#8.5
Kade dachte, er wäre nervöser vor seinem allerersten Kampf, aber er fühlte sich gut. Er machte ein paar Aufwärmübungen im Warteraum, bevor er geholt wurde und gegen Hunter antreten würde. Der, der ihn abholte, war Dale, was Kade natürlich freute.
"Na, wie gehts dir, Kleiner?", fragte der Trainer erwartungsvoll.
„Ganz gut, würd ich sagen", antwortete der 12-jährige.
„Sehr schön", sagte Dale, kam zu Kade und bückte sich ein bisschen, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. „Hör mal zu, Kade. Du bist mein bester Mann, das weißt du. Du bist der beste Mann. Ich hab Hunter mal kämpfen sehen, und ich kann dir versichern, dass du ihn mit Leichtigkeit umhauen wirst." Kade machte die Andeutung eines Lächelns. „Das ist mein Ernst, Kade. Hau ihn um. Die Leute sollen sehen, dass der Junge keine Privilegien braucht, nur weil er mit dem Anführer verwandt ist. Also geh da raus und hol dir dein wohlverdientes Achievement."
Die aufmunternden Worte kamen überrascht, aber sie taten gut. Kade genoss es, dass Dale für ihn irgendwie mehr als nur ein Trainer war. Er gab ihm viele Ratschläge und wenn er mal einen schlechten Tag hatte auch welche, die nicht zum Thema Ringkampf gehörten.
Sobald Kade den Raum mit der großen Arena betrat, gaben die Zuschauer Applaus und jubelten, wie normale Sportfans in einem Stadion. Es war ein abgeschlossener Raum, ziemlich quadratisch, so groß wie eine Turnhalle. In der Mitte lag die Kampfarena, eine Grube, die zwei Meter tief war und einen Durchmesser von sieben Metern maß. Darum herum war, anders als bei den Trainingsgruben ein Geländer angebracht, um das sich die Zuschauer stellen konnten. Es waren nicht viele, normalerweise waren es hauptsächlich die Familien der Kämpfer und ein paar weitere Schaulustige. Außerdem gab es vier Wettkampfarenen, was hieß, dass sich diese Zuschauer ebenfalls auf diese aufteilen mussten. Kade konnte unter den umstehenden Leuten seinen Vater sehen, der ihn mit den anderen stolz anfeuerte. Der Junge sendete ihm einen schnellen Blick, der ihm sagen sollte ‚Ich mach das, Dad. Für dich.', bevor er schon an ihm vorbeiging.
Hunter hatte zeitgleich mit ihm den Raum betreten und beide sprangen nun durch Türen am Geländer in die Arena hinein, die Leute tobten immer noch. Die Jungen näherten sich einander und blieben in der Mitte der Arena stehen. Während der Schiedsrichter die Ansage machte, wer nun unter welchen Bedingungen kämpfte, konnten sie nichts weiter tun, als Blicke auszutauschen. Kade versuchte so neutral wie möglich auf Hunters Drohen zu reagieren, denn irgendetwas an dem Älteren sagte ihm, dass er nicht zu hundert Prozent mit Aggression erfüllt war. Mehr Gedanken konnte Kade sich nicht bilden, der Kampf wurde angepfiffen.
Sie verloren sämtliches Zeitgefühl. Ob sie nun schon Stunden oder auch nur wenige Minuten versuchten den jeweils anderen auf den Boden zu bekommen, es spielte keine Rolle. Das einzig wichtige gerade waren die Spielregeln, die da lauteten, dass nur erlernte Kampftechniken erlaubt waren und der Gegner für mindestens 30 Sekunden am Boden liegen bleiben musste.
Beide wehrten immer wieder die Angriffe des anderen ab, gelegentlich schafften sie es sich gegenseitig umzuwerfen, doch sie standen immer wieder auf. Das alles hielt den Kampf zwar spannend, aber endlos würde es so nicht weitergehen. Kade fürchtete schon, dass der Schiedsrichter bald abpfeifen und den Kampf für unentschieden erklären würde.
Man merkte beiden Kämpfern die Anstrengung an, aber keiner von ihnen dachte ans Aufgeben.
In der kurzen Sekunde, in der sie gerade auseinander taumelten, versuchte Kade seine letzten Kräfte zu sammeln. Er durfte nicht verlieren, das würde er sich selbst nie verzeihen und Hunter würde ihm gegenüber unausstehlich werden. Hunter hatte einen Ruf zu verlieren und Kade hatte sich einen aufzubauen.
Sein Gegner war hartnäckig und Kade war klar, dass er nicht schlapp machen würde, nicht bis zur letzten Minute, doch er war bereit alles zu geben.
Er versuchte sich umgeben von den Anfeuerungsrufen, seinem eigenen und Hunters Stöhnen und den Schlägen zu konzentrieren. Er war bereit für den letzten Schlag.
Während Kade angriff dachte er an alles, was ihm Kraft gab. Er trat Hunter in die Seite für seine Freunde, stellte ihm ein Bein für Dale und seinen Dad und als Kade Hunters Kopf mit dem Ellenbogen nach unten drückte, dachte er sogar kurz an seine Mom.
Er schlug mit Hunter auf dem Boden auf und verfestigte schnell seinen Griff um den Älteren, bevor dieser wieder aufstehen konnte. Die Zuschauer tobten ohrenbetäubend, obwohl diese Geräusche nur gedämpft unten in der Arena ankamen, und so schien er der einzige zu sein, der Hunters Schmerzensschrei hören konnte. Kade merkte, dass er sich danach weniger gegen seinen Griff wehrte, er seine Augen zukniff und das Gesicht verzog. Kade begann sich zu fragen, was los sein könnte, doch dann durchschnitt ein schriller Pfeifton die Luft.
Der Kampf war zu Ende und Kade hatte gewonnen.
Er ließ Hunter los und legte sich selbst auf den Boden, seine Brust hob und senkte sich in rasendem Rhythmus und er konnte sein pochendes Herz in jedem Quadratzentimeter seines Körpers spüren. Kade hatte den Blick gerade nach oben gerichtet, in seinem Blickfeld die steinerne Decke und ein Kreis aus jubelnden und buhenden Leuten drum herum.
Plötzlich tauchten darin zwei weitere Gestalten auf, an deren weißer Kleidung Kade erkannte, dass es Sanitäter waren. Sie halfen Hunter aus der Grube heraus und Kade erkannte, dass er sich zurecht Sorgen machen wollte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top