41.
Yoongi's PoV.:
Auch, wenn ich Wonhae's Auftritt bereits befürchtet hatte, überraschte es mich ihn zu sehen. Er stand mit einem triumphierenden Grinsen im Mittelpunkt meines Schiffes. Seine Crew hatte sich auf dem ganzen Deck verteilt; wie lästige Parasiten. Einige von ihnen hatten meine Männer in ihrer Gewalt. Unter anderem Hoseok und Jungkook, denen jeweils ein Dolch an den Hals gedrückt wurde. Seokjin und Hyunwoo knieten währenddessen vor der langen Klinge eines Schwertes. Was mit Taehyung war, konnte ich in diesem Moment nicht genau sagen. Er lag reglos zu Wonhae's Füßen. Das Gesicht hatte er dabei von mir abgewandt, aber er schien nicht verletzt. Jedenfalls konnte ich kein Blut sehen.
Mir wurde schwindelig. Ich musste erst einen tiefen Atemzug nehmen, bevor ich klaren Gedanken fassen konnte. „Was ist hier los? Was soll das alles?", fragte ich. „Ist das nicht offensichtlich", summte Wonhae und drehte sich mit ausgestreckten Armen im Kreis, „Ich bin gerade dabei dein Schiff zu übernehmen".
„Was ist mit ihm?", ich deutete auf Taehyung, ohne auf sein dummes Geschwafel einzugehen. Wonhae's Grinsen wurde breiter. Er streckte seinen Fuß nach dem Jüngeren aus und stupste ihn grob am Kopf: „Keine Sorge. Der ist nicht tot, sondern nur ohnmächtig. Er ist von dort oben heruntergefallen". Wonhae deutete auf den Mast hoch und ich musste mich wirklich zusammenreißen, um ihm nicht gleich an die Kehle zu springen. Denn mir war durchaus bewusst, dass Taehyung nicht ohne Grund von seinem Posten fallen würde. Da schien mehr im Spiel gewesen zu sein.
„Hyunwoo", hörte ich Jimin entsetzt neben mir murmeln, ehe er einen Schritt in dessen Richtung machen wollte. Ich hielt ihn instinktiv an seinem Arm fest. Zeitgleich zückte Wonhae sein Schwert aus der Scheide und hielt es bedrohlich in unsere Richtung. „Keiner bewegt sich! Ich will, dass das hier reibungslos abläuft", sprach er ernst. Daraufhin verkrampfte Jimin sich frustriert. Ich konnte förmlich spüren, wie die Kraft durch seine Adern pumpte und sich immer weiter aufbaute. Eine mächtige Attacke von ihm hätte uns in diesem Moment bestimmt retten können. Aber das Risiko, dass dadurch einer meiner Leute umgebracht und Jimin wieder sein Bewusstsein verlieren würde, war zu groß. Also zog ich ihn ein Stück hinter mich, um ihm zu signalisieren, dass ich mich um Wonhae kümmern würde.
„Ich will kein unnötiges Blutbad auslösen. Sag mir einfach was du willst und ich gebe es dir", versprach ich ihm. Wonhae kicherte tief in sich hinein, ließ dabei seine Schwertspitze hin und her tänzeln. „Ich will...", fing er langsam an, „Ich will, dass du mir die Blume der ewigen Jugend gibst". Etwas verblüfft hielt ich inne: „Das soll alles sein? Du willst nur diese dämliche Blume haben?".
„Komm her und gib sie mir", forderte er und streckte seine Hand nach mir aus. „Erst, wenn du dein Schwert aus der Hand nimmst", erwiderte ich, denn ich vertraute ihm kein Stück. Uns den ganzen Weg hinterherzujagen – für die Blume der ewigen Jugend – konnte nicht sein einziges Ziel gewesen sein. Er war immer noch auf Rache aus. Schließlich hatte ich ihn betrogen und ihm sein rechtes Auge genommen. Außerdem hatte ich seinen Rat, den er mir damals kurz vor der Insel Avkas gegeben hatte, ignoriert. Ich war ihm in die Quere gekommen und sollte nun meine gerechte Strafe dafür bekommen.
„Na schön", antwortete Wonhae und rammte sein Schwert in die Holzdielen von meinem Deck, knapp an Taehyung's Kopf vorbei. Ich sog scharf die Luft ein, versuchte meine aufbrausenden Gefühle zu kontrollieren. Dann machte ich zaghaft einen Schritt in seine Richtung. „Yoongi, nicht!", schrie Seokjin mir dazwischen, „Nach allem was wir durchgemacht haben, kannst du ihm doch nicht einfach so nachgeben!".
„Er hat recht. Wir sind nicht umsonst den ganzen weiten Weg hierhergekommen", flehte Hoseok mich an. Am liebsten hätte ich ihnen gesagt, dass es auf der Insel noch mehr von diesen Blumen gab und sie keine Rarität darstellte. Aber das konnte ich in Anwesenheit Wonhae's nicht tun. Er hätte sie alle aus der Erde gerupft und dann für Millionen von Gold vertickt. Ich wollte ihn nicht auf dumme Gedanken bringen. Seine Unwissenheit war unser Vorteil.
