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Joanna sah auf den Block, welcher in ihrem Schoß lag und schnaubte unzufrieden. Sie hatte vor einigen Tagen ein neues Bild begonnen, aber irgendetwas fehlte, sodass es nicht fertig wurde. Sie legte den Block schließlich mit einem Seufzen zur Seite und sah aus den großen Fenstern in Richtung Stadt.

Ihr war langweilig.

Pepper hatte nur wenig Zeit, da Stark-Industries einfach viel von ihr forderte und sie deswegen erst spät abends nach Hause kam.  Zudem hatte sie mit den Nachwirkungen von Joannas Erscheinen zu kämpfen. Die Presse war da sehr hartnäckig, aber Pepper schaffte es erfolgreich Joanna verborgen zuhalten. Auch ihr Foto war schnellstens aus dem Verkehr gezogen worden. Joanna war froh darum, aber dennoch fragte sie sich, wielange das noch gut gehen würde.

Die anderen waren immer noch weg. Und das jetzt seit fast drei Wochen. Und allmählich machte sie sich doch Sorgen. Anfangs hatte Tony ihr und Pepper noch Mails, sowie Kurzvideos zukommen lassen. Aber diese Art von Kommunikation war nach nur vier Tagen erloschen. Sie sah Pepper an, dass diese sich ebenfalls Sorgen machte, obwohl sie versuchte es sich vor Joanna nicht anmerken zu lassen.

Da Pepper meist in der New-Yorker Niederlassung der Firma war, war Joanna hauptsächlich allein. Als Ansprache hatte sie eigentlich nur Friday. Und letztendlich wusste sie nicht, was sie mit einer KI besprechen sollte. Also saß sie meist im großen Wohnzimmer, sah sich Serien an und arbeitete an Bildern, oder las Bücher, die sie in der Bücherei des Towers gefunden hatte.

Das mit der Schule hatte sich vorläufig ebenfalls erledigt, da Joanna ihre Prüfungen vor ein paar Tagen vorzeitig abgelegt hatte. Es war absolut nicht üblich, aber sie hatte mit Pepper gesprochen und diese hatte letztendlich zugestimmt. Tony hatte nämlich in einer seiner ersten Mails ein Dokument mitgeschickt, welches besagte das Pepper in seiner Abwesenheit als Vormund fungieren konnte. So war es dann gekommen, dass Joanna unterden Augen von Mr. Ainsworth ihre Highschool-Abschlussprüfung abgelegt hatte. Aktuell wartete sie auf das Ergebnis.

Wieder gab Joanna ein frustriertesSchnauben von sich. Egal wegen was, diese Warterei machte sie fertig. Sie wälzte sich auf dem Sofa herum, bis sie letztendlich an die Decke starrte.

Wo war ihr Vater nur so lange? Wo waren die anderen?

Sie hatte zwar nicht viel Zeit mit ihnen verbracht, aber dennoch fehlten ihr auch die anderen. Besonders die Zwillinge und Bruce vermisste sie. Die Zwillinge, weil sie ihr vom Alter her doch am nächsten waren und sie sich gut mit ihnen unterhalten konnte. Und Bruce deswegen, weil er sie in seiner ruhigen Art sehr an ihre Mutter erinnerte.

Sie seufzte wieder, drehte sich und sah auf den leeren Bildschirm des Fernsehers.

Sie hatte gehofft, dass die anderen heute wieder auftauchen. Immerhin war morgen ihr Geburtstag. Joanna hatte zwar nicht vor groß zu feiern, aber es wäre schön gewesen das erste Mal mit ihrem Vater zu feiern. Aber dann vielleicht nächstes Jahr.

„Puh... SiebzehnJahre." Murmelte sie vor sich hin.

„Schlägt ihnen die Einsamkeit aufs Gemüt, sodass sie schon Selbstgespräche führen Miss?" Schaltete sich da eine belustigte Stimme ein.

