10. Kapitel


Bevor es hier weitergeht: Nochmal ein RIESEN Dankeschön an Jugendbuch! 

Ich starrte die alte Frau nur an – ihre blinden Augen, die weit aufgerissen ins Leere starrten, die Narben, den knochigen Körper. Sie ist deine Mutter. Und: Folge dem Raben, um ihn zu finden. Ihn. Nicht sie, sondern ihn. Ich hatte meine Mutter gefunden, verdammt noch mal, aber wer war dieser ‚er'?
Und dann lachte ich auf einmal. Hoch und schrill hallte mein Gelächter durch die Schlucht und plötzlich spürte ich, wie jemand seine Hand auf meine Schulter legte. Es war der Mann, der mich mitleidig und besorgt ansah, während ich einfach hysterisch lachend vor meiner Mutter stand. Das musste ein Scherz sein...das konnte nicht...
„Mädchen, hör auf damit!", knurrte der Mann und sein Griff um meine Schulter verfestigte sich. Ich schnaubte, doch ich sagte nichts. Das konnte nicht wahr sein! Das war...das war...
„Es tut mir leid, dass du es so abrupt erfahren musstest, ja? Aber ich dachte mir schon, dass du wiederkommst. Als ich deine Augen gesehen habe, habe ich mir schon gedacht, dass du ihre Tochter bist. Und als sie dich nach all den Jahren erkannt hat..."
„Aber...aber..." Ich starrte nur meine Mutter an und ein seltsames Gefühl machte sich in mir breit. Sie hatte nichts gesagt, ihr Mund war nur leicht geöffnet und sie starrte mich an, als wolle sie mit aller Kraft versuchen, mich zu sehen. Sie war mir vertraut, ich erkannte sie irgendwie, doch gleichzeitig war sie mir fremd.
„Ich...ich habe keine Erinnerungen...", schluchzte ich leise. „Ich erkenne sie nicht..." Asrale zuckte ein bisschen zurück und ich sah, dass ihre trüben Augen tränennass waren. Sie wirkte so gebrechlich und verletzbar, dass mir selbst Tränen in die Augen stiegen. Ich schluchzte und als sie ihre Arme nach meiner Hand ausstreckte, gab ich sie ihr. Mit ihren knochigen Fingern fuhr sie über meine Fingerkuppen und über meine Handfläche. Ein wohliges Kribbeln machte sich in mir breit.
„Du warst nie da", presste ich plötzlich heraus. „Du hast nicht nach mir gesucht, als ich fort war. Du warst nicht da, um mir zu helfen. Du bist nicht einmal gekommen, als ich zurück war. Warst du die ganze Zeit nur hier? Hat es dich nicht interessiert, wo ich war?"
„Es...es...tut mir leid..." Als sie sprach, war ihre Stimme heißer. „Ich...ich konnte nicht...ich wusste nicht, dass du noch lebst...ich...ich würde dich so gern sehen, mein Kind."
„Ich bin kein kleines Kind mehr", blaffte ich, obwohl ich eigentlich nicht so harsch sein wollte. „Mein Name ist Amila."
„Ich...ich weiß." Sie schluchzte. „Dein Vater...dein Vater hat ihn dir gegeben...dir und...und..."
„Mein Vater?" Ich sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. „Wer ist mein Vater?"
Asrale starrte zitternd ins Leere, dann wandte sie sich plötzlich ab. Ich bebte vor Wut.
„Wer ist mein Vater?", fragte ich lauter und der Mann zog mich nach hinten.
„Frag sie das nicht, Amila", sagte er ruhig und wollte nach meinem Arm greifen, doch ich zog ihn zurück.
„Du hast mir nichts zu sagen! Wer bist du, dass du glaubst, dich einmischen zu können?", blaffte ich. Der Mann blinzelte, als wolle er etwas erwidern, doch dann blickte er auf den Boden.
„Mein Name ist Erl", meinte er plötzlich leise. Ich blinzelte ihn an, ehe ich wieder meine Mutter beobachtete, die gerade ein Blatt zerriss.
„Du sollst sie nicht fragen", redete Erl weiter, „weil sie ein Trauma hat."
„Ein Trauma?"
