11. Kapitel


Ich musste mit Kipsuni darüber reden.
Diese Erkenntnis traf mich wie aus dem Nichts, als ich am Morgen aus meiner Höhle trat. Ich konnte, nein, durfte das nicht einfach für mich behalten. Wenn Kipsuni es nicht erfuhr, würde meine Mutter ihr ganzes Leben in dieser Spalte fristen, während ich hier in Saus und Braus lebte. Und Kipsuni war die Einzige, der ich das anvertrauen konnte.
Fay war heute morgen wieder verschwunden und ich machte mich auf die Suche nach der alten Schamanin. Mein Geheimnis lag mir wie ein Stein im Magen. Nicht zum ersten Mal wünschte ich mir Robby an meine Seite, damit ich mein Gesicht in seinem warmen, fettigen Pelz drücken konnte. Und Nanuk, die mich mit allem verteidigte, was sie aufbringen konnte. Aber sie waren fort. In gewisser Weise hatte ich sie im Stich gelassen. Es ist besser so, dachte ich, um das mulmige Gefühl in meiner Magengegend zu vertreiben.
Als ich an Kipsunis Höhle ankam, war die alte Frau gerade dabei, eine Art Suppe zu brauen. Es war keine Zwiebelsuppe, sie roch viel zu intensiv, und außerdem gab die Schamanin gerade Fett hinzu. Ich verzog die Nase, als ich den Geruch der Brühe einatmete.
„Oh, du kommst ja auch mal wieder vorbei", kommentierte Kipsuni, ohne mich richtig begrüßt zu haben. Ich hatte gedacht, dass sie mich noch nicht bemerkt hatte, doch ihre Sinne schienen schärfer wie die eines Pumas.
„Es riecht nicht gut", gab die alte Schamanin zu, „aber ich hab nie behauptet, kochen zu können. Sonst wäre ich Fleischer geworden." Sie nahm einen Holzlöffel und rührte in der glasig-weißen Suppe, dann legte sie ihn weg und drehte sich zu mir um. Sie musterte ich, wie ich steif dastand und die Lippen aufeinanderpresste.
„Ist etwas passiert?", fragte sie mit sorgenvoll zusammengezogenen Augenbrauen. Zuerst öffnete ich den Mund, doch dann schloss ich ihn wieder. Kipsuni legte jetzt auch noch den Kopf schief.
„Ich...", krächzte ich und fing noch einmal neu an, „ich habe meine Mutter gefunden."
Es herrschte Stille, als Kipsuni in ihrer Arbeit Inne hielt und mich ansah. Sie wollte etwas sagen, das spürte ich, doch sie schwieg. Dann seufzte sie und wandte sich wieder ihrem Kochtopf zu.
„Oh." Alles, was sie sagte, war dieses eine Wort. Sie brachte mich zum Kochen.
„Hast du es gewusst?", fauchte ich und sah, wie Kipsuni sich auf die Lippen biss und mich entschuldigend ansah.
„Ja."
„Du kennst Erls Geheimnis?"
„Ja."
„Du weißt, dass meine Mutter dort ist?"
„Ja."
„Warum hast du mir das nicht gesagt?", kreischte ich und Kipsuni sah sich erschrocken um.
„Kind, sei still! Wenn Rofus irgendwie erfahren sollte, wo sich Asrale aufhält, dann mögen die Geister ihr beistehen!", keuchte die Heilerin.
„Aber wieso? Sie hat ihm nichts getan!" Ich zwang mich, leise zu sein. „Kipsuni, sie ist blind und schwach! Erl kann ich nicht genug zu essen bringen. Wieso hast du ihm nicht geholfen, wenn du wusstest, wo sie ist?"
„Ich konnte nicht."
„Warum?"
„Es ist schon schwer genug, in die Schlucht zu kommen, wenn man auf unserer Seite der Grenze ist. Außerdem ist es verbotenes Gebiet. Es wäre auch für Asrale gefährlich. Zudem müsste ich Tarpas einweihen, wieso ich öfters weg bin. Rofus interessiert sich nicht viel dafür, was ein Schamane tut. Wenn Erl weg ist, glaubt er eben, er gehe Kräuter suchen oder ähnliches. Er vertraut seinem Schamanen. Tarpas aber ist zu scharfsinnig, er..."
