(Mi 29.09.1999) St.-Mungo-Hospital Teil 2
Der nächste Tag verlief weitestgehend ruhig, bis am Nachmittag Harry, Ginny und Ron auftauchten.
>>Und wie geht s dir? Hast du noch starke Kopfschmerzen? <<, fragte Ron sogleich und musterte mich besorgt.
>>Im Moment geht es<<, antwortet ich wahrheitsgetreu und lächelte meinen Freunden zuversichtlich zu.
>>Weißt du denn schon, wann du entlassen wirst? <<, wollte Ginny wissen.
>>Wahrscheinlich morgen. << Ich konnte es ehrlich gesagt gar nicht erwarten, dieses sterile Krankenzimmer zu verlassen. Seitdem ich hier gearbeitet hatte, hatte ich wohl eine gewisse Abneigung gegen Krankenhäusern entwickelt.
>>Schön, dass sie dich so schnell wieder entlassen<<, meinte Ron erfreut.
>>Wir können heute leider nicht so lange bleiben, denn wir müssen nachher noch ins Ministerium. Die Gerichtsverhandlungen beginnen um siebzehn Uhr und sie wollen unsere Zeugenaussagen haben<<, erzählte mir Harry. Ich gab nur ein stummes Nicken zur Antwort. Ich konnte noch gar nicht richtig fassen, dass wir es endlich geschafft hatten. Alle Todesser würden sich bald hinter Schloss und Riegel befinden.
>>Ach, was ich dir noch erzählen wollte. Ich habe vor meinen Job als professionelle Quidditchspielerin an den Nagel zu hängen und stattdessen als Quidditch-Korrespondentin beim Tagespropheten zu arbeiten. Damit ich zukünftig mehr Zeit für unser Kind und die Familie habe<<, erzählte mir Ginny vergnügt. Überrascht blickte ich zu ihr auf. Damit hatte ich nun nicht gerechnet, aber ich konnte ihre Beweggründe nachvollziehen.
>>Das hört sich nach einer fabelhaften Idee an, Ginny<<, sagte ich zuversichtlich.
>>Wo wir schon dabei sind, wir haben uns übrigens überlegt, dass unser Sohn James Sirius heißen soll. Was hältst du davon? <<, fragte mich Harry lächelnd.
>>Oha, gleich zwei Rumtreiber im Namen, das kann ja heiter weiter<<, lachte ich und blickte belustigt zu meinen Freunden auf.
>>Ja, da können sich die Lehrer in Hogwarts schon Mal auf was gefasst machen<<, sagte Harry augenzwinkernd.
>>So, Themawechsel. Hermine möchte doch bestimmt jetzt zu Remus gehen. Hab ich Recht? <<, meinte Ginny grinsend. Vorfreudig sprang ich aus meinem Bett, schlüpfte in meine Schuhe und eilte zur Tür. Leicht taumelte ich dabei, da ein kurzer Schwindelanfall mich ergriff. Doch ich fing mich schnell wieder und drückte die Klinke hinunter.
>>Da hat es aber jemand eilig<<, hörte ich sie hinter mir kichern. Doch ich ignorierte sie und lief stattdessen schnurstracks den Flur hinunter, zu Remus.
Remus war leichenblass im Gesicht, doch als ich das Zimmer betrat, erhellte sich seine Mine sofort. Ungefragt setze ich mich zu ihm aufs Bett und lächelte ihn leicht verunsichert an. Die anderen waren so nett gewesen, vor der Tür zu warten.
>>Na Hermine, ich hoffe es wird nicht zur Gewohnheit, dass wir uns ausgerechnet im St.-Mungo immer wieder treffen<<, scherzte er und strich mir kurz über die Wange.
>>Wie geht es dir denn? << Vorsichtig nahm ich seine Hand und drückte sie leicht.
>>Das sollte ich eher dich fragen. << Kurz musterte er mich besorgt, während ich ihn weiter fragend anblickte. Ergeben seufzte er.
>>Mir geht's gut. Die Heiler hier haben sich vorbildlich um mich kümmert. Die Rippenbrüche sind vollständig wieder verheilt und die Fluch-Verletzung fängt auch an, sich langsam aber sicher, zu schließen. Wird wohl noch ein oder zwei Tage dauern, bis wieder alles vollständig verheilt ist. << Leicht strich Remus mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Bedrückt senkte ich den Blick. Ich fühlte mich irgendwie schuldig. Wäre ich aufmerksamer gewesen, wäre vielleicht alles anders gelaufen.
