(Sa 31.07.1999) Harrys 19 Geburtstag

Unschlüssig stand ich vor meinem Kleiderschrank und versuchte ein passendes Outfit für den heutigen Tag zusammen zu stellen. Die Wanduhr verhöhnte mich mit ihrem überlauten Ticken und ich warf ihr immer wieder böse Blicke zu. Doch es nützte nichts. Ich musste mich sputen, wenn ich noch rechtzeig zu Harrys Geburtstagparty kommen wollte. Ich freute mich schon seit Wochen darauf. Nicht unbedingt auf die bevorstehende Feier, sondern auf die ganzen Leute die ich wieder sehen würde. Viele hatte ich seit einer halben Ewigkeit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Unschlüssig griff ich nach einer hellen Jeans und einer weinroten Bluse. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass ich ganz annehmbar aussah. Eine Jacke würde ich nicht brauchen, da die Außentemperatur noch immer ziemlich warm war. Halbwegs pünktlich apparierte ich nach Godric's Hollow, wo Harry sein Elternhaus wieder aufgebaut hatte und dort mit seiner Frau Ginny lebte. Als ich den stark begrünten Garten betrat, waren schon viele Leute anwesend. Ich entdeckte die komplette Weasley Familie, die Lehrerschaft von Hogwarts und mehre Ordensmitglieder.

>>Hermine, da bist du ja! <<, hörte ich eine Stimme rufen und schon kam Ginny auf mich zugestürmt. Herzlich wurde ich umarmt.

>>Du ich muss dir unbedingt was erzählen...<< Doch ich erfuhr nicht mehr, was Ginny mir berichten wollte, da Mrs Weasley mich unverhofft mit sich zog, zu ihrer Familie.

Von allen Seiten wurde ich begrüßt und umarmt und kam gar nicht dazu, etwas zu erwidern.

>>Mädchen, du musst mehr essen. Bist ja schon ganz abgemagert. Du solltest öfter zum Essen vorbei kommen. Wir würden uns freuen<<, bemutterte mich Mrs Weasley zugleich. Zum Glück musste ich ihr nicht lange zuhören, denn Ginny geleitete alle Gäste in Richtung eines großen Zeltes, in der Mitte des Gartens. Neugierig blickte ich mich um. Es gab eine große Tanzfläche, ein ebenso großes Buffet mit einem riesigen Schnatz als Geburtstagstorte. Stehtische und Tische mit Sitzgelegenheiten, waren im ganzen Zelt kreuz und quer verteilt. Alles war sommerlich dekoriert.

>>Setzt euch doch bitte alle<<, rief Harrys magisch verstärkte Stimme. Ich suchte mir einen Sitzplatz bei Ginny und Ron am Tisch. Es dauerte einige Minuten, bis endlich Ruhe einkehrte und sich jeder einen Stuhl gesucht hatte.

>>Nun zu allererst, freue ich mich natürlich, dass Ihr so zahlreich erschienen seid. Wie ihr ja alle wisst, bin ich heute wieder um ein Jahr älter geworden, aber es gibt auch gute Nachrichten. Ich verkünde hiermit Stolz, dass Ginny und ich in nächster Zeit ein Kind erwarten. << Mehrere Glückwünsche und Geklatsche war zu hören. Auch ich applaudierte.

>>Danke, danke. Also, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, erfahren wir erst in ein paar Wochen. Ihr müsst euch also noch etwas gedulden, was das Geschenke einkaufen angeht. << Ein paar Leute lachten oder tuschelten aufgeregt miteinander. Ich konnte hören, wie George schon anfing Wetten abzuschließen, was es denn werden würde.

>>Nun aber, denke ich, ist es an der Zeit anzustoßen. << Überall auf den Tischen erschienen wie von Zauberhand Sektgläser.

>>Darf ich also bitten euch zu erheben! <<, rief Harry über die Köpfe hinweg und alle standen auf und nahmen ihre Gläser in die Hand.

