9.

Yoongi's PoV.:

„Was zum Geier ist mit euch passiert?!", schimpfte Seokjin entsetzt, als Jimin und ich völlig außer Puste auf Sky Reaper ankamen. Ich war so durchgeschwitzt, dass mir meine Haarsträhnen an der Stirn klebten. Jimin sah nicht viel besser aus, aber er hatte immer noch dieses selbstgefällige Grinsen im Gesicht, für das ich ihm am Liebsten an die Gurgel gesprungen wäre. „Wir wurden gejagt", erklärte er knapp. „Und wessen Schuld ist das?", fuhr ich ihn an, „Ganz genau, deine! Wenn du diesen albernen Scheiß nicht gestartet hättest, wäre das alles nicht passiert! Wir können von Glück reden, dass die nur Leute mit einem Nachweis auf ein Himmelsschiff in den Hafen lassen. Ansonsten wären wir jetzt Hackfleisch".

„Nun stell dich mal nicht so an. Mir hat es Spaß gemacht", Jimin zuckte gleichgültig mit den Schulten. „Du musstest auch nicht um dein Leben kämpfen!", schnaubte ich aus. Seokjin sah völlig entgeistert zwischen uns hin und her. „Ihr habt um euer Leben gekämpft? Was soll das Ganze? Kann mir mal jemand erklären was genau passiert ist?", sagte er dann. Ich trottete an ihm vorbei, zog ihn an seinem Jackenärmel mit mir. Der Ältere ließ es widerwillig mit sich machen, bis wir bei meiner Kajüte angekommen waren und ich die Tür öffnete. Den Rest des Weges folgte er mir selber.

In meiner Kajüte angekommen konnte ich endlich vernünftig Luft holen. Meine Beine gaben unter meinem Gewicht nach und ich krachte auf die Holzdielen herab, hielt mir dabei krampfhaft meine linke Seite. Sie blutete. Mein ganzer Mantel und mein ganzes Hemd waren bereits von der dunklen Flüssigkeit durchtränkt. Völlig paralysiert starrte ich auf die Stelle, nicht imstande aufzustehen und sie zu verpflegen. Doch das brauchte ich auch gar nicht, denn Seokjin kam mir bereits zur Hilfe. Er hakte seine Arme unter meine Achseln und zog mich hoch. Bei meinem Bett angekommen ließ er mich vorsichtig nieder.

„Scheiße, was hast du gemacht?!", zischte er, riss mir förmlich die Klamotten vom Leib. „Das habe ich dir doch schon gesagt", brachte ich unter zusammengepressten Zähnen hervor. Die Wunde tat wirklich weh. Es war nicht nur eine, sondern gleich drei Stück. Sie klafften in Form von tiefen Messerstichen in meiner Haut und wollten einfach nicht aufhören zu Bluten. „So ein Mist! Yoongi, sag mir jetzt endlich was passiert ist!", Seokjin sprang auf die Beine und holte den Kessel mit gekochtem Wasser von der Feuerstelle. Dazu ein paar frische Tücher, damit er die Wunde säubern konnte. „Ich-... Wir waren in einer Bar", fing ich an zu erzählen, musste jedoch gleich schmerzverzerrt losheulen, „Pass doch auf, das tut weh!".

„Ich gebe mein bestes! Jetzt erzähl schon weiter", forderte Seokjin mich auf, ehe er zwischen den Stichwunden weiter tupfte. „Wir waren in einer Bar und ich habe wohl irgendetwas gesagt, dass Jimin so richtig wütend gemacht hat. Naja und dann hat er mir ein Bier über den Schritt gekippt, ist aufgesprungen und hat alle Anwesenden dazu angestachelt, ihm meinen Kopf zu bringen. Der Gewinner würde sein ganzes Vermögen an Gold bekommen, hat er gesagt", erklärte ich weiter. „Dieser Dreckskerl", fluchte mein Gegenüber und drückte inmitten seiner Wut noch fester über meine Wunde. „Verdammt, gib mir das Ding!", rief ich aus, ehe ich ihm das blutige Stück Stoff aus der Hand nahm. Dann tupfte ich damit selbstständig an meinen Wunden entlang.

