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In einträchtiger Stille standen Joanna und Tony nebeneinander. Augenscheinlich genossen beide die Ruhe, die sie umgab. Denn sobald der Test Tonys Vaterschaft bestätigen würde, hätten sie bestimmt keine Ruhe mehr.

„Wie machen wir das eigentlich mit dem Namen?" Fragte Jo unvermittelt.

Tony sah mit einem Lächeln zu ihr hinunter, bevor er ihr eine Antwort gab. „Es würde mich nicht stören, wenn du deinen jetzigen Namen behalten willst. Es ist ein guter Name. Aber natürlich würde es mich auch freuen, wenn du meinen Namen weiter führen würdest. Stell dir das vor. Zwei Starks die Unruhe stiften."

Beide mussten bei der Vorstellung, von Menschen die Schweißausbrüche bekamen, weil es zwei von ihnen gab, lachen. Jo lehnte sich an die Aufzugwand zurück und dachte nach.

„Wenn das so ist, dann würde ich mit Freuden mit dir Chaos verbreiten."

Tony grinste sie an. „Das freut mich. Das, was die Welt braucht, ist definitiv jemand weiteres mit dem Namen Stark."

Beide sahen sich mit einem weiteren Grinsen an. Und jeder bemerkte für sich, dass sie diese Gesichtszüge jeden Tag im Spiegel sehen konnten.

Schließlich hielt der Aufzug und die Türen öffneten sich. Jo drehte sich zu der Öffnung und sah hinaus in einen großen Raum. Neugierig ging sie voran, während ein noch immer grinsender Tony ihr hinterher folgte. Sie traten in ein großzügig eingerichtetes Wohnzimmer, dem sich eine ebenso große Küche anschloss.

„Willkommen in unserem Elfenbeinturm." Kam es von Tony, während er mit einem Strahlen im Gesicht an ihr vorbei schritt.

„Ach, bist du etwa der kindliche Kaiser?" Fragte Jo mit hochgezogener Augenbraue.

„Aber nicht doch. Kindlich klingt gleich so negativ. Wenn dann die graue Eminenz."

Jos Augen blitzten schelmisch, als sie antwortete. „Grau passt auf jeden Fall."

Gespielt getroffen sah Tony sie an und fuhr sich mit der Hand an den Kopf, an dem vereinzelte graue Strähnen zu sehen waren. „Das verletzt mich jetzt aber."

Gerade als Jo antworten wollte, vernahm sie ein zweistimmiges amüsiertes Schnauben. Sie wandte sich ebenso wie Tony zu dem Geräusch. Über ihnen auf einer Galerie lehnte Pietro an einem Geländer, neben sich eine rothaarige Frau. Beide sahen belustigt zu ihnen herunter.

„Klingt lustig, wenn dir jemand Widerworte gibt." Ließ Pietro vernehmen. Die weiterhin stumme Frau neben ihm nickte zustimmend.

„Kommt runter ihr Chaos-Zwillinge." Gab Tony unwirsch von sich und ging Richtung Küche.

Jo stand zuerst unschlüssig zwischen Tony und den Zwillingen, welche die Treppe runter gingen, bevor sie Tony in die Küche folgte. Er hatte sich eine Tasse Kaffee eingeschenkt und genoss sichtlich sein Getränk.

„Willst du auch was? Wir haben Wasser, Limo, Eistee, Kaffee, Caps komische Joghurtdrinks und noch vieles mehr."

„Tee?" Fragte Jo und setzte sich auf einen der Stühle.

„Gut. Wir haben fast alles." Gab Tony unwillig von sich. „Kann ich dich für was anderes begeistern?"

„Dann bitte einen Eistee."

Tony verschwand kurz hinter der Kühlschranktür und suchte ihr das Gewünschte heraus. Währenddessen hatten die Zwillinge den Raum betreten und sich neben Jo auf die Stühle gesetzt. Pietro wirkte immer noch amüsiert, während die Rothaarige sie interessiert musterte.

