10. Kapitel
„Du auch hier?", fragte ich meinen Bruder, den ich vor wenigen Sekunden an der Bar entdeckt hatte.
Wir hatten Samstagabend und wohl oder übel war ich erneut im Redblood Club gelandet. Bloß dieses Mal musste ich mich um meinen Job kümmern und nicht darum, welches Mädel als nächstest in meinem Arm saß und woher ich am schnellsten einen Joint bekam.
„Mhm", grummelte mein Bruder und nippte etwas an seinem Getränk.
„Was ist passiert?", hakte ich nur mit einem Grinsen nach. Es konnte ja anscheinend keiner übersehen, dass er schlechte Laune hatte.
„Ist es wegen deiner kleinen Kylie Maus"
Nun wandte sich der Blick meines Bruder herum und ich konnte erkennen, wie er mir ein genervtes Augenrollen schenkte.
„Lass es Angelo"
Ich grinste nur und ließ mich dann neben ihn auf den Barhocker fallen.
„Was denn? Ich frag doch nur. Wenn du dich mal etwas mehr anstrengen würdest, dann würdest du sie auch rumbekommen"
„Ich will sie gar nicht rumbekommen", murmelte er darauf in sein Glas, was mich eine Augenbraue heben ließ.
„Nein? Hast du das Mädchen mal angesehen? Ich würde nicht nein sagen, wenn sie mir eine Nacht anbieten würde"
Da würde ich tatsächlich nicht nein sagen, jedoch müsste sie mir dieses Angebot erstmal stellen und momentan sah es eher so aus, als würde sie dies auch nie tun.
Zumindest wenn man nachdem gestrigen Abend ging.
„Angelo, hast du eigentlich auch mal darüber nachgedacht, dass man Mädchen auf Dauer nicht wie irgendwelche Objekte behandelt sollte, die nur für Sex da sind", entgegnete mein Bruder, was mich nur die Nase rümpfen ließ.
„Oh wow, bist du jetzt auf den Gentleman Trip oder war die Nacht gestern mit der Spanierin einfach nicht gut"
Nun schaute mich mein Bruder ertapt an, was mich gehässig grinsen ließ.
Ich war zwar erst spät nach Hause gekommen und auch nicht mehr ganz nüchtern gewesen, aber trotzdem hatte ich noch mitbekommen, wie mein Bruder zusammen mit einem Mädchen zur Haustür hereingekommen war.
Hatte sich doch etwas gelohnt die Nacht auf der Couch zu verbringen. Und war auch deutlich einfacher gewesen, als sich in meinem Zustand noch die Treppen hochzuschleppen.
„Stell dich nicht dar, als wärst du etwas besseres als ich nur weil du deine kleine Höllenprinzessin nicht so behandeln würdest wie den Rest der Frauenwelt"
„Mhm", grunzte Leonardo darauf nur und wandte sich etwas von mir ab.
„Das sie mit dir ausgehen würde, ist noch unwahrscheinlicher, als wenn ich sie fragen würde"
Nun wurde ich hellhörig.
Trotzdem entgegnete ich nichts, sondern betrachtete meinen Bruder nur hämisch.
„Wie du meinst", fügte ich schließlich nur hinzu und dann wandte ich mich von ihm ab.
Leonardo hatte meine ruhige Reaktion anscheinend verwundert, denn er drehte sich nun wieder zu mir.
„Angelo...ich warne dich, dass war keine Kampfansage", vernahm ich ihn noch hinter mir herrufen, aber ich tat einfach so, als würde ich ihn nicht mehr hören können über die laute Musik des Clubs.
Zielstrebig steuerte ich nur auf die Lounge zu in der ich gestern schon gesessen hatte. So hatte ich einen besseren Überblick auf den Club und auch auf die Bar, wo Liam bereits am Arbeiten war.
Genervt ließ ich mich auf das Polster sinken und vefolgte den Jungen mit meinen Augen.
Wegen ihm musste ich diesen Clubabend nun nüchtern und ohne irgendwelche Action ertragen.
Und sich mit diesem Gedanken anzufreunden machte mir ganz und gar keinen Spaß.
Immer wieder wanderte mein Blick über die große Masse und probierte Personen zu finden, die irgendwie auffälig wirkten. In der Zeit füllte sich nicht nur der Club gut, sondern auch unsere Lounge.
Ein paar hübsche Mädels hatten es sich bei Rick und seinen Kumpels gemütlich gemacht, die irgendwann zu mir gestoßen kamen.
Doch interessiert hatte mich das nicht. Stattdessen schweiften meine Augen weiterhin über den Club, wobei mir der genervte Blick nur so ins Gesicht geschrieben war.
Zumindest bis meine Augen ein Mädchen in der Menge ausmachten oder besser gesagt an der Bar.
Und dieses Mal war ich mir ziemlich sicher, dass es Kylie war, denn ihre blauen Augen starrten mich mindestens genau so intensive an wie meine Schwarzen ihre.
Außerdem war ich komplett nüchtern.
Anscheinend hatte sie mich bereits erkannt. Doch bevor ich irgendwas machen konnte, hatte sie sich bereits wieder abgewendet und lehnte sich nun über die Bar um Liam etwas ins Ohr zu flüstern.
Nun umspielte ihr Mund wieder ein Lächeln und ich konnte sehen, wie sie nach dem Handgelenk des Jungen griff, der sie darauf nur benommen anstarrte, bevor sie ihm erneut etwas ins Ohr flüsterte.
Dieser nickte darauf nur, bevor er von der Bar verschwunden war.
