#16
Langsam trudelte in der Highschool die Zeit ein, in der jeder Schüler nur noch die Tage bis zum Schulschluss zählte, beziehungsweise im Fall der älteren Schüler wurden die Tage bis zum Abschlussball gezählt. Lynne war sich nun sicherer als zuvor, dass sie nicht hingehen würde, da sie Kade wohl kaum zu der Veranstaltung bewegen konnte und sie ansonsten keinen Partner hätte. Doch manch einer sah dies anders.
„Was wäre so schlimm daran?", fragte Eddie nach der erneuten Ablehnung seines Angebots. „Nichts wäre schlimm daran", rechtfertigte Lynne ihren Entschluss, „ich hab nur keine Lust zu tanzen und, dass die Leute uns für ein Paar halten"
„Das tun sie doch eh schon lange", meinte Eddie unberührt von der Tatsache.
Sie liefen bei ihrem Gespräch quer durch das gesamte Büro, da die anderen Mitarbeiter der Schulzeitung es nicht für nötig sahen aufzuräumen, bevor sie den Raum verließen und so blieb diese Arbeit an den beiden hängen.
„Mag sein, aber mich stört das vielleicht?", gab Lynne zurück.
„Aha. Ich nehme an, weil du jetzt endlich mit deiner Bekanntschaft zusammengekommen bist oder?"
„Naja, irgendwie... noch nicht wirklich..." Je mehr Lynne über ihre Beziehung mit Kade nachdachte, desto uneindeutiger erschien ihr dessen Status.
„Machst du wenigstens bei deiner Arbeit Fortschritte?" Diese Frage stellte Eddie ihr, da sie ihn bat ein paar Berichte für die Schule aussetzen zu können um sich voll und ganz auf ihren Enthüllungsbericht über die Untergrundstadt konzentrieren zu können.
„Ja, und wie", eröffnete sie ihm und ihre Miene erhellte. „Dank ihm finde ich Sachen raus, auf die man selbst nie gekommen wäre"
„Zum Beispiel?" Eddie hatte seinen Teil der Aufräumarbeiten erledigt und warf sich seinen Rucksack über die Schulter, da er bereit zum Gehen war.
„Ihre Politik ist eine ganz andere als unsere", begann Lynne zu erklären.
„Schwöre mir, dass du das alles für dich behältst. Du weißt von nichts", verlangte Lynne die Zustimmung ihres Freundes nachdem sie ihm einige Informationen über das Leben unter ihren Füßen mitgeteilt hatte.
Sie waren gemeinsam zu Lynnes Wohnung gefahren, da sie sich dort zum Lernen für die letzten Prüfungen verabredet hatten.
Beide waren erstaunt, dass sie dies tatsächlich taten, da sich ihre Lernnachmittage für gewöhnlich schnell in Rumblödeleien verwandelten, vor allem dann, wenn Lynnes Schwester nach Hause kam, bei der Eddie selten eine Gelegenheit ausließ sie zu ärgern. Spätnachmittags klingelte es schließlich an der Tür, da Lynne aber niemanden erwartete, ließ sie Sarah nachsehen.
„Ist doch für dich", bemerkte diese allerdings kurze Zeit später, grinsend in der Zimmertür stehend. Sie war klein genug, um den großen Jungen hinter ihr nicht sonderlich unkenntlich zu machen.
Eddie, der ihn ebenfalls gesehen, aber keinen Kloß im Hals wie Lynne hatte, sprang ohne lange nachzudenken auf und räusperte sich. „Ich glaub, ich geh dann mal...", beschloss er und ging auf die Tür zu, an der Sarah und Kade Platz für ihn machten.
„Hey, Eddie, Eddie...", versuchte Lynne ihn aufzuhalten, da sie sich vorstellen konnte, wie sehr das plötzliche Erscheinen Kades ihn stören zu schien. Auf dem Gang erreichte sie ihn und flüsterte ihm über die Schulter zu, damit die anderen, insbesondere Kade, sie nicht hörten: „Ich wusste nicht, dass er heute kommt, ehrlich. Aber ich kann ihn jetzt auch schlecht wegschicken"
„Nein, schon okay", meinte Eddie, allerdings ohne seine Freundin anzusehen. Sein Blick wanderte stattdessen zur Wohnungstür, die sich erneut unerwarteterweise öffnete.
Der Kloß in Lynnes Hals bewegte sich ein Stück nach unten und schlug ihr Herz kurzerhand taub, als sie ihren Vater in der Tür sah. Ihn und Kade in einem Raum zu haben, wollte sie so lange wie möglich vermeiden.
„Guten Abend, Mädls...", begrüßte der Mann seine Töchter, ohne sich die Gestalten im Raum genauer anzusehen. „Oh, Edward ist ja auch hier", fügte er hinzu, als dieser auf ihn zukam.
„Eigentlich war ich gerade wieder dabei zu gehen, Mr. Mitchell", sagte Eddie und zog sich seine Schuhe an.
„Oh, bitte, wir sind doch schon lange beim Vornamen", beteuerte Lynnes Vater. „Solange Sie mich Edward nennen, nenne ich Sie ebenfalls beim formellen Namen", antwortete Eddie und ging zur Tür raus. „Bye, alle miteinander!"
Lynne hätte die Dauer des Gespräches nutzen können, um Kade in ihrem Zimmer zu verstecken, doch vermutlich hatte ihr Dad ihn bereits gesehen.
Mit einem schnellen Blick versuchte sie sich bei ihrem Freund für alles Folgende schon im Voraus zu entschuldigen, bevor der Mann das Wort sogleich an ihn richtete.
„Noch ein Gast?", stellte er mehr sich selbst die Frage und streckte Kade die Hand zur Begrüßung hin. Währenddessen wanderte sein Blick von oben nach unten an dem Jungen herab und selbst Lynne spürte, dass der Blick bohrend und penibel überwachend war. Ihre Schwester hatte sich längst in ihr Zimmer verzogen.
„Hm, starker Händedruck...", meinte ihr Vater nach der Überprüfung und zog einen Mundwinkel nach oben, danach wandte er sich Lynne zu. „Ich nehme an, das ist die Bekanntschaft von der du mir erzählt hast"
„Ja, genau...", sagte sie, erleichtert, dass der erste Eindruck geglückt war. Doch sie fürchtete, dass dies noch nicht alles war, was sie Kade ebenfalls mit einem warnenden Blick mitteilte.
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