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trigger warning: Blut
Relativ am Ende hier geht ein Wasserglas geht zu Bruch und der Herr ist unvorsichtig beim Aufsammeln, so no worries xx

~♡~

Ray durchquert bereits das Wohnzimmer, als ich mich noch aus den Schuhen zwänge. Dabei verliere ich fast mein Gleichgewicht und ich muss mich an der Kommode Festhalten, damit ich nicht zu Boden plumpse.

Mit schnellen Schritten folge ich Ramon anschließend. Dabei stolpere ich jedoch über einen der Umzugskartons im Wohnzimmer und diesmal kann ich mich nicht mehr halten. Ich stütze mich mit meinen Händen ab. Der Schmerz zieht sich von den Handgelenken bis in meine Ellenbogen, sodass sie einknicken und nun auch meine Nase ähnlichen Schmerzen ausgesetzt ist. Leise fluche ich vor mich hin und zwinge mich zurück auf meine Beine.

"Alles okay?"

Erschrocken zucke ich zusammen. Meine Hände verstecke ich hinter meinem Rücken und ich lächle ihn schüchtern an. Ich nicke. "Ja, nichts passiert."

Seine linke Augenbraue ist leicht hochgezogen und als er das graue Shirt in seinen Händen bewegt, fahren meine Augen seinen Körper auf und ab. Geschmeidig zieht er sich das alte Shirt über den Kopf, was mir nun eine freie Sicht auf sein Sixpack verwehrt.

Flüssig schmiegt sich der dünne Stoff an seine Muskeln. Es spannt leicht. Besser zu erkennen ist es jedoch, als er sich umdreht, um zurück ins Schlafzimmer zu gehen. Seine Rückenmuskulatur ist ausgeprägt und lässt mich seufzen, als er wegen der Enge des Kleidungsstücks seine Schultern rollen lässt. Er verschwindet aus meinem Blickfeld.

Fuck.

Ich muss mehrmals blinzeln, um aus meiner Trance zu erwachen. Mich räuspernd folge ich ihm wie ein kleines Küken der Entenmutter.

Im Schlafzimmer ist der Boden schon mit Unterlagen, Zeitungen, Folien und Klebeband ausgelegt. Ray öffnet den Farbeimer. Ich sehe ihm zu, wie er die weiße Farbe mit einem Holzteil umrührt.

"Kannst du das Fenster bitte eine Spur öffnen?", bittet er mich  ohne aufzusehen und schnell setze ich seine Worte in die Tat um. Als ich mich umdrehe, drückt er mir schon einen Farbroller in die Hand. Er sagt mir, dass er gleich wieder da ist und ich in der Zwischenzeit schon anfangen sollte. Überfordert sehe ich abwechselnd auf die Gegenstände. Die knallgelbe Farbwanne ist mit der weißen Wandfarbe befüllt. Am Eimer rinnt großflächig die Farbe hinunter.

Zögerlich gehe ich auf die Wanne zu und tauche die Rolle in die dicke Flüssigkeit. Sorgfältig rolle ich sie ab. Die Farbe schlängelt sich durch das leicht erhöhte Muster hindurch und zurück zum Rest.

Mit knacksenden Knien richte ich mich wieder auf. Ich nähere mich der bunten Wand und lege die Rolle an. Das Weiß deckt das blasse Graugrün fast komplett ab.

Ein Knallen ist zu hören und Ramon betritt entschuldigend, mit einer Doppelleiter, das Zimmer. Er stellt sie ab und schnauft. Das Haargummi zieht er von seinem Handgelenk, um sich die störende Haarpartie nach hinten binden zu können. Auf seinem Kopf ist nun eine kleine Haarpalme, die sich bei jeder Bewegung seinerseits mitbewegt. Ich muss schmunzeln, als er zusätzlich auch noch seine Hände in die Hüfte stemmt.

"Willst du dich nicht umziehen? Die Flecken wirst du niemals rausbekommen", sagt er und betrachtet meine Klamotten skeptisch. Ich sehe an mir herab.

"Die Sachen brauche ich nicht mehr", antworte ich etwas unsicher. Die Unsicherheit steigt, als seine Augenbrauen nach oben schießen.

