Teil 30
Am Sonntagmorgen traf Valeria in Godric's Hallow ein.
Sie hatte alles abgewogen und beschlossen, dass sie es wagen konnte, das Risiko einzugehen. Vielleicht war sie ja auch am falschen Tag hier, dann war der Besuch umsonst, aber selbst dann bestand die Chance, dass sie die Möglichkeit hatte, Henry zu sehen.
Bevor sie den Ort betrat, belegte Valeria sich vorsorglich mit dem Desillusionierungszauber. Wenn sie sich zeigte, dann zu ihren Bedingungen und sie war nicht scharf darauf, dass einer aus ihrer Familie plötzlich hinter ihr stand. Auch wenn das interessant geworden wäre.
Langsam ging Valeria durch die Straßen, die viele Jahre lang ihre Welt waren. Fast jeden den sie sah, kannte sie, denn sie hasste es, nicht zu wissen, wer um sie herum lebte. Auch wenn es Muggel waren. Sie kannte sie und ihre Gewohnheiten, ihre Familien, ihre Geheimnisse. Nicht nur in Hogwarts hatte sie spioniert, auch hier. Das war ihr Leben gewesen. Ihre Welt.
Jetzt hatte sich etwas geändert. Sie sah sich selbst als die große Unbekannte in der Zukunft, der mysteriöse Schatten hinter Gellert, der sich hoffentlich bald einen Namen machen würde. Sie würde die Welt sehen, ohne gesehen zu werden. So war es schon immer gewesen. Sie bezweifelte, dass ihre Abwesenheit in Hogwarts auffallen würde. Viele kannten sie gar nicht, andere flüchtig, einige nur vom Namen, wieder andere nur ihr Optisches, ohne zu wissen, wie sie hieß. Das war ihr Spiel. Nur war jetzt das Spielfeld gewachsen.
Sie fühlte keinerlei Verbundenheit zu ihrer alten Heimat, wahrscheinlich, weil sie sie nie als eine solche betrachtet hatte. Tatsächlich fühlte sie sich auf Island schon viel wohler als je in Hogwarts oder bei ihrer Familie.
Wobei sie Hogwarts gemocht hatte. Die Magie, die das alte Schloss beherrschte und beherbergte, die verzauberten Gänge und Türen. Nur hatte sie sich nie heimisch gefühlt.
Als das Haus der Dumbledores in Sichtweite kam, blieb sie stehen. Aberforth müsste schon wieder in Hogwarts sein. Zwar wusste sie, dass auch er die Schule hatte abbrechen wollen, um sich um Ariana zu pflegen, aber zum einen hätte Albus dass nie zugelassen und zum anderen war Ariana jetzt tot. Es musste sich niemand mehr um sie kümmern.
Valeria fragte sich, was wohl die Dumbledores über ihr plötzliches Verschwinden und nun über die Erklärung, dass sie tot sei, dachten. Aberforth hätte unmittelbar nach dem Tod seiner Schwester auch sie verloren. Valeria würde zwar nicht so weit gehen, ihn als Freund zu bezeichnen, doch zumindest als guten Bekannten. Jemandem zum Reden. So jemanden hätte Aberforth die letzten Wochen bestimmt gebraucht, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass er auf Albus gut zu sprechen war.
Albus hatte ihn bestimmt nach Hogwarts zurückgeschickt, zur Ablenkung und lebte jetzt alleine im Haus seiner Familie. Valeria wusste nicht, was er für Zukunftspläne hatte. Die, die er mit Gellert geschmiedet hatte, waren ja nicht mehr aktuell. Das waren jetzt ihre Pläne. Wenn es möglich wäre, würde Valeria gerne eine Begegnung mit ihm vermeiden. Sie wüsste nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Sah sie ihn, sah sie ihn vor ihrem inneren Auge mit Gellert. Fragte sich, ob sie Gellert wirklich etwas bedeutete oder ob sie ihm nur Albus in jeder Hinsicht ersetzen sollte. Diese Frage müsste sie Gellert auch stellen. Ihnen stand ein nicht ganz einfaches Gespräch bevor.
