( Mo 20.09.1999 ) Der Plan
Ich schaute in seine goldenen Augen und konnte mich einfach nicht daran satt sehen. Ich wusste nicht, wie lange ich ihn schon so anstarrte, aber eins stand fest, mein Kaffee war bestimmt schon kalt geworden.
>>Hermine, willst du nicht langsam mal was essen? Du musst doch gleich zur Arbeit<<, sprach mich Remus vorsichtig an. Widerwillig wandte ich den Blick von ihm ab und widmete mich wieder meinem Frühstück. Remus schüttelte kurz den Kopf über mich, während er die nächste Seite seiner Zeitung aufschlug. Ich biss in mein Brötchen und begann wieder damit, ihn zu betrachten. Fasziniert beobachtete ich, wie seine Augen über die Zeilen glitten, wie sich ab und an eine Falte zwischen seinen Augenbrauen bildete, oder seine Mundwinkel leicht zuckten.
>>Hermine, ich fühle mich zwar geschmeichelt, aber könntest du bitte aufhören mich pausenlos anzustarren?! << Als er meinen Blick unverhofft erwiderte, schaute ich verlegen weg.
>>Entschuldige<<, murmelte ich schnell und biss erneut von meinem Brötchen ab.
>>Was ist denn los mit dir? Hab ich was im Gesicht? <<, fragte er nun leicht besorgt.
>>Nein das ist es nicht. Ich...ich schau dich nur gerne an. << Völlig perplex taxierten er mich. Augenblicklich schoss mir das Blut in den Kopf und ich verbarg mein glühendes Gesicht hinter meiner Kaffeetasse. Ich sah aus dem Augenwinkel das Remus gerade etwas erwidern wollte, als es unverhofft an der Tür klopfte. Wir tauschten skeptische Blicke aus. Wer wollte uns, zu so früher Stunde, einen Besuch abstatten? Ich wollte mich gerade von meinem Platz erheben, um die Tür zu öffnen, doch Remus war schneller.
>>Ich geh schon. Iss du lieber dein Brötchen auf, damit du mir heute nicht verhungerst! << Damit hauchte er mir einen schnellen Kuss auf die Lippen, ehe er im Flur verschwand. Ungeduldig kaute ich auf meinem Gebäck herum, während ich versuchte zu verstehen was im Flur besprochen wurde. Leider erfolglos. Krummbein streifte miauend um meine Beine herum und warf neugierige Blicke auf mein Marmeladenbrötchen.
>>Nein Krummbein! Das ist nichts für einen Kater. Du hast dein eigenes Fressen! <<, sagte ich schnell und schüttelte verneinend den Kopf. Kummbein warf mir daraufhin einen finsteren Blick zu und tapste beleidigt aus der Küche. Seufzend aß ich den letzten Bissen von meinem Frühstück auf. Neugierig stand ich auf, um zu sehen wer an der Tür war.
>>Also sehen wir uns genau in einer Woche, um fünfzehn Uhr im Krankenflügel. Und sei ja pünktlich! Du weißt wie ungeduldig, Severus, manchmal sein kann. << Ich war etwas überrascht, Madam Pomfrey im Türrahmen stehen zu sehen.
>>Ich werde rechtzeitig da sein, versprochen! <<, sagte Remus lachend und verabschiedete sich. Als ich bei ihm ankam, war die Haustür schon ins Schloss gefallen.
>>Was wollte denn Madam Pomfrey von dir? <<, wollte ich sogleich von ihm wissen.
>>Oh, sie hatte gute Neuigkeiten für mich. Snape ist mit dem Trank nächste Woche fertig. Ich soll dann nach Hogwarts kommen, damit ich ihn unter der Aufsicht von Madam Pomfrey einnehmen kann<<, erklärte er mir glücklich und zog mich in seine Arme. Ich war in einem Zwiespalt mit mir selbst. Auf der einen Seite freute mich unendlich für Remus. Doch auf der anderen... Er würde sich schlagartig wieder an alles erinnern. An seine traurige Kindheit, bevor er nach Hogwarts kam, ohne Freunde, an die erfolglose Suche nach einem Job, die Geldsorgen, den Tot seiner Frau, seiner Freunde, seiner Familie. Alles wird auf ihn einprasseln und sein Leben wird von jetzt auf gleich wieder ein Scherbenhaufen sein.
>>Freust du dich denn gar nicht? << Er rückte etwas von mir ab, um mir ins Gesicht zu sehen. Besorgt musterte er mich.
