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Joanna saß vor einer Tasse Kaffee und sah durch die großen Fenster hinab auf New York. Sie hatte trotz der Aufregung des gestrigen Tages sehr gut in ihrem neuen Zimmer geschlafen. Aber dennoch war sie, wie sie es gewohnt war früh aufgewacht. Also hatte sie sich nach ihrer üblichen Morgentoilette angezogen und war mit ihrem Rucksack in den allgemeinen Wohnbereich gegangen.

Und jetzt saß sie da und ließ die letzten Minuten verstreichen, bevor sie los zur Schule musste. Sie seufzte tief und war froh noch niemanden angetroffen zuhaben, der sie etwas über die Schule fragen könnte. Denn das war ein Thema, das ihr nicht gerade lag. Nachdenklich rührte Jo in ihrem Milchkaffee herum und dachte darüber nach, warum das so war. Bis zur Junior-High war sie ja noch eine gute Schülerin, aber dann war es bergab gegangen.

Wieder entwich ihren Lippen ein Seufzen und sie stand nach einem Blick auf ihr Handy auf. Es wurde Zeit, dass sie sich dem Alltag stellte. Zum Glück war heute wenigstens schon Freitag, sodass Jo sich auf das Wochenende freuenkonnte. Sie schnappte sich ihren Rucksack und ging Richtung Aufzug, um zum Erdgeschoss zu gelangen.

Sie nickte in der großen Halle noch der Security zu, bevor sie das Gebäude verließ und zur nächsten U-Bahnstation lief. Bereits am Vorabend hatte sie sich noch informiert und festgestellt das sie nur fünf Stationen zur Schule fahren musste.

Die Fahrt dauerte nur gute fünfzehn Minuten und so hatte Joanna noch reichlich Zeit, bevor sie in ihren ersten Kurs musste. Sie beschloss bis dahin in der Bücherei zu verschwinden, denn da hätte sie ihre Ruhe.

Sie bog in den Gang zur Bücherei ein und blieb wie angewurzelt stehen. Vor ihr hatte sich niemand Geringeres als Missy aufgebaut und blickte sie gehässig an. Das hatte ja früher oder später so kommen müssen und Jo entwich wieder ein schweres Seufzen.

„Jammer nicht so herum!" Zischte Missy ihr entgegen. „Wo warst du?" Fragte sie und beugte sich zu der Kleineren hinunter.

Trotzig reckte Jo ihr Kinn hervor und sah zu ihrer Cousine hinauf. „Ich wüsste nicht, was es dich angeht. Was hat dir deine Mum denn erzählt?"

„Das irgendeine arme Sau dich aufnehmen musste und sich jetzt mit dir herum schlagen muss." Gab Missy von sich.

„Weißt du den Namen?" Fragte Jo interessiert.

„Den hat ihr der dämliche Anwalt nicht sagen wollen! Nur das anscheinend dein Looservater jetzt für dich sorgen muss." Sagte die Blonde gemein.

Jo spürte, wie Wut in ihr hoch kroch. Sie atmete einmal tief ein, bevor sie immer noch wütend auf ihre Cousine sah. „Nenne ihn nicht so!"

„Warum denn nicht?" Gab Missy hämisch von sich. „Immerhin war er blöd genug deine Mum zu schwängern und dann abzuhauen. Da kann man nichts erwarten."

Joanna wusste ganz genau  das ihre Cousine sie nur provozierte, damit sie austickte und etwas Unbedachtes tat. Sie wandte sich ab und wollte weg von Missy. Sie kam aber nicht weit, da sich einige von Missys Freunden um sie herumgestellt hatten und keine Anstalten machten sich zu bewegen. Auch außerhalb dieser Menschentraube sah Jo vereinzelte Schüler da stehen. Also ein Tag, wie sie es gewohnt war.

„Kein Wunder, das du so verkorkst bist. Dein Dad muss ja echt ein Versager sein, denn da kann nichts Vernünftiges dabei herauskommen."

