40.
Jimin's PoV.:
Nur etwa die Hälfte von uns, hatte in der Nacht schlaf gefunden. Der Rest, inklusive mir, war wachgeblieben. Ich bereute es ein wenig, denn die letzten Tage hatten mir einiges abverlangt und ich hätte den Schlaf gut gebrauchen können, aber dafür war es nun zu spät. Die Sonne stand bereits seit einigen Stunden hoch am Himmel. Ihre warmen Strahlen kitzelten mich im Gesicht und ich zog die Nase kraus, rieb mit der flachen Hand darüber. Hyunwoo, der neben mir saß, gab ein Seufzen von sich.
„Wann sind wir endlich da?", jammerte er. „Je öfter du fragst, desto länger dauert es", antwortete ich genervt. „Gar nicht wahr", der Jüngere warf sich über meine ausgestreckten Beine und fing an durch das pelzige Fell von Quassel zu streicheln, der rechts von mir lag. „Ich weiß es doch selber nicht. Frag Taehyung, oder Yoongi", versuchte ich ihn abzuwimmeln. „Taehyung ist auf dem Mast und Onkel Yoongi wird mich bloß anmeckern", schmollte er. „Onkel Yoongi?", wiederholte ich belustigt seine Worte, „Seit wann nennst du ihn Onkel?".
„Als Taehyung mich gestern ins Bett gebracht hat, hat er ihn auch so genannt", antwortete Hyunwoo mit einem schiefen Grinsen. Ich musste daraufhin lachen: „Lass ihn das bloß nicht hören. Der fühlt sich bestimmt angegriffen, wenn du ihn Onkel nennst".
„Meinst du? Aber da ist doch gar nichts schlimmes dran", kicherte er. „Du kannst es ja ausprobieren. Im Fall der Fälle rufe ich einen Kreischer nach dir", ich machte eine einladende Handbewegung zum Kapitän. Hyunwoo schaute meiner Hand nach. Kurz zögerte er, schien es tatsächlich abzuwägen. Doch dann schüttelte er schnell den Kopf und verbarg sein Gesicht in meinen Beinen.
Ich musste daraufhin nur noch mehr lachen. Ja, für die meisten machte Yoongi einen ziemlich angsteinflößenden Eindruck. Die Art und Weise wie er am Ruder stand; den Blick konzentriert in die Ferne gerichtet und den Kiefer angespannt. Sein schwarzer Mantel wehte anmutig im Wind. Einen Moment lang konnte ich selber kaum meine Augen von ihm losreißen. Er sah so verdammt gut aus. Kaum vorzustellen, dass mich dieser Mann schon mehr als einmal durchgenommen hatte.
Yoongi schien sich beobachtet gefühlt zu haben, denn plötzlich trafen sich unsere Blicke. Ich schaute weg. Dann wieder zurück und sein Blick lag immer noch auf mir. Ein sanftes Lächeln kroch auf seine Lippen. Für einen Moment blieb mein Herz stehen, ehe es in doppelter Geschwindigkeit weiter schlug. Ich erwiderte sein Lächeln, spürte dabei wie mir die Hitze in die Wangen stieg und ich kurz davor war wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen.
„Land in Sicht!", rief Taehyung auf einmal von seinem Mast herunter und der nervenauftreibende Moment zwischen Yoongi und mir zerplatzte wie eine Seifenblase. Hyunwoo sprang sofort auf die Beine und rannte zum Bug des Schiffes. Auch der Rest der Crew fand sich dort zusammen. Man konnte noch nicht viel sehen, aber mit jeder verstreichenden Sekunde wurde der schwarze Fleck am Himmel größer. „Das muss sie sein", sprach Seokjin. „An Lorcacian und Marmoris sind wir ja schon vorbei. Also kann es nur diese Insel sein", stimmte Hoseok ihm zu. „Wahnsinn, wir haben es wirklich geschafft", Seokjin klang so, als wäre er nicht davon ausgegangen, dass es die Insel überhaupt gibt.
„Jungkook, Hoseok – kümmert euch um die Anker! Wir werden seitwärts anlegen!", befahl der Kapitän vom Ruder aus. „Wird gemacht!", brüllte Jungkook zurück und er und Hoseok machten sich sofort an die Arbeit. Seokjin tätschelte auffordernd meine Schulter: „Hilfst du mir gleich die Segel einzuholen?".
