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Allmählich wachte Joanna auf, da sie sanft an der Schulter geschüttelt wurde. Sie brummelte ungehalten vor sich hin und schlug schließlich ihre Augen auf. Sie blickte in Peppers Gesicht, die sie liebevoll anlächelte.
„Aufgewacht. Du Schlafmütze, sonst verschläfst du noch deinen ganzen Geburtstag. Es ist nämlich schon Zeit fürs Mittagessen."
Jo riss die Augen auf und setzte sich schnell auf. Einen kurzen Moment war ihr schwindelig, sodass sie sich wieder in die Polster zurücklehnen musste. Sie sah etwas erstaunt zu Pepper. „Wie Mittagessen? Wir hatten doch gerade erst Frühstück."
Pepper lächelte nur nachsichtig und stand vom Sofa auf. Sie drehte sich um und reichte der Jüngeren die Hand. „Die nächtliche Aufregung hat wohl ihren Tribut gefordert." Joanna ergriff Peppers Hand und stand auf. „Es ist jetzt fast vier und es gibt ein spätes Mittagessen oder vorgezogenes Abendessen. Wie man es sehen will." Gemeinsam gingen sie dann Richtung Tür und anschließend Richtung Aufzug.
„Oh."War das einzige, was Jo von sich gab. Dann fiel ihr etwas anderes auf. „Du hast heute tatsächlich eher Schluss machen können. Und vielen Dank für den schönen Tisch! Der passt wirklich gut."
„Freut mich das er dir gefällt. Ja zum Glück konnte ich eher raus. Und ich habe mir gleich auch noch das ganze Wochenende freischaufeln können. Stark-Industries wird ein paar Tage ohne mich auskommen können."Erzählte Pepper ihr.
Gemeinsam traten sie in den Aufzug und Pepper drückte den Knopf für eine der oberen Etagen. Als sich die Tür bereits schloss verspürten beide einen plötzlichen Luftzug und Pietro stand augenblicklich mit einem Grinsen vor ihnen. Joanna war sofort verlegen und brachte erst einmal einen gewissen Sicherheitsabstand zwischen sich und ihn, indem sie sich gegen die Aufzugwand lehnte. Pepper bemerkte dies und musste schmunzeln als sie Joannas rote Wangen und Pietros verstohlene Blicke auf die Jüngere bemerkte.
„Die Damen." Er nickte ihnen zu und hielt die Tür für Wanda offen, die ihnen entgegen lief. Diese betrat ebenfalls den Aufzug und lehnte sich neben Joanna gegen die Wand. Somit stand Joanna zwischen Pepper und Wanda, die beide den Speedster mit amüsierten und mehr als nur wissendem Gesichtsausdruck ansahen.
Jo stand da und sah unter gesenkten Wimpern in Pietros Richtung. Sie bemerkte, dass er sich umgezogen hatte und die oberen Knöpfe seines Hemdes offen standen und ihr einen Ausblick auf nackte Haut gewährten. Ein alltäglicher Anblick, aber Joanna brachte es trotzdem komplett aus dem Konzept. Sie leckte sich über ihre plötzlich trockenen Lippen und sah hoch in Pietros Gesicht. Er hatte sie offenbar die ganze Zeit angesehen und wieder verspürte Jo wie ihre Wangen noch wärmer wurden. Sie senkte ihren Kopf und verfluchte sich insgeheim dafür. Was war denn nur mit ihr los? Sie war doch sonst nicht so empfindlich bei Jungs. Was aber wohl daran lag, dass sie noch nie wirklich viel mit ihnen zu tun gehabt hatte. Und was dauerte diese Fahrt auch so lange? Hatte irgendwer die Geschwindigkeit herunter gedreht? Joanna hörte ein belustigtes Schnauben und sah verwirrt hoch. Sie sah zur Seite und in Peppers Gesicht.
„Seid froh das Tony in gewissen Bereichen zwischenmenschlicher Beziehung blind ist. Selbst ein Blinder würde euer mehr als nur seltsames Verhalten bemerken." Gab Pepper amüsiert von sich.
„Hoffen wir doch einfach, das alle Männer dort oben blind für das Verhalten der zwei sind. Stell dir zum Beispiel Clints Sticheleien vor."Sagte Wanda mit einem Lachen. „Natascha hingegen wird es auf den ersten Blick bemerken."
„Was anderes erwarte ich auch nicht von unserer Superspionin." Stimmte ihr Pepper zu.
Beide Rothaarigen sahen sich an und mussten lachen. Jo trat einen Schritt nach vorne und drehte sich schwungvoll zu den beiden Frauen um. Nur leider stoppte genau in diesem Moment der Aufzug, sodass sie gegen Pietro taumelte. Dieser fing sie auf und hielt sie fest in seinen Armen. Joanna stockte und sah resigniert zu ihm hinauf.
„Ich kann die beiden nicht davon überzeugen, dass sie sich die Geschichte nur einbilden, wenn du mich in deinen Armen hältst. Das entkräftet meine Aussage ein ganz kleines bisschen." Sagte Jo an den Speedster gewandt.
Dieser sah sie mit einem schiefen grinsen an, beließ seine Arme aber an Ort und Stelle. „Du könntest sagen, was du willst. Sie würden es eh nicht glauben. Nenne es weibliche Intuition."
„Ist bei mir wohl nicht ausreichend vorhanden. Aber du könntest Recht haben." Sie wandte sich an die beiden Rothaarigen. „Werdet ihr es für euch behalten? Solange wir selbst noch nicht geklärt haben was genau das hier nun ist. Vor allem Dad darf vorerst nichts erfahren. Er bekommt einen Anfall."
