Kapitel 41
Sophie P.O.V.
Nach einem Monat in Dänemark fühle ich mich zwar immer noch nicht viel besser als bei meiner Ankunft, aber immerhin kann ich wieder ohne Schmerzen atmen. Ein Fortschritt, wenn auch nur ein kleiner. Noch immer sehe ich Shawn vor mir, nur um dann festzustellen, dass es eine Einbildung ist, noch immer vermisse ich Shawn in jeder Sekunde und fange an zu weinen, sobald ich keine Ablenkung habe, noch immer möchte ich niemand anderen als ihn bei mir haben. Aber Dänemark kann mir vermutlich nicht mehr weiterhelfen. So schwer es mir auch fällt, reise ich heute also weiter. Nicht nach Hause, aber weiter. Eine der Angestellten, die hauptsächlich für die Pferde des Hofes verantwortlich ist, nimmt mich heute mit nach Kopenhagen, von wo aus ich dann nach Hamburg fliege. Der Plan ist, dass ich da drei Nächte bleibe, bevor ich Sonntag dann weitergucke.
Bevor ich durch die Sicherheitskontrollen gehe, nimmt Lisa mich noch in den Arm und lächelt. „Denk dran, dass du mir einen Ausritt versprochen hast, Sophie.", erinnert sie mich und ich lächele schwach. „Als ob ich das vergessen könnte. Ich komme irgendwann wieder und dann können wir auch gerne öfter als einmal ausreiten gehen." Ich war zwar ständig bei den Pferden und habe bei sämtlichen Sachen geholfen, aber mehr als mal longiert oder ein Pferd geführt habe ich nicht, weil ich mich nicht getraut habe. Pferde spüren, wie es einem geht, und meinen Zustand wollte ich dann doch keinem Pferd antun. Lisa wünscht mir noch eine gute Reise, bevor ich mich umdrehe und zu den Kontrollen gehe.
Im Flugzeug krame ich mein Notizbuch aus meiner Handtasche und lese zum keine Ahnung wievielten Mal den Song, den ich auf dem Weg nach Langø geschrieben habe. Ich würde ihn gerne aufnehmen, aber wo sollte ich ein vernünftiges Mikro herbekommen? Meins habe ich logischerweise nicht mitgenommen. In Hamburg könnte ich mir bestimmt irgendwo eins kaufen, das muss ich dann nur noch in meinen Koffer bekommen. Aber wenn ich schon ein Mikro kaufen, kann ich mir auch eine vernünftige Kamera kaufen und muss nicht weiter meinen Handyspeicher sprengen.
An meinem ersten Morgen in Hamburg regnet es wie aus Kübeln. Immerhin brauche ich dann kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich den Tag nicht draußen verbringe. Also fahre ich in die Innenstadt und betrete einen Elektrogeräteladen, der direkt am Hauptbahnhof liegt. In dem riesigen Laden finde ich hoffentlich, was ich suche.
Nach bestimmt zwei Stunden, die ich mit suchen verbracht habe, habe ich endlich ein vernünftiges Mikro und eine Kamera gefunden. Inzwischen hat es auch aufgehört zu regnen und ich entscheide mich spontan dazu, in der Innenstadt zu bleiben und mich ein bisschen umzugucken. Es ist ein totaler Unterschied zu Langø, in einer so großen Stadt unterwegs zu sein und so viele verschiedene Menschen um mich rum zu haben, die alle aus anderen Gründen hier sind. Es ist ungewohnt, aber irgendwie tut es gut zu wissen, dass ich nicht die einzige Person an diesem Ort bin, die gerade sowas durchmacht.
Irgendwann betrete ich einen Starbucks und hole mir etwas zu trinken, um mich dort hinzusetzen. Als mein Blick dann auf die Mädchen am Nebentisch fällt, erstarre ich. Sie tragen beide Merch von Shawn und reden über ihn und Lena, soweit ich das verstehe. Sie reden Deutsch und ich kann kein einziges Wort auf Deutsch. Die Namen in der Kombination sprechen aber trotzdem für sich. Seufzend gucke ich auf den Becher vor mir und versuche, sie auszublenden. Trotzdem ziehen jetzt Bilder von Shawn vor meinen Augen entlang und ohne es wirklich wollen, gebe ich mich meinen Erinnerungen hin.
Es ist so merkwürdig, momentan darüber zu schreiben, dass jemand einfach durch die Welt reist und ohne Bedenken an öffentlichen Plätzen ist. Nicht, dass ich selbst gar nichts machen würde, weil Corona ist, aber wenn ich in der Stadt bin, fühle ich mich trotzdem nicht annähernd wohl, weil es mir einfach zu viele Menschen sind. Ich weiß nicht, wer von euch schon mal auf der Hamburger Mönckebergstraße unterwegs war, aber gerade wenn Ferien sind, sind dort Unmengen an Menschen.
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