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Langsam kam Jo aus ihrem Badezimmer. Sie rubbelte sich mit einem Handtuch durch die Haare, bevor sie es schließlich achtlos auf den Boden fallen ließ und in ihren Ankleideraum ging. Schnell hatte sie sich Unterwäsche, sowie bequeme Kleidung angezogen und trat wieder in ihr Zimmer.
Etwas verträumt sah sie aus dem Fenster. Es war eine wundervolle Nacht gewesen und es war ihr, als würde sie seitdem wie auf Wolken schweben. Jo ließ sich bäuchlings auf ihr Bett fallen und sah weiterhin aus dem Fenster. Dabei ließ sie die letzten Stunden Revue passieren. Sie vergrub, bei den Bildern, die durch ihren Kopf zogen, ihr heißes Gesicht in einem Kissen.
Sie und Pietro hatten ein weiteres Mal miteinander geschlafen. Anschließend lagen sie noch lange nebeneinander und haben geredet. Er hatte sie nicht gedrängt und nicht gefragt, sondern geduldig gewartet. Etwas, was Jo ihm hoch anrechnete, denn sie wusste inzwischen, dass er zu der eher ungeduldigen Sorte gehörte. Schließlich erzählte sie ihm von dem Gespräch mit Fury. Ebenso wie Pepper hatte er anfangs nur schweigend zugehört, bevor er seine Meinung dazu äußerte. Auch seine Reaktion glich derer, wie von ihrem Vater und Pepper.
Seine Worte waren, dass ihre 'Monstrosität' ihn keinesfalls abschreckte. Denn er und Wanda waren schließlich auch nichts anderes. In den Augen vieler galten sie als Monster. Erschaffen im Labor. Er hatte ihr erzählt, dass er manchmal selbst an seiner Menschlichkeit zweifele und eine gewisse Distanz zu anderen Menschen spüre. Schließlich habe er aber hier im Tower Menschen gefunden, die letztendlich nicht viel anders waren. Die genau dieselben Zweifel hatten und die ihn verstanden.
So waren sie nebeneinander im Bett gelegen und hatten geredet. Ihnen war dabei nicht aufgefallen, wie die Zeit vergangen war. Schließlich waren sie von Friday unterbrochen worden, die Jo im Auftrag ihres Vaters kontaktierte. Jo schüttelte jetzt im Nachhinein belustigt ihren Kopf. Denn ihr Vater hatte mal wieder seine Qualitäten als überbehütende Mutterglucke bewiesen. Er hatte sie in der Früh in ihrem Zimmer aufgesucht und sie natürlich nicht gefunden. Anschließend hatte er sich an die KI gewandt, damit diese sie suchte. Gut, das er nicht auf die Idee gekommen war in Pietros Zimmer zu platzen. Denn Jo bezweifelte, dass ihn die abgeschlossene Tür vom betreten dieses Zimmers abgehalten hätte. Und dann wäre sicher die Hölle losgebrochen. So hatte sie ihrem Vater weismachen können, dass sie bei dem Speedster nur geschlafen hatte und nicht mehr geschehen war.
Ihr Vater hatte sie nur misstrauisch gemustert, als sie nach seinem dringenden Klopfen, welches eher an ein ungeduldiges Hämmern erinnert hatte, zerzaust an Pietros Zimmertür erschienen war. Beim Anblick ihres neuen Haarschnitts verzog ihr Vater nur kurz erstaunt das Gesicht, aber er erwiderte nichts darauf. Jo konnte sich vorstellen, dass ihr Vater ganz genau wusste, was in der Nacht geschehen war. Denn er war vieles, aber ganz sicher nicht naiv, wenn es um körperliche Beziehungen ging. ZumGlück sagte er nichts, als sie schnell an ihm vorbei geschlüpft und in ihrem Zimmer verschwunden war. Nur sein Blick sprach tausend Worte. Nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, konnte sie nicht widerstehen und hatte an der Tür gelauscht. Tatsächlich vernahm sie, wie ihr Vater und Pietro kurz am Diskutieren waren. Leider konnte sie den genauen Wortlaut nicht verstehen. Also hatte sie es letztendlich aufgegeben zu lauschen und war in ihrem Bad verschwunden.
