch eine gute Sicht auf das Geschehen vor mir.

Und wie nicht anders zu erwarten, betrat Ahmed in Begleitung von zwei männlichen Bediensteten den Garten.
Er war gekleidet in einem lockeren weißen Hemd und einer marineblauen kurzen Weste, auf der goldene Elemente bestickt waren.
"Ich sehe, du hast dich wieder in Schwierigkeiten gebracht" kam es leicht scherzhaft von Ahmed und deutete dabei auf Alex's Gesicht.
"Es ist während des Trainings passiert" kam es als Antwort
Man merkte jedoch, das Alex unter dem Blick von Ahmed nervöser wurde.
"Eigentlich bin ich zur Nacht aus dem Lager gegangen um mir die Stadt näher anzusehen. Ich wollte ein wenig frische Luft holen, da kam mir ein Mädchen auf dem Weg" versuchte er sich zu erklären
Bei der Erwähnung des Mädchens, wurden die Gesichtszüge von Ahmed wieder weicher.
"Hat dich etwa das Mädchen in diesen Zustand gebracht" seine Mundwinkel erhoben sich leicht
"Es ist passiert als ich versucht habe sie zu retten"
"Es scheint also, als würde dir das Training doch nicht viel bringen. So wie du aussiehst, haben sie dir ganz schön was angetan"
"Wenn sie auch nur deren Zustand sehen würden mein Sultan" kam es nun auch leicht scherzend von Alex.

Ahmed nahm eines der hölzernen Schwerte und deutete ihm ebenfalls eins zur Hand zu nehmen.

Das Training begann.

Als ich wieder zurückging, wartete Gölge bereits auf mich.
Wir gingen einige Fluren weiter und hielten kurz vor dem Harem an um in Ruhe und fern von weiteren Ohren zu reden.

"Ich konnte ihn endlich zur Rede stellen. Er hat es in der Nacht nicht geschafft gehabt sein Vorhaben umzusetzen, doch er hat mir versprochen das sein Wort immernoch gilt. Er wird morgen da sein und etwas anderes als ihm zu glauben bleibt mir nicht übrig"
Gölge erwiderte nichts darauf, doch ihr Blick fiel hinter mir. Ich folgte ihrem und sah auch den Grund.

Şaheste kam gerade auf uns zu.

Sie zögerte nicht viel und kam direkt zu Wort.
"Bitte nimm mich mit dir mit. Ich flehe dich an. Ich halte es nicht mehr länger hier aus."
Sie hielt mit ihren Händen dabei an dem Saum meines Ärmels.
"Ich gehe nirgendwo hin und vergiss das was du gesehen hattest. Ich habe meine Meinung geändert" gab ich leise zurück
Doch so leicht gab sie nicht nach.
"Anastasia, Bitte.Du siehst doch auch selber wie man mich hier behandelt. Ich habe hier keine Zukunft mehr. Mahfiruze hat mich schon zu ihrer persönlichen Dienerin ernannt"

Und auch schon wie aufs Wort kam Mahfiruze durch die Tür und trat auf die Flur.
"Şaheste, ich warte schon den ganzen morgen auf dich. Komm her" kam es bestimmend und streng von ihr
"Ich komme" gab sie kleinlaut zurück
Mit einem flehenden Blick und den leisen formenden Worten "Bitte" ging sie auch schon wieder zurück.

Sie tat mir wirklich leid, doch ich war mir nicht sicher ob es was gutes wäre sie noch mit uns zu nehmen, da wo unser Plan doch jetzt schon viele Lücken und Risiken beinhaltete.

Wenige Stunden später zu Mittagsstunden wurde ich nach der Ankunft von Safiye Sultan in den Palast, wieder zu ihr gerufen.
Cennet begleitete mich zu ihrem Gemach und deutete mir meine Aufgaben. Ich bereitete ihr einen Kaffee vor und legte sie mit etwas Süßem zusammen auf ein goldenes Tablett, den ich danach Bülbül reichte.
Ich stellte mich danach wieder neben Cennet.
"Cennet?"
"Ja,mein Sultan"
"Wie kommt es das bis zum jetzigen Zeitpunkt, kein einziges Mädchen schwanger ist. Bis jetzt müsste unser geliebter Sultan bereits mehrere Prinzen in den Arm halten"
Sie nahm den Kaffee in die Hand und trank einen Schluck.

"Mein Sultan, die Mädchen betreten sein Gemach regelmäßig, vor allem die, die von Handan Sultan geschickt werden" gab Bülbül bei
"Und dieses arme Mädchen hier geht fast jede Nacht zu ihm. Würde sie sich doch ein wenig beeilen und vor allen anderen Mädchen die erste sein, die ihm einen Prinzen schenkt"kam es schon fast aufzieherisch von Cennet.

Bei Gott werde ich, und meine Wünsche hier eigentlich noch erachtet?!
Man spricht hier von all dem, als wäre es was leichtes ein Kind auf die Welt zu bringen, mal davon abgesehen eins unter dem Herzen zu tragen.