„Ist schon okay, Jungs. Ihr seid mir mehr Wert, als diese scheiß Mission", antwortete ich ruhig. Mit einer Armlänge Abstand, blieb ich schließlich vor Wonhae stehen. Eine Weile lang betrachtete ich ihn einfach nur. Die wilden Bartstoppeln in seinem Gesicht und die fleischige Narbe, die unter seiner Augenklappe hervorlugte. Kaum zu glauben, dass ich noch vor ein paar Jahren zu diesem Dreckskerl aufgeschaut hatte.
„Gib mir die Blume", wiederholte Wonhae sich ungeduldig. Zögerlich streckte ich ihm meine Hand entgegen. Wir waren kurz davor uns zu berühren, da gab Hyunwoo plötzlich einen angriffslustigen Schrei von sich und stürmte von seinem Platz aus los. In seinen Händen hielt er einen alten Dolch umklammert, den er geradewegs auf Wonhae's Kniekehlen gerichtet hielt. „Nein, nicht!", schrie Seokjin noch, doch da war es bereits zu spät. Wonhae hatte schnell regiert; sein Schwert aus den Dielen gezogen und es Hyunwoo geradewegs durch die Magengrube gerammt. Der Jüngere gab ein Winseln von sich. Tränen kullerten über seine Wangen und er suchte den Blickkontakt zu mir, ehe er auf seine Knie krachte. Wonhae entzog ihm das Schwert, drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir herum. „Einen kleinen Krieger habt ihr da aufgezogen", kommentierte er belustigt. Mir wurde wieder schwindelig. Alles drehte sich und Hyunwoo's klägliche Gestalt verschwamm vor meinen Augen.
„Hyunwoo!", rief Jimin und ich hörte, wie er blitzschnell zu ihm eilte. Ich wollte ihn noch aufhalten, weil ich glaubte das Wonhae ihn dafür umbringen würde. Aber meine Glieder fühlten sich zu schwach an. Ich bekam ihn nicht zu packen und im nächsten Moment kniete er bereits bei Hyunwoo, seine Hände über dessen blutende Wunde gedrückt. Überraschenderweise zeigte Wonhae keine Reaktion darauf. Er schenkte den beiden nicht einmal einen Hauch seiner Aufmerksamkeit. Stattdessen war er ganz und gar auf mich fixiert. Sein Schwert rammte er wieder neben Taehyung's Kopf in die Dielen. Dann streckte er seine Hand nach mir aus. „Gib sie mir", forderte er wieder. Ich konnte mich nur schwer von dem grauenvollen Anblick hinter ihm losreißen und als ich es schaffte, schaute ich inmitten seines amüsierten Gesichtes. Mit größter Mühe schluckte ich den Klos in meinem Hals herunter und überreichte ihm die Blume der ewigen Jugend. Er starrte fasziniert auf sie herab. Hielt sie in das Licht der Sonne und lachte zufrieden.
„Es war mir eine Freude", zwinkerte er mir zu, während er die kleine Blume in einem Lederbündel verschwinden ließ. Er pfiff einen seiner Männer zu sich – ein Koloss von Mann, mit Glatze und langem Bart. Dieser nahm das Bündel an sich und verschwand über die Reling, zu Wonhae's Himmelsschiff herunter. Es schien im Schatten der Insel geparkt zu sein.
„Aufräumen, Männer!", rief er den anderen zu und sowohl Hoseok, als auch Jungkook wurden losgelassen. Das anvisierte Schwert hinter Seokjin's Rücken verschwand ebenfalls. Seine Crew zog sich einer nach dem anderen zurück. Letztendlich blieben nur noch zwei Männer zurück. Sie warteten auf Wonhae, der immer noch vor mir stand und mich mit einem Blick anstarrte, der es mir unmöglich machte, mich zu bewegen. „Eine Sache wäre da noch", sprach er mit gedämpfter Stimme und kam mir dabei näher. Nur so nebenbei bekam ich mit wie er seine Hand nach mir ausstreckte. Plötzlich packte er meinen Kragen, zog mich mit einem Ruck zu sich ran und stach mit einem Messer zu. Ich hatte es nicht kommen sehen, spürte aber wie sich der Schmerz in meinem rechten Auge binnen Sekunden ausbreite. Ich öffnete den Mund, brachte allerdings nichts weiter als ein klägliches Krächzen heraus. Verzweifelt griff ich nach seinem Handgelenk, wollte verhindern das er das Messer aus meinem Kopf herauszog. Doch da war es schon zu spät. Ich fiel auf die Knie und beobachtete unter Tränen und Blut, wie er mein Auge auf der Messerspitze inspizierte.
„Wie du mir, so ich dir", sagte er dabei und kehrte mir schließlich den Rücken zu. Seokjin eilte zu mir und fing meinen reglosen Körper auf, noch bevor alles schwarz wurde.
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So langsam komme ich wieder richtig in Fahrt. Es hat voll Spaß gemacht dieses Kapitel zu schreiben und es hat auch nur 2 Stunden gedauert \(^ω^\ ) Ich hoffe die Action hat euch ebenso gefallen, wie mir. Auch, wenn es am Ende mehr oder weniger böse zugegangen ist ^^
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