Vertrauen

Kirishima verschluckte sich an seinem Curry, aber trotz des Hustens verlor er sein Grinsen nicht. Er nahm einen großen Schluck Wasser, ehe er ein erstauntes: „Wirklich?" herausbrachte.

Bakugou zuckte mit den Schultern. „Was ist dabei? Wir sind zusammen, wär doch normal, oder nicht?" Der Blonde schaute etwas unsicher zur Seite, eine leichte Röte auf den Wangen.

Kirishima nickte lächelnd. „Stimmt schon, du hast mich nur überrascht. Aber dann nenn mich auch Eijirou."

Bakugou nickte. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, ehe er sich wieder seinem Curry widmete.

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Am späten Abend lagen Kirishima und Bakugou zusammen auf Bakugous Bett. Der Blonde hatte seinen Laptop auf den Schreibtisch gestellt und einen Film angemacht. Er kannte ihn zwar schon, aber Kirishima noch nicht und er wollte ihm eine Freude machen. Sie saßen mit dem Rücken an der Wand, die sie durch ein paar Kissen abgepolstert hatten. Bakugou hatte einen Arm um die Schultern seines Freundes gelegt und Kirishimas Kopf lag auf seiner Schulter, die Arme um Bakugous Unterkörper geschlungen.

Bakugou konzentrierte sich nicht sonderlich auf den Film. Er kannte ihn ja sowieso schon und er fokussierte sich stattdessen lieber auf den warmen Körper an seiner Seite. Es war so seltsam. Sie waren erst heute offiziell zusammen und dennoch waren sie sich so vertraut. Es lag nicht an seiner plötzlichen Erkenntnis, dass er ihn liebte oder dass sie nun ein Paar waren. Er hatte schon vorher auf ihn geachtet, ihn sogar geliebt und wie er das vorher nicht begreifen konnte war ihm immer noch ein Rätsel.

Er musterte Kirishimas Profil. Der Rothaarige schaute den Film konzentriert, seine großen Augen auf den Laptop gerichtet. Bakugou konnte nicht um hin und strich mit dem Daumen über die scharfe Kontur von Kirishimas Unterkiefer. Dieser blinzelte überrascht, da er vollkommen in den Filmgeschehnissen versunken war. Er lächelte Bakugou kurz zu, kuschelte sich noch ein wenig näher an ihn und widmete sich dann wieder dem Film.

Bakugou lächelte. Er liebte diesen rothaarigen Idioten so sehr. Er schloss die Augen und genoss einfach Kirishimas Nähe, während er abwesend kleine Kreise auf Kirishimas Schulter malte.

Er öffnete die Augen wieder, als er die Abspannmusik hörte. Kirishima bewegte sich etwas und er nahm den Arm von seiner Schulter. Der Rothaarige streckte sich ausgiebig und gähnte herzhaft. Bakugou kicherte leicht. Das Gähnen, bei dem er seine scharfen Zähne offenbarte zusammen mit seiner durchs Kuscheln zerstörten Frisur erinnerte ihn an einen Löwen.

„Der Film war echt gut.", sagte Kirishima lächelnd.

Bakugou nickte, auch wenn er nicht wirklich zugesehen hatte. Aber es stimmte, der Film war gut.

„Sag mal Eijirou, wie geht es dir?", fragte Bakugou zaghaft, nicht wissend, ob er für das kommende Gespräch sensibel genug war. Dennoch musste er es führen.

„Wieso? Gut?", sagte Kirishima, immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen.

Bakugou verzog das Gesicht. Er war schlecht darin Menschen zu lesen, aber er wusste, dass es ihm nicht tatsächlich gut gehen konnte. Sein Vater war gestern Nacht verstorben und er lächelte ihn an, als wäre nichts.

„Nein dir geht's nicht gut. Wieso sagst du sowas?" Bakugou konnte nicht umhin, dass seine Stimme einen verärgerten Unterton einnahm.

Sofort verschwand das Lächeln von Kirishimas Gesicht und er nickte leicht. „Sorry, Kat. Ich kann das nicht so leicht abstellen." Er legte sich auf Bakugous Bett, den Blick an die Decke gerichtet. Der Blonde legte sich neben ihn. Er stütze sich auf einen Ellenbogen hoch und betrachtete stirnrunzelnd seinen rothaarigen Freund.

