(Fr 20.08.1999) Die Winkelgasse, ein wahrer Alptraum

Ich betrat die große Eingangshalle des Ministeriums. Ohne nachzudenken schloss ich mich der Menge an Zauberern und Hexen an. Als ich mich endlich durch sie hindurch zu den Fahrstühlen gekämpft hatte, atmete ich erleichtert aus. Große Menschmengen behagten mir einfach nicht. Ich fuhr in den vierten Stock. Dort schritt ich einen langen Korridor entlang, bis zu meinem Büro. Als ich die Tür jedoch öffnete, befand sich dahinter nicht wie gewohnt mein Schreibtisch, sondern nur ein dunkler Raum. Die Dunkelheit schloss mich ein. Wohin war die Tür verschwunden? Es war stockfinster. Was war hier los? Plötzlich tauchte Greyback in der Dunkelheit auf. Ein seltsames Licht ging von ihm aus. Er kam auf mich zu. Ich wich zurück. Mein Körper stieß gegen etwas. Ich drehte mich um. Remus stand hinter mir. Er ging einfach an mir vorbei und stellte sich Greyback in den Weg. Doch dieser hielt plötzlich ein stabiles Rohr in der Hand. Er schlug zu und traf Remus am Kopf. Ich schrie, als Remus einfach zur Seite kippte. Überall war Blut. Es breitet sich um Remus leblosen Körper aus. Ich wollte zu ihm, doch Greyback hielt mich fest und lachte. Das Lachen dröhnte mir in den Ohren und ich schrie.

>>Hermine? Hermine wach auf! << Ruckartig setzte ich mich auf, und das erste was ich wahrnahm, war Remus. Es war also nur ein Alptraum gewesen.

Ich konnte es nicht verhindern, dass sich meine Augen mit Freudentränen füllten.

>>Du lebst! <<, schrie ich erfreut auf und drückte ihn an mich.

Merlin sei Dank, es war nur ein Traum gewesen.

>>Hey, du zerquetscht mich! <<, lachte Remus und drückte mich sanft von sich. Kurzeitig war ich in seinem Blick gefangen. Es schien so, als ob er mir bis auf den Grund meiner Seele sah. Wieder viel mir auf, wie faszinierend seine Augen waren. Diese Farbe...Wie flüssiger Bernstein.

>>Alles gut bei dir? <<, riss mich Remus Stimme aus meinen Gedanken. Oh Merlin, hatte ich ihn wirklich wieder angestarrt? Warum passiert mir das nur immer?

>>Ja, alles gut. Bin...bin nur noch etwas durcheinander <<, stotterte ich und schaute, mit geröteten Wangen, auf meine Bettdecke.

>>Willst du mir erzählen, worum es in deinem Traum ging? Manchmal hilft es darüber zu reden<<, fragte er besorgt und setzte sich zu mir aufs Bett. Zur Antwort nickte ich nur kurz und erzählte ihm dann was passiert war. Schweigend hörte er mir zu. Ich war dankbar dafür, dass ich ihm von meinem Alptraum berichten konnte. So fühlte ich mich mit meinem Problem nicht mehr so allein.

Am späten Vormittag dann, machten wir uns auf in die Winkelgasse. An meinen Alptraum dachte ich schon gar nicht mehr, zu sehr genoss ich die Zeit mit Remus. Er brachte mich zum Lachen und ließ mich meine Sorgen vergessen.

>>Was hältst du davon, wenn wir als erstes zu Gringotts gehen und dann zu Flourish und Blotts? <<, schlug ich vergnügt vor.

>>Hört sich gut an<<, stimmte er mir zu, und so schlenderten wir durch die bereits überfüllte Gasse. Begeistert blickte ich in die einzelnen Schaufenster und ging nochmal im Kopf durch, was ich noch alles besorgen musste. Der Besuch bei Gringotts war schnell erledigt, umso länger dauerte es bei Flourish und Blotts. Während Remus einfach durch die Regale schmökerte, kaufte ich mir ein paar Bücher, die mich bei meiner Arbeit im Ministerium unterstützen sollten. Danach machten wir uns auf zu Scribbulus' Schreibwarengeschäft. Dort besorgte ich mir Tinte und neue Federkiele.

>>Hast du Lust auf ein Eis bei Florean Fortescues Eissalon? <<, fragte ich, als ich alle meine Besorgungen erledigt hatte.