Joanna verspürte ein kurzes Ziepen in ihrem Kopf, sobald sie die andere Frau ansah. Sie schüttelte leicht den Kopf, damit dieses Gefühl verschwand. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, dass Pietro seiner Schwester einen Stoß mit dem Ellenbogen verpasste und leicht den Kopf schüttelte. Jo runzelte kurz die Stirn und sah zu ihrem Vater, der ihr in dem Moment ein großes Glas mit Eistee reichte.

Jo nahm es dankend entgegen und trank einen Schluck von ihrem Getränk, bevor sie dann noch einmal zu der Frau sah. Dieses Mal geschah nichts mit ihrem Kopfund sie lächelte die Frau an. Diese lächelte zurück und reichte ihr anschließend die Hand.

„Hallo. Ich bin Wanda Maximoff."

„Hi. Ich heiße Joanna Kingsley." Sprach Jo und reichte ihr als Antwort die Hand.

Wieder meinte Jo ein Kitzeln in ihrem Kopf zu spüren, welches sie aber energisch zur Seite schob. Unmerklich zuckte Wanda zusammen.

„Die Pizza ist bestellt? Und wo ist eigentlich der Rest?" Fragte Tony an Pietro gewandt.

Dieser nickte, bevor er antwortete. „Die üblichen zehn Pizzen sind unterwegs. Ist ja schon fast Tradition geworden heute Pizza zu essen." Er unterbrach sich und dachte kurz nach. „Natascha arbeitet anscheinend noch, während Steve in der Halle am trainieren ist. Und Clint ist heute auch vorbeigekommen. Keine Ahnung wo der sich herumtreibt."

„Ach, Legolas? Welch seltener Gast." Kam von Tony.

Jo hörte dem Gespräch interessiert zu. Natürlich sagten ihr die Namen was. Wer kannte denn nicht die Avengers. Aber ihnen in wenigen Minuten tatsächlich gegenüberzustehen machte sie dann doch etwas nervös.

Stille senkte sich für einen Moment über den Raum. Jeder hing seinen Gedanken nach. Tony hatte sogar sein Handy gezogen und tippte wild darauf herum. Er runzelte die Stirn und wirkte sichtlich unzufrieden, als er sich etwas durchlas. Ein Seitenblick wanderte zu Jo und sie hatte das untrügliche Gefühl, dass es etwas mit ihr zu tun hatte.

„Also hast du deine Mission erfüllt und Stark diesen ominösen Umschlag überreicht?" Pietro hatte sich ihr zugewandt und sah sie neugierigan.

„Klar. Mission geglückt."

„War ja wohl sehr wichtig. Und dein Auftritt als Tony kam, war auch nicht schlecht."

Jo griff sich verlegen an den Kopf, als sie daran dachte, wie sie ohnmächtig geworden war. „Tja. Kann halt nicht jeder. Aber so hinterlässt man einen bleibenden Eindruck."

Pietro grinste sie an undJoanna spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Ihr Austausch wurde währenddessen misstrauisch von Tony verfolgt.

„Finger weg Speedy." Gab Tony knapp von sich. „Sie ist zu jung für dich."

Joannas Kopf ruckte zu Tony herum und sie bemerkte sein verkniffenes Gesicht. Sie musste lächeln. „Tatsache? Wir haben es noch nicht einmal schwarz auf weiß und du bist bereits eine überfürsorgliche Mutterglucke?"

„Es überkam mich einfach so." Konterte Tony verlegen.

Weiter konnte Jo nichts erwidern, da sich eine neue Stimme einmischte.

„Mutterglucke? Unser Tony? Es geschehen ja noch Zeichen und Wunder." War von einer männlichen Stimme belustigt zu vernehmen.

„Mach dich nur lustig Capt'n Iglu." Schnappte Tony beleidigt. „Ich habe meine Gründe."

Jo wandte sich an Steve Rogers und sah ihn mit einer gewissen Ehrfurcht an. Dieser bemerkte sie ebenfalls und kam mit einem Lächeln auf sie zu. Bei ihr angekommen reichte er ihr die Hand zum Gruß.

„Steve Rogers. Freut mich dich kennenzulernen."

„Hi. Ich bin Joanna Kingsley. Oder auch Jo."

