2. Kapitel

Langsam schlurfte ich durch die Schulgänge, die sich nun schon etwas geleert hatten. Es war bereits Mittags und die meisten befanden sich wahrscheinlich in der Cafeteria, um sich dort wie Tiere auf ihr Essen zu stürzen. An sich konnte man die Schulkantine schon sehr gut mit einer Trinkstelle in Afrika vergleichen.

Einen wirklichen Unterschied gab es dort nämlich nicht.

Als wir heute Morgen angekommen waren, hatte mein geliebter Bruder gleich die Fliege gemacht, sodass ich mich alleine durch die Masse an Schülern kämpfen durfte, die mich zu gleich alle noch verwundert und mit aufgerissenen Augen angeschaut hatten.

Zumindest einige von ihnen oder besser gesagt ein Teil der Mädchen. Dagegen gehabt hatte ich aber nichts, denn die ganze Zeit wie ein Tierbaby hinter meinem Bruder herzudackeln, wollte ich auch nicht.

Zwar war ich so zu spät zu meiner ersten Stunde gekommen, aber so schlimm war dies auch nicht. Schließlich hatte sich mein Bruder wahrscheinlich schon einen Namen bei den Lehrern gemacht, also waren sie sicherlich nicht verwundert, wenn ich ebenfalls nicht pünktlich erschien.

Mittlerweile hatte ich genau wie die Anderen Schüler die Cafeteria erreicht und nun den perfekten Ausblick auf eine Horde an Schülern, die an den schmalen Tischen saßen und an ihren Broten mümmelten. Nachdenklich ließ ich meine Augen über die einzelnen Tische wandern bis ich den von Leonardo entdeckte und die Treppe herunterstieg, um zu ihm zu laufen.

Sobald mein Bruder mich auch entdeckt hatte, wurde sein Blick etwas dunkler und als ich mich zu ihm an den Tisch gesetzt hatte, konnte man ich fast mit dem Nachthimmel in Italien vergleichen. „Ziehst du immer so eine Schnute, wenn man sich zu dir an den Tisch setzt?", zog ich ihn etwas auf und verschränkte dabei die Arme vor der Brust.

Seine zwei Kumpels, die neben ihm saßen entlockte das nur ein Grinsen. Leonardo dagegen schaute aber immer noch rein, als hätte ihm gerade jemand seine Lieblingswaffe genommen. „Nein, nur wenn du dich hier hinsetzt"

Ich rollte darauf nur einmal mit den Augen und schnappte mir dann den Kaffee, den ich mir in der Mathestunde noch beim Supermarkt geholt hatte. Leonardo dagegen mümmelte genau wie die anderen Schüler an seinem Brötchen. Anscheinend war das hier so ein Ding.

Zumindest bis seine Augen größer wurden und er sich auf einmal aufrechter hinsetzte. Verwirrt musterte ich meinen Bruder und richtete mich dann an einen seiner Kumpels, die schon mal öfter auf irgendwelchen Hauspartys bei uns gewesen waren.

Meine hochgezogene Augenbraue verstand der Eine von den beiden ziemlich schnell und nickte schließlich zum anderen Ende der Cafeteria, wo sich ein Tisch mit zwei Mädchen befand, der nun auch von meinem Bruder ins Visier genommen wurde.

Eine von den beiden hatte blonde Haare, die sie zu einem Knoten zusammen gesteckt hatte bei dem ein paar Strähnen heraushingen. Dazu trug sie ein schlichtes weißes Shirt, was ein paar Stickereien besaß sowie eine Jeans.

Das andere Mädchen dagegen, was neben ihr saß und mit ihr in ein Gespräch vertieft war, besaß pechschwarzes Haar, was ihr über den Rücken hing. Ihre Kleiderwahl war ihm Gegensatz zu der Blondin etwas drastischer, denn ihr ganzes Outfit bestand fast nur aus schwarz. Abgesehen von dem weißen T-Shirt, was sie unter der Lederjacke trug und um die Brust etwas freier war.

Wenn man es genau nehmen wollte, konnte man meinen, dass die beiden wie Teufel und Engel nebeneinander aussahen.

Mein Bruder hatte schnell gecheckt, dass meine Aufmerksamkeit nun auch auf den zwei Mädels lag und wendete sich wieder seinem Essen zu.
Ich dagegen ließ erst meinen Blick wieder zu ihm wandern, dann zu den zwei Mädels und anschließend wieder zurück zu ihm.

„Möchtest du mir vielleicht die Namen der zwei Grazien nennen, denen du da so schön auf den Ausschnitt gestarrt hast?", fragte ich irgendwann, worauf er mich aber nur ignorierte.
Zumindest bis mir der eine Kumpel wieder auf die Sprünge half oder viel besser gesagt Leonardo, denn der hatte auf einmal anscheinend das Sprechen verlernt.

„Die Blonde ist Cara und die Schwarzhaarige...", hörte ich ihn sagen und meinte zu sehen wie sein Blick leicht zu meinem Bruder wanderte, bevor er wieder auf mir lag.

