12
Mein Blick wandert über das dunkle, fast schwarze, Holz an den Wänden, hinauf an die Decke. Ein kleiner Kronleuchter beleuchtet den kurzen Durchgang.
Als ich einen Schritt vorwärtsgehe, knarrt der etwas hellere Parkettboden, auf dem ein riesiger, bunter Teppich aufgelegt ist. Rechts steht eine kleine Couch mit einer Stehlampe daneben. Links sind drei verschieden große Bilderrahmen mit zusammenhanglosen Bildern an der Holzwand befestigt.
Ich trete unter dem Bogen hervor und stehe in einem Raum, der riesig sein muss. Doch er ist so voll befüllt mit Regalen, Sitzgelegenheiten und Bücherstapeln, dass er wirklich klein wirkt.
Die Helligkeit hier drinnen ist angenehm, nicht zu hell und nicht zu dunkel. Genau so, dass es für eine angenehme Atmosphäre sorgt.
Eine junge Frau rennt von einem Bücherstapel zum anderen und steigt anschließend auf die Leiter, um ein paar Bücher in ein Regal zu stellen.
Ich traue mich ein paar Schritte weiter. Somit errege ich die Aufmerksamkeit der Frau. Von oben winkt sie mir zu. Unsicher hebe auch ich meine Hand, doch das bekommt sie gar nicht mehr mit. Sie klettert die Leiter hinunter und bleibt vor mir stehen.
"Du suchst Louis, richtig?", erkundigt sie sich und sieht durch die Brille, die auf ihrer kleinen Nase sitzt, zu mir hoch, da sie fast zwei Köpfe kleiner ist als ich. Der gelbe Fischerhut, unter dem zwei kleine Zöpfe hinten hervorschauen, ist etwas irritierend.
Überfordert nickte ich: "Ja, ähm ..." Auf ihren Lippen liegt ein großes Grinsen.
"Komm mit!"
Die Asiatin ist schnell und ich tue mir schwer ihr zu folgen.
Trotzdem lasse ich es mir nicht entgehen mich umzusehen. Wir gehen nach hinten durch einen Gang, der links, rechts und oberhalb der Türen voll mit Bücherregalen ist.
"Gigil! Du hast Besuch!", sie biegt ab und schon stehen wir in einem neuen Raum. Louis sitzt an einem Schreibtisch vor einem Laptop. Auch hier stapeln sich Bücher, aber sonst sind hier nur irgendwelche Dokumente.
Ich werde auf einen der Sessel gedrückt und schon dampft das Mädchen wieder ab.
Irritiert sehe ich zu Louis, der sich ein Lachen verkneifen will. "Das ist Tala. Eine kleine Verrückte aus den Philippinen und meine beste Freundin."
Wortlos nicke ich.
Louis rollt mit seinem Schreibtischstuhl zu mir. Er greift nach meinen Händen.
"Wie geht es dir, Harry?"
Schüchtern betrachte ich ihn. Ich finde es süß, dass er nachfragt, obwohl er bei meinem ganzen Krankheitsprozess immer auf dem neusten Stand war. Zweimal habe ich bei ihm übernachtet, bis ich zu starkes Heimweh bekommen habe. Er hat dann zwar nicht bei mir geschlafen, aber da er noch den Schlüssel von Liam hatte, ist er mich täglich besuchen gekommen. Und er hat mit mir sogar einen Brief für Ray geschrieben, selbst, wenn er ihn erst lesen kann, wenn er wieder zurück ist.
Fünf Tage sind vergangen, seit es mir so schlecht ging und heute habe ich nur mehr eine leicht verschnupfte Nase.
Gestern haben wir uns zuletzt gesehen und heute haben wir uns ausgemacht, dass ich ihn hier besuche und wir dann zusammen irgendetwas entspanntes machen. Meine Freunde müssen alle arbeiten heute und allein will ich nicht sein.
Jedenfalls hat er mir auch heute früh geschrieben und gefragt, wie es mir geht. Und wie in der Früh, muss ich lächeln. "Mir geht es gut. Dankeschön, Louis."
Ich möchte ihm dieselbe Frage stellen, doch da kommt Tala wieder mit einem kleinen Tablett angetanzt.
Louis löst sich von mir, damit Tala mir das Tablett auf die Oberschenkel legen kann.
"Das ist Salabat. Tee mit", sie bricht ab und deutet auf die Wurzelscheiben, die hübsch neben dem Unterteller der Teetasse liegen und überlegt. "Ingwer! Ingwertee ist es. Hilft, wenn man krank ist. Louis hat mir von dir erzählt und man hört ja auch, dass du noch nicht ganz gesund bist."
Sie streicht über mein Schulterblatt. Anschließend wendet sie sich an Louis und drückt ihren Finger in seine Brust. "Du achtest darauf, dass er es auch trinkt. Erst dann dürft ihr gehen. Sag ich auch der Chefin!", droht sie und muss kichern. Tala verlässt den Raum, dreht sich nur kurz um, um uns zu winken.
Louis rollt zurück zum Tisch und arbeitet weiter. Ich nehme zögerlich einen Schluck vom Tee und muss feststellen, dass ich ihn nicht mag.