Pepper sah sie verständnisvoll an, bevor sie nickte. „Natürlich. Und sollte etwas sein, dann komm ruhig zu mir."
„Ich verrate ebenfalls kein Wort. Und solltest du genug von seinem Dickkopf haben, dann darfst du zu mir kommen." Bot ihr Wanda an.
„Und was ist mit mir? Falls ich jemanden zum Reden brauche?" Sagte Pietro gespielt entrüstet.
„Du bist ein Mann. Komme selbst damit klar." Fertigte Wanda ihren Bruder ab.
„Hier wird nicht mit gleichem Maß gemessen." Gab Pietro etwas verstimmt von sich. „Und jetzt öffne endlich den Aufzug Wanda!"
Joanna sah verwundert zu Pietros Zwilling. Diese grinste nur zurück. „Dachtest du wirklich, der Aufzug wäre kaputt?"
Angesprochene schüttelte nur den Kopf. „Nein, aber ich hab es gehofft. Stell dir vor, die Tür geht auf und mein Vater steht da. So schnell könnten wir gar nicht schauen und er hätte seinen Anzug an und würde Pietro durch den Tower jagen."
„Damit das nicht passiert solltest du sie jetzt aber auch loslassen." Wandte sich Pepper an Pietro.
„Ja klar." Scheinbar widerwillig ließ Pietro Joanna los und trat einen Schritt zurück.
Gerade im richtigen Moment, denn die Aufzugtüren öffneten sich. Vor dieser stand Tony und sah sie irritiert an. Er hielt einen Schraubenschlüssel in der Hand und hatte offenbar das Bedienfeld vom Aufzug aufgeschraubt.
„Ihr habt fünf Minuten von eurer Etage hierher gebraucht! Was war da los?" Seine Blicke gingen zwischen den Vieren hin und her. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er die räumliche Nähe zwischen Joanna und Pietro bemerkte.
Pepper sah dies mit einem nachsichtigen Lächeln und trat auf ihren Lebensgefährten zu. Sie hackte sich bei ihm unter und zog ihn bestimmt in Richtung des Wohnzimmers. „War wohl ein technischer Defekt."
„Aber ich hab nichts raus finden können." Gab Tony verwirrt von sich.
„Das geschieht auch den Besten." Fertigte sie ihn ab.
„Aber das wäre das erste Mal!" Quengelte Tony.
Pepper sah ihn nur mit hochgezogener Augenbraue an und musste sich ein Grinsen verkneifen. Tony gab unter ihrem Blick schließlich klein bei und folgte ihr ohne weitere Worte zum Esstisch. Joanna und die Zwillinge hatten die Episode belustigt verfolgt und gingen jetzt ebenfalls hinter dem Paar her zum Esstisch.
Joanna stieß einen erstaunten Ausruf aus als sie den Tisch erblickte. Auf diesem standen Blumen sowie Kerzen und verliehen dem ganzen ein festliches Ambiente. Zudem erblickte sie beim näher kommen eine Torte, die in der Mitte des Tisches prangte. Steve, Clint, Natascha und Bruce saßen bereits am Tisch und sahen mit einem Lächeln zu ihr. Glücklich trat Jo näher an den Tisch und fing an zu staunen.
„Die Torte? Ist das etwa... Aber wie?" Fragte sie an ihren Vater gerichtet.
„Du hast Pepper doch vor ein paar Tagen Fotos von deinen letzten Geburtstagen gezeigt. Daraufhin hat sie beim besten Konditor der Stadt diese Schwarzwälder-Kirsch-Torte bestellt." Wurde sie von diesem informiert.
Tränen traten in Joannas Augen, als sie schnell zu Pepper lief und sie fest umarmte. „Vielen Dank!" Diese legte ihr ebenfalls die Arme um und drückte sie einen Moment an sich. Ihre Mum hatte ihr jedes Jahr so eine Torte gebacken und sie hatte schon gedacht nie wieder eine zubekommen, da sonst niemand von dieser Tradition wusste.
„Das habe ich doch gerne gemacht und jetzt lass uns essen. Sonst wird dein Essen kalt."
Joanna sah in Peppers Gesicht hoch und musste trotz der Tränen lächeln. Sie nickte, ließ die ältere Frau los und ging zu dem großen Tisch. Interessiert sah sie auf die Teller, die auf Warmhalteplatten standen und verführerisch dampften.
„Wie ich sehe komplett durch die japanische Küche?" Fragte Jo ihren Vater.
„Richtig. So wie du es laut Pepper magst. Ich wünsche einen guten Appetit." Gab Tony von sich.
Daraufhin erhob sich zustimmendes Gemurmel und alle fingen an sich ihre Teller zu befüllen.
Joanna saß schließlich vor ihrem gefüllten Teller und sah in die fröhliche Runde. Es wurden Anekdoten aus früheren Missionen erzählt und dabei wurde viel gelacht. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so wohlgefühlt. Fast wie in einer großen glücklichen Familie. Sie schüttelte amüsiert ihren Kopf und aß ein paar Bissen. Sie wurde anscheinend Gefühlsduselig und fantasierte sich so etwas zusammen. Was aber auch kein Wunder war, da Tony ihr ein paar Gläser Sekt erlaubt hatte.
Sie drehte ihren Kopf zu Pietro, der zurück lächelte und unter dem Tisch nach ihrer linken Hand griff und diese vorsichtig drückte. Jo erwiderte den Druck seiner Hand und musste ebenfalls lächeln.
„Bist du zufrieden?" Fragte er sie.
„Ja. Es ist alles wie es sein soll."
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