>>Was ist eigentlich genau passiert? Ich kann mich nur daran erinnern, dass der Boden unter meinen Füßen weggesprengt wurde und ich ins Kellergeschoss fiel. << Nachdenklich musterte ich das weiße Bettlaken und versuchte mich zu erinnern. Doch da war nichts.
>>Nun...wenn du es genau wissen willst, dann erzähle ich es dir. << Zustimmend nickte ich und hob zaghaft meinen Blick, um ihn anzuschauen.
~Flashback~
Tausend kleine Nadeln schienen sich in meine Haut zu bohren und meine Schulter stand wahrscheinlich in Flammen, sosehr brannte sie. Trotzdem riss ich mich zusammen und kletterte stöhnend aus der völlig zerstörten Vitrine. Zerstreut blickte ich mich um und versuchte zu realisieren, was gerade geschehen war. Automatisch warf ich einen Blick auf meine Schulter. Der Fluch hatte die Kleidung, sowie die Haut darunter, völlig verbrannt. Noch dazu hatten die Glasscherben an mehreren Stellen kleine Schnittwunden verursacht. Doch das war jetzt alles nicht wichtig. Es muss eine Explosion gegeben haben. Die halbe Eingangshalle war zerstört. Ein riesiges Loch klaffte im Boden...dort wo ich eben noch Hermine gestanden hatte.
Besorgt rannte ich darauf zu und schaute in die Tiefe. Zuerst konnte ich nichts erkennen, doch als sich der Staub langsam gelegt hatte, da sah ich sie. Erschrocken weiteten sich meine Augen. Hermine lag bewusstlos unter ein paar losen Holzbrettern begraben. Mein Herz hämmerte lautstark in meinen Ohren. Merlin, bitte lass sie nur ohnmächtig sein!
>>Remus, was stehst du hier so rum! Wir müssen schnellstmöglich hier raus. Das ganze Haus scheint zusammen zu stürzen. << Jemand rüttelte mich in die Realität zurück. Kingsley stand neben mir, und erst jetzt nahm ich richtig war, was um mich herum eigentlich passierte. Es waren kaum noch Menschen zu sehen. Alle waren nach draußen in Sicherheit geflüchtet. Über unseren Köpfen, hörte man das Holz bedrohlich krachen. Kingsley hatte Recht. Die Explosion hatte eine tragen Wand aus den Fugen gerissen. Das morsche Holz hatte dem nichts entgegen zu setzten.
>>Geh! Ich werde gleich nachkommen<<, rief ich Kingsely über den Lärm hinweg zu. Ohne auf eine Antwort zu warten, sprang ich in die Tiefe. Hart prallten meine Füße auf dem von Schutt übersäten Kellerboden auf. Automatisch ging ich in die Hocke, um den Sprung abzufedern. Ein starker Schmerz zog sich plötzlich durch meine Brust und für einen Moment bekam ich keine Luft. Verzweifelt japste ich nach Sauerstoff und schlang beide Arme um meinen Oberkörper. Über mir hörte ich das Krachen, als der Dachstuhl zusammen brach. Ich musste mich beeilen, wenn ich es hier lebend mit Hermine raus schaffen wollte. Die Zähne zusammen beißend, taumelte ich über den Schutt hinweg.
Als ich endlich bei Hermine ankam, war ich fix und fertig. Das Atmen fiel mir immer schweren. Besonders bei der dicken Staubschicht, die in der Luft hing. Besorgt tastete ich nach ihrem Puls und mein Herz machte einen freudigen Hüpfer, als ich ein gleichmäßiges Schlagen spüren konnte.
Das zweite Stockwerk, brach über uns zusammen. Mit meinen Zauberstab, ließ ich Hermine ein paar Zentimeter über den Boden schweben. Ich musste schnellstmöglich das Kellerfenster finden, durch das wir hinein gekommen waren. Es war fast stockfinster, und so kam ich mit Hermine im Schlepptau nur langsam voran. Zum Glück war das Fernster nicht weit von uns entfernt. Innerlich machte sich Panik in mir Breit und konnte förmlich spüren wie das Blut durch meine Adern raste.
Der erste Stock gab nun ebenfalls den Geist auf. Durch das Loch in der Kellerdecke stürzten Holzbalken und wirbelten noch mehr Staub, als ohnehin schon, auf. Ich unterdrückte ein Husten. Als ich am offenen Kellerfenster ankam, atmete ich erleichtert auf, obwohl meine Lunge höllisch brannte. Ich vermutete, dass ich ein paar Rippenbrüche davon getragen hatte, als ich in die Vitrine gekracht war. Schnell ließ ich Hermine ins Freie schweben. Merlin sei Dank, sie war in Sicherheit!