Während sie Steve die Hand schüttelte, war eine weitere Person hinzugekommen, welche hinter einem Stapel aus Pizzakartons verschwand, den sie vor sich her balancierte.

„Ich störe ja nur ungern, aber ich könnte etwas Hilfe gebrauchen." Sprach ein weiterer Mann.

Steve wandte sich augenblicklich zu ihm um und nahm ihn den Stapel Kartons ab. Mit diesen ging er dann zu dem großen Esstisch, der zwischen Küche und Wohnbereich stand. Der Mann folgte ihm nach einem kurzen grüßenden Nicken in Richtung Jo. Die restlichen vier folgten ihm ebenfalls Richtung Tisch und nahmen Platz.

Jo sah auf das Stück Salamipizza hinunter, welches ihr Vater ihr gerade auf ihren Teller gelegt hatte und merkte auf einmal, wie hungrig sie doch war. Die heutige Aufregung vor dem Anwaltsbesuch hatte ihr den Magen zugeschnürt, sodass sie zum Frühstück nichts herunter gebracht hatte. Und da für sie kein Kantinengeld zur Verfügung stand, war sie hungrig geblieben. Sie biss genüsslich hinein und lauschte dem entstehenden Gespräch. Offensichtlich ging es um eine Mission, welche die Avengers kürzlich absolviert hatten.

Sie nahm einen weiteren Bissen und stockte. Bruce betrat in Begleitung einer weiteren rothaarigen Frau den Raum. In seiner Hand hielt er einige Blatt Papier. Tony, der neben ihr saß, bemerkte ihre plötzliche Aufregung und sah ebenfalls zu den beiden Neuankömmlingen. Auch auf seinem Gesicht war eine gewisse Spannung zu erkennen.

„Bruce! Natascha! Setzt euch doch, das Essen ist noch warm." Sagte Clint und verrutschte neben sich einen Stuhl für Natascha. Diese zog Bruce mit sich und setzte ihn auf den Stuhl neben sich. Dieser ließ das widerstandslos und mit einem Lächeln geschehen.

„Ist das besagter Test?" Fragte Tony mit Spannung in der Stimme und zeigte auf die Blätter, die Bruce neben sich gelegt hatte. Jo war während der Frage an die Stuhlkante gerutscht und sah ebenfalls gebannt auf dasPapier.

„Ja." Gab Bruce schlicht von sich. „Das ging schneller als erwartet. Aber das Ergebnis war mehr als eindeutig."

„Und? Was sagt es?" Fragte Jo ungeduldig.

Bruce hob belustigt seine Augenbraue und sah in zwei gespannte braune Augenpaare. Betont langsam holte er seine Brille aus seiner Hemdtasche und setzte sie sich auf. Ebenso langsam nahm er die Blätter in die Hand und sortierte sie. Das frustrierte Schnauben von Tony ignorierte er dabei gekonnt. Natürlich war das seltsame Benehmen von Tony und Joanna aufgefallen und die Gespräche waren verstummt. Schließlich sahen alle Anwesenden gespannt auf das Trio.

„Der Test besagt, dass Tony mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9% der Vater von Joanna ist. So einen eindeutigen Test habe ich schon lange nicht mehr gesehen."

„Vater!?" War der verwunderte Ausruf von Clint. Er sah ebenso wie die anderen erstaunt oder auch teils schockiert zwischen Tony und Jo hin und her.

„Bleibt es bei der Namenswahl?"

Jo nickte, bevor sie antwortete. „Klar! Was die Welt braucht, ist mehr Starks."

Auf ihre Aussage hin war nur ein entsetzter Ausruf zu vernehmen. Jo wandte sich von ihrem Vater ab und sah belustigt in die Runde. Tony zeigte ein ebensolches Grinsen und sah zu seinen Kollegen.

„Wie kommt es, das du ein Kind hast?" Fragte Steve interessiert.

„Nun ja. Es gibt da diesen Moment, wenn ein Mann und eine Frau sich sehr mögen. Dann ziehen sie sich aus und der Mann steckt..." Setzte Tony an.

„Nicht so." Unterbrach Steve ihn schnell.