Joanna zuckte zusammen. „Friday! Jetzt erschreck mich doch nicht immer so. Hast du etwa gelauscht?"

„Nein Miss. Aber ich habe vom Boss die Aufgabe bekommen mich um sie zu kümmern."

„Also bist du mein Babysitter?" Entrüstete Joanna sich.

„So in der Art." Gab Fridays Stimme amüsiert von sich.

„Na wenigstens findet es einer von uns lustig." Joanna starrte weiter auf den Bildschirm. „Hast du etwas von Tony gehört?"

„Nein, leider nicht." Gab Friday mit Bedauern von sich.

„Was wenn er nicht wieder zurück kommt?" Flüsterte Joanna leise.

Aber Fridays Sensoren hatten dies erfasst, sodass sie gleich antwortete. „Der Boss kommt wieder. Die Sensoren in seinem Anzug zeigen mir an das er wohl auf ist."

„Also hast du doch Kontakt zu ihm!" Warf Joanna dazwischen.

„Ja, aber es wurde mir untersagt etwas weiter zu leiten."

„Also hast du davor gelogen, als ich gefragt habe ob du etwas weißt." Gab Joanna aufgebracht von sich.

Kurz herrschte Stille. „Nennen wir es doch bitte Programmierung." Kam widerwillig von Friday.

„Ach Friday." Gab Joanna mit einem Lachen von sich.

Jetzt ging es ihr zumindest ein bisschen besser. Sie drehte sich etwas auf dem Sofa und sah wieder aus den Fenstern. Es war bereits früher Abend und die Sonne ging allmählich unter.

Joannas Magen meldete sich auch bereits mit einem leisen knurren. Also stand sie auf und ging in die angrenzende Küche. Nach einigen Minuten kam sie mit zwei Sandwiches und einer Tasse Tee aus dieser heraus. Sie setzte sich wieder aufs Sofa und griff nach der Fernbedienung. Es würde sich doch etwas finden, was ihr den Abend verkürzte. Schließlich blieb sie bei 'Hannibal' hängen. Ihr hatten damals bereits die Bücher gefallen. Und die Serie fand sie auch ganz gelungen.

Nach dem Essen kuschelte sich Joanna in die Kissen und zog eine Decke über sich. So eingemummelt verfolgte sie weiter die Handlung auf dem Bildschirm.


Joanna schreckte in die Höhe und sah sich erschrocken um. Noch komplett Schlaftrunken stellte sie fest, dass sie sich in ihrem Zimmer befand. Sie konnte sich aber bei bestem Willen nicht daran erinnern, wie sie in dieses gekommen sein sollte. Grübelnd sah Joanna sich um. Sie hatte sich die Serie angeschaut und dann war da laut ihrer Erinnerung nichts mehr. Bis zu ihrem erwachen.

„Friday..." Wandte sie sich an die KI. "Wie bin ich in mein Zimmer gekommen?"

„Sie sind von Mr. Maximoff zu Bett gebracht worden."

„WAS!?" Sie errötete, als sie das hörte. Dann fiel ihr etwas anderes auf. „Sie sind wieder da?" Schrie Joanna schon fast.

„Ja Miss. Die kompletten Avengers sind vor weniger als zwei Stunden wieder im Tower eingetroffen."

„Wo ist mein Vater?" Fragte Joanna unverzüglich.

„Mr. Stark befindet sich mit Miss Potts in deren Wohnzimmer." Gab Friday sachlich von sich.

„Sind sie noch wach?"

„Ja."

Die Antwort reichte Joanna und sie sprang unverzüglich aus ihrem Bett. Schnell durchquerte sie den Raum und riss die Tür auf. Von dort stürmte sie Richtung Aufzug und fuhr zur Etage ihres Vaters. Sie wippte aufgeregt auf ihren Fußballen hin und her. Die Aufzugtür war gerade wieder einen Spalt offen, als sie sich wieder herausdrückte und den Gang zur Wohnzimmertür hinunterlief.