"Echt? Die Hose steht dir nämlich. Aber gut, das ist dir überlassen." Er lächelt mich an und bückt sich nach einem der Pinsel.

"Ich-, danke. Aber die ... die Hose hat ein Loch und ist beim Waschen bisschen eingegangen", antworte ich und deute auf mein linkes Knie auf der Außenseite, um ihm das Loch zu zeigen. Nun nickt er verstehend und steigt mit Farbe auf dem Pinsel die Leiter hoch. Geschickt fabelt er die Ecke an, wandert damit an den Rändern entlang.

Auch ich mache weiter.

Der Straßenverkehr ist durch das Fenster zu hören. Nebenbei quietscht die Leiter hin und wieder und die Geräusche der Hilfsmittel, die wir zum Malen benutzen, sind auch an der Oberfläche wahrzunehmen. Zwischen uns ist es still. Ich weigere mich zu ihm zu sehen. Die Bewegungen seinerseits, die aus meinem Augenwinkel zu erkennen sind, sind schon mehr als ansprechend und heiß.

Ich räuspere mich verlegen und überrolle das letzte farbige Stück. Erleichtert gehe ich ein paar Schritte zurück, um unser Meisterwerk stolz zu betrachten. Eine Schicht muss noch darüber, aber das Erste ist zum Glück einmal erledigt.

Ray springt von der vorletzten Sprosse runter und bringt dadurch die Leiter zum Wackeln. Den Pinsel schmeißt er in die Farbwanne. Der Holzgriff versinkt langsam und wird fast komplett verschluckt. Halbherzig deute ich in die Richtung und teile es Ramon mit.

Er zuckt mit den Schultern, zieht den Pinsel aber trotzdem aus der Flüssigkeit. Seine Finger sind nun weiß und die Farbe tropft auf den Boden. Er schüttelt sie ab. Zumindest versucht er es. Ich gluckse amüsiert und halte mir rasch die Hand vor den Mund, um es zu verdecken. Kurz starren wir uns an, wie zwei wilde Katzen, die kurz vor einem Kampf über das Revier stehen. Keiner von uns blinzelte, keiner bewegt sich auch nur einen Millimeter.

Bis er mich attackiert.

Ray greift nach meinem Arm, was mich aufquietschen lässt. Lachend versuche ich mich aus seinem festen Griff zu lösen, doch es will mir nicht gelingen. Immer wieder schaffe ich es fast ihm zu entkommen, doch dann drückt er mich wieder fest mit seinem Arm an sich, sodass auch meine Hände gefangen sind und ich mich nur mehr mit meinen Beinen wehren kann. Aber gegen ihn hat man einfach keine Chance.

Seine farbige Hand befindet sich knapp vor meinem Gesicht und ich halte inne. Da ich mit dem Rücken an seine Brust gezwängt bin, presse ich mich näher an ihn und zusammen stolpern wir einen Schritt nach hinten. Panisch sehe ich zu ihm hoch in sein Gesicht. Auf seinen Lippen liegt ein freches Grinsen. Ich schüttle den Kopf.

"Nein?", fragt er verwundert, aber mit einem amüsierten Unterton.

"Ray, wehe. Ich schwöre dir, ich bringe dich um, wenn du mir das ins Gesicht schmierst!"

Beleidigt schiebt er seine Unterlippe vor. "Das würdest du nicht tun." Die Hand kommt mir näher und ich stelle mich auf meine Zehenspitzen. Was mir aber logischerweise auch nichts bringt.

"Ich warne dich, Ramon!", drohe ich, was ihn Lachen lässt.

Diesen Moment nutze ich aus und ich lasse mich zu Boden fallen. Ich flutsche unter seinen Griff hervor und krabble auf die Farbwanne zu. Ohne weiter zu zögern, greife ich in die Farbe. Gestresst drehe ich mich um. Ray will schmunzelnd nach meinen Schultern greifen, aber jetzt habe auch ich eine Waffe. Meine Hände umfassen seine Unterarme und er gibt einen erschrockenen Ton von sich, während ich ihn nur mit großen Augen anstarre.