„Ja. Weißt du, als rauskam, dass du ein Mischling bist, wurdest du ausgesetzt. Asrale konnte dich nicht mehr finden und musste es aufgeben. Allerdings wurde sie danach aus ihrem Clan, dem Eschenclan, verbannt. So ist es bei uns Brauch."
„Ihr eigener Clan hat ihr das angetan?", schrie ich fast und deutete auf ihre Augen und die Narbe.
„Nein, das war nicht ihr Clan." Erl seufzte. „Ihr Mann war jemand aus meinem Clan ein...ein Unbekannter. Wir haben sie aufgenommen, als sie kam – es ist eher eine Sache der Ehre gewesen. Rofus meinte aber, er wolle nicht, dass man ihre grünen Augen sieht. Er trug mir auf, sie zu ändern, obwohl das völlig unmöglich ist."
Ich wich vor ihm zurück, bis die Felswand es verhinderte. „Du hast sie geblendet?", kreischte ich, kurz davor, ihm an die Kehle zu springen.
„Ich wollte damals nicht, dass sie blind wird. Allerdings habe ich mich auch nicht verweigert. Die Tränke und Flüssigkeiten, die ich ihr in die Augen gegeben habe, haben sie erblinden lassen. Als sie blind war, hat sie nur mehr am Rande des Lagers gelebt. Sie wurde verabscheut, besonders von Rofus..."
„Aber...aber wieso hast du das getan, Erl? Wieso?" Mir standen Tränen in den Augen.
„Ich..."
„Ja?", blaffte ich. „Du hast sie geblendet! Sie sie dir an! Das ist meine Mutter! Wie konntest du nur, du Monster?"
Erl biss die Zähne zusammen und ich sah, wie seine Fäuste bebten.
„Ich komme nicht aus dem Rabenclan, ja?", blaffte er da. „Ich wurde nicht hier geboren, sondern im Widderclan. Meine Augen waren nicht bernsteinfarben, sondern braun – ja, ich bin ein Mischling. Ein Mischling, der verdammt viel Glück hatte. Meine Widderclan-Mutter hat mich damals meinem Rabenclan-Vater übergeben, damit ich am Leben bleiben kann. Ich war damals drei Jahre alt. Und ich wahr Rofus so dankbar, dass ich bleiben und Schamane werden durfte, dass ich alles für ihn getan hätte."
„Hätte?", hauchte ich. Ich wusste, wie viel es ihm abverlangt hatte, diese Geschichte mir zu erzählen, und ich fühlte mich auf einmal mit ihm verbunden.
„Ja. Als das mit Asrale passiert ist, habe ich erkannt, wie falsch das alles ist. Sie hat mehrmals Fluchtversuche gestartet, als sie so behandelt worden war. Noch dazu war sie traumatisiert. Es ist alles passiert, als ich für sechs Monde beim Widderclan war. Damals hatte der Rabenclan zwei Schamanen, der Widderclan keinen und..." Er seufzte. „Wenn ein Clan keinen Schamanen mehr hat, ist er komplett abkappt von den Geistern. Er dürfte nicht mal mehr beim Drei-Mondes-Treffen mitmachen. Keine Zeremonien, keine Totem, verstehst du?"
„Und du bist zu ihnen zurückgegangen", flüsterte ich.
„Ja. Sieh mich nicht so an, es ist erlaubt, mein Kind. Rofus war einverstanden und ich habe im Widderclan einen Lehrling ausgebildet. Als dann allerdings der alte Schamane im Rabenclan verstarb, musste ich heimkehren. Meine Aufgabe war ja erledigt und ich hatte zudem noch meine Mutter besuchen können. Das Rofus mir das erlaubt hat, bedeutete mir viel.
Als ich zurückkam, hat er mir Asrale gezeigt und mir gesagt, sie hätte mit einem...Unbekannten ein Kind gehabt. Sie war damals sehr traumatisiert und...tja, du weißt ja. Ja, ich habe sie geblendet. Als sie bei einem ihrer Fluchtversuche verletzt wurde...", er deutete auf die Narbe an Asrales Stirn, „da hat Rofus gesagt, sie dürfe sich im Lager nicht mehr blicken lassen. Ich habe sie in der Schlucht versteckt. Rofus glaubt, sie sei fort. Er sollte nicht herausfinden, dass sie hier ist."
