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Konzentriert kaue ich auf meiner Zunge herum. Ich schlittere um die Kurve und auch direkt um die Nächste. Ein fieses Grinsen ziert meine Lippen. Gleich habe ich es. Die Spannung in meinem Körper steigt, meine Muskeln spannen sich an. Nur noch ein paar Meter. Es werden immer weniger, ich komme dem Ziel immer näher.

Und plötzlich schnellt Niall an mir vorbei und ist vor mir im Ziel.

Ich springe auf und werfe den Controller auf die Couch. Meine Hände verschränken sich an meinem Hinterkopf und ich blase genervt die Luft aus. Geladen gehe ich in meinem Wohnzimmer auf und ab.

Wütend starre ich Niall an. "Was soll der Scheiß, Mann?", frage ich ihn und deute auf den Fernseher. Er lacht, zuckt mit den Schultern und nimmt einen Schluck aus seinem Glas. Während er die braune, leicht prickelnde Flüssigkeit schluckt, sieht er mich weiterhin an. Ich hoffe er verschluckt sich und erstickt daran.

Immer noch gereizt, setze ich mich wieder neben ihn. Stur starre ich mit verschränkten Armen auf den Bildschirm. Im Augenwinkel nehme ich wahr, dass Niall sein Glas am Tisch abstellt. Er kommt mir näher, aber ich rege mich nicht. Bis er in mein Ohr rülpst.
Meine Hand schießt zum betroffenen Ohr und ich sehe ihn fassungslos an. Er gluckst.

"Du bist so ekelhaft, Niall!" Ich greife nach einem der Sofakissen und schlage ihm damit ins Gesicht.

Lautes Lachen seinerseits erfüllt, zusammen mit der Hintergrundmusik des Videospieles, den Raum. Der Kerl treibt mich noch in den Wahnsinn.

"Spielen wir noch eine Runde?", erkundigt sich Niall bei mir und ich schüttle hektisch den Kopf. Nein, danke. Er schmollt, während ich es mir bequemer mache und meine Beine auf die Couch hebe. In meiner hinteren Hosentasche fummle ich nach meinem Handy, beschäftige mich damit und schenke Nialls schmollen keine Beachtung mehr. Es wäre gut, wenn ich mich erst einmal ein wenig beruhige und mir eingestehe, dass ich einfach scheiße in dem Spiel bin.

Ich scrolle durch die Bilder auf meinem Handy. Viele sind es nicht, dafür sind es welche mit Erinnerungen. Lächelnd tippte ich mein Lieblingsbild von mir und Ray an. Er sitzt auf dem Sofa, hat seinen Kopf zurück auf die Rückenlehne gelegt. Ich stehe dahinter mit meinen Armen hinter dem Rücken, Finger verschränkt, und gebe ihm kopfüber einen Kuss. Da waren meine Haare noch etwas kürzer und seine etwas länger als jetzt. Das ist mittlerweile schon drei Jahre her. An dem Tag sind wir offiziell zusammen in diese Wohnung eingezogen. Im Hintergrund sieht man noch die Umzugskartons herumstehen.

Damals war alles noch irgendwie anders, obwohl alles gleich war. Möglicherweise, weil wir einfach noch jünger waren. Wir sind älter geworden, erwachsener. Manchmal würde ich gerne die Zeit zurückdrehen. All die Jahre noch einmal erleben.
Andererseits kann ich es nicht erwarten älter zu werden. Mehr Erfahrungen zu sammeln. Zusammen mit Ray.

Mein Handybildschirm wird schwarz, vor meinen Augen habe ich aber noch weiterhin das Bild von Ramon und mir. Glasklar.

"Allein ist das langweilig", reißt Niall mich aus meinen Gedanken. Er stellt sich ächzend auf die Beine und schaltet die Geräte ab. "Hast du etwas zu essen hier?"

Ich schüttle den Kopf. Niall sieht das gar nicht mehr, da er mir den Rücken zugewendet hat und in der Küche verschwindet. Vielleicht sollte ich wieder einkaufen gehen. Ein Blick aus dem Fenster verrät mir, dass kein Wind mehr geht. Vorhin noch, war das Gegenteil der Fall, was man an den wackelnden Ästen der Bäume erkennen konnte. Außerdem zeigt sich die Sonne wieder, die den Raum in ein angenehmes Licht taucht.

Niall schnauft. Er steht mit verschränkten Armen im Türrahmen und sieht mich grummelig an. Unschuldig hebe ich meine Schultern. Wenn er Hunger hat, muss er sich eben selbst darum kümmern.

Auch er erhascht einen Blick nach draußen. Sein Blick erhellt sich. "Wir gehen jetzt Essen!", teilt er mir mit und geht schon vor in das Wohnzimmer. Kopfschüttelnd sehe ich ihm hinterher. Am liebsten würde ich ihn anmeckern, doch ich lasse es bleiben. Normalerweise mache ich das auch nicht und ich möchte meine schwankende Laune nicht komplett an ihm auslassen.