Es hatte sich ein Rauschen in Jos Ohren eingestellt, aber dennoch verstand sie jedes einzelne Wort das Missys Lippen verließ. Wieder spürte sie die Wut in sich aufsteigen. Bloß dieses Mal wollte sie ihr ein Ventil geben. Sie drehte sich wieder zu Missy um, die sie immer noch gemein grinsend ansah und stellte sich einen kurzen Moment vor, wie diese gegen denSchrank hinter sich flog.

Jo erstarrte.

Denn kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, als Missys Kopf schon gegen den Schrank knallte. Sie rutschte an dessen Vorderseite hinunter und blieb benommen sitzen. Das Geplauder und Gelächter auf dem Flur erstarb augenblicklich. Alle starrten Joanna entsetzt an.

Diese trat gerade zu Missy, um nachzusehen, wie es ihr ging, als Leben in diese zurückkehrte. Sie sah hoch zu Jo und Angst erschien in ihrem Blick.

„Geh weg du Freak!" Schrie sie los.

„Das wollte ich nicht!" Gab Jo leise von sich. Aber keiner schien sie zu hören, da man sich bereits um Missy sammelte. Jo stand weiterhin wie erstarrt da und überlegte panisch, was geschehen war.

„Was ist hier los?" War die Stimme eines Lehrers zu vernehmen.

Dieser schob sich durch die Menge und sah zwischen den beiden Mädchen hin und her. Sein Blick verzog sich, als er Joanna erblickte. Auch Jos Gesicht verzog sich, da dieser Lehrer Mr. Bailey sie nie gerecht behandelt hatte.

Er ging zu Missy und kniete sich vor sie hin und sah besorgt in ihre Augen. „Was ist passiert Miss Bedford?"

„Joanna ist ausgerastet und hat mich mit Gewalt gegen den Schrank geschubst!" Gab Missy kläglich von sich und schaffte es sogar eine Träne raus zu drücken. Insgeheim bewunderte Jo diese schauspielerische Leistung, während sie fieberhaft überlegte, was sie machen konnte, um heil aus dieser Angelegenheit heraus zu kommen.

Der Lehrer wandte sich zu Jo und sah sie drohend an. "Kingsley! Erkläre, was passiert ist!"

Jo musste trocken schlucken, als sie das wütende Gesicht des Mannes sah. Aber auch die schadenfrohen Gesichter ihrer Mitschüler setzten ihr allmählich zu.

„Ich habe sie nicht angefasst." Beteuerte Jo leise.

„Und wie erklärst du, das sie gegen den Schrank geflogen ist?" Gab der Lehrer von sich und trat drohend zu Jo.

„Das kann ich nicht. Aber ich schwöre, dass ich sie nicht angefasst habe!" Gab Jo beinahe verzweifelt von sich.

„Genug der Lügen!  Du kommst mit ins Direktorat!" Wie um sicher zu gehen das Jo ihm nicht weglaufen konnte, packte er sie fest am Arm, was ihr einen schmerzerfüllten Ausruf entlockte. Er wandte sich zu Missy. „Brauchst du Hilfe?"

Missy sah ihn mit einem vonTränen verschleiertem Lächeln an und schüttelte den Kopf. „Danke Mr. Bailey, aber ich komme schon zurecht. Vielleicht sollte ich meine Mum anrufen."

Der Lehrer nickte aufdiesen Einfall hin und zog Jo hinter sich her. Diese stolperte fast und blickte entmutigt auf den Boden, denn sie hatte keine Idee, wie sie aus dieser Sache heraus kommen sollte. Ihre Tante würde hierherkommen und sie hatte keine Möglichkeit ihren Vater zu erreichen. Denn sicher würde ihr keiner glauben wenn sie erzählte das Tony Stark ihr Vater sei.

So wurde sie durch dieSchule gezerrt, bis sie schließlich bei der Tür zum Direktorat eintrafen. Die Sekretärin, die im Vorraum saß, sah mit hochgezogener Augenbraue zu den beiden, als sie eintrafen.

„Was ist hier los?" Fragte sie.