Ich starrte nur meine Mutter an. Auch, als er endete, sagte ich nichts. Sie hatte so viel durchgemacht und stand nun vor mir, lebend. Und Erl verpflegte sie. Was auch immer er getan hätte, ohne ihn wäre sie nicht mehr am Leben.
„Mutter...", wimmerte ich leise und Asrale schaute auf, als ich sie so nannte. Und dann viel ich ihr um den hals und vergrub mein Gesicht in ihrem Haar. Ihr Geruch war so vertraut, dass ich schluchzen musste. Sie war verdattert, was ich tat, doch dann legte sie die Arme um mich und drückte mich so fest an sich, wie ich es ihr gar nicht zugetraut hätte. Wie war das nur möglich, sie nach all der Zeit wiederzusehen?
Als ich mich aus ihrer Umarmung löste, sah ich gerade noch, wie Erl sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
„Es tut mir leid, dass ich gesagt habe, du seist ein Monster", murmelte ich betreten. „Ich verdanke dir so viel – du hast meine Mutter versorgt..."
„Ich weiß. Amila, sie braucht deine Hilfe. Ich bin kein Jäger, ich kann nur ein wenig vom Lager mitgehen lassen, ansonsten würde es auffallen. Aber du kannst jagen, oder?" Ich nickte nur. Erl wirkte erleichtert. „Du müsstest deiner Mutter jeden Tag etwas bringen, frisches Wasser hat sie genug. Sie braucht Fleisch, aber sie isst es nicht gern. Eigentlich gibt es im Eschenclan nur Vegetarier. Wenn du Pilze, Beeren und Knollen findest, wäre es für sie optimal." Ich nickte wieder. Ich würde alles tun, was er verlangte.
„Du solltest gehen, Amila. Sprich mit Asrale nicht über ihre Vergangenheit, es tut ihr noch nicht gut. Das war heute ein Schock für sie, aber sie wird sich daran gewöhnen."
Ein Donnern war zu hören und ich, Erl und meine Mutter ließen die Köpfe in Richtung Himmel rucken. Schwarze Wolkenmassen türmten sich dort auf. Ein Gewitter.
Ich sah meine Mutter an, wie sie mit tränennassen Wangen lächelte.
„Mein Kind...", murmelte sie leise.
„Aber...aber sie kann doch nicht hier bleiben, wenn es so stürmt!", rief ich entsetzt. „Sie wird erfrieren!"
„Sieh da hin." Erl deutete auf eine Felsspalte. Sie bildete einen schützenden Hohlraum, dessen Frontseite mit einer Wand aus Holz abgedichtet war. Ich ging wortlos dorthin und warf einen Blick in den Unterschlupf. Gleich drei Felle lagen dort, dann eine Feuerstelle, getrocknete Pilze und Beeren und ein unangetastetes Stück Dörrfleisch.
„Ich habe ihr alles bei den Drei-Mondes-Treffen besorgt, was sie braucht", erklärte Erl, der plötzlich hinter mir stand.
„Aber...aber wie hat sie es geschafft, den Winter zu überstehen? Sie ist verbannt, oder? Sie kann ja gar nicht in einen Clan." Mir wurde kalt, als ich an Eis und Schnee dachte.
„Ich weiß. Das ist ja das Problem." Erl seufzte. „Sie ist am Ende dieses Winters davongelaufen. Es war schwer, sie durchzubringen. Den nächsten Winter wird sie nicht überleben. Und kein Clan kann sie aufnehmen. Vom Eschen- und Rabenclan wurde sie verbannt, der Widderclan ist hoch oben im Gebirge und der Dachsclan kann sie nicht aufnehmen.
„Wieso nicht?", blaffte ich.
„Es ist, so hat es unser Rat erklärt, ein Problem des Raben- und Eschenclans, Amila. Es ist Asrale verboten, andere Clans da hineinzuziehen."
„Aber...!"
„Ich weiß, dass es ungerecht ist. Aber der Rabenclan wird nicht bereit sein, zu kooperieren. Und der Eschenclan hat sie ja als erstes verbannt..."
„Aber sie wird sterben!", kreischte ich. „Sterben, und keiner tut etwas!"
Erl legte mir beschwichtigend eine Hand auf die Schulter, doch ich zuckte weg.
