(So 26.09.1999) Das ungeborene Kind
>>Wir sollten darüber reden, was gestern passiert ist! <<, sagte Remus seufzend und fuhr sich mit der einen Hand, durch das sowieso schon strubbelige Haar.
>>Wieso, was ist denn gestern passiert? <<, fragte ich neckisch und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
>>Hermine, du nimmst das auf die viel zu leichte Schulter! Ich hätte dich verletzten können. << Er raufte sich weiter die Haare, während er vor mir auf und ab tigerte.
>>Hast du aber nicht! <<, sagte ich schlicht und trank einen Schluck von meinem Kaffee.
>>Ich stand kurz vor der Verwandlung. Hättest du nicht zufällig auf die Uhr geschaut...Merlin dann...dann...<< Fahrig fuhr er sich über das verzweifelte Gesicht und suchte anscheinend nach Worten.
>>Nun beruhige dich doch! Es ist doch gar nichts Schlimmes passiert. Ich war rechtzeitig aus der Hütte raus und hatte sogar noch Zeit, die Tür zu versiegeln. Also, alles gut<<, versuchte ich ihn zu beruhigen und biss ein Stück von meinem Brötchen ab.
>>Ich hab dich gestern fast vergewaltigt und danach fast zerfleischt und du sagst, alles ist gut? << Er schien kurz davor zu sein zu hyperventilieren. Seufzend stand ich auf und wollte ihn in meine Arme schließen, doch er zuckte vor mir zurück.
>>Remus, du hast mich weder „fast vergewaltig" noch „beinahe zerfleischt", ganz im Gegenteil. Es war ein wundervoller Abend gewesen, der zwar ziemlich abrupt endete, aber trotzdem himmlisch war. << Vorsichtig griff ich nach seiner Hand und strich beruhigend mit dem Daumen darüber.
>>Das ist ein Scherz, oder? << ungläubig starte er mich an.
>>Nein, das ist kein Scherz! Das ist mein voller Ernst und ich würde es jederzeit wiederholen. << Liebevoll lächelte ich ihn an und strich seine Haare glatt. Der Schock stand noch immer in seinen Augen geschrieben.
>>Ich...Ich denke ich nehme mal ein Bad. Ich muss das erstmal verdauen<<, meinte er fahrig und entzog mir seine Hand.
>>Aber Frühstücken tust du noch, oder? <<, rief ich ihm hinterher, als er aus der Küche verschwand.
>>Mal sehen<<, schallte die Antwort zurück. Während Remus im Bad beschäftig war, aß ich mein Frühstück auf und kümmerte mich um Krummbein. Nach einer geschlagenen Stunde war Remus noch immer nicht wieder aufgetaucht. Besorgt klopfte ich an der Badezimmertür. Doch ich erhielt keine Antwort.
Sorgenvoll drückte ich die Türklinke hinunter und war erleichtert, dass die Tür nicht verschlossen war. Vorsichtig spähte ich ins Badezimmer. Remus lag im dampfenden Wasser, seine Arme lagen auf dem Beckenrand, den Kopf hatte er in den Nacken gelegt und er schien zu schlafen. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ich schaffte es nicht meinen Blick von ihm abzuwenden. Seine Haut war trotz des heißen Wasser blass und er sah krank aus. Mir war klar, dass die vergangene Nacht schuld daran war. Also nichts, worüber ich mir Sorgen machen müsste. Er atmete gleichmäßig und ruhig und schien wirklich tief und fest zu schlafen. Sollte ich ihn besser wecken? Sein Bett war bestimmt bequemer.
>>Remus! <<, flüsterte ich vorsichtig und trat näher an ihn heran.
>>Hmm...Komme gleich<<, murmelte dieser im Halbschlaf und drehte den Kopf zur Seite.
>>Magst du nicht lieber in dein Bett gehen? Die Badewanne sieht sehr unbequem aus<<, sagte ich schmunzelt und strich im sacht über die Wange. Ich kniete mich vor die Wanne und betrachtete sein schlafendes Gesicht.
>>Hmmhmm<<, grummelte er nur zu Bestätigung und schien dabei zu sein, wieder einzuschlafen. Langsam strich ich mit den Fringer über sein Gesicht, hinunter zum Hals, über seine Brust und wartete auf eine Reaktion von ihm. Als er sich nicht rührte, strich ich weiter abwärts zu seinem Bauch.
Durch das regelmäßige Essen war seine Statur nun keines Wegs mehr abgemagert, sondern eher athletisch. Ich nutze die Zeit und musterte jedes bisschen Haut was ich entdecken konnte. Unbemerkt glitt meine Hand dabei immer weiter nach Süden, doch ich kam nicht weit, denn Remus hielt sie mit seiner auf.
>>Soll ich nicht weiter machen? << fragte ich verschmitzt und musste grinsen, weil er das Gesicht verzog. Verschlafen blinzelte er mich an.