„Ein besonders schwerer Fall von Gewalt unter Schülern! Ich muss mit Kingsley sofort zum Direktor."

Jo riss bei dieser Aussage fassungslos die Augen auf. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Er verdrehte die Tatsachen. Sie sah ihre Chancen schwinden, da ihr Direktor als strenger Mensch galt. Und sie wusste auch schon das Missy mit ihrer Tante erscheinen würde und eine Filmreife Szene abliefern würde. Und zwar beide. Ihre Zuversicht sank.

„Der Herr Direktor braucht noch etwas. Aber nehmen sie doch Platz. Ich verständige derweil die Angehörigen von Miss Kingsley." Gab sie von sich und griff nach einem Blick in ihren Computer zum Telefon.

Aus den Augenwinkeln heraus sah Joanna, wie mehrere Schüler sich vor der Sekretariatstür sammelten. Missys Gefolge, welches bereit war notfalls einzuschreiten. Jo überlegte fieberhaft, was sie unternehmen konnte, als auch schon die Tür zum Büro des Direktors aufging und ebendieser hinaustrat.

„Was soll dieser Tumult?" Fragte Mr. Ainsworth streng.

Mr. Bailey erhob sich und zog Jo mit sich. „Ich habe hier einen schweren Fall von Gewalt unter Schülern. Wir müssen das besprechen."

Ohne ein weiteres Wort trat der Direktor in sein Büro zurück und ließ sie eintreten. Er zeigte auf die Stühle vor seinem Tisch, bevor er hinter diesen ging und sich in seinen Sessel setzte. Streng sah er zu ihnen, bevor er dem Lehrer bedeutete zu sprechen.

„Diese Schülerin wurde dabei beobachtet, wie sie eine andere Schülerin mit Gewalt gegen einen Schrank gestoßen hat, sodass diese sich heftig den Kopf angestoßen hat."

Jo spürte förmlich, wie sie der enttäuschte Blick des Direktors traf. „Wie kam es zu diesem Vorfall?"

„Das weiß ich nicht genau." Murmelte Jo. Was ja auch der Wahrheit entsprach. Sie konnte nicht sagen, wie es dazu gekommen war. Zu sagen, dass sie es sich vorgestellt hatte, wie Missy gegen den Schrank flog, würde nichts bringen. Die Männer würden ihr sicher nicht glauben.

Von draußen war auf einmal ein Getümmel zu vernehmen und schon wurde die Tür aufgerissen und ihre Tante trat herein, gefolgt von Missy. Diese hatte immer noch einen gespielt leidenden Gesichtsausdruck aufgesetzt. Aber Jo spürte schon fast die Schadenfreude ihrer Cousine.

„Du kleines Miststück! Wie kannst du nur deine Cousine angreifen! Nach allem was ich für dich getan habe!" Ereiferte sich ihre Tante.

Jos Kopf ruckte augenblicklich hoch und sie sah empört zu ihrer Tante Margaret. „Was hast du denn jemals für mich getan?"

„Ich habe dich aufgenommen, als deine Mutter starb! Als sonst niemand da war, habe ich dir ein Dach über den Kopf gewährt! Ich hätte dich genauso gut auch in ein Heim geben können! Wäre wohl problemloser gewesen!" Zischte Jos Tante ihr entgegen.

„Aber meine Damen. Bitte zügeln sie sich." Wandte der Direktor ein. Er wandte sich anJoanna. „Da du keine vernünftige Erklärung liefern kannst, wirst du eine Strafe für dein Verhalten erhalten. Diese wäre..."

Wieder waren von draußen laute Stimmen zu vernehmen. Alle sahen zur Tür, als es an dieser klopfte. Die Sekretärin blickte verstört hinein.

„Miss Miles was soll dieser erneute Lärm?" Gab Mr. Ainsworth ungehalten von sich.

„Der Vater von Miss Kingsley wäre soeben eingetroffen." Brachte die ältere Frau gepresst hervor.

Joannas Tante und Cousine erstarrten für einen Moment, während sich bei Jo Erleichterung breitmachte. Bei den anwesenden Männern machte sich hingegen Verwirrung breit.