„Wir haben noch fast einen ganzen Zyklus, bevor es soweit ist. Wir werden es schon schaffen. Uns wird etwas einfallen, das verspreche ich." Und dann nahm er mich einfach in den Arm. Ich war so überrumpelt, dass ich gar nichts tun konnte. Im selben Moment ließ er mich wieder los und deutete auf Asrale, die noch immer auf dem Felsvorsprung lag. Ich ging langsam zu ihr.
„Ich muss gehen, Mutter." Ich drückte ihre Hand ein wenig. „Ich muss...muss einfach gehen." Dunkle Wolken türmten sich am Himmel auf, als wollten sie alles verschlucken. Wahrscheinlich würde es bald regnen und stürmen. Ich nickte meiner Mutter noch einmal zu. Und dann wandte ich mich ab, ohne mich noch von Erl zu verabschieden.

Das Lager war wie ausgestorben. Das Gewitter hatte früher eingesetzt,als ich gedacht hatte. Der Regen prasselte auf die Erde und schwemmte kleineSteinchen fort. Keine Menschenseele ließ sich blicken. Eine Amsel landete aufdem Versammlungsplatz und pickte die Reste des Essens auf, die es gegeben habenmusste. Es war schon spät und ich fragte mich, wo wir essen sollten – der Platzwar ja wohl völlig überschwemmt. Die Gewissheit, dass meine Mutter draußen imRegen saß, war für mich schrecklich und lag mir wie ein Stein im Magen. Wiesokonnte sie nicht einfach in den Dachsclan kommen? Wieso musste sie, verbanntund verstoßen, dort draußen leben, wo ihr doch so viel Schlimmes wiederfahrenwar?
Als ich in die Höhle kletterte, war ich überrascht, Fay nicht anzutreffen. IhrSchlaffell lag ordentlich in der Grube – nur ihr Umhang fehlte. Ich sah nachdraußen, konnte sie aber nirgends entdecken. Was will sie denn bei demWetter draußen?, fragte ich mich. Allerdings wickelte ich mich in mein Fellund versuchte, etwas zu schlafen. Vielleicht würde mir das helfen, zuvergessen. Ich hatte niemanden, mit dem ich darüber reden könnte, was passiertwar.
Die Kuhle war derart hart und unbequem, dass ich sofort wieder aufsprang. Ichversuchte, mich an die Grube anzupassen, aber es funktionierte nicht. Erstjetzt sah ich, dass unter Fays Schlaffell, schön unter einer Decke verstaut,Wolle, trockenes Moos und Federn herausschauten. Ein bisschen der Tierwolle lagverstreut in der Höhle. Die Fetzchen führten von ihrem Schlafsack zumhintersten Teil der Höhle. Ich biss mir auf die Lippe, als ich begriff.
Man hat uns frisches Polstermaterial gebracht – und sie hat alles fürsich benutzt. Wütend starrte ich auf ihr Fell, dann stand ich auf undstülpte es um. Mit einem Arm voll Polstermaterial ging ich zu meiner Kuhle undstopfte es unter ein dünnes Tuch, dass verhinderte, dass sich dasPolstermaterial mit dem Schlaffell verband. Dann legte ich ihr Schlaffell soordentlich hin, wie ich es nur konnte.
Da fiel mein Blick auf ein kleines Holzkästchen, dass halb verborgen unterihrem Schlaffell hervorlugte. Der Deckel war mit einem pechschwarzenDachsstempel versehen, der ins Holz gebrannt worden war – genau wie das Tattoo,das hier alle auf den Knöcheln trugen. Ohne wirklich nachzudenken griff ichdanach und strich mit den Fingerspitzen über die Maserung des Holzes. Mitmeinen Nägeln fuhr ich in den Schlitz, der den Deckel von der Kiste trennte,und stemmte ihn langsam auf.