>>Wer bist du und was hast du mit meiner Hermine gemacht? <<, meinte er nur und setzte sich gerade hin. Dabei ließ er meine Hand los und ich zog sie anstandshalber zurück. Ich sah zu, wie er sich Wasser ins Gesicht spritze und mit beiden Händen durch sein nasses Haar fuhr.
>>Ich bin immer noch Dieselbe. Du hast mich nur noch nicht, auf diese Art und Weise, kennengelernt. << Ich zwinkerte ihm zu und stand dann auf, um meine Hände abzutrocknen.
>>Oh je, auf was hab ich mich da nur eingelassen? Verschonen einen armen, alten Mann! <<, meinte er mit einem schiefen Lächeln. Dann stand er auf, stieg aus der Wanne und griff nach einem nahegelegenen, weißen Handtuch. Langsam ging ich auf ihn zu, noch immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
>>Das kannst du vergessen und im Übrigen bist du noch gar nicht alt. << Ich schlang meine Arme um seinen nassen Körper und legte meinen Kopf in seine Halsbeuge. Ich ließ mich von seiner Wärme umhüllen und schloss die Augen.
>>Du machst mich fertig Weib<<, lachte er und legte nun ebenfalls die Arme mich.
>>Ich hoffe du weißt was du tust, wenn du dich auf einen Werwolf einlässt. << Ich konnte spüren, wie er den Duft meiner Haare einsog und mich fest an sich drückte.
>>Glaub mir, Remus, das weiß ich ganz genau<<, antwortete ich schmunzelnd. Nachdem er sich abgetrocknet und noch etwas zu Essen zu sich genommen hatte, verschwand er in seinem Zimmer, um noch eine Runde zu schlafen.
Am Nachmittag standen dann unverhofft Harry und Ginny in der Tür. Beide wirkten irgendwie gestresst. Harrys Haare standen in alle Richtungen ab, so als ob er mehrere Male mit der Hand hindurch gestrichen hätte. Ginny funkelte ihn immer wieder böse an. Mir schwante böses. Offensichtlich hatten sich die beiden gestritten.
>>Das ist aber schön, dass ihr uns mal besuchen kommt. Remus schläft allerding noch. Ihr wisst ja, letzte Nacht war Vollmond<<, begrüßte ich die Beiden mit einem aufgesetzten Lächeln. Innerlich wartete ich nur auf den Sturm, dem ich mich gleich entgegen stellen musste.
>>Verzeih, das wir hier so unangemeldet auftauchen. Ich hoffe wir bereiten dir keine Unannehmlichkeiten<<, sagte Harry mit einem unsicheren Lächeln. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Ginny ihm einen anklagenden Blick zuwarf, den ich nicht nachvollziehen konnte.
>>Nein, nein. Ihr stört doch nicht. Bitte nehmt doch schon einmal ihm Wohnzimmer Platz. Kann ich euch eine Tasse Kaffee anbieten? <<, fragte ich höflich und hoffte darauf, der angespannten Stimmung entfliehen zu können.
>>Gerne<<, antwortet Ginny schlicht und ging voraus. Harry trottete ihr hinterher und ich war froh, dass ich mich in die Küche zurückziehen konnte. Ich ließ mir extra Zeit, den Kaffee zuzubereiten. Währenddessen hörte ich aus der Stube keinen Mucks. Das beunruhigte mich noch mehr. Letztendlich musste ich ja dann doch die Küche verlassen. Sorgsam schenkte ich den beiden Kaffee ein und nahm dann angespannt in einem Sessel Platz.
>>Also, was für Wogen soll ich denn diesmal glätten? <<, viel ich mit der Tür ins Haus und steuerte auf das Unvermeidliche zu. So schneller hätte ich es hinter mir. Hoffte ich zumindest. Den Blickwechsel von Harry und Ginny ignorierte ich dabei gekonnt. Es war nicht das erste Mal, dass sie zu mir kamen, wenn sie eine Ehekrise zu bewältigen hatten. Keine Ahnung warum, wahrscheinlich weil ich steht's unparteiisch war. Doch das war nur eine Vermutung.
>>Harry ist der Meinung, dass ich bei dem Kampf nicht dabei sein sollte. << Wütend schaute Ginny ihren Ehemann an. Dieser blickte ernst zurück.
>>Ich weiß gar nicht, was du hast. Du bist im vierten Monat schwanger und solltest dich nicht unnötig in Gefahr begeben. Stell dir vor, wenn du von einem Fluch in den Bauch getroffen wirst. Dann verlierst du unser Kind. Willst du das? << Erschöpft fuhr sich Harry übers Gesicht. Es sah so aus, als ob er diese Diskussion schon mehrere Male geführt hatte.
>>Natürlich will ich das nicht, aber wie oft muss ich dir denn noch sagen, dass ich schon auf meinen Bauch aufpassen werde. Ich lege einen Schutzzauber darüber und dann kann dem Kind nichts passieren<<, verteidigte sich Ginny.