„Tarpas weiß nichts davon?", fragte ich verblüfft.
„Nein, nur ich, Erl und du tun das. Wenn Tarpas wüsste, dass Asrale noch lebt, würde er sie sofort suchen gehen. Und wenn Asrale dieses Lager betritt, muss sie sofort vor den Rat. Dann kommt heraus, dass sie sich verbotenerweise auf dem Rabenclan-Terrain aufgehalten hat und Erl könnte seinen Rang verlieren. Wenn es nicht alles so kompliziert wäre, hätte ich Asrale sofort in meinen Clan geholt oder wenigstens Tarpas informiert, aber... Ach, wenn sie nur im Rabenclan geblieben wäre... Unser Clan kann sie nicht aufnehmen, aber ich schwöre, wenn das möglich wäre, dann..." Sie seufzte.
„Aber das kann es doch nicht geben!", rief ich wütend. „Wieso könnt ihr nicht einfach behaupten, dass sie nie im Rabenclan-Terrain gewesen sei? Wieso könnt ihr meiner Mutter nicht einfach Unterschlupf gewähren?"
„Schamanen haben ein Gespür dafür, ob jemand lügt. Das liegt einfach an ihrer engen Bindung zu den Geistern. Außerdem ist Rofus nicht dumm, er würde eins und eins zusammenzählen und Erl wäre aufgeschmissen. Außerdem ist so das Gesetzt. Wenn irgendjemand ausplaudert, was passiert ist..."
„Aber..."
„Asrale hat ihre Entscheidung getroffen, als sie ein Kind mit einem fremden bekommen hat", blaffte Kipsuni.
„Mit..." Ich zog die Augenbrauen zusammen, als ich an den Rabenclan-Schamanen dachte. Finde den Raben, um ihn zu finden. Was, wenn...
„Amila." Kipsuni unterbrach meine Gedankengänge und ich blinzelte sie verblüfft an. „Amila, es ist Zeit, dass du den Ritus machst."
„Den Ritus?", blaffte ich ein bisschen barscher als beabsichtigt.
„Dann kannst du das Lager verlassen – mit Erlaubnis." Sie grinste ein bisschen, als sie meinen betretenen Gesichtsausdruck sah. „Du musst nur einen kleinen Sud trinken, der dich zum schlafen bringt. Wenn du aufwachst, weiß ich dein Totem und du kannst anfangen, eine Jägerin zu werden."
„Das bin ich schon", protestierte ich.
„Ja, in gewisser Weise. Du kannst dich als Lehrling einem Jagdtrupp anschließen, es aber auch allein üben. Tarpas und ich überprüfen, ob du schön getötete Beute heimbringst, ob du essbare Pilze und Beeren von giftigen unterscheiden kannst und so weiter. Und wenn du es schaffst, die Prüfung zu bestehen..."
„Prüfung?"
„Ja, eine Testung. Sie wird knapp vor dem nächsten Drei-Mondes-Treffen sein, denke ich. Naja, wenn du sie bestehst, bekommst du von mir an einer Kette dein Totem verliehen."
„Also hab ich es noch nicht?", fragte ich stirnrunzelnd.
„Doch, hast du. Aber diese Kette ist der Beweis, dass du ein vollwertiges Mitglied unseres Stammes bist", erklärte Kipsuni geduldig. Sie stand auf und berührte sanft meine Schulter, ehe sie mich in die Höhle zog. Ein Schlaffell war hinten ausgebreitet. Es erinnerte mich alles an das erste Mal, als ich hier aufgewacht war.
„Leg dich hin", wies sie mich an und ich tat einfach, was sie sagte. Gedanken um meine Mutter und Erl rasten mir durch den Kopf. Was, wenn ich falsch lag? Ich hatte zwar meine Mutter gefunden, doch nicht diesen rätselhaften ‚ihn', der in der Botschaft erwähnt war. Was, wenn ich Rofus folgen musste? Aber wie? Ich muss ihn suchen gehen, um zu erfahren, was damit gemeint ist, dachte ich.