Langsam stand Jo von ihrem Bett auf und verschwand wieder im Bad. Sie musste sich die Haare kämmen, bevor sie noch zu irgendetwas Seltsamen zusammen trockneten. Ihr Anblick im Spiegel war noch immer sehr ungewohnt, aber sie bereute es keine Sekunde lang. Es sah gut aus. Wobei ein Besuch beim Friseur noch angebracht wäre, damit dieser den Schnitt verfeinerte.
Während sie sich frisierte, überlegte sie, was sie heute noch machen sollte. Es war gerade einmal Mittag. Sie war fast schon versucht wieder zu Pietro zu gehen und die Zeit mit ihm zu verbringen. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht und sie merkte, wie selbiges warm wurde, als sie daran dachte, was sie machen könnten. Sie schüttelte ihren Kopf, um diesen Gedanken loszuwerden. Pietro war doch kein Sexspielzeug! Wobei sie sich vorstellen konnte, dass der Blonde sicher nichts dagegen hätte, die Zeit so mit ihr zu verbringen.
Jo stutzte einen Moment. Sie meinte etwas aus dem Zimmer gehört zu haben. Als sie ihren Kopf aus dem Bad streckte, hörte sie, das erneut an ihrer Tür geklopft wurde.
„Herein." Mit diesen Worten trat sie schließlich aus dem Bad und bewegte sich auf die Tür zu.
Diese wurde schwungvoll geöffnet, sodass Wanda und Natascha eintreten konnten. Beide grinsten sie breit an und sahen sie mit mütterlichem Stolz an. Jo sah sich diesen Auftritt erst mal nur verwundert an, wobei in ihr aber ein leiser Verdacht keimte.
„Was wisst ihr beide?" Fragte sie schließlich.
Die beiden blieben in ihr vorerst eine Antwort schuldig. Denn statt einer Antwort wurde sie von Wanda in eine feste Umarmung gezogen. Joanna sah über deren Schulter hinweg zu Natascha, die eine Tasche auf den Sofatisch gestellt hatte. Diese war ihr davor nicht aufgefallen und so sah sie zu, wie die Ältere dies eauspackte. Was sie sah ließ sie grinsen. Es war viel Schokolade, einige Getränke und mehrere DVDs.
Schließlich ließ Wanda Jo los und sah sie beinahe mütterlich an. „Ich hoffe, mein lieber Bruder war vorsichtig."
Bei diesen Worten schoss Jo erneut die Röte ins Gesicht und sie blickte einen Moment hilflos zur Decke. Schließlich sah sie wieder in Wandas Gesicht. Diese sah sie immer noch mit einem Lächeln an. „Hast du in seinen Gedanken geschnüffelt?" Fragte sie streng.
Mit einem Lachen trat Pietros Schwester von ihr weg und zog sie zu dem Tisch und zu Natascha. „Pietro hat mir nichts verraten, sondern du."
„Wie meinst du das?" Fragte Jo verwundert. „Wir haben uns noch gar nicht gesehen!"
„Du bist inzwischen richtig gut darin deine Gefühle für dich zu behalten. Tags und auch Nachts bekommt man gar nichts mehr von dir mit. Was wohl an meinem Training liegt." Fing Wanda an zu erzählen und setzte sich auf das Sofa. Sie bedeutete Jo sich neben sie zu setzen. Diese folgte der Aufforderung und sah neugierig zu der Älteren. „Aber die Situation heute Nacht war wohl etwas, sagen wir mal, aufwühlend." Wanda wurde selbst etwas rot, als sie daran dachte. „Ich konnte deinen Emotionen leider nicht komplett entgehen. Dafür waren sie einfach zu stark."
„Oh nein!" Jo schlug sich die Hand vor den Mund und sah schockiert zu der Rothaarigen. „Sag mit bitte das nur du etwas mitbekommen hast!"
„Ich habe nichts gemerkt." Mischte sich Natascha ein, die zurück gekommen war, nachdem sie schnell Gläser aus der Küche geholt hatte. „Und auch die anderen sahen nicht so aus, als hätten sie anregende Träume gehabt."