Auch diese Tür riss Joanna schwungvoll auf und stürmte in den Raum. Sie sah wie Pepper, die in der Küche stand sich erstaunt umdrehte und sie dann anlächelte. Aber sie hatte nur Augen für den auf dem Sofa sitzenden Mann. Dieser hatte sich ebenfalls umgedreht und sah mit einem breiten Grinsen zu ihr.

„Dad! Du bist endlich wieder da!" Rief sie im Laufen und umrundete das Sofa.

Joanna wollte sich schon in seine Arme werfen, als sie wie angewurzelt stehen blieb. Tonys rechter Arm befand sich in einer Schlinge und sein Gesicht zierten mehrere Prellungen und Blutergüsse.

„Du bist ja verletzt!" Stellte sie bestürzt fest.

„Du hast mich Dad genannt!" Sagte Tony und sein Gesicht strahlte aufgrund dessen vor Freude.

„Ja schon. Aber wie ist das passiert?"

„Das tut nichts zur Sache." Wiegelte Tony ab. „Wo bleibt meine Umarmung?"

„Aber deine Verletzungen." Widersprach Joanna.

„Tun nicht so weh, wie du meinst. Komm her." Mit diesen Worten klopfte er auf den Platz neben sich.

Joanna zögerte einen Moment, ging dann aber zu ihrem Vater und umarmte ihn erst einmal vorsichtig. Schließlich setzte sie sich an seine linke Seite und lehnte sich an ihn, nachdem Tony gegen die Sofalehne gesunken war.

„Na wie geht es meiner Kleinen?" Fragte Tony.

„Das wollte ich dich gerade fragen."

„Seit wann bin ich klein?" Fragte Tony gespielt entrüstet.

„Das war nicht so gemeint und das weißt du." Joanna sah ihn mit blitzenden Augen an.

„Schon gut." Tony musste aufgrund ihres entrüsteten Gesichts lachen. „Mir gehts gut. Vor allem da ich wieder Zuhause bin. Das hier..." Dabei zeigte er auf seinen Arm. „Das war ein blödes Missgeschick vor ein paar Tagen. Danach hab ich unsere Kommandozentrale eh nicht mehr verlassen dürfen."

„Und wieso hast du dich nicht mehr gemeldet?" Gab Joanna vorwurfsvoll von sich.

Tony verzog kurz sein Gesicht, als er sich zu ihr drehte und sie ansah. „Reine Vorsichtsmaßnahme. Wir mussten annehmen, dass unsere Nachrichten hätten belauscht werden können. Oder das man sie zu euch hätte verfolgen können. Die Wahrscheinlichkeit war zwar äußerst gering, aber das Risiko letztendlich doch zu groß." Schloss Tony seine Erklärung. Er wandte sich an Pepper, die sich inzwischen zu ihnen gesetzt hatte, und nahm ihre Hand in seine. „Tut mir leid das ich euch deswegen Sorgen gemacht habe."

Pepper beugte sich vor und gab ihm einen sanften Kuss auf seine geschundene Wange. „Du bist wieder da und nur das zählt "

„Da muss ich Pepper zustimmen. Du bist wieder da und mehr brauchen wir nicht."Sagte Joanna und sah ihren Vater ernst an.

Tony sah zufrieden auf seine beiden Frauen und musste lächeln. „So etwas Nettes hat mir ja schon lange  niemand mehr gesagt."

„Nett ist die kleine Schwester von Scheiße." Murmelte Joanna vor sich hin.

„Das hab ich gehört junge Dame!" Gab Tony ihr zu verstehen.

„Sorry." Erwiderte Joanna leise.

„Da braucht wohl jemand einen Benimmkurs beim Captain." Ließ Tony amüsiert erklingen.

„Tut mir ja Leid." Verteidigte Joanna sich. „Aber nett ist so ein Begriff, der alles und nichts bedeuten kann."