>>Sicher, gerne<<, antwortete er begeistert. Als wir kurze Zeit später am Eissalon standen, bestellte ich ein großes Schokoladeneis für ihn und für mich eine Kugel Vanille. Remus wollte mich eigentlich einzuladen, doch als wir an der Kasse waren, drängelte ich mich einfach an ihm vorbei.

Empört sah er mich darauf an.

>>Jetzt hast du schon wieder für mich bezahlt<<, beschwerte er sich sogleich, als ich ihm seine Waffel überreichte. Ich wusste ja, wie wenig Geld er hatte. Das musste er nicht für Eis verschwenden.

>>Ach komm! Ich sehe doch förmlich schon, wie dir das Wasser im Mund zusammen läuft, bei dem Anblick dieses überaus leckeren Schokoladeneises <<, konterte ich lächelnd.

>>Touché! Du kennst mich einfach zu gut <<, meinte er darauf nur grinsend und verschlang genüsslich sein Eis. Zufrieden sah ich ihm dabei zu.

Doch ein überraschendes Krachen ließ mich erschrocken zusammen fahren.

>>Was war das? << Verwundert sah ich mich um und konnte Schreie vernehmen.

>>Klingt wie ein Angriff! <<, rief Remus über den Lärm hinweg und rannte plötzlich los. Ohne groß darüber nachzudenken, ließ ich mein Eis einfach fallen und lief ihm hinterher. Doch es stellte sich als unmögliche Herausforderung dar. Er war einfach zu schnell, mit seinen langen Beinen, und die uns entgegenkommenden Menschenmassen, machten es mir auch nicht gerade leichter. Hier war die pure Panik am Werk. Wir kamen kaum voran. Es wäre definitiv einfacher gewesen, über Kisten, Kästen und Stände zu springen, als sich durch diese Menge fort zu bewegen. Ich sah nach vorne und konnte Rauch ausmachen. Einen Moment lang fragte ich mich, ob wir nicht einen Fehler begingen. Was, wenn Todesser uns angriffen? Doch wir waren im Orden. Wir mussten helfen!

Es wurden mit der Zeit immer weniger Passanten, was uns das Vorrankommen mehr als erleichterte. Remus bog in eine schmale Seitengasse ein und ich folgte ihm. Außer Atem blieben wir stehen.

>>Was machen wir jetzt? <<, wollte ich nach einer kurzer Verschnaufpause wissen.

>>Erst einmal herausfinden was überhaupt los ist<<, antwortete er und spähte vorsichtig um die Ecke. Ich zog meinen Zauberstab aus der Tasche und sah mich in der kleinen Gasse um. Doch außer ein paar Mülltonnen war nichts zu entdecken.

>>Da laufen Yaxley, Mulciber und Goyle sr <<, rief Remus plötzlich aus und wollte schon los stürmen, doch ich griff gerade noch rechtzeitig nach seinen Arm und hielt ihn zurück.

>>Nicht Remus! Sie sind in der Überzahl. Wir sollten Verstärkung holen<<, flüsterte ich und zog ihn weiter in die Gasse hinein, damit uns keiner entdeckte.

>>Du hast recht. Tut mir leid, da ist wohl der Wolf mit mir durchgegangen<<, sagte er leise und beschwor einen gestaltlosen Patronus. Mit einer Nachricht schickte er ihn geradewegs ins Ministerium.

>>Schnell, wir müssen hier weg und warten bis Verstärkung eintrifft. << Damit packte er mich an der Hand und wir versuchten zu apparieren. Doch es ging nicht.

Offensichtlich hatten die Todesser eine Appariersperre errichtet.

Wir rannten die schmale Straße hinunter, bogen um ein paar Ecken, bis wir wieder auf der Winkelgasse standen. Doch auf dieser herrschte das reinste Chaos. Todesser waren überall. Menschen liefen panisch durch die Gegend. Schnell zog mich Remus weiter. Wir wichen Flüchen aus und stolperten über herumliegende Gegenstände. Wir hatten den tropfenden Kessel fast erreicht, als mich ein Fluch am Kopf traf. Plötzlich wurde alles schwarz um mich herum.

