28
Glücklich schließe ich den lächelnden Louis fest in meine Arme.
"Hi, Haz."
"Hallo, Lou."
Er drückt seine Lippen auf meine Wange und wir stolpern in meine Wohnung. Die Tür schließe ich hinter Louis, lasse ihn jedoch noch nicht los. Den Einkauf stellt er auf dem Boden ab, ehe auch er seine Arme um mich legt.
"Ich hab dich vermisst", haucht er gegen meine Lippen und wir beide müssen grinsen.
"Und ich dich erst", flüstere ich, bevor wir unsere Lippen aufeinander legen.
"So schlimm?"
Sofort nicke ich. "Ja, es war schrecklich. Ich hasse es, allein zu sein."
Lächelnd löst er sich von mir, damit er sich die Schuhe ausziehen kann. Dass ich ihn nicht loslasse, macht es ihm nicht einfacher. Ich kichere.
Er schüttelt den Kopf und schiebt mich von sich. Schmollend halte ich ihm meine Hand hin, doch entgegen meiner Erwartungen, überreicht er mir seine Gitarrentasche. Also halte ich ihm stur auch meine andere Hand hin, die er dann endlich ergreift.
Louis schnappt sich die Einkaufstüte, da ich ihn direkt vom Einkaufen herbestellt habe, und folgt mir. Ich möchte ihn mit zum Sofa ziehen, aber er löst unseren Griff. Mit einer eindeutigen Handbewegung schickt er mich zur Couch. Seine Gitarre lege ich noch eingepackt neben mich und ich beobachte anschließend, wie Louis hinter der kleinen Bar die Lebensmittel, die gekühlt werden müssen, in meinem Kühlschrank verstaut.
"Ist noch genug Platz da?", erkundige ich mich bei ihm und er sieht zu mir hoch. Er nickt.
"Mehr als genug, du hast kaum etwas hier. Soll ich das dalassen und später extra noch für mich einkaufen gehen?", scherzt er. Ich rolle mit den Augen.
"Was heißt hier später? Ich hoffe doch, dass du frühestens erst morgen wieder die Wohnung verlässt", schmunzle ich, was ihn amüsiert den Kopf schütteln lässt. Doch, dass er nichts sagt, sehe ich als Einverständnis.
Louis schließt den Kühlschrank und möchte zu mir kommen. Ich hebe meine Hand, um ihn aufzuhalten.
"Kannst du das Fenster bitte einen Spalt öffnen? Ich habe heute noch nicht gelüftet."
Ohne mich aus den Augen zu lassen, geht er die paar Schritte zurück in die Küche und öffnet dort das Fenster. Dabei schmeißt er fast den kleinen Kaktus vom Fensterbrett, was mich scharf die Luft einziehen lässt.
"Louis!", beschwere ich mich. Er gluckst, schiebt die Pflanze zurück zu der Stelle, an der sie vorhin stand und kommt endlich zu mir.
Ich breite meine Arme aus. Um mich ein wenig zu ärgern, erwidert er die Geste übertrieben und lässt sich auf mich fallen. Ächzend umschließe ich seinen Oberkörper.
"Du bist schwer, Lou."
Empört zieht er sich zurück. Fast fällt er zu Boden, aber ich kann ihn noch rechtzeitig halten. Lachend helfe ich ihm, sich unfallfrei neben mich setzen zu können. Er sieht mich beleidigt an. Ich zwänge mich zwischen ihn und seine verschränkten Arme hindurch. Dafür schwinge ich mein Bein über seine, sitze somit auf seinem Schoß und ich schiebe meine Hände auf seinen Rücken.
Liebevoll küsse ich sein stoppeliges Kinn. Er kann nun gar nicht anders, als zu lächeln. Auch meine Mundwinkel ziehen sich in die Höhe. Seinen schnellen Herzschlag spüre ich direkt an meiner Brust, aber mir geht es genauso. Louis hat eine extreme Auswirkung auf mich und meinen Körper. Jede winzige Geste und jedes noch so bedeutungslose Wort, es löst etwas unbeschreibliches in mir aus. Er löst etwas unbeschreibliches in mir aus.
