Kapitel 8:


Sie betrat den großen Raum, der beinahe überdimensional auf sie wirkte. Sie sah an die Decke, die mit goldenen Details und wunderschönen Kronleuchtern geschmückt war. Sie trat einige Schritte in den Raum, in welchem die hohen Fenster mit blauen Vorhängen bedeckt wurden. Die junge Frau strich mit den Fingern über den schweren tiefblauen Stoff und betrachtete dann das Bett.

Es stand auf einem kleinen Podest, hohe Säulen ragten an den Ecken des Bettes empor zur Decke. Vorsichtig fuhr sie über den Stoff der Laken, er wirkte schwer und dennoch hochwertig. Sie stieg die Stufen empor und setzte sich dann auf den hochwertigen Stoff. Die eingestickten Muster wirkten rau unter ihrer Haut.

Sie hob ihren Blick wieder in den Raum und sah dem Licht zu, wie es im Staub herum tanzte. Die Königin erblickte eine Kommode, die zwischen zwei Fenstern stand. Zwei goldenen Bilderrahmen blitzten im Licht der Sonne. Behutsam erhob sie sich wieder von den Laken und trat hinunter zu der Kommode.

Eine Staubschicht löste sich, als sie den kühlen Stein berührte. Sie hatte die beiden Bilderrahmen schon aus der Ferne gesehen, doch erst jetzt erkannte sie die Bilder in diesen. Einen der schweren Bilderrahmen hob sie hoch und betrachtete das Bild in diesem.

Es zeigte ein Gebäude, es sah etwas eckig und dennoch hoch aus und mehrere hohe Türme ragten empor. Das Gebäude war in warmes Sonnenlicht getaucht, am Rand des Bildes erkannte sie andere Gebäude. Dieses schien kühl und beinahe wie ein Gefängnis von außen, dennoch verband sie etwas mit diesem Gebäude. Ein Gefühl.

Heimat.

Mit einer seltsamen Empfindung stellte sie den Bilderrahmen wieder auf die Staubschicht. Was hatte dieses Bild in ihr ausgelöst? Es war ein seltsames, warmes Gefühl. Kopfschüttelnd wand sie sich an das zweite Bild.

Es zeigte eine Reihe von Männern, eine Einheit. Sie alle trugen dieselbe Rüstung, weiß mit dunkelblauen Details. Sie standen in klaren Reihen, die Waffen hielten sie im Arm. Die Männer waren Soldaten, das erkannte sie. Manche von ihnen waren mit schwarzen Symbolen verziert, einige trugen Strichlisten, ein anderer hatte ein Stern auf der Brust.

Auch hier kehrte dieses seltsame Empfinden wieder. Diese Vorahnung, die sich unangenehm in ihrem Magen verbreitete. Dieses mal verschwand das Bild schneller aus ihrer Hand und fand seinen Platz wieder zwischen dem Staub auf dem Schrank.

Sie sah sich noch einmal in dem Raum um, ihr gegenüber stand ein hoher Schrank mit blauen Verzierungen. Ihr Blick schweifte weiter an der Wand entlang, über Pflanzen und Dekor hinweg, hin zu einem Schreibtisch. Zögernd trat sie weiter auf den dunklen Holztisch zu.

Der Tisch wirkte deplatziert zwischen den hellen, cremefarbenen Wänden mit den goldenen Details. Dennoch empfand sie ihn als wunderschön. Die Frau trat hinter das dunkle Holz und setzte sich auf den, eben so dunklen, Stuhl, der hastig zurückgeschoben worden war. Azura betrachtete den Tisch nun von dieser Seite, sie konnte in den gesamten Raum sehen, nur eine Tür fiel ihr noch auf.

Die Königin ignorierte den Durchgang zunächst und wendete sich dem Schreibtisch zu. Sie öffnete die beiden Schubladen unter der Arbeitsfläche. Das Ergebnis war überraschend ernüchternd, die Schubladen waren beinahe leer, nur ein paar Dokumente und einzelne gebundene Bücher füllten sie. Einige Stifte rollten lose durch die Schatten.

Eines der Bücher fiel ihr auf, es war unordentlicher gebunden als die Anderen. Vorsichtig hob sie es heraus, als hätte sie Angst, dass sich die Seiten einfach auflösen würden. Der Einband wirkte zerkratzt und abgenutzt. Nach einigen Sekunden entzifferte sie den Titel.

"Berichte der-" Die Zahl konnte sie nicht entziffern "Legion". Vorsichtig schob sie ihre Finger zwischen die, scheinbar fragilen, Seiten um das Buch zu öffnen. Es fiel mit einem Geräusch auf den hellen Boden, als jemand an ihre Tür hämmerte.

Sofort schnellte ihr Blick hoch, sie erinnerte sich weshalb sie eigentlich hier war. "Eine Minute!" Ihre Stimme klang gehetzt. Sie erhob sich und eilte zu ihrem Schrank, dort zog sie das Erstbeste heraus was sie fand. Eine cremefarbene Hose, ein schwarzes Hemd und ein weinroter Mantel, dazu zog sie ein paar hohe schwarze Stiefel aus dem Schrank.

Mit wenigen Schritte hatte sie den Raum erreicht, dessen Inhalt ihr noch unbekannt war. Sie öffnete die Tür und ihre Vermutung bestätigte sich, ein absurd großes Badezimmer kam zum Vorschein. Ohne auf das Gold, die riesige Badewanne oder den Kronleuchter zu achten, stellte sie sich vor den Spiegel, erleichterte sich um die zerrissene Kleidung. Für einen Moment blieb ihr Blick an ihrem eigenen Bild hängen und sie konnte sich betrachten.

Sie war nicht besonders groß, ohne Stiefel jedoch fast lachhaft klein. Sie war dünn, ihr Torso geziert mit Narben, woher kamen sie? Vorsichtig fuhr Azura mit den Fingern über ihre eigene Haut, es fühlte sich beinahe gruselig an. Führte sie ihre Hand selbst? Für einen Augenblick vergaß das Mädchen es.

Ihre Finger hoben sich an ihr Kinn, dünn und dennoch nicht mager. Ihre Lippen hatten einen angenehmen Rotton und bildeten einen wunderschönen Kontrast zu ihrer Haut, die beinahe wie Porzellan aussah. Ihr Augen hatten den selben kastanienbraunen Ton wie ihre Haare, doch desto länger sie sie betrachtete, desto mehr Schmerz und Sorge erkannte sie.

Ihr Aussehen schien makellos, nichts stieß heraus oder wirkte deplatziert, außer die runden Narben an ihrem Torso. Desto mehr sie sich selbst betrachtete, desto mehr der Narben fielen ihr auf, am Oberarm, an ihrer ihrem Hals, sie sah nicht weiter in den Spiegel.

Ihr Blick legte sich auf die Klamotten neben dem runden Waschbecken, so schnell sie konnte bedeckte sie ihre Haut mit diesen. Sie sah sich noch einmal im Spiegel an, ihr Gesicht war schließlich makellos.


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So neues Kapitel neues Glück! 

Was haltet ihr von dem Kapitel? 

Vergesst das Sternchen und die Review nicht! 

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