Valeria setzte sich wieder in Bewegung, ging an dem Haus der Dumbledores vorbei, weiter in die kleine Stadt hinein. Es war schönes Wetter, dementsprechend war einiges auf den Straßen los, aber es war kein Vergleich mit London. Der Lärmpegel war leichter zu ertragen und die Luft war angenehm, weil es hier keine Industrien gab und die motorisierten Fahrmöglichkeiten der Muggel hier keinen wirklichen Anklang fanden. Hier hatte sich nichts geändert. Auf irgendeine Weise kam Valeria das merkwürdig vor. Wie ein Traum. Sie sah ihr altes Leben, sah eine alternative Gegenwart und Zukunft, praktisch zum Greifen nah und doch unerreichbar fern. Durch ihre Entscheidungen. Und wenn sie bedachte, mit welch rasender Geschwindigkeit sich alles änderte, während hier alles gleich blieb, wie viel sie in den vergangenen Wochen erlebt hatte, während sie hier eingesperrt war, bedauerte sie das nicht.
Ein Lächeln flog über ihr Gesicht, als sie an ihre erste Begegnung mit Gellert dachte. Sie hatte ihn zwar schon vorher gesehen, aber zum ersten Gespräch war es erst am See gekommen. Wie unerfahren sie da noch war!
Wie wenig sie von der Welt wusste! Da war sie noch ein anderer Mensch gewesen. Heute fühlte sie sich nicht unbedingt erwachsener, aber auf jeden Fall älter. Obwohl es nur vier Wochen gewesen waren und sie in diesen nur recherchierte. Es hatte etwas in ihr geändert.
Als das Haus der Potters in Sicht kam, nahm Valeria zum ersten Mal die Schutzschilde wahr, die das Haus umgaben. Zwar bereitete es ihr keine Mühe, diese zu umgehen, aber dennoch fragte sie sich, ab diese Schutzschilde ihretwegen waren, oder ob es sie schon immer gegeben hatte. Diese Möglichkeit gab es schließlich auch. Solange sie ein Teil der Familie war, hatten die Schilde auch sie beschützt, aber jetzt nicht mehr. Oder sie war einfach empfänglicher für verborgene Zauber geworden.
Valeria näherte sich dem Haus, lauschte auf Stimmen aus dem Garten, doch hörte keine. Ihre Familie musste im Haus sein, aber womöglich war ihr Vater auch arbeiten. Sie näherte sich der Tür, wollte sie aufstoßen, doch sie gab nicht nach.
Einen Moment sah Valeria die Tür irritiert an, bis sie sich auch an die Schutzschilde erinnerte. Und plötzlich wurde ihr klar, dass diese Abwehr- und Vorsichtsmaßnahmen ihr galten. Ihre Eltern wollten verhindern, dass sie zurückkam und ihnen etwas antat, falls der Brief sie verärgert hatte. Doch jedes System hatte Löcher, Fehler, die man nutzen konnte. Und wenn sie an die Schutzschilde dachte, die sie so mühelos überwinden konnte, dann war Valeria klar, dass ihre Eltern sie unterschätzten. Sie wussten zwar, dass sie mächtig war, aber sie hatten keine Vorstellungen, wie mächtig.
Valeria zog ihren Zauberstab heraus, schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Zauber, bis sie ihn sehen konnte. Er packte die Tür ein, umgab sie wie Watte. Dick, aber nachgiebig und verhinderte doch, dass sie die Tür berühren konnte. Sie konnte nirgendwo eine Schwachstelle finden, doch das hieß nicht, dass es keine gab.
Nur hielt sich ihre Lust in Grenzen, sich eingehender mit der Tür zu beschäftigen. Sie sah sich den Zauber noch einmal kurz an – und hielt inne. Er flimmerte zu sehr. Dieses Flimmern ...
Plötzlich verstand Valeria. Die Schutzschilde waren echt gewesen, doch hierbei handelte es sich nur um eine Illusion. Sie hatte im Unterbewusstsein damit gerechnet, dass sie auf Schwierigkeiten und Hürden stoßen würde, insbesondere nach den Schutzschildern. Und nur weil sie es erwartete, war es auch so.
Kaum hatte Valeria das verstanden, konnte sie die Tür berühren. Sie prüfte noch einmal, ob ihr Tarnzauber sie noch verbarg, dann stieß sie die Tür auf.
Die Eingangshalle lag leer vor ihr. Alles sah noch so aus, wie vor vier Wochen, als sie aufgebrochen war. Es war unheimlich. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber das irgendetwas anders war, davon war sie eigentlich ausgegangen.
„Homenum Revelio", flüsterte sie.