„Hier." Kipsuni hielt mir eine Schale mit einer dunklen Flüssigkeit hin. Ich sah sie forschend an.
„Was tust du, wenn ich schlafe?"
„Ich setze mich mit den Geistern und deiner Seele in Verbindung – ich verspreche, du wirst nichts fühlen. Es wird ein komplett traumloser Scheinschlaf."
Ich vertraute ihr einfach, setzte die Schale an die Lippen und trank. Der Sud war säuerlich und zugleich bitter und ich musste würgen, als ich zwei oder drei Schluck davon meine Kehle hinuntergleiten ließ.
Es funktionierte nicht. Alles war gleich – Kipsuni, der Topf, das Schlaffell. Ich wollte schon etwas sagen, da wurde mir auf einmal übel. Alles begann sich zu drehen und verschwamm, meine Glieder wurden schwer und ich...

Wilde Stürme von Bildern wirbelten mir durch den Kopf. Ein Rabe, der krächzend auf dem Stumpf einer Fichte hockte, eine vom Blitz getroffene Esche, die in zwei Teile gesplittet war. Plötzlich begann sich beides aufzulösen und wurde zu einer dicken, schwarzen Rauchsäule, die wiederrum den Blick auf die Schlucht preisgab. Bilder von meiner Mutter, Erl und dem Unterschlupf tauchten vor meinem Inneren Auge auf. Und Rofus' Gesicht, wie er mich angeschaut hatte, als er mich am Baumstumpf festgebunden und anschließend zurückgelassen hatte. Tausend Bilder zogen an meinem Inneren Auge vorbei, die meisten viel zu schnell, um sie zu erkennen. Dann, auf einmal, war da das Gesicht meiner Mutter. Ihre blinden, trüben Augen starrten mich an. Einen kurzen Moment sah ich, wie ihre eingefallenen Wangen sich füllten, ihre Haut sich straffte, die Narbe verschwand und die Augen einen tiefen Grünton annahmen. Ihre Haare wurden pechschwarz und ihre Arme waren nicht mehr so dünn. Sie war schön, wunderschön – und dann, auf einmal, war sie wieder die gebrechliche Frau, die in der Schlucht lebte. Trotzdem war eindeutig sie es gewesen, nur jünger.
Dann tauchte Kimi auf. Sie grinste mich an und ihre Augen funkelten schelmisch, als würde sie etwas amüsieren. Erneut wurde mir ein Bild von Asrale in den Kopf geschickt und das Geistermädchen nickte.
Dann stoppte alles, als hätte jemand es angehalten.

Als ich aufwachte, war mir schlecht. Ich rappelte mich auf, um meine Übelkeit zu unterdrücken, doch es war zu spät. Ich erbrach mich direkt vor Kipsunis Füße, so lange, bis mein Magen komplett leer war.
Kipsuni sagte gar nichts. Sie holte nur einen Lappen und säuberte den Boden, dann gab sie mir eine Schale mit Wasser. Ich trank alles, begierig darauf, den scharfen Geschmack von Magensäure aus meinem Mund zu spülen.
...traumloser Scheinschlaf...
Hatte Kipsuni nicht gerade das gesagt? Was war dann mit mir passiert?
„Es...oh, es tut mir leid!", krächzte ich, als Kipsuni mir die Schale wieder abnahm. „Das wollte ich nicht, aber..."
„Es ist alles gut, Amila. Du hast wilder reagiert, aber das macht wirklich nichts. Ich wäre nicht Schamanin geworden, wäre mir nicht klar gewesen, dass ich ab und zu Erbrochenes aufwischen muss." Sie verzog keine Miene, aber ich musste ein bisschen grinsen. Dann blinzelte ich sie an.
„Und?"
„Und was, mein Kind?"
„Was ist mein Totem?"