Tony lachte ihn schelmisch an, bevor er wieder zum Sprechen ansetzte. „Vor achtzehn Jahren war Joannas Mutter bei uns in der IT tätig. Irgendwann gab sie nach und ging mit mir aus. Aus dieser Beziehung ist letztendlich Jo entstanden."

„Du und eine Beziehung? Ich dachte, das war damals deine wilde Playboy-Zeit." Sinnierte Clint.

Natascha sah ebenfalls mit Interesse zwischen Vater und Tochter hin und her. „Aber wieso trefft ihr euch erst jetzt?"

„Eine Intrige von Obadiah." Tonys Gesicht hatte sich verdüstert. „Die Testamentseröffnung von Jos Mutter hat es ans Licht gebracht. Leider verstarb sie vor..." Er sah zu Jo.

„Sie starb vor sechs Wochen." Brachte Jo mit einem Flüstern hervor. Ebenso leise wurde ihr von den anderen Avengers ihr Beileid zugesprochen. Dadurch erschien dann langsam wieder ein schwaches Lächeln auf Jos Gesicht.

„Sie hinterließ ein Testament und mehrere Briefe, in denen sie ihre Geschichte erzählt hat. Und in dem Brief an mich bittet sie darum das ich Jo bei mir aufnehme. Was ich natürlich machen werde." Mit diesen Worten schloss Tony seine Erklärung.

„Na dann erst recht ein herzliches Willkommen an dich!" Warf Clint in die Runde.

„Danke!" Gab Jo inzwischen mit einem breiten Lächeln von sich.

„Auf der Etage der Zwillinge ist ein großes Zimmer mit angrenzendem Bad frei. Denn leider habe ich auf meiner und Peppers Etage nichts mehr frei." Hierbei sah Tony etwas schuldbewusst aus. „Zu viel Laborkram."

„Das macht mir nichts. Ich bin da ziemlich genügsam. Aber ich hoffe, dass ich nicht im Weg sein werde." Warf Jo nachdenklich ein.

„Das glaube ich nicht. Du scheinst mir im Gegensatz zu Tony ein vernünftiger Mensch zu sein. Oder hast du vor mitten in der Nacht etwas in die Luft zu jagen?"

„Clint! Das ist mehrere Monate her!" Warf Tony beleidigt ein. „Und du brauchst dich nicht beschweren, da du nicht einmal da warst."

„Ähm... Nein. Ich hab nicht vor etwas zum Explodieren zu bringen. Nicht mein Fachgebiet." Merkte Jo an.

„Das freut mich sehr. Diese unerwarteten Experimente zerren sehr an meinen Nerven." Merkte Bruce an.

Ein nervöses Lachen war nach dieser Aussage zu vernehmen und manch böser Blick flog zu Tony. Schließlich wandten sich aber alle wieder ihrem Essen zu und ließen es sich weiter schmecken. Nach dem Essen zerstreute sich die Gruppe und jeder ging vereinzelt seinen diversen Freizeitbeschäftigungen nach. Nur Tony und Jo blieben gemeinsam am Tisch sitzen.

Jo sah vorsichtig zu ihrem Vater. „Und ich darf tatsächlich hier bleiben? Ich will niemandem in die Quere kommen."

„Natürlich kannst du hier bleiben. Und du störst auch keinen. Wenn man will, kann man es hier sogar vermeiden auf irgendjemanden zu treffen, wenn man nicht will. Also da brauchst du dir keine Sorgen machen." Tony dachte einen Moment nach. „Eigentlich können wir ja auch gleich zu deinem Zimmer gehen, damit du es dir anschauen kannst."

Jo nickte nur begeistert und so standen beide gemeinsam auf und gingen Richtung Aufzug. In selbigen erklärte Tony Jo auch gleich die verschiedenen Tastenfelder und speiste sie auch ins System ein, damit sie zu allen Bereichen Zutritt hatte. Auf der richtigen Etage stiegen sie aus und bewegten sich in Richtung des freien Zimmers.

Tony ließ Jo den Vortritt und betrat hinter ihr das Zimmer. Er schloss die Tür, wandte sich zuJo um und sah in ihr ungläubiges Gesicht.