„Ich verstehe schon." Lachte Tony. Für einen Moment sah er nachdenklich aus. „Großartig? Herzerwärmend? Fantastisch?..."

„Schon gut! Dasnächste Mal denke ich nach, bevor ich was sage!" Stoppte Joanna die Auflistung ihres Vaters.

„So ist brav." Tony lachte und zog sie mit seinem gesunden Arm an sich. „Was habt ihr denn so ohne mich getrieben?"

„Die Familie Stark hat ein Mitglied mehr." Informierte Pepper ihn. „Letzte Woche sind die Papiere gekommen. Jo ist jetzt offiziell eine Stark."

„Das ist ja fantastisch. Joanna Stark klingt doch ganz gut, oder?" Sinnierte Tony vor sich hin.

„Ich hab letzte Woche meine High-School-Prüfung gemacht." Warf Joanna dazwischen. „Aber leider sind die Ergebnisse noch nicht da."

Tony sah sie erstaunt an. „Aber die sind offiziell doch erst in ein paar Monaten! Wie kommt es, dass du die jetzt schon geschrieben hast?"

„Ich hab mit Pepper gesprochen und sie hat sich dann mit Mr. Ainsworth in Verbindung gesetzt. Der Rest ging dann schnell. Zumindest, nachdem wir ihm den Test, den ich bei Bruce geschrieben habe, vorgelegt haben. Er war ziemlich beeindruckt und hat alles in die Wege geleitet." Erzählte die jetzt jüngste Stark.

„Ich bin beeindruckt!" Gab Tony freudestrahlend von sich. „Ihr wart ja richtig fleißig." Er unterdrückte ein Gähnen.

„Du solltest ins Bett und dich ausruhen." Gaben Pepper und Joanna beinahe synchron von sich. Beide grinsten sich an und sahen anschließend streng zuTony.

„Ja schon gut."  Grummelte Tony. Er stand langsam auf und begab sich in Richtung seines Schlafzimmers. „Gute Nacht."

„Gute Nacht Dad."

„Gute Nacht Tony."

Joanna und Pepper sahen sich erleichtert an.

„Kommt er oft mit Verletzungen zurück?" Fragte Joanna.

Die Rothaarige schüttelte den Kopf. „Zum Glück eher selten. Aber manchmal überkommt ihn der Leichtsinn und dann passiert so etwas." Pepper legte ihren Kopf schief und sah mit einem kleinen grinsen zu der Jüngeren. „Weißt du, dass wir heute schon ein ausgewachsenes Eifersuchtsdrama hatten?"

„Wie das?" Fragte Joanna verwundert.

„Aus offensichtlichen Gründen konnte Tony dich ja nicht in dein Zimmer bringen. Also hat sich Pietro angeboten." Pepper musste lachen, als sie an die Szene zurückdachte. „Tony hatte aber was dagegen das Pietro dich auch nur anfasst. Letztendlich ließ er es sich aber nicht nehmen Pietro zu begleiten, damit dir ja nichts zustößt."

„O je. Das hätte ich gerne erlebt." Joanna musste lachen. Dabei bemerkte sie, dass ihr Gesicht warm geworden war. Sie hatte komplett vergessen, dass der Speedster sie in ihr Bett gebracht hatte. Aber was musste er so etwas auch machen. Sie stand schnell auf und wandte sich zum gehen ab. „Ich sollte wieder ins Bett gehen. Und du solltest auch etwas schlafen."

Pepper sah sie mit einem nachsichtigen Lächeln an. „Ja, wir sollten tatsächlich etwas schlafen." Sie erhob sich und ging Richtung des Schlafzimmers. „Gute Nacht."

"Gute Nacht." Ließ Joanna vernehmen und verließ das Wohnzimmer.