Jo wollte schon beruhigt aufatmen, als sie Wandas Gesichtsausdruck sah. „Aber irgendjemand außer dir hat es mitbekommen! Sag mir wer!"
„Bucky." Antwortete Wanda nach kurzem Zögern. „Er wirkte heute Morgen etwas verstimmt, weswegen ich ihn gefragt habe was los ist. Zuerst wollte er nicht mit der Sprache herausrücken, aber dann hat er erzählt das seine Träume letzte Nacht eine ziemlich erotische Färbung hatten, die er sich nicht erklären konnte." Wanda sah mit einem kleinen Grinsen zu Jo hinüber. „Er hat schließlich selbst die Vermutung angestellt, dass diese Träume von dir kamen. Aber er glaubt, dass du einfach nur geträumt hast und dich nicht tatsächlich im Bett gewälzt hast."
Jo fiel ihr Kinn nach unten und sie sah schockiert zu Wanda. Natascha währenddessen hatte angefangen zu grinsen und gab ein Kichern von sich.
„Nein!" Rief Jo schließlich aus. Natascha derweil fing an zu lachen und fiel auf das Sofa zurück. Nach einem kurzen Moment stimmten Wanda und Joanna ebenfalls ein. Nach mehreren Minuten strich Jo sich die Lachtränen aus den Augen und sah zu den beiden Rothaarigen. „Das ist nicht lustig! Egal wie ich werde Bucky nie wieder unter die Augen treten können!"
„Es ist unglaublich lustig!" Erwiderte Wanda.
„Gut. Vielleicht ein bisschen." Stimmte Jo schließlich zu. Sie schwieg einen Moment, sah kurz auf den Tisch und schließlich zu Natascha. „Was soll das hier überhaupt werden?"
„Das war Wandas Idee. Wir begrüßen dich in der Welt der Frauen." Erklärte Nat ihr. „Essen vom Lieferservice, viel Süßkram und paar Liebesfilme."
„Ach und was war ich davor?"
„Jungfrau." Erwiderte Natascha trocken und schenkte ihnen die Getränke ein.
„Psst! Nicht so laut!" Unterbrach Jo sie schnell. „Wer weiß wann mein unberechenbarer Dad hier hereinplatzt!"
Daraufhin warf Natascha ihr einen skeptischen Blick zu. „Man kann Tony verschiedene Eigenschaften zuschreiben. Naivität gehört nicht dazu. Er weiß es sicher."
„Das es irgendwann geschehen wird." Jo machte eine kurze Pause. „Er jagt Pietro durch den Tower, wenn er herausfindet das ich Sex mit ihm hatte."
„Dazu wird er keine Gelegenheit bekommen, denn Pietro ist auf eine Mission gegangen." Wurde sie von Nat informiert.
„Oh." War das einzige. was Jo von sich gab. Einen kurzen Moment verspürte sie einen kleinen Stich. Pietro war gegangen und hatte ihr nicht Bescheid gegeben. Betreten sah sie zu Boden.
„Er hätte dir Bescheid gegeben, wenn Steve ihn mit der Information nicht komplett überrumpelt hätte." Erklärte Wanda, die ihren Blick bemerkt hatte und reichte Jo anschließend ein Glas. „Er wollte gerade zum Frühstück, als Steve ihn zu der Mission beordert hat. Er war nicht glücklich mit leerem Magen los zu müssen."
Die Erklärung hob Jos Laune zumindest ein bisschen und sie sah Pietros Zwilling an. „Und wieso seid ihr beiden dann hier?" Fragte sie schließlich neugierig. Dann griff sie in eine der Tüten und zog ein Croissant heraus, in welches sie genüsslich biss.
Natascha zuckte nur mit den Schultern und griff ebenfalls nach einem Gebäckstück. Einen Moment lang verzog sie missmutig ihr Gesicht. „Laut meiner Information wurden Bruce und Clint ebenfalls angefordert. Fury hat verlauten lassen, dass wir für diese Mission nicht benötigt werden." Bei Erwähnung des Direktors sah sie fragend in Joannas Richtung. „Was war gestern überhaupt los?"