In seinem Gesicht befinden sich winzig kleine Farbspritzer, die von meinem Handeln erzeugt wurden. Die Farbe läuft über meine Hand und über seine Arme. Nun bin ich derjenige, der frech grinst. Ha, jetzt ist er Sprachlos!

"Du bist wirklich, wirklich fies. Weißt du das?"

Der erschrockene Gesichtsausdruck ist verschwunden. Stattdessen lächelt er breit und seine Augen sind endlich wieder freudig am Funkeln. Vorsichtig lasse ich ihn los und sinke auf meine Fersen. Er bewegt sich, löst aber nicht seine Augen von mir, weswegen ich es auch nicht tue. Seine Hände wischen über die Farbflecken auf den Armen. Seine Handflächen sind weiß.

Er stupst mit dem Zeigefinger meine Nasenspitze an. Ich zucke zurück und grummle unzufrieden vor mich hin. Mein Handrücken fährt über meine Nase. Kritisch betrachte ich den Fleck. Doch im nächsten Moment spüre ich Rays Hände auf meinem Gesicht.

"Nein", hauche ich überrascht und sehe sein Grinsen direkt vor mir herumschweben. Mistkerl!

Rays Gesicht befindet sich knapp vor meinen.

"Weißt du wie sehr ich das hier vermisst habe?", haucht er leise und ich spüre seinen Atem federleicht auf meiner Haut. Ich erschaudere bei dem Gefühl. Die Blase ist wieder da, genauso dünn wie beim letzten Mal. Meine Lider flattern zu und ich komme ihm entgegen. Seine Hand streicht mir eine Haarsträhne zurück, ich spüre seine Nase an meiner. Doch egal wie sehr ich mich ihm nähere, ich spüre seine Lippen nicht.

Peinlich berührt beiße ich mir auf die Unterlippe und bewege mich wieder zurück. Als ich meine Augen aufmache und zu ihm hochsehe, fühle ich mich klein und schuldig. Die Blase habe ich zum Platzen gebracht. Ich schlucke schwer. Eine seiner Hände krault mich sanft im Nacken, ehe sie wieder beide zu meinem Gesicht wandern.

"Ich liebe dich, Harry", flüstert er leise und das Glitzern in seinen Augen ist noch stärker als zuvor. Jedoch nicht im guten Sinne, denn ich erkenne, wie sich Wasser in ihnen ansammelt.

Ich öffne meinen Mund, um zu sprechen, aber er schüttelt den Kopf. Er schüttelt den Kopf und lässt mich stumm bleiben. Kurz nachdem seine Träne rollt, geschieht auch dasselbe bei mir. Sein Daumen streicht über meine Wange und fängt die Träne auf.

Ray kommt mir nun wieder näher und seine Lippen legen sich kurz auf meine Stirn. Vor meinem Auge taucht das Bild von Louis und mir auf, als wir uns in einer ähnlichen Position im Wohnzimmer befunden haben. Beschämt senke ich den Blick auf meine weißen Hände. Ich kratze an den getrockneten Stellen darauf, die langsam zu bröckeln anfangen. Darunter ist die Farbe noch etwas flüssig.

Er steht seufzend auf.

"Komm, wir klatschen noch eine Schicht auf die Wand, damit der Vermieter zufrieden ist und nichts kritisieren kann", meint er und zieht die Nase hoch. Es bricht mein Herz. Dennoch stehe auch ich auf und schweigend verdecken wir das Graugrün diesmal komplett auf der ganzen Wand.

Die ganze Zeit denke ich über das Geschehnis von eben nach. Eigentlich über den ganzen Tag. Wir waren nicht nur im Baumarkt, um den Eimer zu besorgen, sondern haben davor alles Geklärt, was beim Ausziehen und Umziehen eben geklärt werden muss. Unsere Wohnung werden wir erst in zwei Monaten endgültig los sein. In der Zwischenzeit wohne ich bei Niall und Ray bei einem seiner Freunde.

Ein bisschen fühle ich mich schlecht, da ich das Gefühl habe, dass ich ihm unsere Freunde wegnehme. Natürlich ist das nicht der Fall, sie werden weiterhin Kontakt mit ihm haben, dennoch fühlt es sich komisch an.