„Ich habe doch recht. Der Kerl macht nur Ärger", er stand auf und fing an in einer meiner Schubladen nach Salbe und Mullbinden zu suchen. „Schon, aber-...", fing ich zögerlich an. „Aber was? Willst du ihn jetzt auch noch verteidigen?", hakte Seokjin nach. „Nein, natürlich nicht. Aber-... Er hat etwas Merkwürdiges gesagt, bevor das Ganze passiert ist", erwiderte ich. „Was hat er denn gesagt?", der Ältere kam wieder zu mir zurück, die Augenbrauen verwirrt zusammengeschoben. „Er meinte, dass einer meiner Crewmitglieder ein Verräter ist. Genaugenommen Reddick. Scheinbar hat er ihn gesehen, wie er mit unserem Müll in einer Hintertür von der Bar verschwunden ist", erzählte ich ihm. Mittlerweile hatte ich das meiste Blut von meinem Körper weggewischt und konnte nun endlich die schmerzlindernde Salbe auftragen. Sie betäubte die Wunde ein bisschen, aber es fühlte sich gut an.

„Und du glaubst, dass er dir die Wahrheit sagt?", Seokjin sah nicht sonderlich überzeugt aus. „Die Frage ist, warum sollte er lügen? Jetzt mal ganz ehrlich, da hat er doch nichts von. Außerdem finde ich, dass Reddick sich in letzter Zeit durchaus merkwürdig benimmt. Er hockt ständig im Bauch des Schiffes herum und kommt kaum noch raus. Keine Ahnung, was er da unten die ganze Zeit macht, aber ich finde es schon komisch", sagte ich. Nun sah auch Seokjin ein bisschen nachdenklich aus. Er ließ sich direkt zu meinen Füßen auf seinen Hintern fallen und starrte wortlos meine Wunde an. „Mag schon sein...", murmelte er schließlich, „Es ist nicht auszuschließen, dass er noch Kontakt zu Wonhae hat. Vielleicht haben sich die beiden in Tempura getroffen und irgendetwas ausgetauscht? Informationen über unseren Standpunkt? Über unsere Mission? Vielleicht auch nur Gold?".

„Was es auch ist – ich werde ihn umbringen, wenn es irgendetwas mit Wonhae zutun hat. Ich habe ihn damals nicht umsonst mitgenommen. Bei dem alten Kauz hatte er ein grausames Leben", murrte ich. „Schon klar, aber ein Kobold bricht niemals seinen Vertrag. Selbst, wenn er als Sklave arbeiten muss", merkte Seokjin an und leider Gottes hatte er damit recht.

Wer einmal einen Sklavenvertrag mit einem Himmelspiraten Kapitän eingeht, muss diesen bis zu seinem Lebensende erfüllen. Das galt für allerlei Geschöpf. Sei es Kobolde, oder eben auch Artemis-Bären wie Quassel. Natürlich konnte man gegen diesen Vertrag verstoßen. Aber dafür musste man mit seinem eigenen Leben zahlen. Als ich Reddick und Quassel aus den Fängen meines selbsternannten Onkels Wonhae gerettet hatte, war ich mir dessen Bewusst gewesen. Zeitgleich hatte ich mir geschworen die Beiden mit all meiner Kraft zu beschützen. Doch wenn Reddick nun wirklich weiterhin Kontakt zu Wonhae gehalten, damit mich und die Anderen verraten hatte, dann änderte das so einiges an meiner Sichtweise.

„Scheiße, scheiße, scheiße", fluchte ich und wollte mir die Haare raufen. Allerdings waren meine Hände immer noch voller Blut, weswegen ich bloß verzweifelt in der Luft herum gestikulierte. „Beruhig dich wieder. Wir finden schon eine Lösung dafür", Seokjin packte nach meinen Armen und führte sie zu meinem Schoß herunter, „Wenn du willst, halte ich ein Auge auf Reddick. Ich werde es auch den anderen sagen und gemeinsam entlarven wir ihn".
„Ja, aber-... Wir beide kennen Reddick schon so lange. Und auch, wenn er nicht immer das freundlichste und aufmerksamste Mitglied gewesen ist, konnte ich ihn gut leiden. Auf ihn war immer verlass. Ob es nun ums Lager ging, oder um andere Dinge. Ihn zu verlieren-...", ich konnte mich einfach nicht beruhigen. Der Gedanke war zu schlimm. Vor allem, weil ich für ihn wirklich viel aufs Spiel gesetzt hatte. Nun sollte all das umsonst gewesen sein? All meine Bemühungen?