Bei dieser Frage verzog Jo daraufhin kurz ihr Gesicht. Sie wollte jetzt nicht darüber reden. Mit einem angedeuteten schütteln ihres Kopfes beugte sie sich zum Tisch und hielt die Filme hoch. „Welchen wollen wir uns anschauen?" Fragte sie. Dabei sah sie genau, dass Natascha mit ihrer Antwort unzufrieden war. Jo seufzte. „Meinetwegen erzähle ich es später. Jetzt will ich etwas die Zeit mit euch genießen."
„Lass sie doch. Sie erzählt uns schon, was war, sobald sie dazu bereit ist." Mischte sich Wanda ein. Dabei sah sie Natascha streng an. Diese nickte schließlich ergeben. Zufrieden wandte sich Wanda dem Tisch zu und hielt eine Schachtel in der Hand. „Ich finde, wir sollten mit 'Notting Hill' anfangen." Bestimmte Wanda. „Pepper will sich 'Pretty Woman' nämlich mit anschauen."
„Weiß sie etwa auch Bescheid?" Fragte Jo verwundert. „Warum habt ihr das gemacht?"
„Weil wir so etwas schon lange nicht mehr unternommen haben." Beantwortete Natascha ihre Frage. „Da hier hauptsächlich nur Männer herumlaufen, haben wir vor einigen Monaten entschieden regelmäßig etwas unter Frauen zu machen. Sei es ein gemeinsames Essen oder einen Film anzuschauen. Der Verlust deiner Jungfräulichkeit ist auch ein guter Anlass."
„Kann das hier noch peinlicher werden?" Fragte Jo mehr sich selbst. Denn eigentlich hatte sie einen ruhigen Nachmittag erwartet. Etwas mit Pietro kuscheln und sonst nicht mehr. Aber wie es aussah, wurde nichts daraus.
„Du könntest uns ja erzählen, wie es dazu gekommen ist." Beantwortete Natascha die Frage und sah sie grinsend an. „Du darfst ruhig jedes schmutzige Detail erwähnen."
Bei dem Gedanken an gerade diese Details wurde Jo rot und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. Dabei hörte sie das Lachen der beiden Rothaarigen.
„Vielleicht doch nicht alles. Er ist mein Bruder!" Gab Wanda leicht angewidert von sich.
„Dann halt dir die Ohren zu." Erwiderte Natascha ungerührt.
Jo ließ ihre Hände sinken und sah die beiden entrüstet an. „Ich werde hier jetzt sicher keine Bettgeschichten erzählen!"
„Hab ich etwas verpasst?" Erklang eine amüsierte Stimme aus Richtung der Tür.
Die drei wandten sich um und sahen Pepper, die grinsend in der Tür stand. Dabei hielt sie mehrere flache Schachteln in ihren Händen. Sie trat vollends in das Zimmer und gab der Tür einen Stoß, damit sie hinter ihr zufiel. Langsam kam sie zu ihnen und stellte ihre Last auf den niedrigen Tisch. Jo hob den Deckel einer der Schachteln vorsichtig an und spähte neugierig hinein. Ein erfreutes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie die Reihen an Sushi sah. Sie sah anschließend zu Pepper, die es sich neben ihr gemütlich gemacht hatte.
„Nein, hast du nicht. Wir wollten gerade mit dem ersten Film anfangen." Wurde sie von Wanda informiert.
Peppers Augen leuchteten auf. „'PrettyWoman'?"
Natascha schüttelte ihren Kopf, während sie das Sushi auf die zuvor mitgebrachten Teller verteilte. „Nein. Aber wir wussten auch nicht, dass du so früh kommst. Wir können gerne damit anfangen."
Schließlich saßen sie essend da und sahen sich den Film an. Jo verkniff sich ein kleines Lächeln. Sie hatte zwar andere Pläne gehabt, aber wie es aussah, würde der Tag doch noch vielversprechend. Immerhin durfte sie ihn in Gesellschaft von diesen drei außergewöhnlichen Frauen verbringen.
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