„Das ist wirklich für mich? Es ist so groß!"

„Findest du? Jeder hat dieselbe Raumgröße für sich und keiner von ihnen ist in solchen Jubel verfallen." Merkte Tony an.

„Naja, mit Mum hab ich meist nur kleine Wohnungen bewohnt und so hatte ich selten ein Zimmer für mich allein. Und bei meiner Tante..." Jo musste schlucken. „Bei meiner Tante habe ich ein Zimmer, wohingegen manch einige meiner früheren Zimmer groß erschienen."

Tonys Gesicht verhärtete sich, als er das hörte. „Darüber brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen. Du bleibst gleich heute hier! Und du musst nicht mehr zu deiner Tante zurück. Nie mehr!"

„Aber meine Sachen!" Jo wurde ganz bange bei dem Gedanken, was ihre Tante mit ihren wenigen Besitztümern anstellen würde. „Da sind wichtige Dinge dabei."

„Ist es viel?"Fragte Tony.

„Nein. Nur etwa vier beschriftete Kartons. Und noch nicht einmal ausgepackt, da kein Platz war."

„Dann lasse ich deine Sachen gleich abholen. Du gibst mir deinen Schlüssel und ich schicke sofort jemanden los." Bestimmte Tony.

Betreten sah Jo zu Boden. „Es gibt keinen Schlüssel. Es wurde nicht für nötig erachtet, dass ich einen bekomme. Ich konnte die Wohnung nur betreten, wenn jemand zu Hause war und mich rein ließ."

Diese Aussage brachte Tony dazu, wütend zu schnauben. Er wandte sich von Jo ab und ging zu der Fensterseite des Zimmers und sah hinaus. „Aber sie werden doch öffnen, wenn jemand läutet, oder?" Presste Tony angestrengt hervor.

„Ja. Da sollte kein Problem entstehen." Beteuerte Jo.

Tony nickte knapp. „Friday."

„Ja Boss?" Erklang die weibliche Stimme.

Obwohl sie inzwischen von der KI im Tower wusste, so zuckte Jo doch zusammen, als sie die körperlose Stimme vernahm.

„Frag bitte bei den anderen nach, ob jemand Zeit hat, aus Joannas alter Bleibe ihr Eigentum zu holen. Sie lasse ich dort hin nicht mehr zurück und ich habe noch etwas zu klären. Die Adresse ist bereits in der Datenbank." Trug Tony der KI auf.

„Wird erledigt."

Die nächsten Minuten vergingen in Stille. Wenigstens hatte sich die Anspannung etwas verflüchtigt, befand Jo. Sie warf einen Blick zu ihrem Vater, der wieder eifrig etwas in sein Handy tippte. Also beschloss sie derweil ihr neues Reich zu erkunden.

Es war ein großer Raum, der in einen Bereich zum Schlafen und einen zum Wohnen unterteilt war. In dem Teil in dem Tony stand befand sich ein Bett und daneben ein Nachttisch. Im vorderen Teil war eine kleine Sofaecke und ein dazu passender Tisch. Vom Eingang aus links gesehen gingen zwei weitere Türen ab. Hinter der ersten entdeckte Jo ein großzügiges Bad. Und die zweite gewährte Zutritt zu einem Ankleideraum.

Begeistert ging Jo zu dem Bett und ließ sich mit einem Jauchzen hineinfallen. So glücklich war sie schon lange nicht mehr gewesen. Durch das plötzliche Geräusch war Tony aufgeschreckt und sah jetzt mit einem warmen Lächeln zu seiner Tochter. Er genoss es sichtlich sie so zufrieden zu sehen.

„Gefällt es dir?" Fragte er vorsichtig.

„Gefallen?" Jo drehte sich schnell zu ihm hin. Ihr Gesicht strahlte. „Es ist fantastisch! So etwas allein für mich hätte ich nicht erwartet."

Tony wirkte ebenfalls sehr zufrieden. „Falls du Farbwünsche hast, sag es mir bitte. Da kann ich mich darum kümmern."

„Mache ich."