„Klar, mach ich", antwortete ich, den Blick weiterhin auf die Insel gerichtet. „Hey, was ist mit mir? Ich kann dir auch helfen", kam es empört von Namjoon. „Du bist ein Hexenmeister. Du weißt doch gar nicht wie man ein Segel einholt", winkte Seokjin ab. „Schon, aber-...", versuchte er sich zu verteidigen. „Nichts da. Jimin hat das mittlerweile schon ein paar Mal gemacht", mit dem Älteren ließ sich nicht diskutieren. Namjoon beließ es dabei. Scheinbar wollte er keinen Stress machen und er gab sich schließlich mit der Aufgabe zufrieden, auf Hyunwoo aufzupassen. Der war nämlich ganz aus dem Häuschen, weil wir endlich an unserem Ziel angekommen waren.
Auch ich war aufgeregt. Ich konnte es kaum erwarten Fuß auf die unbekannte Insel zu setzen und endlich die Blume der ewigen Jugend in der Hand zu halten.
Wir hatten Rückenwind, weswegen wir die Insel recht schnell einholten. Yoongi positionierte das Himmelsschiff über dessen Oberfläche, sodass Hoseok und Jungkook die Anker herunterwerfen und uns fixieren konnten. Zeitgleich holten Seokjin und ich die Segel ein. Als auch der letzte Knoten an der Reling befestigt war, widmeten wir unsere ganze Aufmerksamkeit der Insel. Sie war nicht sonderlich groß und man konnte sogar dessen Klippen am anderen Ende sehen. Die ganze Oberfläche war mit ellenlangem Gras bewachsen. Hier und da wuchsen bunte Wildblumen. Man konnte Bienen summen und Zikaden zirpen hören. Es sah aus wie ein kleines Paradies.
„Wir gehen zu dritt", kam der Befehl vom Kapitän, „Jimin, Namjoon und ich. Der Rest bleibt hier auf dem Schiff".
„Was, wieso?!", Seokjin wirbelte entsetzt herum. „Weil ich nicht weiß, was in dem hohen Gras lauert. Jimin ist gut im Fernkampf und Namjoon kommt mit, weil er die Blume kennt. Der Rest muss hier die Stellung halten, kapiert?", antwortete er. Seokjin schien noch etwas sagen zu wollen, doch er schwieg verbittert. Yoongi ignorierte sein Verhalten. Stattdessen kletterte er über die Reling und sprang mit einem Satz auf die Insel herunter. Namjoon folgte ihm zögerlich und auch ich machte mich, nach einem letzten Blick zu Hyunwoo und Taehyung, auf den Weg.
Das Gras reichte uns tatsächlich bis zu den Schultern. Es war unmöglich, eine potenzielle Gefahr auszumachen und so konnten wir uns bloß langsam voran bewegen.
„Namjoon, wonach halten wir Ausschau?", fragte Yoongi mit gedämpfter Stimme. „Wir suchen eine kleine blaue Blume, die ironischerweise einem Glücks-Kleeblatt ähnlichsieht. Sie wachsen nur in größeren Gruppen und sind meistens im Schatten vorzufinden", antwortete dieser. „Schatten gibt es hier dank dem großen Gras genügend", kommentierte Yoongi daraufhin. „Es wird nicht einfach sein, sie zu finden", merkte Namjoon an. „Ich könnte versuchen, sie anhand meiner Kräfte aufzuspüren", schlug ich vor. Yoongi drehte sich überrascht zu mir herum: „Das kannst du?".
„Wenn ich meine Hände mit der Erde in Berührung bringe...", erklärte ich und blieb stehen, tat genau das, „Jetzt sollte es mir möglich sein sämtliches Leben in einem Umkreis von einigen Hundert Metern zu identifizieren". Ich schloss die Augen und versuchte mich zu konzentrieren. Stellte mir vor, wie sich meine Sinne von mir abtrennten und stattdessen durch das hohe Gras wanderten. Ich konnte die Anwesenheit der Bienen, Zikaden und Spinnen spüren. Ameisen, die weiter links unter der Erde ihr Zuhause weiter ausbauten. Knapp dahinter schien gerade ein Vogel gelandet zu sein, um sich einen Käfer aus der Erde zu picken.
Plötzlich spürte ich die Aura eines größeren Lebewesens und ich brauchte keine zweite Sekunde, um zu verstehen das es Wachen der Elfen Armee waren. Erschrocken riss ich die Augen auf und suchte Blickkontakt mit Yoongi. „Was ist?", wollte dieser wissen und hockte sich zu mir. „Hier sind Wachen aufgestellt. Zwei Stück. Sie haben unsere Anwesenheit bereits gemerkt. Macht ja auch Sinn, bei dem gigantischen Schiff welches hier schwebt", erklärte ich ihm aufgebracht. „Oh scheiße!", fluchte Namjoon halblaut und hockte sich ebenfalls hin, „Was machen wir jetzt?!".