Louis ist ein ganz besonderes Wesen und ein ganz wundervoller Mensch. Es ist also kein Wunder, dass ich Gefühle für ihn entwickelt habe. Er taucht auf und verdreht plötzlich alles in meinem Leben. Nie hätte ich gedacht, dass mir das je passieren würde und doch war genau das der Fall.
Mit seiner engelsgleichen Art hat er mich unerwartet um den Finger gewickelt. Einfach so, mit den einfachsten Mitteln. Darunter auch sein Lächeln. Fängt er an zu lächeln, erstrahlt an den dunkelsten und kältesten Stellen ein heller Sonnenschein. Alles andere kann zur Seite geschoben werden, es ist nicht mehr wichtig. Es gibt nichts, außer den jungen Mann, den ich gerade kräftig umarme.
Louis ist meine kleine, eigene Sonne.
Selbst seine Schönheit ist blendend wie der Himmelskörper im Weltall. Immer ist er am Strahlen, selbst wenn sich die Wolken, wie negative Gedanken oder Sorgen, vorziehen. Louis schätzt das was er hat. Er respektiert die Menschen um sich, selbst wenn sich diese so verhalten, dass sie das gar nicht verdienen.
Dieser Mann ist wunderschön.
"Worüber denkst du nach?", möchte Louis leise von mir wissen und ich spüre, wie er seine Finger in meine Gürtelschlaufen verankert.
Ich schlucke schwer. Meine Hände wandern hinauf, legen sich in seinen Nacken. Nachdenklich spiele ich mich mit dem Stoff seines Shirts. Mein Herzschlag verschnellert sich und als ich zurück in sein Gesicht sehe, sind seine Augenbrauen zusammengezogen.
Mein leichtes Lächeln beruhigt ihn jedoch, denn die Falten glätten sich wieder. Entschlossen platziere ich meine Hand auf seine Wange, mein Daumen fährt über seine weiche Haut.
"Ich liebe dich, Louis."
Erst ist keine Regung in seinem Gesicht zu erkennen. Doch jetzt liegt ein strahlendes Lächeln auf seinen Lippen. Er bricht kurz den Augenkontakt und versucht sein Lächeln zu verstecken. Aber das soll er nicht. Niemals soll er seine Gefühle vor mir verbergen.
Also ziehe ich seinen Kopf zu mir und vereine unsere Lippen.
Seine Lippen, weich wie Samtblütenblätter der schönsten Blume. Ich fühle mich wie in ein Kokon einer Raupe gewickelt. Eine Raupe, die zu einem wunderschönen Schmetterling wird und mit lautlosen und hauchzarten Flügelschlägen davon in die Freiheit fliegt. Ich spüre sie in Form von Louis' Atem auf meiner Haut und möchte ihn noch näher zu mir ziehen. Doch näher geht nicht.
Jedes Mal, wenn sich unsere Lippen berühren, erzählen diese eine Geschichte. Eine Geschichte, in der keine Worte gesagt werden. Eine Geschichte, die nur Louis und ich kennen und sicher von uns bewahrt wird.
Ich habe zuvor schon geküsst und geliebt, aber noch nie hat es sich so angefühlt. Noch nie hat es sich so angefühlt, als würde ich brennen. Meine Lippen kribbeln, meine Fingerspitzen kribbeln und auch in meinem Bauch kribbelt es.
Die Samtblütenblätter fallen zu Boden, die Raupen krabbeln über jede mögliche Oberfläche und die Flügel der Schmetterlinge erzeugen einen kitzelnden Windhauch.
All das raubt mir den Atem und erzeugt eine immense Explosion zwischen uns. Der Vulkan bricht aus und überschüttet uns mit Gefühlen und Liebe.