„Ich dachte, es gibt keine weiteren Angehörigen?" Fragte Mr. Ainsworth und wandte sich damit an Jos Tante.

„Gab es bis gestern auch nicht. Keiner wusste von ihn." Gab diese unwillig vonsich.

„Dann Miss Miles lassen sie ihn bitte eintreten." Instruierte er seine Sekretärin.

Diese nickte und öffnetedie Tür vollständig, sodass Tony eintreten konnte. Alle im Raum Anwesenden sahen zur Tür, als hätten sie eine Erscheinung. Tony ging derweil unbeeindruckt zu Jo und legte ihr seine Hand aufmunternd auf die Schulter.

„Alles in Ordnung?" Fragte er besorgt.

Jo schüttelte den Kopf. „Ich glaub, ich habe ein Problem."

„Keine Sorge. Ich kann das klären." Entgegnete er ruhig.

„Ist dem so Mr. Stark?" Fragte ihn Mr. Bailey, der sich wieder gefangen hatte.

„Natürlich. Ich kann beweisen, dass meine Tochter das andere Mädchen nicht angefasst hat." Erwiderte Tony. „Und zwar hiermit."

Er holte sein Handy aus der Tasche und tippte kurz darauf herum. Sofort veränderte sich der Bildschirm auf dem Tisch des Direktors und zeigte ein Standbild des Gespräches zwischen Joanna und Missy.

„Da sie auf den Gängen überall Überwachungskameras platziert haben, ist es für mich ein Leichtes auf sie zuzugreifen." Erklärte Tony.

Er tippte auf sein Handy und die Aufnahme startete. Man sah erst das Gespräch, dann wie Joanna sich zum gehen abwandte und sich anschließend wieder umdrehte. Nach wenigen Minuten sah man dann, wie Missy nach hinten weg und gegen den Schrank flog. Dabei hatte sich Joanna kein Stück gerührt oder sonst wie bewegt.

„Das haben sie eindeutig manipuliert!" Platzte es aus Joannas Tante wütend heraus.

Tony sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue amüsiert an. „Ich weiß, dass ich gut bin im Umgang mit technischen Spielereien, aber die Manipulation von Videomaterial lag mir nie besonders. Sie können mir glauben, das sich die Bänder nicht angerührt habe."

„Jeder würde lügen, um sein Kind zu schützen!" Warf Mr. Bailey ein.

„Auch das mag sein, aber Lügen ist mir zuwider." Gab Tony weiterhin ruhig von sich und wandte sich an Mr. Ainsworth. „Wie gedenken sie zu verfahren, jetzt da sie das Videomaterial kennen?"

Mr. Ainsworth lehnte sich in seinem Stuhl zurück und wirkte nachdenklich. Jo sah ihn in der Hoffnung an reibungslos aus der Sache heraus zu kommen. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie das wütende Gesicht ihrer Tante und auch Missy vergaß ihr Gesicht unter Kontrolle zu halten.

„Vielen Dank Mr. Stark, dass sie uns in dieser Sache geholfen haben. Ansonsten wäre eine ungerechtfertigte Strafe ausgesprochen worden. Da das Video für mich eindeutig ist, wird Miss Kingsley nicht bestraft." Gab der Direktor von sich und betrachtete Jo mit einem milden Lächeln.

„Und was ist mit meiner Tochter?" Keifte Tante Margaret. „Es war ganz eindeutig diese kleine Ratte! Diese Missgeburt!"

Sie hob ihre Hand und ging drohend auf Jo zu, vollkommen vergessend das sie nicht allein waren. Tony stellte sich schützend vor Jo, die sich bereits automatisch in ihrem Stuhl geduckt hatte. Auch Mr. Ainsworth und Mr. Bailey waren aufgesprungen und sahen fassungslos zu der Frau. Selbst Missys Gesicht zeigte einen gewissen Schreck.

