● 8. - Weihnachten in der Unterwelt
Heute habe ich einen Oneshot über Ethan Nakamura für euch. Danke an Alpha_Artemis für den Vorschlag!
Das Elysium war ein faszinierender Ort. Wunderschön, jeder war glücklich, es war stets ruhig und friedlich. Kurz: Ethan hasste es. Als Sohn der Nemesis fühlte sich ein so friedvoller Ort für ihn wie eine verkehrte Wert an. Niemand war hier auf Rache aus. Jeder schien genau der zu sein, als der er sich ausgab. Da machte ihn nur noch misstrauischer. Er verkroch sich also immer in einer möglichst dunklen Ecke, um nichts von all der ekelhaft bunten und hellen Umgebung sehen zu müssen. So tat er es auch an diesem Tag. Der Ort, an dem er sich versteckt hatte, war eine enge Gasse zwischen einer Villa und einem Jugendstilhaus. "Ethan? Ethan Nakamura?" Jemand war neben ihm aufgetaucht.
Er sah auf. Selten sprach ihn jemand an. Schon als er noch gelebt hatte, hatte er eine unliebsame, abweisende Aura gepflegt und die hatte er auch im Tod beibehalten. Als er aufblickte, traf sein Blick direkt den eines Jungen. Er hatte ein schlechtes Personengedächtnis, aber er glaubte in ihm Castor, einen der Söhne des Dionysus, wiederzuerkennen. "Ja?"
"Wir - ich meine damit Silena, Beckendorf, Lee, Michael und mich, du weißt schon, aus dem Camp, wir feiern heute Weihnachten und wollten fragen, ob du mitfeiern willst", sprudelte es aus dem Halbgott hervor.
Ethan sah ihn lange an. "Heute ist Weihnachten?"
Castor stutze. "Das wusstest du nicht?"
Ethan zuckte mit den Schultern. "Ich achte nicht darauf, welcher Tag ist."
Nachdenklich sah ihn Castor an. "Also, kommst du?"
"Wieso wollt ihr mich dabeihaben?", fragte Ethan misstrauisch.
Castor lächelte. "Du musst doch furchtbar einsam sein, oder? Und wir sind dir ja nicht böse, weil du für die falsche Seite gespielt hast."
"Also keine Rache?"
"Keine Rache." Castor streckte ihm eine Hand hin, um ihn auf die Beine zu ziehen.
Ethan nahm sie zögerlich. "Schade", meinte er.
Castor lachte. "Komm mit, Miesepeter."
Er führte Ethan zu einem hübschen Landhaus. Auf dem Weg begegneten sie einer ganzen Menge Leuten und Castor grüßte einen beeindruckend großen Teil davon. Ethan hatte den anderen Einwohnern des Elysiums selten ein Wort gewechselt. Zwei alte Helden, Achilles und Patroclus, hatten einmal versucht, ihn in Smalltalk zu verwickeln, aber er hatte sich geschickt aus der Situation bringen können. Sogar Nico di Angelo hatte einmal versucht, mit ihm zu reden, aber er hatte sich auch da einfach aus dem Staub machen können. Und nun ging er hier mit einem Sohn des Dionysos, der scheinbar mit jedem schonmal geredet hatte zu einer Weihnachtsfeier. Was war in ihn gefahren?
Das Landhaus war genauso schön wie jeder andere Ort im Elysium. In Ethans Augen war schön allerdings relativ. Die Ästhetik hier war so seltsam perfekt, dass alles sich künstlich und falsch anfühlte. Abe der war wohl de einzige, den das störte. Jedenfalls hing an der Tür des Hauses ein Kranz aus Stechpalmenzweigen. Castor klopfte in einem bestimmten Rhythmus an die Tür. Beinahe sofort schwang die Tür auf. Ein hübsches Mädchen mit langen dunklen Haaren sah ihnen entgegen. Silena Beauregard, erinnerte sich Ethan. "Castor! Oh, du hast ihn wirklich gefunden. Hallo, Ethan!" Sie lächelte ihn freundlich an. Ethan versuchte sich daran zu erinnern, wann Leute zum letzten Mal nett zu ihm gewesen waren. Falsche Nettigkeit hatte er oft abbekommen, er war ja der arme Junge mit nur einem Auge, aber echte, ehrliche Nettigkeit... Vielleicht war einfach noch niemand nett zu ihn gewesen. Dieser Gedanke fühlte sich an, als würde er ihm wie ein kalter Wind in die Glieder kriechen. Ihm schauderte, als er Castor und Silena ins Haus folgte. Im Worhnzimmer stand ein prachtvoller Weihnachtsbaum. Daneben saßen drei Jungen auf dem Boden. Einer von ihnen war muskulös und dunkelhäutig. Charles Beckendorf. Der zweite war eindeutig ein Sohn des Apollo. Lee Fletcher. Und der dritte hatte schwarze Haare und braune Augen und erinnerte Ethan an ein Wiesel. Michael Yew. Ein seltsames Gefühl machte sich in Ethans Brust breit. Er wusste, dass sie alle in dem Krieg gestorben waren, in dem auch er gekämpft hatte. Auf der falschen Seite...
"Setz dich doch", lud Michael ihn freundlich an.
Ethan war zu beschäftigt damit, zu erkennen, wie herzensgut diese Menschen doch waren. Er hatte das doch überhaupt nicht verdient!
"Ethan? Komm, wir wollen feiern!", riss Castor ihn aus den Gedanken.
Und zum ersten Mal seit Ewigkeiten stahl sich ein Grinsen auf Ethans Lippen. "Dann lasst uns feiern!"
Es wurde das schönste Weihnachtsfest, das Ethan Nakamura je erlebt hatte - selbst, wenn er schon tot war.
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