Meine Hände streichen über seine Schultern, nach vorne zu seiner Brust, die unter meinen Fingern das Nachbeben seines Herzens spüren. Ich drücke mich sanft von ihm weg. Meine Augen flattern auf, Louis' sind noch geschlossen. Er legt seine Hand über meine und umschließt sie, während sie über seinem Herz weiter liegen bleibt.
Plötzlich strahlt mir wieder das wunderschöne blau entgegen, meine Mundwinkel schießen in die Höhe. Seine ebenfalls. Er zwingt mich näher zu sich. Mit seinen zarten Händen umgreift er mein Gesicht. Federleicht fährt er meine Konturen nach, seine Augen wandern mit.
"Und ich liebe dich, Harry."
Ich dachte alles, was ich zuvor schon mit Louis gespürt habe, ist unbeschreiblich. Doch das, was nun durch meinen Körper fährt, ist nicht einmal ansatzweise mit irgendetwas zu vergleichen. Außer vielleicht Liebe.
Eine Gänsehaut bildet sich auf mir und ich bin nun wohl der glücklichste Mensch auf Erden.
Ja, Liebe trifft es denke ich ganz gut.
Keine Ahnung ob es Sekunden, Minuten oder vielleicht sogar Stunden sind. In dieser Zeit jedenfalls, sehen Louis und ich uns einfach nur an. Meine Hände streichen über seine Arme und über seine Brust. Seine liegen auf meinem Rücken oder sind in meinen lockigen Haaren vergraben. Vorsichtig entwirrt er sie mit seinen Fingern.
Ich rutsche neben ihn auf das Sofa. Meine Beine hebe ich von Boden hoch und ich verschränke meine Finger ineinander.
"Du wolltest schreiben und so", erinnere ich Louis, der den glücklichen Gesichtsausdruck gar nicht mehr loswird. Er nickt und packt seine Gitarre aus. Auch seine Schreibutensilien holt er aus der Tasche hervor, ehe er wirklich anfängt zu arbeiten.
Gelassen lausche ich den Melodien und seiner summenden Stimme. Der Kugelschreiber kratzt über die abgegriffenen Seiten seines Notizbuches. Wenn er den Stift nicht benutzt und die Saiten spielen möchte, klemmt er ihn entweder zwischen seine Lippen oder er lässt ihn einfach auf dem Büchlein fallen. Das führt einige Male dazu, dass er einfach zu Boden rollt, weswegen ich diesen dann aufhebe.
Jedes Mal bedankt Louis sich dafür bei mir.
Auch fragt er mich immer wieder nach meiner Meinung oder Ideen. Die ein oder andere setzt er sogar um, wofür er mich mit kurzen Schmatzern belohnt.
Irgendwann beschließt er, dass der Song fertig ist. Zwar glaube ich nicht, dass er voll und ganz zufrieden ist, doch wer wäre ich, wenn ich eine weitere Kuscheleinheit verweigere.
Gerade rutsche ich näher zu Louis, als er sich zu Wort meldet: "Soll ich dir etwas beibringen?"
Überrascht sehe ich ihn an. Er wirkt erfreut, beinahe aufgeregt, sodass ich gar nicht ablehnen kann. Ich nicke, wenn auch recht zögerlich.
Louis überreicht mir seine Gitarre und zeigt mir ein paar einfache Griffe. Zumindest definiert er sie als einfach. Ich renke mir beinahe das Handgelenk aus.
"Du verkrampfst dich zu sehr, Love", teilt er mir mit und ich rolle mit den Augen. Das ist mir auch aufgefallen, anders kann ich aber nicht richtig greifen.
Es führt sogar dazu, dass Louis mich auslacht. Nach meinem beleidigten Blick entschuldigt er sich jedoch sofort und setzt sich direkt hinter mich. Er greift um mich ersetzt seine Hand mit meiner am Hals der Gitarre.