"Mrs. Bedford!" Rief der Direktor aufgebracht. Er hatte ganz genau Joannas Reaktion gesehen und war bestürzt. So etwas hatte er in seiner ganzen Laufbahn nicht erlebt.

„Mum! Hör auf!" Schrie Missy.

Der Aufschrei ihrer Tochter brachte sie anscheinend wieder zu Vernunft und die ältere Frau hielt inne. Noch immer hasserfüllt sah sie zu Jo, hatte ihre Hand aber wieder gesenkt.

„Ich will dich nie wieder in meiner oder der Nähe meiner Familie sehen! Du bist für mich gestorben." Zischte Margaret in die Richtung ihrer Nichte.

„Dem kann ich nur zustimmen, dass Joanna nie wieder in ihre Nähe kommen wird. Halten sie sich von meinem Kind fern!" Gab Tony mit ebenfalls grimmigen Gesicht von sich. Er stand noch immer vor Jo und bewegte sich kein Stück.

„Mrs. Bedford und auch sie Missy verlassen bitte unverzüglich mein Büro. Mr. Bailey sie gehen bitte ebenfalls." Wies Mr. Ainsworth die Genannten an. Er wandte sich an Tony. „Hätten sie noch einen Moment Zeit Mr. Stark?"

„Natürlich. Joanna kann hier bleiben?"

„Selbstverständlich." Bestätigte der Direktor, während er zusah, wie sich der Raum langsam leerte.

Die Tür zum Büro schloss sich und Jo spürte, wie die Anspannung von ihren Schultern fiel. Sie sackte zusammen und barg ihr Gesicht in ihren Händen. Unfähig dazu einen klaren Gedanken zu fassen. Sie zuckte zusammen, als sie die Hand ihres Vaters an ihrer Schulter spürte. Verwirrt sah sie hoch und blickte direkt in sein besorgtes Gesicht.

„Alles in Ordnung?" Fragte er.

Jo konnte nur nicken, da sie ihrer Stimme in diesem Moment trauen konnte. Auf einmal kam ihr die Erkenntnis, dass sie ihre Tante und Cousine nicht mehr sehen würde. Sie nicht mehr sehen musste. Sie fühlte sich erleichtert und sah mit einem schiefen Lächeln zu ihrem Vater.

„Ich muss nicht mehr zu ihr zurück?" Flüsterte sie.

"Nie mehr. Das habe ich dir doch bereits gestern versprochen." Gab Tony ruhig zurück. Innerlich aber kochte er, da er sich nicht vorstellen wollte, wie es Jo bei ihrer Tante ergangen war.

Dem Schuldirektor tat es schon fast leid, diesen Moment zwischen Vater und Tochter zu unterbrechen. Er räusperte sich, sodass Jo und Tony ihm ihre Köpfe zuwandten.

„Auch ich werde gerne aussagen, wenn es Probleme mit Mrs. Bedford geben sollte."

„Danke schön." Sagte Tony schlicht. „Aber sie wollten noch etwas besprechen?"

Mr. Ainsworth nickte. „Ja, natürlich. Mir stellt sich die Frage, wie es schulisch mit ihrerTochter weiter gehen soll. Nach diesem Vorfall wird sie es schwer haben hier jemals wieder einen geregelten Ablauf zu erleben."

Jo sah betreten zu Boden. Der Gedanke war ihr auch gekommen. Sie wusste, dass die Quälereien sich verschlimmern würden. Aber sie wusste nicht, was man daran ändern könnte.

„Darüber habe ich mir auch bereits Gedanken gemacht. Das Beste wäre, wenn ich Joanna von der Schule nehme und sie bis zu ihrem Abschluss entweder eine Privatschule besucht, oder von einem Privatlehrer Unterricht bekommt. Aber hierher kann sie nach diesem Vorfall nicht mehr zurück." Äußerte sich Tony zu dessen Frage.

Mr. Ainsworth hörte aufmerksam zu und nickte schließlich zustimmend.

„Ich gebe ihnen hierbei Recht. Ich befürworte beide Optionen. Wobei ich bei der Privatschule noch etwas skeptisch bin, da Joanna mit zu unseren schwächsten Schülern gehörte."