„Kylie"

„Kylie", murmelte ich nachdenklich und ließ meinen Blick wieder zu dem Mädchen wandern, was sich gerade auf dem Stuhl umgedreht hatte, um nach ihrer Tasche zu greifen.
Anschließend bildete sich auch schon ein gehässiges Grinsen auf meinen Lippen aus, als ich langsam kapierte, warum Leonardo vorhin die ganze Zeit so intensive an diesen Tisch geschaute hatte oder besser zu dem kleinen Teufelchen.

„Ist das etwa deine kleine Romanze", richtete ich mich wieder an meinen Bruder, worauf sich dessen Miene schlagartig veränderte. „Halt die Klappe", bekam ich als nächstes aber nur wieder zu hören, worauf mein Grinsen aber nur noch größer wurde.

Anschließend ließ ich meine Augen wieder zu den beiden Mädels schweifen, die mittlerweile dabei waren sich vom Tisch zu erheben und die Cafeteria zu verlassen. Eins musste man meinem Bruder aber lassen das Mädchen, was er sich da ausgesucht hatte, war nicht gerade hässlich.
Im Gegenteil eher.

Trotzdem hatte ich eher die Befürchtung das ihre und seine Art nicht ganz passen würden, denn eine von den Ruhigen war sie bestimmt nicht.

Gerade als sie an uns vorbeizogen konnte ich sehen wie die Augen der Blondes auf meine trafen und sich automatisch auf ihren Wangen eine leichte Röte ausbreitete und sie ihren Kopf sofort wieder wandte.

Kylie dagegen hatte ihren Blick starr auf ihr Handy gerichtete und zog an uns vorbei, als wäre sie die Einzige hier im Raum.

Etwas verwundert blickte ich ihr hinter bis ich mich wieder zu Leonardo wandte dessen Augen immer noch auf ihr lagen.
„Hat sie einen Freund oder warum würdigt sie niemandem einen Blick?"

„Nur weil sie dich nicht anschaut, heißt das nicht gleich, dass sie vergeben ist", murmelte mein Bruder darauf genervt, was mich etwas die Augenrollen ließ.

„Sie war mal mit Cole zusammen", mischte sich irgendwann der blonde Junge ein, der die ganze Zeit mit am Tisch gesessen, aber keinen Muck von sich gegeben hatte. „Cole?", hakt ich genauer nach und hob eine Augenbraue an.

Der Blonde nickte stattdessen einmal zu einem Tisch, der nur ein paar Meter weiter weg von uns stand, wo ein Junge mit dunkelblonden Haaren sowie blaugrauen Augen saß. Neben ihm saß ein Mädchen, um das er locker seinen Arm gelegt hatte, wobei er ihr ständig irgendwas zu raunte und sie pervers angrinste.

„Wenn sogar der sie rumbekommen kann", richtete ich mich wieder an Leonardo und deutete dabei auf Cole. „Wieso kannst du das dann nicht?"

Leonardo zuckte drauf nur mit den Schultern und ließ sich etwas in seinen Stuhl zurücksinken. „Keine Ahnung, frag sich doch"

Anscheinend hatte er die Hoffnung schon komplett aufgegeben.

„Das mit Kylie ist etwas kompliziert", mischte sich der blonde Typ nun wieder ein, wobei er diesen Satz etwas mit Bedacht aussprach. „Was meinst du mit kompliziert? Hängt sie etwa immer noch an diesem Affen?", hakte ich genauer nach und verwies mit einem Nicken wieder an Cole.

„Naja", hörte man ihn murmeln. „Cole hat sie irgendwie mehrmals mit anderen Mädels betrogen und irgendwie sieht es so aus, als will sie seitdem keine Beziehung mehr oder irgendjemand neuen kennenlernen. Glaub mir viele haben es schon probiert, aber sie ist halt sehr...stur"

„Eine Eisprinzessin halt, wenn man es so sagen möchte", gab auch nun der andere Junge seinen Senf wieder dazu.

Ich dagegen zog nur etwas skeptisch die Augenbrauen hoch. „Ach kommt, sie lässt sich bestimmt auch knacken. Mädchen sind doch alle gleich"

Dabei stimmte mir aber keiner zu. Stattdessen schauten die beiden Jungen nur zu meinem Bruder, der seinen Blick starr auf den Tisch gerichtet hatte.
Anschließend legte er diesen wieder auf mich, wobei sogar ich diesen ernsten Ton in seinen Augen etwas gruselig fand.

Dann erhob er sich ruckartig von seinem Platz, sodass sein Stuhl etwas gegen die Wand hinter ihm knallte. „Halt dich von ihr fern. Ich hatte sie zuerst", konnte ich ihn noch sagen hören, wobei der letzte Satz noch leiser klang. Anschließend war er auch schon aus der Cafeteria verschwunden.

Auch mal wieder ein kleines Update hier.
Wie hat es euch gefallen und was haltet ihr vom Angelos Charakter? (Der wandelt sich ja schon ziemlich)

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