Ihre Familie war nicht im Haus, nur die Hauselfen hantierten in der Küche. Valeria lächelte. Sie mochte zwar kein richtiges Mitglied der Familie mehr sein, aber es gab uralte Regeln der Magie, die sich nicht einfach aushebeln lassen konnte. Sie war eine geborene Potter, in ihr floss das Blut der Familie, von der sie sich abgewendet hatte, darum bemerkten die Elfen ihr Kommen nicht. Sie müssten sogar immer noch Befehle von ihr entgegen nehmen.
Sie zögerte, warf einen Blick auf die Treppe. Eigentlich wollte sie sich ja nur noch ein paar Sachen holen, aber die Versuchung war so groß ...
Lautlos huschte sie durch die Eingangshalle in den Salon und von dort aus in das Arbeitszimmer ihres Vaters. Niemand aus der Familie durfte dieses Zimmer betreten – was sie natürlich erst recht neugierig gemacht hatte. Die Tür war immer zu, aber im Normalfall nicht abgeschlossen. Nur wenn ihre Eltern sie alleine gelassen hatten, schien ihr Vater der Meinung gewesen zu sein, dass es nötig war.
Valeria hatte es bisher zweimal betreten, beim ersten Mal konnte sie sich nur eine grobe Übersicht verschaffen, aber beim zweiten Mal hatte sie den Tarnumhang gefunden.
Jetzt musterte sie die Bücher, die ihr Vater hier unter Verschluss hielt, aber es schienen nur historische Sachen zu sein. Verächtlich verzog Valeria den Mund. Anscheinend war ihr Haus das einzige, in dem es kein Buch über schwarze Magie gab. Weder in der Bibliothek, noch sonst wo.
Mit ein paar Schritten stand Valeria hinter dem Schreibtisch, doch konnte nichts Wichtiges erkennen. Wahllos zog sie die Schubladen auf, überflog die schriftlichen Korrespondenzen ihres Vaters, doch ohne etwas zu finden. Sie wusste nicht einmal, was sie finden wollte.
Mit einem resignierten Seufzen hob Valeria den Kopf, wiederholte den Anwesenheitszauber – die Hauselfen waren immer noch in der Küche beschäftigt – als sie unter einem Stapel Papier noch eine Akte liegen sah. Sie zog sie hervor. Die Akte trug den Titel E. V. P.. Stirnrunzelnd schlug Valeria sie auf – und erstarrte.
Es waren Briefe und Beobachtungen. Über sie.
Valeria nahm den obersten Brief. Dem Datum nach zu schließen, war er ein halbes Jahr alt.
"Guten Tag Jacob,
vielen Dank für die Bücher. Du hast Recht, diese Bücher waren bislang nicht in unserer Bibliothek zu finden. Sie klingen sehr interessant. Diskretion ist selbstverständlich, ich werde den Namen Potter nicht erwähnen, sollte jemand mal auf sie stoßen.
Über eine Verbindung unserer Familien haben wir ja schon oft gesprochen und die Idee missfällt mir nicht. Tatsächlich bin ich von dem Gedanken immer mehr angetan. Ich verstehe, dass du auf eine Antwort drängst – angesichts ihrer Herkunft werden wahrscheinlich viele Anfragen kommen - und diese werde ich dir nun mit einem ja geben.
Auch meine Frau zeigt sich von der Idee begeistert, dass einer unserer Söhne – vorzugsweise natürlich Sirius, da er der Erstgeborene ist – eine Potter zur Frau bekommt.
Du schriebst, dass sie gelegentlich schwierig sei, aber darum machen wir uns keine Sorgen. Mit deiner Erlaubnis werden mein Sohn und ich uns darum kümmern, dass sie sich ihren Aufgaben als Ehefrau fügt und erkennt, wie wichtig Ehre und Tradition sind. Ich habe dir schon immer gesagt, dass du härter durchgreifen musst. Du bist da zu weichherzig.
Aber gut, diese Sache dürfte beschlossen sein, von daher lass es uns Feiern, dass sich unsere Blutlinien endlich vereinen.
In der Hoffnung auf ein baldiges Treffen.
Phineas"
Valeria wurde übel. Es überraschte sie zwar, dass ihr Vater nicht noch Gold geboten hatte, doch das wäre wahrscheinlich sein nächster Schritt gewesen. Am liebsten würde sie sofort zu den Blacks gehen und ihnen zeigen, wie sie sich fügte. Sie blätterte weiter.
Es hatte wohl ein Briefwechsel zwischen Professor Dippet und ihrem Vater stattgefunden. Der Professor hatte wohl ihre Leistungen und Freizeit beobachtet oder beobachten lassen und seine Ergebnisse festgehalten. Natürlich konnten ihre Eltern um eine Beurteilung beten und es würde niemandem komisch vorkommen. Es war nicht mal eine Seltenheit.
