(Sa 21.08.1999) Amnesie

Ich spürte nur noch Schmerz. Jede Faser in meinem Körper schien zu brennen. Mein Schädel dröhnte so stark, dass ich das Gefühl hatte, er würde gleich zerspringen. Ich lag mit geschlossenen Augen auf der schäbigen Liege. Stunden müssen es gewesen sein, die Umbridge mich jetzt gefoltert hatte. Doch ich hatte ihr nichts verraten. Weder wo das Hauptquartier war, noch wer sich alles im Orden befand. Frustriert war sie zum Glück, endlich gegangen und ich war allein. Ich lauschte meinem Herzschlag und versuchte mich zu beruhigen. Blut lief mir aus Nase und Mund, doch ich versuchte es krampfhaft zu ignorieren. Ich spürte die Panik in mir wachsen. Ich hatte wieder das Bedürfnis, mich schnellmöglich zu waschen. Doch hier in der Zelle...Unmöglich. Immer wieder versuchte ich mich zu beruhigen, um keine Panikattacke zu bekommen. Es ist doch nur ein bisschen Blut. Nichts Schlimmes. Greyback war tot. Er kann mich nie wieder anfassen. Alles ist gut.

Ein plötzlicher Knall riss mich aus meinen Gedanken. Erschrocken öffnete ich die Augen und sah einen kleinen Hauselfen vor mir stehen.

>>Winky? <<, fragte ich ungläubig und richtete mich unter Schmerzen langsam auf.

>>Miss Granger, endlich hat Winky sie gefunden. Winky sucht nun schon seit 20 Stunden nach Ihnen<<, piepste der Elf und kam auf mich zu.

Glücklich sah ich sie an. Das war meine Rettung.

>>Merlin sei Dank. Schnell Winky, wir müssen hier weg, bevor jemand bemerkt, dass du hier bist! Weißt du wo Remus sich befindet? <<, ratterte ich nervös herunter.

Ich hatte Mühe mit dem Aufstehen, doch ich schaffte es. Mit dem Ärmel wischte ich mir kurz durchs Gesicht, um es einigermaßen von Blut zu befreien.

>>Mr Lupin, befindet sich in einer Zelle gegenüber. Winky wird ihn gleich holen gehen. Hier, Ihre Zauberstäbe. Winky konnte sie einem dicken Zauberer abnehmen. <<

Stolz überreichte mir der Elf die beiden Stäbe.

>> Super Winky! <<, bedankte ich mich und schon packte mich die kleine Elfe am Handgelenk und wir apparierten.

Als wir wieder auftauchten, standen wir in einer Zelle, die meiner wie aufs Haar glich.

Doch wo war Remus?

Ich entzündete meinen Zauberstab und erhellte damit die Umgebung. Steinerne Wände und steinerner Boden. In der Mitte des Raumes stand ein blutverschmierter Stuhl. Als ich ihn sah, stockte mir kurz der Atem. Dann hörte ich ein heiseres Stöhnen, das aus einer Ecke zu kommen schien.

>>Remus? <<, fragte ich in die Stille, doch ich bekam keine Antwort. Zögerlich schritt ich zu der Liege, wo das Geräusch her gekommen war, ging in die Knie und spähte unter ebendiese. Remus lag mit geschlossenen Augen zusammengekauert auf der Erde. Erschrocken musterte ich ihn.

Er sah einfach nur furchtbar aus. Umbridge hatte wohl ihre ganze Wut an ihm ausgelassen.

>>Remus? Ich bin es, Hermine<<, sprach ich ihn vorsichtig an und streckte die Hand nach ihm aus. Urplötzlich jedoch, riss er dich Augen auf und zuckte vor mir zurück. Verwirrt blickte ich in sein angsterfülltes Gesicht. Remus war kein ängstlicher Mensch, und selbst wenn statt Meiner, Umbridge hier stehen würde, würde er ihr die Stirn bieten.