"Möge Gott ihr einen Prinzen schenken, der genauso schön wie ihr Gesicht ist" kam es in einem sanften Ton von Safiye.
"Ich bin nicht mehr die alte. Man macht sich immernoch über mich und meine Narben lustig" nahm ich das Wort auf.
"So sieh dich doch an um was du dich für Sorgen machst. Cennet ruf nach Perwane."
Sie befolgte ihren Befehl und verließ das Zimmer.
"Mahpeyker, komm her" Safiye streckte ihren Arm aus und ich trat an ihre Seite.
Seite an Seite traten wir in ein Nebenzimmer ein, das mir bis jetzt verschlossen blieb.
Es war groß, fast genauso groß wie das davorige, doch dieser wurde zu anderen Zwecken genutzt. Der Raum hatte einen dunkleren Ton und es reihten sich Kleider in den verschiedenen Stoffen in den verschiedensten Farben aneinander. Eins war schöner als das andere und so konnte ich nicht aufhören alles zu bestaunen.
Weiter hinten reihten sich an einer anderen Wand Schmuck und Kronen in den verschiedensten Größen aneinander. Einer wertvoller und schöner als die andere.

"Es ist noch nichts richtiges zwischen dir und dem Sultan passiert, hab ich recht?" kam es plötzlich von ihr
Diese Frage brachte mich ins taumeln und ich senkte beschämt den Blick zu Boden. Sie drehte sich zu mir um und betrachtete mich aus ihren grünen Augen
"Du brauchst es nicht zu verleugnen, man sieht es dir in den Augen an. Es gibt ein Leuchten in dem Blick eines Liebenden, es bedeckt das Auge wie einen Gardine. Einem Liebenden interessiert weder der Ort, noch was anderes. Sie wird blind zu allem, doch nicht zu einem. Genau diesen Blick sehe ich in deinen Augen."
"Ich weiß nicht... woher weiß ich eigentlich was richtig Liebe ist, woher weiß man das man verliebt ist?"
Auf meine Frage hin zierte ihr Gesicht ein mütterliches Lächeln
"Wenn du deine Augen schließt und ihn jedes mal siehst, wenn du ihn jede Nacht in deinen Träumen siehst, dann hast du dich wahrhaftig verliebt"
Mit eitlen Schritten ging sie weiter in den Raum und ich folgte ihr, dabei fiel mein Auge auf ein rotes Kleid, das an den Ärmeln goldene Stickereien und oberhalb mit kleinen Steinen besetzt war. Es war wunderschön und so tat ich es mir schwer mein Blick abzuwenden.
"Gefällt es dir?" fragte Safiye Sultan
"Ich hatte noch nie ein derart schönes Kleid in meinem Leben gesehen" gab ich ehrlich bei
"Vor 20 Jahren war ich ebenfalls bezaubert von diesem Kleid, es war ein Geschenk von der Herzogin von Genua. Von nun an soll es dir gehören"
Ich schaute verwundert und gleichzeitig schockiert über diese Großzügigkeit auf.
"Mein Sultan, es ist viel zu wertvoll, als das ich es annehmen könnte.."
"Ein Kleid kriegt seinen Wert, durch die Person die es trägt. Trage diesen Kleid und gib deinen wahren Gefühlen freien lauf. Lass es auf dich zukommen und habe keine Angst"
Ich gab dankend bei.

Schon bald waren wir nicht die einzigen denn Perwane betrat den Raum. Ein Mann in seinen dreißiger, seinem Kleidungsstil zu urteilen, war er kein einheimischer hier.
Safiye Sultan vertraute mich in seine Hände und er vollschlug wortwörtlich ein Wunder.
Meine vorher unebenen Haare wurden so verblendet dass man den vorherigen Zustand gar nicht mehr ausmachen konnte.
Ich schaute mich in den Spiegel um und strahlte wieder. Es sah einfach schöner aus als vorher.

Ich ging mit einem Strahlen wieder zurück in meinem Raum und griff direkt wieder nach einem Spiegel um mich genauer zu betrachten.
Die Tür würde geöffnet und Cennet betrat in Begleitung von zwei Bediensteten den Raum. Sie stellten zwei Truhen auf den Boden und verließen das Zimmer wieder.

Was passierte hier gerade?
"Was passiert hier Cennet? Wo ist Mahfiruze?"
"Sie ist auf Befehl von Dudu zu einem anderen Zimmer gebracht worden"
"Und was ist mit mir?"
"Dich neben wir gleich direkt mit zu den Gemächern der Sultanen" kam es in einem sarkastischen Ton zurück
"Mädchen, du kannst eintreten"
Und wie aufs Wort betrat ein Mädchen das ich vorher noch nie gesehen hatte das Zimmer. Sie hatte dunkles braunes Haar, die ihr bis zur Brust gingen, volle Lippen und dunkle Augen.
Sie stolzierte mit erhobenem Blick in das Zimmer.
Von ihrer Haltung konnte ich schon erahnen, dass es schwer zwischen uns sein wird.
"Von nun an wird sie hier mit dir zusammen im Zimmer bleiben"

Sie durchbohrte mich schon fast mit ihren Augen.
Ja, ich konnte sie jetzt schon nicht leiden.

"Darf ich vorstellen Rascha, sie ist die letzte Favoritin des Sultans"

Und wie versprochen bin ich hier wieder mit einem etwas längeren Kapitel😊
Ich hoffe ihr habt ein schönes Wochenende und genießt die freie Zeit die ihr habt.
Bis zum nächsten Kapitel
-HD

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