Mit zusammen gekniffenen Augen setzte ich mich etwas auf. Den viel zu schmalen Barjungen konnte sie anscheinend um den Finger wickeln, aber sich auf mich einlassen war unmöglich.
Ohne weiter darüber nachzudenken erhob ich mich und steuerte aus der Lounge strickt auf sie zu.
„Den hast du aber schnell herumbekommen", kommentierte ich die ganze Situation, als ich bei ihr angekommen war, worauf sie erschrocken herumfuhr.
„Ich frag mich schon die ganze Zeit, wie du überhaupt hier reingelassen wurdest. Achtzehn bist du ja wahrscheinlich noch nicht, oder?", redete ich weiter, wobei ich meinen Blick an ihr herunterwandern ließ.
Sie hatte einen glitzernden Rock mit einem Top, dass einen ziemlich tiefen Ausschnit besaß und hohe Schuhe an. Ihre schwarzen Haare waren leicht gewellt und riefen in jedem Jungen das Gefühl hoch sie anzufassen und an ihnen zu ziehen.
Alles in allem...sie sah heiß aus.
Aber wann sah sie das eigentlich nicht.
„Ich bin siebzehn und siebzehn ist fast wie achtzehn", entgegnete sie nur auf meine Frage, bevor sie sich leicht von mir abwandte.
„Ich bezweifle aber, dass du das dem Türsteher erzählt hast, sonst würdest du ja schließlich auch nicht hier stehen"
„Jeder hat halt seine Tricks", gab sie darauf nur stumpf als Antwort und würdigte mich dabei nicht mal eines Blickes.
Ich folgte nur ihren Augen, die sich nun wieder auf Liam gelegt hatten, der gerade aus der Küche gekommen war.
„Du willst mir nicht zufällig verraten, warum du was mit dem Bierjungen machen möchtest aber nicht mit mir?", raunte ich in ihr Ohr, worauf leicht zusammen zuckte und ich die Gänsehaut auf ihrem Arm erkennen konnte.
„Im Gegensatz zu dir hat er nicht so ein aufgeblasenes Ego und gafft mir auch nichz durchgehend auf den Hintern"
„Ach da wäre ich mir aber nicht so sicher. Zumindest bei der Sache mit dem Gaffen", murmelte ich, worauf sie nur mit den Augen rollte.
„Außerdem sieht er besser aus als du", vernahm ich sie noch patzig sagen, was mich erneut schmunzeln ließ.
„Du brauchst nicht lügen", entgegnete ich nur gelassen, worauf man erkennen konnte, wie sie sich etwas auf die Lippe biss.
„Du hast es geschafft den Türsteher anzulügen, also warum sollte ich dir das glauben"
„Keine Ahnung, denk dir die Antwort selber aus. Aber es wird trotzdem nichts dran ändern, dass ich nicht mit dir ausgehen werde."
Dabei musterte sie mich grimmige, bevor sie ihre schwarzen Haare über ihre Schulter warf und sich herumdrehte.
„Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich hab wichtigeres zu tun, als mich mit dir zu unterhalten. Dann steuerte sie auch schon weiter auf die Bar zu hinter der Liam gerade hervorkam.
„Ich bezweifle, dass anderen Leuten die Zunge in den Hals stecken wichtiger ist", rief ich ihr noch hinterher, aber erhielt darauf als Antwort nur den Mittelfinger.
Dann war sie auch schon in der Menge verschwunden.
Zerknirscht rümpfte ich etwas meine Nase, bevor ich mich umdrehte und zurück zur Lounge lief.
„Die Kleine hat dich aber ordentlich abblitzen lassen", kommentierte auch schon Rick die Situation, als ich mich in das weiche Leder der Couch sinken ließ und grinste mich dabei an.
„Die gehört meinem Bruder", murmelte ich darauf nur als Antwort und wendete meinen Blick wieder auf die Menge.
Als Antwort vernahm ich aber nur das Lachen von Rick.
„Dafür schaust du sie aber ziemlich oft an"
„Schnauze", grummelte ich nur und probierte mit meinen Augen Kylie in der Menge ausfindig zu machen.
Aber fehlgeschlagen. Das hübsche schwarzhaarige Mädchen war nirgends in der Menge zu sehen.
„Ist Liam noch an seinem Ort", wechselte Rick schließlich das Thema, worauf ich nur den Kopf schüttelte.
„Der macht Pause", antwortete ich nur. Sofort schnellten Ricks Augenbrauen in die Höhe. „Der macht Pause??"
„Ja", grummelte ich erneut. Der sollte sich mal nicht so aufregen. Für ein paar Minuten kam der Junge doch auch alleine klar. Und wenn er Glück hatte machte Kylie vielleicht auch mit ihm herum.
Ricks Blick wurde aber nicht besser, als plötzlich ein leises Piepen von seinem Handy ertönte. Es war der Peilsender.
Mit ernsten Blicken schauten wir uns beide an, worauf ich nur nickte.
„Schickt die Männer los", wies ich ihn nur an. „Egal wo sich der Junge jetzt reingeritten hat, die sollen den da rausholen"
Mit einem Nicken griff Rick zu seinem Handy und hielt sich dies ans Ohr.
Ich dagegen ließ meinen Blick weiter über die Menge wandern, um nach einer ganz bestimmten Person zu schauen.
Aber so wie ich es vermutet hatte, konnte man sie nicht finden.
Und nun dämmerte es mir langsam.
Kein Wunder, dass ich dieses Mädchen von Anfang an so interessant fand.
Wir beide teilten wahrscheinlich das selbe Schicksaal.
Irgendwie liebe ich es aus Angelos Sicht zu schreiben. Ich hoffe euch gefällts auch :)
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