Ich stelle die Tasse ab und lehne mich zurück. Ob ich den jetzt wirklich austrinken muss, um gehen zu können?
"Was machen wir heute?", möchte ich von Louis wissen. Er hört auf zu tippen und dreht sich zu mir. "Was musst du da überhaupt am Laptop machen?"
"Das alles hier sind neue Bestellungen, aber es sind ein paar Fehler aufgetreten und ich darf jetzt den organisatorischen Mist machen", seufzt er und fährt sich durch sein Gesicht.
"Soll ich gehen?"
Sofort schüttelt Louis seinen Kopf. "Nein, ich freu mich, dass du hier bist. Gesellschaft wird mir nicht schaden. Es raubt nur Nerven", lächelt er, was ich erwidere.
"Also, was machen wir, sobald du fertig bist?"
Er überlegt. "Ich habe mir eigentlich noch keine Gedanken darüber gemacht. Aber ich würde vorschlagen, dass wir irgendwas draußen machen. Das Wetter passt perfekt dafür heute."
Wir entschließen uns dazu, einfach ein bisschen mit dem Fahrrad herumzufahren.
Louis erledigt noch ein wenig von seiner Arbeit. Ich würge nebenbei den Ingwertee hinunter und zusammen machen wir uns dann auf den Weg zu mir. Er ist bereits mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren. Zwischen uns zieht er das Fortbewegungsmittel mit sich. Seinen Vorschlag, dass ich hinter ihm auf dem Gepäckträger sitzen kann, damit wir schneller bei mir sind, habe ich prompt widersprochen. Mir ist das zu unsicher. Und ich wäre ihm wieder so nahe, wie die letzten Tage. Ich kuschle gerne und er hat über sich ergehen lassen. Aber jetzt, wo ich nicht mehr krank bin, wäre es mir doch eine Spur unangenehm. Wir kennen uns nicht sonderlich lang und auch nicht sonderlich gut. Da möchte ich nichts überstürzen.
Als wir bei meinem Wohngebäude ankommen, bitte ich ihn draußen zu warten. Erst widerspricht er, doch bevor er mit mir reinkommt, ziehe ich die Tür zu. Durch das Glas schmollt er mich an.
Ich sprinte die Treppen hinunter in den Keller und öffne die Tür zum kleinen Raum, den Ray und ich Mieten. Lustlos seufze ich, als ich das Chaos vor mir erblicke.
Es ist ein Kampf, doch schlussendlich fahre ich mit dem Fahrrad im Aufzug wieder rauf ins Erdgeschoss. Louis nimmt mich sofort wahr. Man sieht ihm an, dass er mittlerweile schon etwas ungeduldig ist, aber trotzdem lächelt er mich breit an.
"Sorry, ich hatte Probleme damit, das Fahrrad hervorzuholen. Und die Reifen musste ich auch neu aufpumpen", erkläre ich und er sitzt schon auf seinem, bereit, um loszudüsen.
Also machen wir uns zusammen auf den Weg aus der Stadt herauszukommen. Auf der Straße müssen wir hintereinander fahren und ich lasse Louis den Vorsprung, denn ich habe keine Ahnung, wo wir hin sollten. Oder ob wir einfach nur so herumfahren, wobei ich sagen muss, dass ich nicht so gerne auf der Straße fahre.
Doch wir entfernen uns immer mehr vom Straßenverkehr. Irgendwann sind links und rechts von uns nur mehr Häuserreihen. Louis biegt bei einem Park angekommen ab. Wir fahren einen schmalen Weg neben einem Bach entlang. Immer mehr Pflanzen und Bäume sind zu sehen und auch geht es teilweise sehr steil Bergauf, was ziemlich anstrengend ist.
Eine Zeit später fahren Louis und ich in einem angenehmen Tempo nebeneinander. Der Boden ist wieder relativ flach und Anstrengung wird nicht mehr benötigt.
"Und, gefällts dir oder ist es dir zu langweilig?", fragt Louis und nimmt seine Hände vom Lenker.
Die Luft ist frisch, das Wasser plätschert neben uns und Vögel sind zu hören. Währenddessen kommt uns der Fahrtwind entgegen.
"Ich liebe es."
Louis lächelt mich breit an.
Die Bäume um uns werden weniger. Bald erstreckt sich nur mehr Wiese und Wasser um uns.
Die Wiese ist voll mit bunten Blumen. Schmetterlinge fliegen herum, Bienen bestäuben eine Blume nach der anderen und in der Ferne sind sogar grasende Pferde zu erkennen. Wie kann es sein, dass ich all das hier nicht kenne?
"Bist du öfter hier?", frage ich Louis und er nickt. Seine Hände liegen wieder auf dem Lenker, was mich ehrlich gesagt etwas beruhigt.
"Ich bin oft mit Fizzy und meiner Mutter hier. Da hinten machen wir oft ein Picknick. Einmal haben wir sogar ein Zelt aufgebaut und hier geschlafen", sagt er und muss leicht lachen.