>>Remus, versprichst du mir was? << Sorgenvoll blickte ich zu ihm auf.
>>Alles, was du willst<<, sagte er ohne zu Zögern. Dabei strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
>>Wenn du dich wieder an alles erinnern kannst...Tue mir den Gefallen und blicke nicht zurück, sondern nach vorn! << Nachdenklich taxierte er mich und suchte anscheinend in meinem Gesicht eine Antwort darauf, warum ich so etwas von ihm verlangte.
>>Ich werde es versuchen<<, antwortet er nach einigen Sekunden. Ich umarmte ihn noch einmal fest, dann machte ich mich fertig für die Arbeit.
Im Ministerium lief alles drunter und drüber. Es gab noch so viel zu tun, bis zur Veröffentlichung der neuen Gesetzgebung für Werwölfe. Der Tagesprophet verlangte nach einem Interview. Der Zaubergamot-Verwaltungsdienst musste noch darüber informiert werden, wie die rechtliche Ahndung, im Falle des Verstoßes der Gesetze, auszusehen hatte. Das Werwolf Fangkommando sollte aufgelöst werden, woraufhin die Mitarbeiter in diesem Bereich neu verteilt werden mussten. Die Akten des Werwolf Registers, wo Werwölfe noch immer als „nicht-mitsprachefähige Tierwesen" vermerkt waren, sollten neu verfasst werden. Und dann war da noch das Werwolf-Unterstützungsamt, was auch völlig reformiert werden musste. Ich war also dementsprechend den ganzen Tag nur damit beschäftig, zwischen den einzelnen Büros hin und her zu hetzen und Akten von A nach B zu bringen.
Beinahe wäre ich noch zu spät zum Ordenstreffen gekommen. Merlin sei Dank, war ich nicht die Einzige die etwas knapp in der Zeit war. Prof McGonagall und Kingsley kamen mit mir zusammen am Grimmauldplatz Nr. 12 an. Remus hatte mir netterweise einen Stuhl freigehalten, sodass ich erschöpft neben ihm Platz nehmen konnte.
>>Guten Abend, alle zusammen! <<, begrüßte uns Minerva gleich darauf, sodass ich nicht einmal Zeit hatte, Remus zu begrüßen. Alle Gespräche um uns herum erstarben augenblicklich und Stille trat ein.
>>Es freut mich zu sehen, dass alle kommen konnten, denn es gibt wichtige Neuigkeiten. In den letzten Tagen habe ich zusammen mit Kingsley die Informationen ausgewertet, die die regelmäßige Überwachung des Herrenhauses ergaben. Wir konnten in Erfahrung bringen, dass sich die Todesser wiederhold einmal im Monat, für wenige Stunden, im Haus aufhalten. Allerdings konnten wir bis jetzt noch keinen genauen Zeitpunkt bestimmen, wann diese „Versammlungen" stattfinden. Wahrscheinlich sind sie durch den Ausbruch von Hermine und Remus vorsichtiger geworden und haben daher keinen bestimmten Tag für die Treffen festgelegt. Allerdings steht das Glück auf unsere Seite, denn der Monat ist fast rum und die Todesser haben sich bis jetzt noch nicht im Haus eingefunden. Wir gehen also davon aus, dass sie sich in den nächsten Tagen dort wieder versammeln werden. Darum ist es nun an der Zeit einen detaillierten Angriffsplan auszuarbeiten. << Ernst blickte Prof. McGonagall in die Runde.
>>Wenn ich kurz unterbrechen dürfte Minerva, schlage ich vor, dass es vom Vorteil wäre, die Schwachstellen des Hauses ausfindig zu machen. Alle, die Wachdienst gehalten haben, haben das Anwesen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Sicher ist dem ein oder anderen etwas aufgefallen<<, sagte Arthur Weasley und blickte fragend in die Runde.
>>Die Hintertür wäre zum Beispiel eine gute Möglichkeit, um in das Haus eindringen. Sie ist nur mit zwei Brettern vernagelt. Es dürfte ein leichtes sein, dieses morsche Holz zu entfernen<<, schlug Hestia Jones vor.
>>Ja, aber wer sagt uns, dass die Tür dahinter nicht mit einem starken Zauber versiegelt wurden ist und wenn wir versuchen diesen zu durchdringen, ein Alarm ausgelöst wird<<, warf wieder Mr. Weasley ein.
>>Dann versuchen wir es halt durch den Keller. Viele Fenster wurden schon eingeschlagen<<, meinte Harry neben mir.