Die Decke über mir bekam gefährliche Risse und die Panik in mir steigerte sich ins unermessliche. Purer Überlebenswille packte mich und ich stürzte zur Fensteröffnung, um mich hoch zu ziehen. Doch ein stechender Schmerz in der Brust ließ mich Einhalt gebieten. Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen und meine Kraft verließ mich. Erschöpft ließ ich mich an der Wand, unterhalb des Fensters, hinab gleiten. Ich schaffe es nicht! Hoffnungslosigkeit machte sich in mir breit, während ich krampfhaft versuchte, genügend Sauerstoff in meine Lungen zu bekommen. Das war es wohl, schoss es mit durch den Kopf... Dann brach die Decke über mir zusammen.
~Flashback Ende~
Bestürzt sah ich Remus an.
>>Wie...wie, hast du es geschafft...? <<, stotterte ich unbeholfen.
>>Ich hatte Glück gehabt. Pures Glück, Hermine. Das Schicksal hat es mal ausnahmsweise gut mit mir gemeint. Die Trümmerteile haben mich nicht voll erwischt. Harry hat mich gefunden und gleich hierher gebracht. << Glücklich lächelte er mich an, doch ich konnte es nicht erwidern. Er hatte sich für mich in Lebensgefahr begeben. Schon zum zweiten Mal wohlgemerkt. Wenn ihm etwas zugestoßen wäre, hätte ich mir das niemals verzeihen können.
>>Was schaust du denn jetzt so traurig? <<, fragte Remus verwundert. Bedrückt schaute ich ihm in die Augen.
>>Du hast dein Leben für mich riskiert. Wäre dir etwas zugestoßen, dann hätte ich ewig mit der Schuld leben müssen, dass ich dafür verantwortlich bin<<, flüsterte ich und konnte ihn nicht weiter anschauen.
>>Was hätte ich sonst tun sollen? Dich dort liegen lassen, während ich mich selbst in Sicherheit bringe? Das hätte ich nicht übers Herz gebracht. Dafür liebe ich dich viel zu sehr. Außerdem spiele ich gerne deinen Lebensretter. << Damit knuffte mir Remus in die Seite, was mich nun doch zum Lächeln brachte. Schweigend blickten wir uns in die Augen.
>>Du hast dein Erinnerungsvermögen zurück? <<, fragte ich hoffnungsvoll.
>>Ja, Severus Trank musste zwar noch etwas nachhelfen, aber ansonsten... Ich sollte das nächste Mal besser aufpassen, wenn ich meinen Geist verschließe. Nicht das sowas nochmal passiert. << Verwundert blickte ich ihn an.
>>Du hast also eigenmächtig dein Gedächtnis gelöscht? <<, hakte ich nach.
>>Nicht gelöscht. Nur geschützt. Die Umbridge hat mich stundenlang mit Legilimentik drangsaliert. Nur allein mit Okklumentik hätte ich ihr nicht ewig standgehalten. Also musste ich mir etwas Besseres einfallen lassen<<, erklärte er mir, als wäre es das normalste der Welt.
>>Aber wie hast du das gemacht? So ganz ohne Zauberstab. << Fragend blickte ich ihm in die Augen.
>>Nun, mit viel Übung klappen ungesagte Zaubersprüche auch ohne Zauberstab. Und Okklumentik führt man zumeist sowieso ohne Stab aus. Ich musste das Ganze nur etwas verstärken. Ich gebe zu, es hatte nicht ganz den erwünschten Effekt. Aber zumindest konnte so die Umbridge nichts herausfinden. Außerdem war sie durch mich geistig so geschwächt, dass sie Legilimentik nicht auch bei dir einsetzten konnte. Sie hätte es klüger angehen sollen. Aber sie wollte ja unbedingt mit mir anfangen. Da hatte es wirklich etwas Gutes gehabt, dass ich ein Werwolf bin. Und sie hatte mich bei weitem unterschätzt<<, erzählte mir Remus grinsend. Voller Bewunderung schaute ich ihn an.
>>Hey, können wir nun auch mal so langsam rein kommen? <<, murrte Ron bereits hinter der Tür.
>>Ja ihr dürft eintreten<<, antwortete ich lachend.
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