In dem Kästchen lagen nur drei Dinge, allesamt ziemlich gewöhnlich. Der ersteGegenstand war eine Eulenfeder, die aussah, als hätte jemand sie sorgsamgepflegt und glattgestrichen. Als zweites kam ein dunkelbraunes Stück Fell,dass seltsam seidig und gelockt war. Erst beim zweiten Hinsehen erkannte ich,dass es sich um eine sorgsam abgeschnittene Haarsträhne handelte. Und alsdrittes lag ganz verborgen in der Ecke eine gesplitterte Kralle. Ich erkanntesofort die gebrochene Klaue des Grizzlys. Mit solchen Krallen war ich praktischaufgewachsen. Sie sah aus, als hätte jemand sie oft in der Hand gehabt. Und...Blut?,dachte ich schockiert, las ich die festgetrocknete Substanz an der Spitze derKralle sah. Es sah aus, als wäre es erst vor ein oder zwei Tagen vergossenworden. Allerdings erkannte ich am angestaubten und gesplissten Bruch derKralle, dass diese schon vor ein paar Wochen ausgerissen worden war. Wiekommt so frisches Blut an eine so alte Kralle?, schwirrte es mir durch denKopf. Und dann erinnerte ich mich an Fays Hände, all die kleinen Narben undKrusten...
„Sag mal, spinnst du?" Ich wurde nach vorne geschubst und knallte hart auf denBoden. Die Kralle flog mir aus der Hand und landete auf dem Boden und ich sah,wie die blutbefleckte Spitze abbrach und in den hintersten Teil der Höhleschlitterte. Fay war neben mir auf die Knie gesunken und umklammerte dieHolzschatulle. Ihr Blick fokussierte mich und ihr Körper bebte. Sie wirkte fastwie eine Bärin, die versuchte, ihr Junges zu beschützen – nur, dass das hierkein Junges war, sondern ein einfaches Holzkästchen.
„Was glaubst du, wer du bist?", schrie Fay mich an. „Was denkst du direigentlich, in meinen Sachen zu wühlen!" Sie starrte mich vor Wut brodelndan. Dabei hatte sie allerdings etwas so verletzliches an sich, dass ich Mitleidmit ihr hatte.
„Das ist mein Privateigentum!" Fay nahm das Kästchen und stopfte es zurück insPolstermaterial. „Denkst du, ich würde es nicht verstecken, wenn ich nichtwollte, dass du darin herumgrapschst? Das sind allein meineErinnerungen! Meine!" Und dann sank sie auf die Knie und schluchzte. Ichsah mit weit aufgerissenen Augen, wie ihr eine Träne über die Wange rann. IhrKörper bebte und sie wirkte, als hätte ich sie geschlagen.
„Es...es tut mir leid." Ich streckte vorsichtig die Hand aus und legte sie ihrauf die Schulter. Fay zuckte zurück und sah mich mit hasserfüllten Augen an.
„Du...diese Kralle..." Ich hob die Splitter der blutigen Kralle auf. „Du hast dichdamit verletzt, oder? Wieso tust du so was? Du musst doch Schmerzen haben, du..."
„WAS INTERESSIERT DICH DAS SCHON?", brüllte Fay mit tränenüberströmtem Gesicht.„Das ist NICHTS im Vergleich zu den Schmerzen, die mein Bruder hatte! Nichts!Dabei sollte ich doch die...ich doch die sein, die vom Grizzly angefallen wurde!Der Bär hätte mich erwischt, wenn Lori ihn nicht mit Steinen beworfen hätte!Und jetzt...jetzt ist er..." Sie stützte schluchzend das Gesicht in die Hände undich wich zurück. Deshalb hatte sie mich so behandelt, als sie gelauscht hatte,dass ich von Bären großgezogen worden war. Deshalb hatte sie sich mit derGrizzlykralle verletzt – um das gleiche zu empfinden wie ihr Bruder es tunmusste.
„Aber wenn er dich schützt, wieso tust du dir dann selbst weh?", fragteich erstickt. „Und...und wo warst du eigentlich?"
„Das geht dich gar nichts an!", fauchte sie. „Gar nichts, verstanden? Und jetztlass mich in ruhe. Und wenn du nur ein Wort mit mir sprichst, dann schwör ichdir, werde ich dich eigenhändig erwürgen!" Ich wusste, dass dies eine leereDrohung war, aber sie war so verletzt, dass ich es nicht wagte, noch ein Wortzu sprechen. Fay packte die Krallensplitter, funkelte mich an – und dann warfsie die zwei Teile nach draußen in den Regen. Der Regen, in dem meine Mutterheute fror – blind, traumatisiert und allein.

Asrales Geschichte + exklusive Erl-Geschichte + Fay-Trauma! Man, wenn das nicht mal ein Kapitel ist! xD


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