Außerdem fanden sich viele Notizen ihres Vaters über ihr Verhalten, ihren Umgang mit anderen und über die Bücher, die sie las. Sie schlug die Akte zu.
Valeria musste sich setzen, ihre Knie zitterten so sehr, dass ihre Beine sie nicht mehr trugen. Sie hielt hier Beobachtungen über sich selbst in den Händen, die mehrere Jahre umfassten. Sie schloss die Augen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Das Wissen, dass ihre Eltern sich vor ihr fürchteten, war eine Sache. Die Bestätigung dafür, die sie nun hatte, eine andere.
Aber das war nun Vergangenheit. Valeria hob den Kopf, griff nach der Akte und verkleinerte sie, damit sie in ihre Jackentasche passte.
Dann griff sie nach der Feder, die auf dem Schreibtisch stand, tauchte sie in das Tintenfässchen und zog ein leeres Blatt Pergament heran.
Allerdings wusste sie nicht, was sie schreiben sollte. Die Feder tropfte und ein Tintenfleck breitete sich auf dem Pergament aus. Gleichmäßig in alle Richtungen färbte er die Fasern blau. Ein einzelner Fleck, alleine auf dem großen Blatt. So alleine, wie sie sich immer gefühlt hatte. Sie setzte die Feder an und schrieb schwungvoll zwei kurze Wörter:
"Lebt wohl"
Sie stand auf und verließ das Arbeitszimmer, ging zurück in die Eingangshalle. Dort wandte sie sich der Treppe zu und stieg hinauf, bis sie ihr Zimmer erreichte. Als sie die Tür öffnete, verharrte sie reglos auf der Schwelle, blickte in den Raum, der noch bis vor kurzem ihrer gewesen war. Ihr Lieblingsraum im ganzen Haus, ihr persönliches Reich.
Die Möbel standen noch alle da, auch der Teppich lag noch. Ihr Raum war schon immer spärlich, nur mit dem nötigsten eingerichtet und hatte deshalb aufgrund seiner Größe manchmal leer und kahl gewirkt. Valeria war das egal gewesen. In diesem Raum gab sie den Ton an.
Jetzt waren das Bett, das Sofa und der Frisiertisch mit schwarzen Tüchern bedeckt. So wie es mit den Gegenständen von Verstorbenen üblich war. Und das war sie ja für ihre Eltern. Das so zu sehen, die Auswirkungen ihrer Entscheidung, war merkwürdig. Es hatte etwas Endgültiges.
Valeria holte zitternd Luft, dann betrat sie ihr Zimmer, ging geradewegs in ihr Ankleidezimmer – welches eigentlich ein begehbarer Kleidungsschrank war - und öffnete auch diese Tür. Es war leer. Ihre Kleider, Mäntel, Tücher, Handschuhe, Korsette, Hüte und Schuhe waren verschwunden. Es gab nichts Persönliches mehr hier.
Doch sie würde nicht zulassen, dass dieser Raum in Vergessenheit geriet oder ein Abstellraum wurde.
„Incendio", murmelte Valeria tonlos, ihren Zauberstab auf den Schrank gerichtet.
Der Funke aus ihrem Zauberstab sprang ins Schrankinnere, legte sich auf den Boden und verwandelte sich in eine helle Flamme, fraß sich ins trockene Holz. Wie in Trance beobachtete sie, wie die Flammen wuchsen, um sich griffen und sich Ausbreiteten. Sie hatte noch etwa zwei Minuten Zeit, bis die Hauselfen den Brand bemerkten. Erst als eine Flamme ihren Handrücken streifte, wachte sie auf.
Valeria stolperte rückwärts, raus aus ihrem Schrank und sah sich um. Ohne zu Zögern zündete sie auch ihre übrigen Möbel an, bis der Raum lichterloh brannte. Dann verließ sie das Zimmer, stürmte die Treppe runter – und verharrte reglos, als sich die Tür öffnete.
Ihr Vater trat in die Halle, in einen schwarzen Anzug gekleidet. Die Stirn war gerunzelt, die schwarzen Augenbrauen zusammengezogen.
Sie konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Zum ersten Mal seit Jahren ihn richtig anzusehen. Seine dunklen Haare waren von grau melierten Strähnen durchzogen, sein Bart am Kinn fast weiß. In seinen Augen stand eine Müdigkeit, die sie so noch nie wahrgenommen hatte, und seine Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengezogen.