Wie aus dem nichts ertönte wieder Fridays Stimme. „Boss. Rogers und Barton haben sich bereit erklärt die Sachen der jungen Miss abzuholen. Sie brechen in wenigen Minuten auf."

Jo richtete sich schnell auf. „Friday! Richte ihnen meinen Dank aus!"

„Natürlich Miss."

„Und lass das Miss weg. Nenn mich Joanna oder Jo."

„Wie sie wünschen."

Tony setzte sich neben Jound sah sie amüsiert an. „Jetzt freundest du dich auch noch mit meiner Friday an?"

„Klar. Vielleicht deckt sie irgendwann meine nächtlichen Ausflüge." Gab Jo mit einem verschmitzten Lächeln von sich.

„Na das will ich mal nicht hoffen. Übrigens..." Er hob sein Handy in die Höhe. „Ich habe mich bereits mit Mr. Barnes in Verbindung gesetzt. Es stellt kein Problem dar, dass du gleich heute bei mir bleibst. Immerhin bin ich dein nächster Verwandter, zudem hat es deine Mum so verfügt und du bist außerdem einverstanden. Deine Tante kann nichts dagegen unternehmen."

Erleichtert atmete Jo aus. Denn das war nach wie vor ihre Sorge gewesen. Sie dankte ihrer Mum, dass sie damals zur Kanzlei von Mr. Barnes gegangen war.

„Außerdem habe ich ihn wegen einer Namensänderung gefragt. Auch das ist wohl problemlos. Er schickt uns die nötigen Papiere zu." Informierte sie Tony.

„Das ist gut zu wissen." Gab Jo von sich und sah einen Moment nachdenklich aus. „Wenn wir schon beim Namen sind. Hättest du Mum gefragt, ob sie dich heiratet?"

Tony stockte einen Moment bei der Frage und ein wehmütiger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. „Ich habe nie darüber nachgedacht. Wir waren zu kurz zusammen, als das ich an eine Heirat gedacht hätte." Er musste kurz überlegen. „Aber wenn unsere Beziehung mehr Zeit gehabt hätte, dann hätte die Sache wohl ganz anders ausgesehen. Aber ich denke schon."

„Das freut mich." Gab Jo von sich.

Wieder überlegte sie einen Moment, bevor sie sich zu Tony herüberlehnte und ihren Kopf an seine Schulter lehnte. Dieser sah einen Moment überrascht aus wegen der unerwarteten Nähe. Aber schließlich erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht und er legte sein Telefon weg. So blieben sie mehrere Minuten sitzen. Schweigend. Aber auch so schien es ihnen, als wenn sie sich verstehen würden. Als bräuchten sie keiner Worte, obwohl sie sich gerade erst kennengelernt hatten.

So saßen sie da, bis es an der Tür klopfte. Beide sahen zu dieser hin. Wartend.

„Es ist dein Zimmer." Erinnerte Tony sie.

Jo nickte, als würde ihr dieser Umstand gerade erst wieder eingefallen. „Herein."

Die Tür öffnete sich und ein grinsender Pietro trat in das Zimmer. Wanda folgte ihm nur wenige Schritte hinterher. Jo sah fragend zu ihnen.

„Wir wollten unsere neue Nachbarin begrüßen." Erklärte Pietro ihr.

„Und falls du Fragen hast, kannst du immer zu uns kommen." Kam von Wanda.

„Das freut mich, das ihr beiden gekommen seid." Gab Jo mit einem Strahlen von sich. „Und ich komme gerne auf euer Angebot zurück."

„Wenn es nichts ausmacht, würde ich mich um den restlichen Papierkram kümmern, den ein plötzliches Kind mit sich bringt." Tony stand auf und ging Richtung Tür. Auf dem Weg dorthin deutete er Pietro ihm doch zu folgen. Dieser zuckte nur mit der Schulter und folgte dem älteren Mann.

Jo war aufgestanden und ging Richtung Sofaecke. Wanda folgte ihr und setzte sich neben sie. Einen Moment herrschte Stille, da Joanna nicht wusste, wie sie ein Gespräch anfangen sollte. Normal hatte sie keine Probleme, aber mit jemand Fremden ein Gesprächsthema zu finden war nicht so einfach. Da kam ihre schüchterne Seite dann doch zum Vorschein.