>>Ginny, kein Schutzzauber ist dauerhaft. Du müsstest ihn ständig erneuern und im Duell hast du kaum Zeit für so etwas. Außerdem ist es ein enormes Risiko, im Kampf ständig ein Schutzschild auf deinen Bauch zu begrenzen. Du kannst dich dadurch nicht vollends konzentrieren<<, konterte Harry und schaute verzweifelt zu mir herüber.
>>Da muss ich Harry Recht geben, Ginny. Wenn du ein Schutzschild aufrechterhältst, während du dich duellierst, büßt du wertvolle Zauberkraft ein und du musst dich ständig auf zwei Sachen gleichzeitig konzentrieren. Das klingt nach keiner Guten Idee. Du setzt dein Kind einem großen Risiko aus! <<, sagte ich und blickte meine beste Freundin mitfühlend an. Ich verstand, dass sie dem Orden zur Seite stehen wollte. Doch hier ging es um das Leben ihres Kindes.
>>Jetzt stehst du also auf seiner Seite? <<, fauchte sie und bekam einen hochroten Kopf.
>>Ich stehe auf gar keiner Seite, Ginny! Doch ich kann Harrys Standpunkt verstehen. In dir wächst ein Leben heran. Willst du das Kind wirklich so einer Gefahr aussetzten? Du könntest es im schlimmsten Fall verlieren und dann? Dann machst du dir ewig Vorwürfe<<, sprach ich eindringlich.
>>Du verstehst das nicht! Ich kann doch nicht zu Hause rumsitzen und nichts tun, während ihr alle euer Leben riskiert. << Verzweifelt glitt Ginnys Blick zwischen mir und Harry hin und her.
>>Wie kannst du nur so egoistisch sein? Dein Leben und das Leben deines Kindes aufs Spiel zu setzen, nur um an einem blödsinnigen Kampf teilzunehmen? Hast du nur einen Gedanken daran verschwendet, wie deinem Mann zumute sein wird, sollte dir, oder deinem Kind etwas zustoßen? Nein hast du natürlich nicht! Sieh mich an...Tonks sollte auch zu Hause bleiben und auf unser ungeborenes Kind aufpassen, aber nein, sie wollte ja unbedingt kämpfen. Und jetzt...ist sie tot. Ich hab sie beiden an nur einem einzigen Tag verloren. Kannst du dir nur im Entferntesten vorstellen, wie das ist? Vielleicht denkst du mal darüber nach! << Keiner hatte bemerkt, dass Remus im Türrahmen gestanden hatte.
Alle starten den vor Wut zitternden Mann an. Nur am Rande bekam ich mit, wie Ginny in Tränen ausbrach und in ihrem Sessel zusammensank. Harry war weiß wie die Wand geworden und starrte Remus ebenso geschockt an, wie ich. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Tonks war schwanger gewesen? Sie war mit ihrem ungeborenen Kind in den Kampf gezogen? Remus hat seine Frau und sein Kind verloren? Warum hat er nie etwas gesagt? Er hat ein Jahr gelitten, ohne etwas zu sagen! Wie konnte man nur mit so einem Schmerz leben? Ich sah wie in Remus Augen die ersten Tränen schimmerten. Mein ganzer Körper schien unter Schock zu stehen. Meine Muskeln wollten sich nicht bewegen, doch ich zwang sie dazu. Zwang meinen Körper dazu aufzustehen. Doch da war er schon weg. Ich hörte wie die Haustür ins Schloss viel. Unbewegt stand ich da. Er konnte sich erinnern...
>>Remus<<, flüsterte ich, obwohl ich wusste, dass er mich nicht hören konnte. Heiße Tränen bannten sich ihren Weg aus meinen Augen und flossen an meinen Wangen hinab. Noch immer war ich zu geschockt, um mich zu bewegen. Unschlüssig stand ich vor meinem Sessel und blickte zu Tür. Neben mir hörte ich Ginny schniefen.
>>Harry? Harry ich verspreche dir, dass ich zu Hause warten werde<<, sagte sie mit brüchiger Stimme, doch Harry antwortet nicht. Ich kannte seine Gedanken.
>>Was...was machen wir jetzt? <<, flüsterte ich verzweifelt. Ich hatte schreckliche Angst, um Remus. Was wenn er nicht wieder kommen würde?
>>Gib ihm ein wenig Zeit. Er wird schon wieder auftauchen. Er muss nur erstmal seine Gedanken ordnen<<, murmelte Harry. Langsam drehte ich mich zu ihm um und blickte in sein kalkweißes Gesicht. Er erwiderte meinen Blick nicht, sondern starrte reglos die Tür an.
>>Ich hoffe du hast Recht<<, antwortet ich leise und blickte zum Fenster hinaus. Die Sonne stand noch hoch am Himmelszelt, doch bald würde sie untergehen. Hoffentlich war Remus bis dahin wieder zu Hause.
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