Langsam kam ich wieder zu mir. Nur verschwommen nahm ich den Raum war, in dem ich mich befand. Mein Kopf dröhnte. Was war passiert? Nach kurzem Überlegen, fiel es mir wieder ein. Hastig setzte ich mich auf und sah mich um. Das erste was mir auffiel... ich war ganz allein. Wo war Remus? Angespannt stand ich auf. In dem kleinen Raum gab es nichts weiter außer einem Eimer, einer Liege mit einer zerfetzten Decke darauf und einer Fackel an der Wand. Wo war ich hier nur? Mir gegenüber, befand sich eine Tür. Schnell ging ich auf diese zu, nur um festzustellen, dass sie verschlossen war. Ich tastete in meinem Umhang nach meinem Zauberstab, doch er war weg. Fluchend ging ich im Raum auf und ab. Panik machte sich in mir breit. Wie lange hatte ich hier wohl schon gelegen? Minuten, Stunden, Tage? Wie spät war es überhaupt? Doch meine Zelle besaß keine Fenster und so war es mir vollkommen unmöglich, festzustellen, ob es morgens, mittags oder abends war. Verdammt! Unruhig lief ich auf und ab und dachte fieberhaft über einen Fluchtplan nach. Doch mir wollte nichts einfallen. Niedergeschlagen setzte ich mich auf die von Motten zerfressene Decke. Was sollte ich nur machen? Wo war Remus?

Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich plötzlich Schritte wahrnahm. Mein Herz hämmerte laut gegen meine Brust, während sich das unüberhörbare Schlurfen stätig näherte. Schnell sprang ich wieder auf die Beine und starrte angespannt die Tür an.

Und schon konnte ich undeutlichen Stimmen vernehmen.

>>Wann fängt eigentlich die Versammlung an? <<, hörte ich eine raue Männerstimme fragen.

>>Um 9 Uhr, denke ich. Außer Umbridge verschiebt sie wieder kurzfristig<<, antwortete eine andere Männerstimme.

>>Apropos Umbridge, ist die eigentlich noch immer in Zelle acht beschäftigt? <<, fragte wieder der Erste.

>>Ja, die ist schon seit vier Stunden da drin. Scheint wohl keinen großen Erfolg zu haben <<, meinte die zweite Stimme. Die Männer schritten an meiner Tür vorbei, was mich erleichtert aufatmen ließ. Nochmal Glück gehabt.

Immer nervöser werdend lief ich wieder auf und ab. Ich musste eine Möglichkeit zu fliehen finden, bevor die Todesser kamen. Doch wie? Frustriet raufte ich mir die Haare. Was tun? Ich überlegte hin und her, doch es war zwecklos. Unruhig ließ ich meinen Blick durch die Zelle schweifen. Eine Lösung musste her und zwar schnell. Plötzlich bemerkte ich meine dreckigen Klamotten. Adrenalin schoss durch meine Adern und breitete sich in meinen gesamten Körper aus. Dreck! Greybacks dreckige Hände...ich sah sie genau vor mir. Duschen! Ich muss den Dreck abwaschen. Doch hier war kein Wasser. Bei Merlin, hier gab es nichts zum Waschen! Was sollte ich tun? Ruhig...ganz ruhig ein und aus atmen. Greyback ist tot! Ich habe ihn selbst getötet. Alles ist gut.

Urplötzlich hörte ich wieder Schritte, die immer näher kamen. Oh, nein. Die Schritte hielten direkt vor meiner Tür an. Vor lauter Angst, vergaß ich sogar meine Panikattacke. Wie in Zeitlupe wurde das Schloss entriegelt und herein kam Yaxley, gefolgt von Umbridge. Eng an die Wand gepresst, stand ich da. Verzweiflung machte sich in mir breit.

>>Ah, das Schlammblut ist also aufgewacht. Ich hoffe du bist etwas kooperativer als der Werwolf<<, gackerte Umbridge dreckig. Ekel stieg in mir auf, als ich in das verhasste Krötengesicht blickte.

>>Yaxley, bewach die Tür! Ich kümmere mich alleine um Miss Granger. << Mit ihrem gespielt süßem Lächeln, winkte sie den Todesser hinaus. Nun war ich mit ihr allein.

>>So meine Liebe, wir können das hier auf die harte Tour durchziehen, oder du erzählt mir einfach was ich wissen will <<, grinste sie.

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