Jo senkte beschämt den Kopf. Sie wusste um ihre schulischen Schwächen und gerade beim Gedanken an ihren brillanten Vater kam sie sich in der Hinsicht doch minderwertig vor. Sie sah betreten zu ihrem Vater. Dieser wirkte aber recht entspannt.

„Ich bin im Bilde über Joannas schulischen Leistungen. Und ich bin auch der Ansicht, dass sich das Verhalten ihrer Mitschüler auf sie abgefärbt hat. Ohne diesen Störfaktor wird sich ihre Leistung ohne Zweifel verbessern."

„Ich bin erfreut, dass sie so zuversichtlich sind."

„Warum auch nicht. Und selbst wenn Noten sind nicht alles. Jeder hat seine eigenen Talente." Sagte Tony.

„Dann ist ja alles geklärt." Mr. Ainsworth zog mit diesen Worten nach kurzem Suchen ein Formular aus einer Schublade. „Hier ist das Austrittsformular für die Schule."

Er reichte das Formular und einen Stift an Tony. Dieser beugte sich augenblicklich darüber und füllte alle Lücken aus. Jo saß währenddessen etwas fassungslos daneben und wunderte sich doch etwas, wie schnell das alles ging. Eine Unterschrift und sie wäre quasi frei. Sie teilte nicht ganz die Zuversicht ihres Vaters, fand es aber dann doch irgendwie süß, das er an ihren Erfolg glaubte.

Schwungvoll setzte Tony seine Unterschrift auf das Schriftstück. Anschließend reichte er es an Mr. Ainsworth zurück und stand auf.

„Ich denke, damit hätten wir alles geklärt." Er reichte dem Schuldirektor über seinen Tisch hinweg die Hand.

Dieser war ebenfalls aufgestanden und nahm Tonys Hand entgegen und schüttelte sie zum Abschied. Dann wandte er sich an Joanna.

„Miss Kingsley ich wünsche ihnen noch viel Erfolg. Sie werden sicher ihren eigenen Weg finden und alle in Erstaunen versetzen. Und sollten sie einmal Hilfe benötigen, dann zögern sie nicht sich an mich zu wenden." Gab er mit einem warmen Lächeln von sich, als er Joannas Hand schüttelte.

„Vielen Dank Mr. Ainsworth!" Entgegnete Jo mit einem Lächeln.

Zusammen mit ihrem Vater ging sie anschließend Richtung Tür und verließ das Büro. Draußen vor der Tür musste sie tief einatmen. Tony sah sie mit einem spitzbübischen Grinsen an.

„Die Freiheit schmeckt gut, oder?" Fragte er sie.

Als Antwort lachte Jo ihn nur an und ging gemeinsam mit ihm an der noch immer staunenden Sekretärin vorbei. Anschließend wandten sie sich in Richtung von Jos Schließfach. Schnell räumte sie es aus und packte ihr Eigentum in den Rucksack. Schließlich hatte sie alles und ging zusammen mit Tony Richtung Ausgang.

„Wie kam es eigentlich, dass du so schnell da warst?" Stellte sie die Frage, die ihr schon länger auf der Zunge brannte.

Ihr Vater sah kurz schuldbewusst aus, bevor er antwortete. „Ich hab gestern das System der Schule gehackt und Friday damit beauftragt dich zu beobachten und mir mitzuteilen, wenn was ist. Als Friday mir von dem Vorfall berichtete, bin ich gleich in einen Anzug und hierher geflogen. Hab wohl etwas Aufsehen erregt." Er kratzte sich bei diesen Worten verlegen am Kopf.

„Das hätte ich gerne gesehen." Gab Jo mit einem Lachen von sich. „Wie kommen wir jetzt weg?"

„Happy steht bereits mit dem Wagen bereit." Anscheinend kam Tony eine Idee, denn Jo sah, wie sich sein Gesicht aufhellte.

„Lust auf eine Shoppingtour? Ich zahle."

„Echt jetzt?"

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