>>Also auf meinen Geburtstag! << Damit prosteten sich alle zu und nippten an ihrem Sekt.

>>So, und nun würde Albus Dumbledore sagen: „Haut rein und feiert schön". << Alle lachten und einige stürmten gleich los zum Buffet. Auch ich holte mit ein Stück Torte und etwas Punsch. Dann ging ich Harry beglückwünschen und überreichte ihm mein Geschenk. Es war natürlich das neueste Quidditch Buch auf dem Markt. Harry bedankte sich recht herzlich und verschwand dann in der Menge. Derweilen machte ich mich über den überaus leckeren Kuchen her. Natürlich Harrys Lieblings Sorte. Siruptorte. Ich ließ es mir schmecken und unterhielt mich mit Ron und Ginny. Gegen Abend hin, wurde die Stimmung immer ausgelassener. Viele torkelten schon durchs Zelt oder vollführten komische Tänze auf der Tanzfläche. Auch ich war mittlerweile leicht angeheitert. Zu meinem Leidwesen saß ich jetzt nur noch mit Ron am Tisch, denn Ginny war mit Harry tanzen gegangen. Das war das erste Mal, seit unserer Trennung, dass wir alleine waren.

>>Hey, Mine da wir allein sind ka' ich dich ja jetzt was fragen...<<, nuschelte Ron, der schon reichlich Alkohol konsumiert hatte. Mein Sektglas, was ich schon die ganze Zeit nervös zwischen den Finger drehte, wurde rasch von mit gelernt.

>>Was denn? <<, fragte ich, und innerlich wappnete ich mich schon auf alle Eventualitäten.

>>Will'ste nicht wieder mit mir zusammen sein? << Geschockt und völlig überrumpelt starrte ich Ron an. Ich hatte mich doch hoffentlich gerade verhört. Wir hatten es gerade geschafft, wieder wie beste Freunde miteinander umzugehen, da fragte er mich ernsthaft, ob wir wieder zusammen sein wollen?

>>Was? Nein, Ron! << sagte ich bestimmt und wollte aufstehen, doch Ron hielt mich am Arm fest.

>>Ach komm schon Mine...wir lieben uns doch. << Ron versuchte mich zu einem Kuss runter zu ziehen, doch ich schubste ihn weg. Schnell rannte ich aus dem Zelt. Mein Atem ging nur stoßweise, als ich die mittlerweile kühle Abendluft einzog. Ich versuchte meine stockende Atmung und meinen völlig unkontrollierten Herzschlag zu regulieren und blickte mich im menschenleeren Garten um. Wie kann Ron nur auf die Idee kommen, dass ich wieder mit ihm zusammen sein will? Oder hatte nur der Alkohol aus ihm gesprochen? Ich fuhr mir durchs Haar und brachte dabei meine Frisur völlig durcheinander. War unsere Freundschaft damit zerstört? Wie sollte ich mit Ron befreundet sein, wenn er mich noch liebte? Es war zum Haare raufen.

Verzweifelt schweiften meine Augen immer wieder hin und her, bis mein Blick an einer Silhouette am Gartenzaun hängen blieb. Zögerlich überquerte ich die Wiese. Remus saß mit dem Rücken zu mir auf dem Zaun und blickte in den Sonnenuntergang. Besorgt musterte ich meinen ehemaligen Lehrer.

>>Remus...? <<, fragte ich vorsichtig und blieb neben ihm stehen. Er schien mich gar nicht wahr zu nehmen. Ich schob meine Sorgen in den Hintergrund und legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter.

>>Ist alles in Ordnung? <<, hackte ich nach. Wieder fiel mir auf, wie viel Wärme sein Körper ausstrahlte. Es war ein angenehmes Gefühl. Ein Gefühl von Geborgenheit. Ich hörte wie Remus seufzte und seinen Blick auf den Boden richtete.