>>Bedenke aber, dass nicht alle von uns die Statur haben, um durch ein so schmales Fenster zu klettern<<, erwiderte Dädalus Diggel und schüttelte den Kopf.
>>Bliebe nur noch die Möglichkeiten durch die Fenster im ersten oder zweiten Stock einzudringen. Aber die sind alle mit großen Holzpalisaden vernagelt<<, sagte George nachdenklich.
>>Was ist mit den Dachfenstern? Ich glaube mich daran erinnern zu können, dass diese nicht verbarrikadiert sind<<, verkündete Bill.
>>Du hast recht! Aber wir müssten, um an diese ran zu kommen, Besen als Hilfsmittel nehmen<<, warf Elphias Doge ein.
>>Nun, ich denke das stellt kein Problem dar<<, sagte Harry überzeugt.
>>Ich würde aber Vorschlagen, dass wir uns in zwei Gruppen aufteilen. Die einen gehen durch den Keller, die anderen steigen übers Dach ein. So können wir die Todesser im Hausinneren einkesseln<<, meldete sich nun Sturgis Podmore zu Wort.
>>Das klingt nach einer akzeptablen Lösung<<, stimmte Dädalus Diggel zu.
>>Das ist ja alles gut und schön..., bleibt aber noch die Frage offen, wo sich die Todesser überhaupt im Haus aufhalten? << Mit verschränkten Armen, blickte Severus Snape finster in die Runde.
>>Ich glaube ich habe mal einen schwachen Lichtschein im zweiten Stock ausmachen können. Aber vielleicht war es auch nur Einbildung gewesen<<, meinte Ron wenig überzeugend.
>>Hat sonst noch irgendwer etwas beobachtet oder gehört? << Alle schüttelten verneinend den Kopf.
>>Nun gut, dann müssen wir erstmal davon ausgehen, dass sie im ganzen Haus verteilt sind und extreme Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen<<, sagte Minerva McGonagall ernst.
>>Uns stehen leider nur 4 Tarnumhänge zur Verfügung. Die Mehrheit muss wohl den Desillusionierungszauber verwenden<<, antworte Kingsley darauf.
>>Das sollte ausreichend sein! << Nickte die Schulleiterin zustimmend.
>>Legen wir die Gruppenverteilung fest. Alle die sich zutrauen, durch ein schmales Kellerfenster zu klettern, heben bitte die Hand! << Ron, George, Lee Jordan, Harry, Ginny, Fleur, Angelina, Neville, Bill, Remus und ich hoben die Hand.
>>Damit hätten wir unsere erste Gruppe. Nun zum Rest. Wer kann alles gut auf einem Besen fliegen? << Kingsley Shacklebolt, Arthur Weasley, Hestia Jones, Dädalus Diggel, Elphias Doge, Severus Snape und Minerva McGonagall selbst, meldeten sich.
>>So, dann bleiben noch, Molly, Hagrid, Mundungus, Aberforth und Sturgis übrig. Ihr werdet die dritte Gruppe bilden, die das Gebäude von außerhalb bewacht, falls jemand entkommen sollte. << Auffordernd blickte McGonagall die Fünf genannten an.
>>Wir sollten außerdem eine Appariersperre errichten<<, schlug Aberforth Dumbledore vor.
>>Das wird ebenfalls die dritte Gruppe übernehmen. Während sich Gruppe eins und zwei, Zugang zum Haus verschafft...Ab sofort, müssen alle Ordensmitglieder auf Alarmbereitschaft sein. Sobald der übliche Wachdienst bemerkt, dass sich die Todesser erneut versammeln, muss Alarm geschlagen werden. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Remus, du wirst die erste Gruppe anführen! Kingsley, du übernimmst die Zweite und Aberforth die Dritte! << Kingsley und Aberforth nickten zustimmend, während Remus skeptisch die Augenbrauen zusammen zog.
>>Minerva, hältst du es wirklich für klug, wenn ich eine Gruppe anführe? <<, fragte er und ich musste ihm im Stillen zustimmen. Er beherrschte noch lange nicht alle Zauber und hatte auch noch kein einziges Duell, seit seiner Amnesie, ausgetragen. Wie sollte er da eine Gruppe anführen?
>>Nun Remus, ich verlasse mich auf deine Instinkte. << Optimistisch blickte McGonagall Remus an und schenkte ihm sogar ein kleines Lächeln. Mit großen Augen schaute ich sie an. Das konnte doch nicht ihr ernst sein?!
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