Kipsuni schüttelte den Kopf, als sie sagte: „Das erfährst du, wenn du dich bewiesen hast. Geh in deine Höhle und ruh dich aus, wenn es dir nicht gut geht. Du kannst danach beginnen, auf Jagdzug zu gehen. Aber bemühe ich. Tarpas wird oder hat einen erfahrenen Jäger angeheuert, deine Ausbeute zu begutachten. Dieser Jäger wird dich beobachten."
Ich nickte nur, obwohl mir der Gedanke, dass mein kompletter Jagderfolg überwacht werden würde, nicht gefiel. Aber solange der Jäger mich nicht verfolgte, wäre alles gut.
„Nun gut, Amila." Kipsuni sah mich ernst an. „Du hast nun offiziell die Erlaubnis, als Lehrling das Lager zu verlassen. Sei vorsichtig mit dem, was du tust." Sie holte eine kleine Tonflasche hervor, in der eine rote Flüssigkeit schwappte. Als sie einen Finger hineintauchte, erkannte ich, dass es sich um Farbe handelte.
„Dieses Mal", erklärte sie, „hält ein paar Tage, danach geht es ab."
„Ist es also eine Art sichtbare Erlaubnis, das Lager zu verlassen?", fragte ich hoffend. Kipsuni nickte zu meiner Erleichterung.
„Leg dich ins Zeug." Sie fuhr mir einmal über die Stirn, sodass ich dort einen roten Streifen haben musste. Dann lächelte sie und kramte ein in Leder gewickeltes Paket hervor.
„Das ist etwas, was ich dir von Tarpas geben soll. Verwende es gut."
Ich nickte und nahm es entgegen, allerdings packte ich es nicht sofort aus, um zu sehen, was sich darin befand. Es war ziemlich leicht, obwohl es so groß war. Bevor ich etwas sagen konnte, gab sie mir ein zweites, sehr langes und dünnes Bündel.
„Was ist das...?"
„Ich habe ihn für dich anfertigen lassen, als du dich entschieden hast, zu bleiben. Er ist sicherlich nicht so gut, wie deine alten es waren, aber die Wächter haben definitiv ihr bestes gegeben." Sie drückte mir das Bündel in die Hände und ich öffnete es, durch Kipsunis Worte neugierig geworden.
Es war ein Bogen. Er war kahl und bleich, die Sehne mit Wachs eingerieben und der Griff mit Leder umwickelt. Neben ihm lag ein sorgfältig vernähter Köcher mit drei Holzpfeilen, denen Spitzen scharf und tödlich waren. Ich war so verblüfft, dass ich erst gar nichts sagen konnte.
„Danke, Kipsuni." Auf einmal hatte ich den Drang, sie zu umarmen – obwohl das ganz und gar nicht meine Art war.
Die Schamanin nickte mir noch zu, ehe ich nach draußen trottete.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Es war fast unerträglich heiß und schwül und im Lager herrschte noch reges Treiben.
Plötzlich hörte ich das Klacken von Steinen, die aufeinander prallten. Ich fuhr herum und erkannte einen Schatten, der hinter der Höhle gelauert hatte.
„Wer ist da?", blaffte ich und sprang zu den Felsen, doch dort war nichts. Nicht einmal eine frische Brise, nichts.

Das Paket war voller nützlicher Sachen, an die ich gar nicht gedacht hatte. Als erstes fiel mir eine Jagdausrüstung ins Auge: Kleidung, Messer, Nadel, ein komisches Ding, dass aussah wie ein Stock mit einem Ritz drin, und einen Gürtel mit einer Tasche und Riemen daran. Ich zog die Kleidung sofort an und war erstaunt, wie weich sie war. Die Messer steckte ich in die Riemen, auch das komische Stock-Dings, von dem ich keine Ahnung hatte, wie es funktionierte. Dann machte ich mich auf, um aus dem Lager zu kommen.
Mit meinem neuen Bogen, den ich sorgfältig eingespannt hatte, betrat ich den Wald.

Der Wald war seltsam still, als ich aus dem lärmenden Lager trat. So still war es für mich lange nicht mehr gewesen. Selbst am Abend prasselte im Lager noch das Feuer und die Nachtposten, die auf dem Wall Aussicht hielten, redeten meist leise miteinander, obwohl es eigentlich verboten war. Es roch intensiv nach Baumsaft, erdigem Waldaroma und verrottendem Laub. Die Gerüche des Mischwaldes waren so intensiv, dass ich die Nase rümpfte.