Irgendetwas stimmte hier nicht.

>>Geh weg! <<, schrie er mir panisch entgegen und rückte so nah an die Wand heran, wie es nur ging.

>>Remus, ich will dir doch nur helfen. Wir müssen hier raus, bevor die Todesser wieder kommen <<, versuchte ich ihm ungeduldig zu erklären. Was hatte diese Umbridge mit ihm gemacht?

>>Ich kenn dich nicht. Geh weg! << Wie vom Donner gerührt, starrte ich ihn an. Hatte er sein Gedächtnis verloren? Innerlich verfluchte ich diese krötengesichtige Hexe.

Doch es gab jetzt wichtigeres.

>>Ich tue dir nichts, wirklich! Aber wir haben keine Zeit mehr. Wir müssen jetzt schnellstmöglich hier raus! <<, sagte ich fordernd.

>>Raus? Wohin? << skeptisch musterte er mich.

>>Zu uns nach Hause. Nach Hogsmead. Da wohnen wir <<, antwortete ich ihm schnell. Doch er rührte sich nicht vom Fleck. Verzweifelst schaute ich ihn an.

>>Winky, komm! Du musst mir helfen! <<, sprach ich die kleine Elfe an. Winky verstand zum Glück sofort. Sie griff blitzschnell nach Remus und meiner Hand, und dann apparierten wir.

In meiner Wohnung angekommen, brach Remus sofort wieder stöhnend zusammen. Ich ignorierte meine eigenen schmerzhaften Glieder und kniete mich besorgt neben ihn. Offensichtlich hatte ihn das Apparieren schwer mitgenommen. Ängstlich und verwirrt schaute er sich um.

>>Wie? Wie sind wir hier her gekommen? <<, wollte er sogleich mit brüchiger Stimme wissen.

>>Das ist jetzt nicht so wichtig. Hauptsache wir sind zu Hause und es kommt bald Hilfe. << Mein Herz klopfte mir bis zum Halse. Ich schickte Winky nach Hogwarts, um Madam Pomfrey zu holen.

>>Du sagst ständig „Remus" zu mir, ist das mein Name? <<, fragte er schwach und blickte mich aus müden Augen an. Besorgt strich ich ihm ein paar Haarsträhnen aus dem blutigen Gesicht. Er hatte wirklich sein komplettes Gedächtnis verloren. Wie konnte das passieren?

>>Ja, das ist dein Name. Remus...Remus Lupin. << Ich versuchte ein beruhigendes Lächeln aufzusetzen, doch es misslang mir.

>>Mir tut alles weh<<, stöhnte er und schloss, mit schmerzverzerrtem Gesicht, seine Augen.

>>Nicht einschlafen! Du musst wach bleiben! <<, forderte ich ihn auf und strich vorsichtig über seine verletzte Wange. Erschöpft schlug er wieder seine Augen auf.

>>Erzählst du mir was? <<, murmelte er und ich griff automatisch nach seiner Hand. Kurz ließ ich meinen Blick über seinen geschundenen Körper gleiten. Überall waren seine Klamotten zerfetzt und gaben blutige Stellen frei.

>>Okay..., Madam Pomfrey kommt gleich. Sie ist eine Heilerin aus Hogwarts. Sie wird sich um deine Wunden kümmern. Dann wird es dir bald wieder besser gehen<<, fing ich unbeholfen an zu erzählen.

>>Hogwarts? <<, fragte er nach und drückte meine Hand.

>>Das ist eine Zauberschule. Du und ich haben dort das zaubern gelernt. Als ich 13 Jahre alt war, hast du als Lehrer dort unterrichtet<<, erklärte ich ihm lächelnd.

Nur zu gerne erinnerte ich mich an diese Zeit zurück.

>>Und jetzt unterrichte ich nicht mehr? <<, wollte Remus wissen. Vorsichtig strich ich ihm übers Haar.