„Überwältigend, oder?" Fragte Wanda.

„Was meinst du?"

„Diese plötzliche Enthüllung Starks Tochter zu sein. Quasi von einem niemand zu jemandem mit Namen." Führte Wanda weiter aus.

Jo verzog kurz ihr Gesicht bei dem Gedanken. „Es hat auf jeden Fall etwas Beängstigendes. Ich hab mir oft vorgestellt, wer mein Vater sein könnte. Aber auf Tony Stark bin ich in meinen wildesten Träumen nicht gekommen." Sie unterbrach sich kurz. „Und ich meine fast zu fühlen, dass es noch Probleme mit sich bringen wird, das ich seine Tochter bin."

Wanda sah sie mitfühlend an. „Ich verstehe deine Bedenken. Aber ich glaube, dass du mit Tony das Problem schon meistern wirst. Und ihr habt ja noch uns. Wir können auch helfen."

„Danke. Das bedeutet mir viel." Gab Jo mit einem Lächeln von sich.

In dem Moment öffnete sich die Tür und Pietro trat wieder in den Raum. Er hatte noch immer ein Lächeln aufgesetzt, aber er wirkte etwas genervt. Wanda sah ihren Bruder genau an und musste grinsen.

„Was wollte mein Vater?" Fragte Jo.

„Wie du schon sagtest. Eine überfürsorgliche Mutterglucke." Er verdrehte seine Augen. „Wie sieht's aus? Willst du eine Führung?"

„Gerne. Gibt es denn so viel zu sehen?"

„Es reicht auf jeden Fall aus, um sich die ersten Tage zu verlaufen." Kommentierte Wanda ihre Frage.

„Oh." Jo sah bestürzt zu den Zwillingen. „Dann sollten wir los." Mit diesen Worten stand sie auf und ging zur Tür.

„Keine Sorge. Bloß weil Wanda keinen Sinn für Orientierung hat." Lachte Pietro.

Wanda sah ihn daraufhin böse an. „Nur weil du so schnell bist und es dir nichts ausgemacht hat weitere Wege zu haben." Blitzschnell hatte sie mit ihren Händen zu Pietros blonden Haaren gelangt und diese zerzaust. Anschließend lief sie mit einem Grinsen schnell aus dem Zimmer.

„Hey!" Rief ihr Pietro hinterher und folgte ihr.

Joanna hatte dies mit einem Lachen beobachtet und machte sich daran den beiden zu folgen. Nachdem sie die beiden eingeholt hatte, zeigten sie ihr alle Räume,die sich im Wohnbereich des Towers befanden. Zwischenzeitlich legten sie eine kleine Pause in der Küche ein und unterhielten sich bei einem Kaffee.

Nach zwei weiteren Stunden die Jo mit den Zwillingen verbracht hatte, kehrte sie in ihr Zimmer zurück. Zu ihrer Freude entdeckte sie die Kartons mit ihren Sachen. Schnell warf sie einen Blick hinein, um sich zu vergewissern, ob auch noch alles da war. Nicht das sie noch einen letzten Streich von Missy erleben würde. Aber dem war nicht so. Alle ihre Sachen waren unversehrt und vollständig.

Schnell räumte sie die wichtigsten Sachen aus, bevor sie im Badezimmer verschwand und sich dort ein Bad gönnte. Entspannt trat sie nach einiger Zeit wieder in ihr Zimmer und sah durch die Fenster, das bereits die Nacht angebrochen war. Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihr das es allmählich Zeit fürs Bett wurde. Zudem es ein langer Tag gewesen war.

Jo legte sich in ihr Bett und sah zu ihrem Nachtkästchen, auf dem sie ein Bild ihrer Mum aufgestellt hatte. Sie lächelte das Abbild ihrer Mutter glücklich an.

„Ich bin endlich zuhause Mama."

Sie lächelte noch einmal zu dem Bild hin, bevor sie sich herum drehte. Schließlich lag sie auf dem Bauch und war dann innerhalb weniger Minuten eingeschlafen.

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