Also stehe ich auf und folge ihm bis in den nächsten KFC. Oft bin ich nicht hier. Wenn, dann eigentlich nur, wenn Niall dabei ist. Das Restaurant liegt direkt nach Nando's auf dem zweiten Platz seiner Lieblingsorte zum Essen. Doch der nächste Nando's ist um einiges weiter weg und da es so scheint, als hätte Niall ordentlich Hunger, verzichtet er auf die paar Minuten, die wir länger gehen müssten.

Drinnen setze ich mich auf einen Platz, der mir angenehm erscheint und warte auf Niall. In der Zwischenzeit hänge ich wieder am Handy, um meinem Freund eine kleine Nachricht hinterlassen zu können.

Kaum schicke ich die Nachricht ab, entzieht Niall mir das Handy und steckt es selbst ein. "Du bist mir heute zu viel am Handy. Jetzt ist Niallers Zeit. Das Ding bekommst du erst wieder zurück, wenn sich unsere Wege trennen, Harold."
Unzufrieden sehe ich in sein Gesicht. Ein glückliches Grinsen liegt auf seinen Lippen und ich kann ihm schon gar nicht mehr böse sein. Er spielt mit unfairen Mitteln.

Niall schiebt mir meine Pommes zu und zieht den mit Huhn gefüllten Eimer näher an sich. Schnell reagiere ich und bringe diesen wieder in die Tischmitte. "Den Teilen wir uns nach wie vor. Du hast deinen Cheese Crunch Burger für dich allein."

"Chilli Chese Crunch", verbessert er mich und ich hebe anerkennend meine Augenbrauen. Der Herr hat sich also doch einmal für etwas anderes entschieden. Respekt.

Er stopft sich ein paar Pommes in den Mund und wischt seine fettigen Finger in eine der zur Verfügung gestellten Servietten.

"Louis und Fizzy sind cool", kommt es zusammenhanglos von ihm. Er schlürft an seinem Getränk, das diesmal auch ein anderes zu sein scheint als Cola.

"Wenn du könntest, würdest du Fizzy direkt bei dir aufnehmen und mit ihr Prinzessin im Schloss spielen", kommt es mürrisch von mir und blase die Verpackung des Strohhalmes durch diesen in seine Richtung. Zwar erschrickt er, kommentiert abet meine Aktion nicht.

Gelassen packt er seinen Burger aus. Ein Wunder, dass er nicht sabbert.

"Es ist eine Schade, dass es nur mir so geht."

"Zu blöd, dass sie verrückt nach Zayn ist."

Nun funkelt Niall mich doch böse an und ich muss lachen.

"Gar nicht wahr", beschwert er sich mit vollem Mund. Ich verziehe angeekelt mein Gesicht, mit dem Wissen, dass er das mit voller Absicht gemacht hat. Normalerweise spricht er nie mit vollem Mund. Wieso sollte er auch reden, wenn er sein geliebtes Essen hat?

"Weißt du, was noch eine Schande ist?", fängt er wieder an und bewegt seinen Zeigefinger in der Luft, "Dass du kein Essen zu Hause hast. Verhungerst du nicht?"

Ich schüttle den Kopf? "Brot haben wir noch zu Hause."

"Du."

"Was?"

"Brot hast du noch zu Hause. Dein Lover ist nicht hier", erklärt er und erntet von mir einen Tritt gegen das Schienbein. Er verzieht gequält sein Gesicht, nuschelt anschließend eine leise Entschuldigung. Zufrieden nicke ich. Geht doch.

Die nächsten Minuten vergehen leise. Niall ist am Trotzen und ich genieße die kurz anhaltende Ruhe.

"Louis passt richtig gut in unsere Freundesgruppe." Nach den Worten beißt er in seinen Burger. Anschließend trinkt er schnell nach, wohl in der Hoffnung, dass es die Schärfe lindert. Dabei kann ich mir nicht vorstellen, dass sein Burger wirklich scharf ist. Aber gut.

"Okay."

"Er ist witzig, nett, hilfsbereit."

Ich rolle mit den Augen. "Ich habe es verstanden, ihr seid alle vernarrt in Louis."

Niall legt den Kopf schief. Seine Mundwinkel sind weiterhin leicht hochgezogen. "Magst du ihn nicht?"

"Wieso denkt das jeder?", stoße ich genervt und eventuell auch etwas zu laut aus. Niall kichert.

"Ich denke es nicht. Du würdest nie mit jemanden, den du nicht magst, lachend am Boden liegen. Und du würdest niemanden, den du nicht magst, anschmachten." Niall sieht mich an, als hätte er gerade ein großes Geheimnis gelüftet. Er lässt seine Augenbrauen wackeln.

Anschmachten?

"Ich bitte dich, übertreib nicht. Er ist ein sehr hübscher Mensch, das kannst du nicht verleugnen."