Ich spüre seinen Atem in meinem Nacken, greife nach seinem Bein neben mir und streiche darüber. Sein Körper an meinem Rücken schenkt mir Wärme, sodass mir fast sofort heiß wird.
"Spiel alle Saiten." Er flüstert die Worte in mein Ohr und ich komme seiner Aufforderung nach.
Die Position seiner Finger am Gitarrenhals ändern sich. Wieder bittet er mich die Saiten zu spielen, doch diesmal soll ich die oberste weglassen. Genau das mache ich auch und ein weiterer harmonischer Klang erfüllt den Raum.
"Hey, na siehst du. Geht doch. Du bist ein Naturtalent, Harry", sagt er und lässt mich damit auflachen.
"Klar, über die Saiten zu streichen ist auch so schwer."
Louis legt das Instrument zur Seite. Etwas umständlich drehe ich mich zu ihm um und lege meine Arme über seine Schultern. Hinter seinem Nacken spiele ich mit meinen Ringen.
"Das schreit doch alles nach einer Belohnung, was meinst du?", möchte er von mir wissen und wir grinsen uns gegenseitig an.
"Finde ich super." Um die Antwort zu unterstreichen, spitze ich meine Lippen. Er lacht, erfüllt mir dann aber auch meinen Wunsch.
"Lass mich los, Curly." Louis klopft seine Handfläche gegen meinen Oberarm. Ich löse mich unwillig von der Schönheit, sehe zu wie er aufsteht und in die Küche geht. Er öffnet den Kühlschrank und holt etwas heraus, aber die Bar verdeckt mir die Sicht.
Nachdem er den Schrank wieder schließt, fragt er mich: "Kirsche, Erdbeere oder Himbeere? Was hättest du gerne? Mehr habe ich leider nicht besorgt."
Nachdenklich lege ich den Kopf schief.
"Kirsche?"
"Gute Wahl!", schmunzelt er und hantiert herum, bevor er zu mir zurückkommt. Seine Hände hat er hinter seinem Rücken versteckt. Louis setzt sich knapp neben mich und zeigt mir endlich, was er in den Händen hat.
Bei dem Anblick von den zwei gefrorenen, rosa Klumpen auf den Löffeln, geht mir das Herz auf und ich muss breit Grinsen.
Strahlend überreicht Louis mir das eine FruchtZwerg-Eis und stößt seines gegen meines, wiw man es normalerweise mit Gläsern macht. Meine Wangen schmerzen bereits von meinen hochgezogenen Mundwinkeln. Auch Louis kämpft damit, nicht loszulachen und gräbt seinen Zeigefinger in meine Wange.
"Deine Grübchen sind süß."
"Du bist süß", kontere ich und hebe mein Kirsch-Eis, als wäre das der Beweis dafür.
Louis verdeckt sein Lachen mit seiner Hand, was mich den Kopf schütteln lässt.
Ich schiebe seine Hand weg und greife nach seinem Kinn. Daran ziehe ich ihn zu mir, ich komme ihm ebenso näher. Unsere Nasenspitzen reiben sanft aneinander.
Hauchzart liegen wieder unsere Lippen aufeinander. Niemals könnte ich hiervon genug kriegen. Niemals.
Doch Louis scheint es anders zu sehen, denn er zieht sich zurück.
"Das Eis schmilzt irgendwann, Harry", warnt er mich tadelnd und somit lehne auch ich mich zurück, kann es nicht lassen, ihn genau zu betrachten. Das bleibt jedoch nicht unentdeckt, denn er schlägt mir gegen den Arm.
"Schau nicht so." Seine Wangen nehmen denselben Ton wie sein Eis an. Um ihn also zu besänftigen, probiere ich endlich das FruchtZwerg-Eis. Es ist nicht spannend, es schmeckt einfach nach einem normalen FruchtZwerg, nur kälter.
Ich beschlagnahme ein weiteres Mal seine Lippen und spüre den Kontrast von der Körperwärme und dem kalten Eis.
"Ich liebe es, Lou."
The End
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top