Die Jagd war mein Element und es war, als würde ich an einem heißen Sommertag in kühles Wasser eintauchen, als ich all die verschiedenen Gerüche wahrnahm.
Ich ließ mich auf die Knie fallen, als ich die ersten Spuren fand. Es war ein Kaninchen und es musste eben vor kurzem hier vorbeigekommen sein. Die Spuren seiner Krallen zeichneten sich noch deutlich in der Erde ab. Weiter vorne sah ich ein Büschel grau-braunen Fells, dass sich in einem Geäst verfangen hatte, dann wiederum ein paar Kötel. Gebückt pirschte ich der Spur nach, bis ich an einen Bau kam. Nein, wurde mir klar, als ich ihn überprüft hatte. Dort war es nicht, ich hätte sonst die Spuren der Krallen gesehen oder ein paar Haare, wenn es sich in den Tunnel gequetscht hätte.
Ich schloss die Augen und atmete tief aus. Dann versuchte ich, die Welt aus den Augen des Kaninchens zu sehen. Die Düfte, die ihm verrieten, wo es Futter gab. Die Geräusche, die ihm verrieten, wenn es Gefahr gab. Die Baue, die ihm eine sichere Fluchtmöglichkeit gaben. Gestrüpp, dass ihm ein Gefühl von Sicherheit vermittelte. Dann öffnete ich die Augen und wusste plötzlich genau, wohin es gegangen war. Mein Herz bebte und Adrenalin pulsierte durch meine Adern. Ich blendete alles aus, was nicht mit meiner Fährte zu tun hatte.
Unter den Haselnussstauden entlang. Durch den Ginster, wo sich ein kleines Schlupfloch befand. Schnell über das Laub, um im Geäst einer umgestürzten Esche Schutz zu finden.
Dann war es da, wo es hingewollt hatte. Genau dort, wo ich es haben wollte.
Es handelte sich um eine der kleinen, vereinzelten Fichten, die es hier gab. Die frischen, grünen Nadeltriebe leuchteten verlockend in der Sonne. Im selben Moment sah ich den grau-braunen Pelz meiner Beute. Ein junges Kaninchenmännchen, ein Rammler, der sich die aromatischen Fichtennadeln schmecken ließ. Blut pulsierte ich meinen Ohren, als ich den Ablauf an Bewegungen vollführte, denn ich so gut kannte.
Zack!
Mein Herz schlug wie wild, als ich aus dem Gebüsch stürzte. Das Kaninchen war schon tot und ich steckte den Pfeil zurück in meinen Köcher. Meine Beute umklammerte ich am Nackenfell. Ich war fast traurig, als das berauschende Gefühl der Verfolgung und Erlegung von mir abließ.

Als ich mich abends auf zur Schlucht machte, hatte ich in beiden Händenein Beutestück. Links hatte ich meine Finger in das flauschige Nackenfell desKaninchens gegraben, rechts hielt ich die Beine eines Rebhuhns umklammert. Letztereshatte ich auf der grasigen Anhöhe oberhalb des Lagers gefangen, doch es war mirfast zu leicht gewesen. Nach all der Zeit, die ich ohne Jagen auskommen musste,wollte ich Herausforderung.
In der Dämmerung sah die Schlucht ganz anders aus, als sie es im Sonnenscheingetan hatte. Meinen Bogen hatte ich mir umgehängt und meine Hände schmerztenvom Tragen meiner Ausbeute. Heute würde ich meinem Clan nur ein mickrigesRebhuhn bringen können, meiner Mutter aber ein saftiges Kaninchen.
Als ich am Boden der Schlucht angekommen war, legte ich meinen Bogen und denKöcher ab, um ihn nicht hineinschleppen zu müssen.
Ich fuhr herum, als ein geller Schrei durch die Schlucht hallte, dannverstummte er. Mir stellte es die Nackenhärchen auf. Ich kannte diese Stimme.
Mutter.


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