Licht in der Dunkelheit
Es sind seitdem 10 Jahre vergangen.
Hitoshi wurde getrennt von Hitomi aufgezogen und trainiert. Sie durften nicht miteinander sprechen oder sich überhaupt sehen. Dafür sorgte ihr Vater.
Die jetzt 18 Jährige Hitomi sah keinen Sinn mehr, ihr Zimmer zu verlassen. Ein Dienstmädchen war dennoch stets an ihrer Seite und fertigte ihr sogar einen Stock, der ihr beim Sehen Unterstützung geben sollte. Mittlerweile hat sie sich an das fehlende Augenlicht gewöhnt und der Stock verstaubt neben der Zimmertür.
Plötzlich stürmt Hiragi herein und stützt sich aufgeregt an die Wand. ,,Hitomi-san. Flieht. Ihr müsst fliehen! Euer Vater, er fragte erneut nach einer Prophezeiung und jetzt will er euch töten lassen. Lauft, bringt euch in Sicherheit. Ich werde euch Zeit verschaffen. Es war meine größte Freude, euch dienen zu dürfen. Auf dass ihr ein langes Leben haben werdet." Die ältere Dame drückt ihr einen Kuss auf die Stirn und den Stock in die Hand. Im nächsten Augenblick ist die Tür zu.
Schritte auf dem Flur.
Ein Schrei.
Stille.
Hiragi wird es wohl nicht überlebt haben. Schmerzlich drück Hitomi ihren Kettenanhänger an ihr Herz. Hiragi war eine Art Mutter-Ersatz für sie und die Kette, die sie jeden Tag um den Hals trägt, hat Hiragi ihr geschenkt.
So schnell sie kann wirft sie sich ihren Mantel über die Schultern und springt aus dem Fenster.
Ihr Fuß knickte bei der Landung um, doch das ist ihr egal. Adrenalin schießt durch ihren Körper und gibt ihr verloren geglaubte Kraft zurück.
So schnell und so weit ihre Füße sie tragen können und ohne ein Ziel vor Augen rennt sie.
In der Hoffnung, weit genug weg zu sein, lässt sie sich auf dem Boden nieder.
Den Stock umklammert sie so fest, dass er Abdrücke auf ihren Handflächen hinterlässt.
Erst hier wird ihr klar, was gerade passiert ist.
Ihr eigener Vater will sie tot sehen.
Hiragi wurde vor ihrer Zimmertür ermordet. Wäre Hiragi nicht ihr Schutzengel gewesen, wäre sie bestimmt jetzt tot, an Hiragis Stelle.
Stumme Tränen liefen ihr über die Wangen.
Mögest du in Frieden ruhen. Vielen Dank, Hiragi. Ich werde deine Liebe für immer in mir tragen.
Niemand konnte ihr noch helfen. Sie war nun auf sich allein gestellt.
An Hitoshi braucht sie gar nicht erst zu denken. Was mit ihm in der Zwischenzeit geschehen ist weiß sie nicht.
Sie weiß außerdem nicht, wo sie sich befindet. Da sie jahrelang ihr Zimmer nicht verlassen hat, ist ihr die Umgebung völlig fremd.
Nicht sehen zu können spielt dabei natürlich auch eine große Rolle.
Ihre Gedanken sind viel zu laut.
Langsam und vorsichtig steht sie wieder auf und richtete den Stock nach vorn.
Was auch immer kommen mag, es wird mir besser ergehen als an dem Ort, den ich einst Zuhause nannte.
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