"Will ich auch gar nicht", beteuert er. Skeptisch betrachte ich ihn. Meine Vermutung ist, dass er eine besondere Anspielung machen will, doch darauf werde ich nicht eingehen. Manchmal glaube ich, er hat komplett den Verstand verloren.

"Ich meine ja nur."

Ja, ja. Ist okay. Nerv mich nur nicht mehr damit.

"Ich habe eine Idee. Wir können Minigolf spielen gehen! Letztens hat ein neuer Platz in der Nähe geöffnet, da muss ich hin."

~

Wer hätte Ahnen können, dass "in der Nähe" eher "über eine Stunde entfernt" bedeutet? Sobald ich das erwähne, schiebt er das auf seine Pipi Pause zwischendurch. Und meinen langsamen Gang. Und weil ich ihn abgelenkt habe, sodass er sich auch nur verlaufen konnte. Natürlich.

Wir stehen bei der ersten Minigolfbahn. Niall drängt mich mit seinem Hintern zur Seite, platziert seinen grünen Minigolfball und positioniert sich richtig.

Eigentlich ist das unfair.
Er spielt seit Jahren schon Golf, also wird Minigolf ein Kinderspiel für ihn sein und ich kann weder das eine, noch das andere. Er wird wieder gewinnen, das weiß ich jetzt schon. Dementsprechend habe ich jetzt schon keine Lust mehr.

Und, wie erwartet, versenkt er den Ball mit einem Stoß im Loch. Er hebt seinen linken Arm und küsst seinen Bizeps.

Ich verdrehe meine Augen. Angeber.

Als ich es dann jedoch auch schaffe, dass mein gelber Minigolfball mit einem Schlag im Loch ist, reiße ich jubelnd meine Arme in die Luft. Der Schläger kippt zu Boden und Niall schlägt mit mir ein.

Mein Enthusiasmus hält nicht lange an. Ich brauche immer mehr Schläge, um den Ball ins Ziel zu bekommen, was mir schnell den Spaß nimmt. Irgendwann gebe ich mir gar keine Mühe mehr. Statt beide Hände, benutze ich nur eine Hand und lasse den Schlägereinfach vor und zurück schwingen.

Niall beschwert sich deswegen natürlich, weil man mit den Sachen so nicht umgeht und dafür erneut er einen Hieb von mir am Oberschenkel einfängt. Mit dem Schläger. Er drückt seinen in meine Kniekehle, als ich nicht aufpasse, und ich klappe beinahe zusammen. Würde er nicht schnell flüchten, könnte er wieder sein blaues Wunder erleben.

Wir beenden das Spiel frühzeitig. Zum Glück. Wir bringen die ausgeborgten Sachen zurück und machen uns auf den Heimweg.

In der U-Bahn sitzen wir nebeneinander und bei uns beiden steigt die Müdigkeit immer mehr. Außerdem habe ich Kopfschmerzen, die langsam unerträglich werden.

Seufzend lege ich meinen Kopf auf Nialls Schulter ab. Er versucht mich abzuschütteln.

"Nicht, bitte. Kopfweh."

Sofort hält mein Kumpel still und gedanklich bedanke ich mich bei ihm. Seine Hand fährt in meine Locken und er massiert sanft meinen Kopf. Genießend schließe ich meine Augen und greife blind nach seiner anderen Hand.

Heute trägt nämlich auch er zwei Ringe und mit diesen beschäftige ich mich nebenbei. Niall lässt es sich gefallen und würde uns die Bahn nicht so unangenehm durchrütteln, würde ich womöglich sogar einschlafen.

Egal wie sehr wir uns manchmal nerven, solche Momente gibt es oft zwischen uns. Wenn einer von uns merkt, dass der andere genug hat, egal ob vom jeweils anderen oder vom Leben, sind wir füreinander hier und geben uns Halt.

Und dafür bin ich Niall dankbar. Unsere Bindung ist eigenartig, aber ich liebe es und ich würde das für nichts und niemanden ändern wollen. Selbst, wenn ich ihm manchmal gerne den Kopf abreißen würde.

Niall ist nicht immer einfach, aber das bin ich auch nicht, wie man heute wieder merken konnte. Aber es ist okay. Es ist okay, weil wir einander trotzdem verstehen können.

Außer er stellt wieder eine seiner komischen Verschwörungstheorien auf.

Dass er bei diesen aber meistens sogar richtig liegt, ist ein Fakt, den ich gerne ignoriere.

Aber in diesem Moment spielt das keine Rolle. Jetzt sitzen wir nur hier, aneinander gelehnt, müde und gelassen. Mit dumpfen Nebengeräuschen unseres Umfeldes.

~♡~

Hi guyz
I'm dying over here because of my allergy :)))
Well, but heute geht es. Gestern war es schlimm xD

Ich war vorhin ganz oben am Berg, die Aussicht ist so pretty. But i am tired. Tell me something, what is happening in you life? Wie geht es euch?

Ich muss jetzt wieder weiter aaaaah
Love you loads! Take care of yourselves <3

See you soon.
Loads of love xx

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