Als ich ihm gerade antworten wollte, klingelte es unverhofft an meiner Tür.

>>Das wird bestimmt Madam Pomfrey sein<<, verkündete ich und sprang schnell auf. An der Tür angekommen, versicherte ich mich erstmal, dass auch wirklich die Heilerin dahinter stand. Zu meiner großen Überraschung, war aber nicht nur Madam Pomfrey gekommen, sondern auch Minerva McGonagall. Verwirrt öffnete ich die Tür.

>>Guten Tag Miss Granger! Wie Sie sehen, hab ich etwas Verstärkung mitgebracht<<, plapperte Madam Pomfrey gleich drauf los und rauschte einfach an mir vorbei.

>>Wie geht es Remus? <<, wollte Prof. McGonagall sogleich wissen.

>>Nicht gut. Er scheint sein komplettes Gedächtnis verloren zu haben, und er hat etliche Verletzungen<<, berichtete ich schnell und winkte die Professorin mit einer Handbewegung hinein. Im Wohnzimmer angekommen, sah ich wie Madam Pomfrey bereits neben Remus hockte.

>>Weißt du wer ich bin, Remus? <<, hörte ich sie fragen.

>>Nein, tut mir leid <<, entschuldigte er sich und blickte nervös zu der Schulheilerin auf. Ich bemerkte wie Madam Pomfrey, Prof McGonagall, einen schnellen Blick zu warf.

>>Also, mein Name ist Poppy Pomfrey. Ich bin Heilerin und werde jetzt ein paar Tests mit dir durchführen und mir dann die Wunden an deinem Körper anschauen. Danach wirst du ein paar Tränke zu dir nehmen müssen, damit es dir schnell wieder besser geht. Ist das in Ordnung? << Nachdem Remus ihr mit einem unsicheren Nicken zustimmte, schickte uns die Heilerin hinaus in den Flur.

>>Haben Sie eine Ahnung, wie er in diesen Zustand kam? << wollte meine alte Verwandlungslehrerin von mir wissen.

>>Nein, ich fand ihn so in seiner Zelle. Dolores Umbridge hatte ihn mehrere Stunden zuvor gefoltert <<, erklärte ich und erzählte ihr alles, was vorgefallen war.

Kurze Zeit später, stieß Madam Pomfrey wieder zu uns.

>>Nun Poppy, wie geht es Remus? << Das besorgte Gesicht der Heilerin gefiel mir gar nicht.

>>Die äußerlichen Verletzungen kann ich behandeln. Mehr Sorgen bereitet mir allerdings sein geistiger Zustand. Ich konnte keine Kopfwunde entdecken, die für seine plötzliche Amnesie verantwortlich sein könnte. Ich vermute ja, dass Legilimentik oder ein Obliviate angewandt wurde<<, philosophierte Madam Pomfrey.

>>Sie meinen, jemand hat sein Gedächtnis bewusst gelöscht? Welchem Zweck sollte dies dienen? << Prof. McGonagall hatte recht. Was hatten die Todesser davon, wenn sie Remus Gedächtnis löschten?

Es wäre doch einfacher gewesen ihn einfach zu töten.

>>Da liegt der Punkt. Ich vermute, dass nicht die Todesser, für Remus Amnesie, verantwortlich sind...sondern er selbst. << Verwirrt und geschockt starrten wir die Heilerin an.

>>Was? Sie meinen, Remus hat sich das selbst zugefügt? Aber wie? Ohne Zauberstab? Das...das ist doch unmöglich<<, stotterte ich fassungslos.

>>Es klingt unmöglich, aber es ist die einzige Erklärung die wir haben. Die Todesser würden einem nicht das Gedächtnis rauben, wenn sie doch auf Informationen aus sind. Nein, Remus muss es selbst getan haben, um den Orden zu schützen. << Ungläubig starrten Prof. McGonagall und ich, Madam Pomfrey, an. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein? Oder doch?

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