Sein Blick war immer noch an die weiße Decke gerichtet, als Kirishima zögernd anfing zu reden. „Es ist nicht so, dass ich anderen etwas vorspielen will. Aber als das mit meinem Vater anfing, und seine Persönlichkeit sich veränderte, habe ich nur in der Normalität Zuflucht gefunden."

Bakugou nahm seine Hand und drückte sie fest um Kirishima zum Weitersprechen zu ermutigen. Er wollte ihn verstehen, ihm beistehen und hoffte darauf, dass sein Freund sich ihm vollständig öffnete.

Kirishima rang ein wenig mit sich, ehe er fortfuhr. „Weißt du mein Vater hatte FTD. Das ist eine frühe Form von Demenz, bei der sich nach und die Nervenzellen im Temporallappen abbauen. Das ist dort, wo vor allem Emotionen und das Sozialverhalten gesteuert werden. Zuerst haben die Ärzte die Krankheit gar nicht erkannt. Sie dachten es handele sich um eine psychische Störung wie Schizophrenie oder er sei depressiv." Er schloss kurz die Augen und eine Träne lief ihm über die Wange. „Mein Vater war immer ein lebensfroher Mensch, der viel redete, manchmal auch etwas zu viel." Er lachte kurz unter Tränen auf. „Aber während der Krankheit vergaß er nicht nur ständig Dinge und er verwechselte alles, sondern wurde nach und nach immer weniger gesprächig bis er vollkommen verstummte. Seit einem halben Jahr, hatte er mich schon nicht mehr erkannt."

Kirishima öffnete seine Augen und sah seinen Freund mit einem gequälten Lächeln an. „Ich konnte das nur überstehen, in dem ich zumindest hier Normalität gefunden hatte, wo es doch zu Hause alles andere als normal, geradezu deprimierend war."

Bakugou nickte langsam und strich dem Rothaarigen eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich verstehe. Danke, dass du mir vertraust und mir das erzählt hast." Er lächelte ihn an und drückte seine Hand noch fester.

„Ich bin wirklich traurig, Kat.", sagte Kirishima unter Tränen und der Blonde beugte sich zu ihm herunter und schloss ihn fest in seine Arme. Kirishima schluchzte und vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge seines Freundes. Mit zitternder Stimme fuhr er fort. „Aber, darf ich dir etwas Schreckliches sagen?"

Bakugou nickte stumm, wissend, dass der andere die Bewegung zwar nicht sehen, aber spüren konnte.

„Das erste was ich nach dem Tod meines Vaters gespürt hatte, war Erleichterung." Kirishima krallte sich in Bakugous Schulter. „Ich fühle mich deswegen so schuldig, dabei habe ich ihn doch über alles geliebt. Aber ... für mich war er schon lange nicht mehr mein Vater. Er war nur jemand, der sein Gesicht trug."

Bakugou drückte ihn noch ein wenig fester an sich, nicht wissend was er darauf erwidern sollte.

„Ich weiß, das ist grausam.", flüsterte Kirishima gegen seine Halsbeuge, die Augen fest zusammengekniffen.

„Nein, Eijirou. Das ist in Ordnung. Dein Vater wird sicherlich wissen, wie sehr du ihn geliebt hast. Du hast keinen Grund dich schuldig zu fühlen."

Kirishima sagte eine Weile nichts und genoss einfach nur die tröstende Umarmung. Bakugou alles zu erzählen fühlte sich gut an und dass dieser ihn nicht dafür verurteile, stärkte sein Vertrauen in den blonden Hitzkopf.

„Gerade, weil ich traurig sein sollte, fühlt es sich so surreal an.", murmelte der Rothaarige schließlich.

„Hm?", machte der Blonde und stütze sich etwas hoch, um ihn anschauen zu können.

„Dass du mich so glücklich machst.", erklärte Kirishima. In seinen großen Augen spiegelten sich immer noch Tränen, aber er hatte ein Lächeln, ein ehrliches, auf den Lippen. „Danke für alles, Kat."

Bakugou lächelte und legte eine Hand an seine Wange. „Ich werde immer für dich da sein, Eijirou.", sagte er ernst, während er in die roten Augen Kirishimas blickte.

„Danke, Kat.", wiederholte Kirishima flüsternd, ehe er eine Hand an Bakugous Nacken legte und ihn vorsichtig zu sich herunterzog. Sein Lächeln wurde ein wenig größer, als er seine Augen schloss und Bakugous Lippen die seinen berührten.

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