Langsam ging sie Richtung des Aufzugs und fuhr in ihre Etage. Sie lehnte sich gegen die Aufzugwand und ließ ein erleichtertes Geräusch vernehmen. Joanna sah dann nachdenklich zu Boden. Obwohl sie es sich nicht hatte eingestehen wollen, so hatte sie doch Angst gehabt das ihr Vater nicht zurückkommt. Sie musste nur an die Ereignisse von New York, oder an die in Sokovia denken. Was da alles passiert war. Wie leicht konnte ihr Vater oder auch einer der anderen verletzt werden. Und was wäre dann? Ob sie dann wieder zu ihrer Tante zurück müsste? Joanna schüttelte es bei demGedanken. Nein, dass wahrscheinlich nicht, aber soweit wollte siejetzt lieber nicht denken.

Sie bemerkte, dass der Aufzug stillstand und setzte sich immer noch in Gedanken in Bewegung zu der offenen Tür. Sie prallte mit dem Kopf gegen ein unerwartetes Hindernis und wäre fast gestürzt. Aber etwas hinderte sie daran und zog sie schnell zurück. Joanna sah verwirrt hoch und wäre am liebsten in das nächste Loch gekrochen.

Vor ihr stand Pietro und sah sie mit einem Grinsen an. Den Arm hatte er immer noch um sie gelegt und machte keine Anstalten sie loszulassen. Und wieder spürte die Jüngere, wie ihr die verräterische Röte übers Gesicht kroch. Das konnte doch wohl nicht wahr sein!

„Ich dachte schon, du wärst mit offenen Augen eingeschlafen." Bemerkte Pietro.

„Ach ja? Wie lang hast du mir den zugeschaut?" Wollte Joanna wissen und befreite sich aus seiner Umarmung. Es schien ihr, als würde der Speedster die Arme nur widerwillig von ihr nehmen. Aber das war doch nur Einbildung, oder?

„Nicht so lang wie du meinst. Ich war zufällig auf dem Gang, als der Aufzug aufging." Teilte er ihr mit. „Und nachdem keiner raus kam, hab ich nachgesehen. Und dabei dich gefunden."

Joanna sah ihn einen Moment schweigend an. Dann fiel ihr etwas ein. „Schön, dass ihr alle wieder da seid! Und danke, dass du mich vorhin ins Bett gebracht hast."

„Immer wieder gerne." Gab Pietro mit einem Grinsen von sich.

Joanna hob eine Augenbraue an und grinste zurück. „Tatsächlich? Das nächste Mal auch wieder mit meinem Dad im Anhang?"

Pietros Grinsen verrutschte für einen Moment, bevor er lachend antwortete. „Lieber nicht. Wer weiß, was er mir sonst antut."

„In einen Anzug steigen und dich verprügeln." Lachte Joanna.

„Dafür müsste er mich erst einmal erwischen." Gab Pietro siegessicher von sich.

Joanna trat jetzt endgültig aus demAufzug und ging langsam in Richtung ihres Zimmers. Dabei wurde sie weiter von Pietro begleitet.

„Wo ist eigentlich Wanda?" Fragte sie.

„Sie wollte nach unserer Ankunft erst mal ins Bad und sich dann etwas ausruhen." Gab Pietro von sich. „Ich glaube, sie schläft. Immerhin ist es schon fast drei."

„Was? So spät schon?" Joanna riss die Augen auf. Das hieße ja dann das sie nicht mitbekommen hat wie sie in ihren Geburtstag gerutscht ist.

„Ist etwas?" Pietro sah sie auf ihren Ausruf hin verwundert an.

Joanna sah schnell zu ihm hoch und schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Alles in Ordnung. Ich war nur verwundert, wie spät es ist. Ich sollte auch schlafen gehen."

Mit diesen Worten wollte sie bereits in ihr Zimmer treten. Sie wurde aber daran gehindert und in eine feste Umarmung gezogen. Verwirrt sah sie in Pietros Gesicht hoch. Dieser beugte seinen Kopf zu ihr hinunter und flüsterte ihr ins Ohr.

„Denkst du, ich weiß nicht, was heute für ein Tag ist? Stark hat uns die letzten Tage damit genervt, dass er heute unbedingt zurück sein muss."