„Du wirst dich für heute ausruhen müssen. Ich werde das Kochen übernehmen, ja?", schlug Seokjin vor und seine Stimme war so warm und liebevoll, dass es mir glatt die Tränen in die Augen trieb. Ich nickte, schaute betreten auf meine Füße herab. Weinen tat ich allerdings nicht. Stattdessen unterdrückte ich es tapfer, bis ich meinen Gegenüber mit einem dankbaren Lächeln anschauen konnte. „Du bist der Beste, weißt du das?", ich tätschelte seine breiten Schultern. „Ach nicht doch", winkte dieser verlegen ab und raffte sich dann hoch, „Sieh du zu, dass du dir den Verband ordentlich umbindest. Ich hole schon mal das Gemüse".

„Geht klar. Ach ja und kannst du bitte nichts über meine Verletzung sagen? Weder zu Jimin, noch zu den anderen. Sie sollen nicht wissen, dass ich mir ein paar Stichwunden zugelegt habe", bat ich ihn, während ich bereits anfing die Mullbinde um meinen Körper zu binden. „Natürlich, wie immer", und damit verschwand Seokjin dann auch schon.

Beim Kochen konnte ich ihm leider nicht mehr zur Hand gehen. Ich wollte ihm helfen, wirklich. Aber er führte mich jedes Mal zurück zu meinem Bett und drückte mich darauf, als würde ich ihm bloß im Weg stehen. Ein paar Mal versuchte ich es noch, ehe ich es mit einem hoffnungslosen Seufzen aufgab. Schließlich sah ich ihm einfach nur zu wie er die Kartoffeln und Möhren schnitt, das Hühnchen auseinandernahm und in feine Stücke riss. Wie er die Zwiebeln und den Sellerie herrichtete, alles mit einer ordentlichen Portion Salz, Pfeffer und anderen Kräutern abschmeckte. Letztendlich ließ er mich sogar probieren. Es schmeckte gut, wenn auch deutlich anders als meine Gerichte. Ich konnte die anderen Crewmitglieder bereits herumjammern hören, weil es nicht nach ihren Vorstellungen war.

Und so sollte es auch kommen. Taehyung schmollte traurig, als er mit seinem Löffel in der Brühe herumspielte. Hoseok aß bloß häppchenweise und Jimin rührte seines erst gar nicht an. Lediglich Jungkook langte zu, als gäbe es kein Morgen mehr.

„Ich verstehe echt nicht, was ihr habt", sagte Seokjin, die Arme genervt ineinander verschränkt. „Wirklich, es schmeckt echt gut", fügte ich hinzu. „Ja, aber es ist nicht von dir. Ich finde deine Gerichte viel besser. Nichts gegen dich, Jinnie", erwiderte Hoseok. „Dein Freund isst es doch auch", der Ältere deutete auf Jungkook. „Ich finde es auch lecker", schmatzte dieser mit vollem Mund. „Siehst du?! Also reißt euch mal für diesen einen Abend zusammen und esst das, was ich euch gezaubert habe! Ansonsten koche ich nie wieder!", warnte er. „Wieso hast du überhaupt gekocht?", wollte Taehyung wissen. „Weil-... Einfach darum, okay? Stellt keine Fragen", stammelte er und nahm selber einen bissen von dem Fleisch, ganz so als würde er es den anderen vormachen wollen.

„Mir fehlt Salz", murmelte Jimin leise. Ich verdrehte die Augen. Auch Seokjin wurde daraufhin wütend. Er sprang mit einem Ruck auf die Beine, stapfte zu den Hängeschränken rüber und holte ein Glas hervor, das mit dem kostbaren Gewürz gefüllt war. Er stellte es auf dem Tisch ab und kippte einen ganzen Esslöffel davon in Jimin's Suppe. Und dann noch einen. Und noch einen. Und noch einen. Ich fing an zu schmunzeln, als ich den kleinen Berg Salz in seinem Essen sah. Die Elfe hingegen sah aus, als würde er sein ganzes Leben hinterfragen. „W-Was soll der scheiß?! Hör auf, es reicht! Es reicht, okay?!", er stoppte Seokjin inmitten des siebten Löffels, was dazu führte das das ganze Salz auf dem Tisch landete. Doch Seokjin interessierte das nicht. Stattdessen lächelte er gespielt freundlich und sagte: „Hier hast du deinen Salz. Wenn du mehr brauchst, greif einfach zu".

Danach kehrte Ruhe ein und alle aßen wortlos ihren Teller auf. Keiner sagte mehr was. Weder eine Beschwerde, noch sontiges.

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Le me hat vergessen zu updaten, weil sie einen Anime geguckt hat. Sorry about that. Ich hoffe es hat euch gefallen ^^

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