Ich mag sein Lachen. Erst recht, wenn er etwas ganz besonders witzig findet und er den Kopf nach hinten legt oder seine Hand vorhält.
Ich mag aber auch sein Lächeln. Jedes Mal strahlt er dabei wie ein kleiner Sonnenschein. Falten bilden sich an seinen Augen und man kann gar nicht anders, als es zu erwidern. Man ist ihm wehrlos ausgeliefert. Aber es ist schön. Es lässt einen wohl und sicher fühlen.
Louis wird langsamer und er steigt vom Fahrrad ab. Ich mache es ihm gleich. Er lehnt es an den Picknicktisch, der am Rande des Weges steht und befestigt beide Räder mit einem Fahrradschloss daran.
Fragend sehe ich ihn an, als er direkt vor mir steht. Er greift nach meiner Hand und zieht mich mit sich. "Komm mit!"
Wortlos folge ich ihm. Wir gehen auf den Bach zu. Vor diesem bleibt er stehen und ich blicke Louis unsicher von der Seite an. Er will doch nicht etwa da rüber, oder?
"Entweder wir springen oder wir gehen über die Steine. Aber die sind glatt und rutschig."
"Oder wir schauen irgendwo nach einer Brücke oder so in der Nähe", schlage ich vor, da ich von der Idee mit dem Springen nicht sonderlich begeistert bin.
Louis schüttelt den Kopf: "Das ist doch langweilig. Ich versuch zu springen."
Er geht ein paar Schritte zurück, rennt vor und stößt sich von der Wiese ab. Es ist knapp, doch er landet auf der anderen Seite und jubelt. Amüsiert beobachte ich ihn.
Begeistert sieht er in meine Richtung und winkt mich zu sich. "Du bist dran, Curly! Du hast viel längere Beine als ich, du schaffst das locker", will er mir Mut zusprechen, was jedoch nicht wirklich hilft. Ich traue meinem Körper bei sowas nicht sonderlich, dafür bin ich zu tollpatschig. Aber ich habe gar keine Wahl.
"Okay, aber du musst mir helfen", verlange ich vom anderen. Dieser nickt freudig und steht mit den Schuhspitzen schon fast im Wasser, um so nah wie möglich an mich heranzukommen. Er streckt seine Hand nach mir aus, die ich mit einem mulmigen Gefühl fest ergreife.
Ich setze meinen Fuß auf einen der Steine, teste aus, ob er auch fest genug ist. Er wackelt ein wenig und das verunsichert mich etwas. Also versuche ich es bei einem anderen, doch der rutscht gleich weg.
"Nimm den Ersten, den von eben. Steig drauf und spring zu mir rüber. Ich halte deine Hand und ziehe dich her, okay?"
Tief atme ich durch. Es ist nur Wasser. Sollte ich hineinfallen, ist es egal. Es trocknet wieder. Vielleicht werde ich wieder krank, aber selbst das ist egal. Einfach machen, nicht nachdenken.
Nervös steige ich als auf den wackeligen Stein und springe weg. Wie versprochen hilft Louis mir, indem er mich rüber zieht. Wackelig stehe ich auf meinen Beinen während Louis wieder jubelt und die Arme in die Luft wirft. Dabei hebt er auch meinen, da ich mich immer noch an seine rettende Hand klammere.
Louis' glückliches Gesicht beruhigt mich langsam. Auch meine Mundwinkel heben sich leicht.
"Du kannst mir vertrauen, Curly. Ich sagte doch, dass du das Schaffen wirst!"
Irgendwie unangenehm ist mir das jetzt dann doch. Immerhin geht es hier nur um einen Bach. Wasser. Mein Lächeln verschwindet.
Ich werde wieder von Louis mitgezogen. Um mit ihm auf einer Höhe zu bleiben, verschnellere ich meine Schritte ein wenig.
Auf dieser Seite wächst das Gras deutlich höher. Es reicht mir bis zur Hüfte, trotzdem schaffen wir es, uns einen Weg hindurchzukämpfen.
Louis und ich halten weiterhin unsere Hände.
Ich löse meinen Griff. Ein komisches Gefühl macht sich in mir breit und behutsam streife ich seinen Handrücken entlang zu seinem kleinen Finger. Vorsichtig verhake ich ihn mit meinem.
Das Erwidern des sanften Drucks bereitet mir Gänsehaut.
Vor der Klippe bleiben wir stehen. Hier vorne ist der Wind eine Spur stärker und ich schließe genießend meine Augen.
~♡~
Hey hey, how are you guys?
I am shocked. Das geht so schnell alles, zu schnell aaaah beim Schreiben war alles viel langsamer, wir sind einfach jetzt schon beim 12. Kapitel! Die nächste Story ist immer noch nicht viel weiter als am Anfang. That makes me sad, aber ich habe beim Schreiben so extremen struggle :c
Maaaan i don't know what to do.
Und ich weiß nicht, ich mag das Kapitel nicht so i guess. It's weird written ._.
Sind grad an einem See und umrunden ihn. Pretty boring rn, i wanna go home. Home home.
Have a great day!
See you soon.
Loads of love xx
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