Sie wissen jedenfalls grundsätzlich immer noch nichts von der ganzen Sache. Dass wir uns getrennt haben, schon. Aber keiner kennt den Grund. Wobei ich die Vermutung habe, dass Zayn etwas mehr weiß als die anderen. Seine ernsten, sogar leicht enttäuschten Blicke sind mir nicht entgangen und somit habe ich versucht ihm zu gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Auch das ist aufgefallen. Ständig werden Fragen gestellt, keine werden beantwortet.

Dass Zayn eventuell mehr weiß, sollte mich jedoch nicht wundern. Er und Ray verstehen sich gut. Zayn versteht sich eigentlich mit jedem prächtig und er reduziert Ray nicht auf seine Tätigkeiten als Krimineller. Ramon ist ihm dafür dankbar und somit stehen sie sich wohl am nächsten, was Freundschaften mit Ray betrifft. Vielleicht lag Diego falsch und Zayn nimmt es mir übler als vermutet. Zumindest wäre das gerechtfertigt. Ich kann von Glück sprechen, dass mir bisher noch keiner an die Gurgel gesprungen ist.

Ich seufze. Mit verzogenem Gesicht lasse ich meine Arme neben mir baumeln und ich lege den Kopf in den Nacken. Den Farbroller spüre ich an meinem Bein, der mir die Hose versaut. So nachträglich betrachtet, bereue ich es doch ein wenig nicht eine andere Hose ausgewählt zu haben. Jetzt ist es zu spät. Alles ist zu spät.

Mir ist außerdem bewusst, dass ich langsam mit der Wahrheit rausrücken sollte. Früher oder später kommt es eh raus. Nur um nicht allzu sehr wie ein schreckliches und herzloses Monster dazustehen, sollte ich es selbstständig beichten. Dann bin ich wenigstens ein ehrliches, schreckliches und herzloses Monster.

Frustriert lege ich den Roller auf dem Boden ab.

"Ich geh was trinken", nuschle ich vor mich hin und tapse in die Küche. Meine Hände streichen meine Haare straff zurück. Als ich sie wieder loslasse, springen mir die Locken zurück ins Gesicht. Ich lehne mich vorwärts gegen sie Spülmaschine und knalle meinen Kopf unsanft gegen den Hängeschrank. Dreimal hintereinander. Die Gläser darin klirren, meine Augen fallen zu.

"Fuck, shit, Scheiße, Mist, Arsch, kotzen, Schmutz!" Wütend wie lange nicht mehr, stoße ich die Luft wie ein angriffslustiger Stier aus meiner Nase. Ein letztes Mal schlage ich meinen Kopf gegen den Schrank und diesmal höre ich, wie etwas zu Bruch geht.

Humorlos lache ich auf und gehe einem Schritt zurück. Ich öffne den Schrank. Eine große Scherbe fällt hinaus und direkt auf die Arbeitsfläche, wo sie in viele kleine Teile bricht. Unvorsichtig greife ich danach. Die scharfen Stellen bohren sich in meine Handflächen und ich beiße fest die Zähne zusammen. Sie Scherben schmeiße ich in den Müll. Auch die restlichen im Schrank finden im Müll ihr neues zu Hause, gemischt mit ein paar hellen Tropfen Blut.

Ich nehme mir ein noch ganzes Glas aus dem Schrank und befülle es mit kaltem Wasser. Das Glas setze ich an meinen trockenen Mund. Mit großen Schlucken verschwindet das frische Leitungswasser in meinem Körper. Nebenbei halte ich meine verletzte Hand unter den Wasserstrahl, um das Blut, und mit etwas Glück auch die Farbe, wegzuwaschen.

Ray steht am Türrahmen gelehnt im Zimmer und beobachtet mich. Das weiß ich genau. Doch diesmal fällt es mir nicht wirklich schwer, diese Tatsache zu ignorieren. Ich Monster.

~♡~

Hi loves!
Wie geht es euch?

Ray is back, wer hätte es gedacht xD
Und Harry ist bisschen... sad. Oder so.

Ich bin soo unmotiviert was alles betrifft. Es wird einfach nicht besser, oh man. Und ich hab extreme Stimmungsschwankungen. I am a mess haha.

Thank you for everything, by the way.

Loads of love xx

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