Doch noch während Valeria all dies registrierte, änderte sich der Ausdruck in seinem Gesicht bereits. Sein Blick wurde wachsam und misstrauisch, er öffnete leicht den Mund vor Überraschung, während er in Richtung Treppe sah – sie ansah.
Valeria bekam Panik. Konnte er sie sehen? Hatte das Feuer ihren Tarnzauber beschädigt oder gar zerstört? Doch noch bevor sie das prüfen konnte, brüllte ihr Vater:
„Sally! Winnie!"
Sofort erschienen die beiden Hauselfen, sich sofort verbeugten.
„Meister Potter, Verzeihen Sie Sally und Winnie, dass sie Sie nicht kommen gehört haben. Die Zauber haben dies verhindert und wir haben das Essen für die Trauerfeier –"
„Ruhig Winnie! Warum rieche ich Rauch? Ist euch das Essen angebrannt?"
Die beiden Hauselfen erstarrten und blickten synchron zur Treppe. Valeria fühlte sich wie im Zentrum der Aufmerksamkeit. Vorsichtig stieg sie die letzten Stufen hinunter, was eigentlich überflüssig war.
„Das Zimmer der Miss brennt", stieß Sally hervor, dann verschwanden beide Hauselfen und kurz darauf ertönten von oben Geräusche, während die Hauselfen sich bemühten, dass Feuer mit ihren eigenen Zauberkräften zu löschen.
Valerias Vater stand immer noch regungslos da, seine Augen wanderten durch die Eingangshalle.
Dann seufzte er.
„Evelyna. Ich bin davon ausgegangen, dass du noch einmal zurückkehrst, aber ich hätte wissen müssen, dass meine Schutzzauber dich nicht aufhalten können." Er machte eine kurze Pause. „Ich weiß, dass du noch hier bist. Du strahlst etwas aus, dieses Gefühl der Macht und Überlegenheit, dass ich dich nicht sehen muss."
Valeria reckte ihr Kinn und straffte die Schultern, ungeachtet der Tatsache, dass sie unsichtbar war.
„Was willst du?" Die Frage ihres Vaters stand im Raum, während die Sekunden verstrichen und zu Minuten wurden.
„Von dir nichts", antwortete Valeria schließlich. Ihr Vater drehte sich ruckartig in die Richtung, aus der ihre Stimme kam, aber sie zeigte sich nicht. „Ich wollte an meiner Beerdigung teilnehmen, damit ich dieses Leben begraben kann. Und ich wollte noch ein paar Kleider holen."
„Die Beerdigung ist so gut wie vorbei. Es sind zwar noch alle auf dem Friedhof, aber der offizielle Teil ist vorüber. Und deine Kleider sind nicht mehr da."
„Das ist mir bereits aufgefallen."
„Hast du deshalb dein Zimmer abgebrannt?"
„Nein, nicht deshalb. Oder nicht nur deshalb. Aber jetzt muss ich los. Ich muss noch mein Grab besuchen und anschließend zurück in mein neues Leben."
Mit diesen Worten schritt Valeria durch die Halle auf die Tür zu, doch ihr Vater, der sich an den Geräuschen der Schritte zu orientieren schien, versuchte sie am Arm zu packen. Doch kaum berührten seine Fingerspitzen den Stoff ihrer Jacke, zog er die Hand vor Schmerz keuchend zurück. Ungläubig starrte er auf seine Fingerkuppen, welche scharlachrot wurden und Blasen warfen.
„Wie ...?"
„Ihr habt es selbst gesagt. Ich bin talentiert. Und ich habe in den letzten Wochen viel gelernt. Ich kann endlich mal ausprobieren, was ich alles kann und muss in keine Form passen. Ich lebe mein Leben." Valeria öffnete die Tür. Ihr Vater starrte den Fleck an, an dem er sie vermutete, machte aber nicht noch einmal Anstalten, sie aufzuhalten. „Lasst Henry auch sein Leben leben."
Und mit diesen Worten schloss sie die Tür hinter sich, ließ ihren Vater stehen und mit einem triumphierenden Lächeln machte sich Valeria auf den Weg zum Friedhof.
Überraschung - ich lebe noch! 😅
Ja, heute ist es soweit und es gibt ein neues Kapitel. Ich versuche auch mal, die Pause bis zum nächsten Kapitel nicht so lang werden zu lassen - aber da bleiben wir noch bei Valeria.
Bis hoffentlich bald!🤗
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