>>Ja...alles gut<<, murmelte er. Empört schaute ich ihn daraufhin an.

>>Das kannst du ja vielleicht dem Weihnachtsmann erzählen, aber mir nicht! Also, was ist los? <<, fragte ich erneut. Eine kurze Weile herrschte Stille.

>>...Ich...Dora und ich..., wollte nach dem Krieg... auch Kinder bekommen<<, sagte er leise und vermied es mich anzublicken. Mitfühlend schaute ich zu ihm rüber.

>>Versteh mich nicht falsch..., ich freu mich riesig für Harry und Ginny und trotzdem muss ich zugeben..., dass ich neidisch auf sie bin. << Ich beobachtete wie Remus einen großen Schluck aus einer Flasche nahm, die ich vorher gar nicht bemerkt hatte. Dem Geruch nach zu urteilen, war es Feuerwhiskey.

>>Und du meinst Alkohol wird dir helfen? <<, fragte ich nach und nahm ihm die Flasche aus der Hand. Sie war halb leer.

>>Nein, aber er hilft alles für einen Moment zu vergessen<<, murmelte Remus. Noch immer sah er mich nicht an. Seine Haare waren ihm ins Gesicht gefalle. Ich bemerkte, dass er versuchte ruhig zu atmen, doch ich konnte sein unterdrücktes Zittern spüren. Es tat mir in der Seele weh, ihn so zu sehen. Und ohne es zu wollen, verspürte ich das dringende Bedürfnis ihn beschützen zu wollen. Ich kam mir bei dem Gedanken ziemlich lächerlich vor. Remus war bestimmt kein Mann, der beschützt werden musste, trotzdem konnte ich das Gefühl nicht abstellen.

>>Du solltest öfter raus gehen, Remus! Das würde dich ablenken <<, schlug ich vor und setzte mich neben ihn auf den Zaun.

>>Ich halte mich fast ausschließlich draußen auf<<, meinte Remus und ich konnte ein verbittertes Lächeln auf seinen Lippen erkennen.

>>Ich meinte damit, dass du mehr unter Menschen gehen solltest. Die Einsamkeit tut dir auf Dauer nicht gut. Kein Mensch ist gerne allein<<, erklärte ich und blickte der Sonne zu, wie sie langsam am Horizont verschwand. Hinter uns hörte man die Musik und das Gelächter der Partygäste.

>>Die meisten Menschen meiden mich und ich zwingen ihnen meine Gesellschaft nicht auf. Außerdem war ich schon immer allein. Meine Schulzeit mal ausgenommen und die kurze Zeit, die ich mit Dora verbringen durfte... Ich hab mich daran gewöhnt. << Ich sah wie seine Hand zu dem Medaillon, an seinem Hals wanderte.

>>Remus, ich weiß du wirst das vielleicht nicht gerne hören, aber meinst du nicht, es wäre besser jetzt nach vorne zu blicken, als an der Vergangenheit festzuhalten? << Es hatte mich reichlich Überwindung gekostet, diese Frage zu stellen, doch ich wusste das es das Beste für Remus war, der Realität ins Auge zu blicken.

>>Es klingt vielleicht hart, aber... Dora ist tot. Und sie ist gestorben, für eine bessere Welt. Und am besten bewahrst du ihr Andenken, indem du in dieser Welt, für die sie gekämpft hat, glücklich wirst. << Abwartend schaute ich ihn an. Und sah wie er langsam den Blick hob und die Hand von der Kette um seinen Hals nahm. Ich hörte ihn seufzen und zum erstem mal an diesen Abend, sah er mir direkt in die Augen. Ich sah das Chaos an Gefühlen und lächelte ihn aufmunternd an.

>>Ich... weiß nicht ob ich das kann<<, sagte er leise und wand den Blick wieder ab, Richtung Sonnenuntergang. Schweigend sahen wir der Sonne beim Untergehen zu. Jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftig.

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