Joanna war immer noch wie erstarrt in seiner Umarmung und sah gegen seine Brust. Als sein warmer Atem ihre Haut gestreift hatte, hatte sich auf ihrem Körper sofort eine Gänsehaut gebildet. Und es wurde durch seine Nähe nicht besser. Sie fragte sich bereits, ob er ihr schnell schlagendes Herz spüren konnte.

„Alles Gute zum Geburtstag Kleine." Gratulierte ihr Pietro und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

„Danke." Flüsterte sie zurück.

Joanna sah hoch und senkte ihren Blick sofort, als sie in seine blauen Augen blickte, die in die ihren sahen. Sie sah lieber woanders hin. Seine Lippen. Das war es. Das war sicheres Gebiet. Sie sahen nicht nur weich aus, nein sie waren estatsächlich. Sie bemerkte mit einer gewissen Faszination, wie diese sich belustigt verzogen.

Sie musste schlucken, als sie einen Finger unter ihrem Kinn spürte, der ihren Kopf wieder anhob. Ihr blieb nichts anderes übrig, als wieder in seine Augen zu sehen. Augen, die sie genau musterten. Unbewusst biss sie sich auf die Unterlippe. Pietros Blick huschte augenblicklich zu ihren Lippen und er musste ebenfalls schlucken.

Langsam senkte sich sein Kopf wieder zu ihr und er legte seine Lippen vorsichtig auf die ihren. Wie automatisch schlossen sich Joannas Augen und ein kleines zufriedenes Seufzen entkam ihr. So standen sie für ein paar Sekunden, bevor Pietro anfing seine Lippen vorsichtig gegen die ihrigen zu bewegen.

Joannas Hände, die bisher tatenlos an ihr heruntergehangen waren, strichen vorsichtig an seinen Seiten entlang, bis sie an seinem Rücken zu liegen kamen. Bei ihrer Bewegung hatte Pietro sie enger gegen sich gezogen, sodass sie seinen warmen Körper spüren konnte. Sie fühlte unter ihren Händen, wie sich die Muskeln in seinem Rücken anspannten.

In diesem Moment spürte Joanna, wie eine warme Zunge ihre Lippen entlang strich. Sie riss überrascht die Augen auf. Verunsicherung machte sich in ihr breit und ihre Hände krallten sich in sein Shirt. Pietro bemerkte ihr Unbehagen, brach den Kuss ab und sah sie unsicher an. Joanna spürte, wie seine Umarmung sich lockerte.

„Es tut mir leid... Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist." Flüsterte er heiser.

Joanna räusperte sich, da sie ihrer Stimme in diesem Augenblick nicht trauen konnte. „Es braucht dir nicht leid zu tun. Ich war nur überrascht. Ich hab noch nie..." Sie senkte ihren Kopf und wurde zum Schluss hin immer leiser.

Pietro ließ sie los und trat einen Schritt zurück. Joanna sah hoch und blickte in sein angespanntes Gesicht. „Dann wäre es wohl besser, wenn du es mit jemandem erlebst, den du auch wirklich magst. Es sollten keine gestohlenen Küsse sein."

„Pietro! Was?"Stammelte Joanna.

Aber Pietro hatte sich schon umgedreht und war blitzschnell in sein Zimmer gelaufen. Joanna blieb allein im Gang stehen und sah ihm fassungslos hinterher. Sie hob ihre Hand und legte sie auf ihre Lippen. Sie meinte, noch immer etwas von Pietros Wärme zu spüren.

Jo seufzte schwer, als sie sich zu ihrem Zimmer umwandte und in dieses trat. Leise schloss sie die Tür hinter sich und ließ sich an ihr hinabgleiten. Sie umschlang ihre Knie mit ihren Armen und starrte in das Halbdunkel ihres Zimmers. Joanna musste wieder laut seufzen.

Wie sollte sie jetzt noch schlafen können?

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