„Sie töten, was denn sonst?", entgegnete ich ihm, noch bevor Yoongi etwas sagen konnte. Ich schloss wieder meine Augen, legte beide Hände auf den Boden und sammelte meine Kräfte, um eine Schlingpflanze erwachen zu lassen. Der nährreiche Erdboden erleichterte mir die Sache ungemein. Ich konnte die Schlingpflanze zielgerichtet durch das Gras schlängeln lassen und sie mit einer flinken Bewegung auf die beiden Wachen losschicken. Diese hatten meine Attacke zwar spüren, aber nicht rechtzeitig reagieren können und so erwürgte ich sie gnadenlos, bis ich ihr Genick brechen spüren konnte. Sie fielen leblos zu Boden.
„Das wars", ich stand auf. „Wie jetzt? Kein Widerstand?", hakte Namjoon nach. „Sie scheinen wohl nicht mit einer weiteren Elfe auf dieser Insel gerechnet zu haben. Ihr Reaktionsvermögen ließ zu wünschen übrig", erklärte ich knapp. „Danke", sagte Yoongi und stand ebenfalls auf. Er starrte mich an. So tief, dass ich mich einen Moment lang in seinen Augen verlor. Er sah wirklich glücklich darüber aus, dass er mich bei sich hatte.
„Eww, hört auf euch anzuschmachten, nachdem ihr gerade jemanden umgebracht hat. Das ist doch krank", würgte Namjoon. „Halt die Klappe", fuhr ich ihn an, „Such lieber nach der Blume".
„Dann such gefälligst mit! Hast du sie nicht gefunden, als du gerade dein komisches Ding gemacht hast?", er verschränkte die Arme ineinander. „Nein, habe ich nicht. Aber dort hinten habe ich eine größere Ansammlung an Blumen verspürt. Vielleicht ist sie dabei", ich deutete schräg rechts. „Dann kommt mit", der Hexenmeister stapfte los. Yoongi und ich warfen uns noch einen amüsierten Blick zu, ehe wir ihm folgten. Ich sollte recht behalten. Jedenfalls was die größere Ansammlung von Blumen anging. Die meisten davon waren Wildblumen, dessen Namen ich mir alle gar nicht merken konnte. Sie blühten bunt zwischen den langen Grashalmen hervor und lockten eine ganze Menge der Bienen an.
„Haltet weiter unten Ausschau. Das, was wir suchen, wird sich nahe dem Erdboden befinden", sprach Namjoon. Daraufhin teilten wir uns auf und suchten weiter unten. Ich kniete mich hin, krabbelte durch das Blumengewirr und schaute hinter jedem größeren Blatt und Grashalm nach. Die Sonne knallte nach wie vor auf uns herab und schon nach wenigen Minuten stieg mir die Hitze zu Kopf.
„Habt ihr schon was?!", rief ich den anderen zu. „Nein, noch nicht!", kam es von Namjoon. „Ich auch nicht!", antwortete Yoongi. „Ich habe keine Lust mehr! Hier finden wir doch nie was", verärgert schlug ich das Gestrüpp beiseite. „Nur nicht die Hoffnung verlieren. Sie muss irgendwo hier sein", versuchte Yoongi mich zu beschwichtigen. „Ich weiß. Nicht umsonst waren hier Wachen aufgestellt", schmollte ich. „Es sei denn, sie wollten bloß den Anschein erwecken, dass dies hier die richtige Insel ist", meinte Namjoon. Perplex hielt ich inne: „Oh man, daran habe ich gar nicht gedacht".
„Es würde mich nicht wundern. Die Elfen sind ein durchtriebenes Volk. Das würde ihnen-...", weiter kam der Hexenmeister gar nicht, denn plötzlich rief Yoongi laut los. „Ich habe sie! Ich glaube ich habe sie! Kommt her! Hier bin ich!", als ich mich aufrichtete, sah ich seine Gestalt in dem hohen Gras herumhüpfen.
In Windeseile überbrückte ich die wenigen Meter zu ihm und betrachtete die blaue Blume in seinen Händen, die er samt Erde ausgegraben hatte. Sie sah durchaus einem Glücks-Kleeblatt ähnlich. Als Namjoon sie zu Gesicht bekam, nickte er sicher.
„Das ist sie. Kein Zweifel. Wir haben sie gefunden", sagte er. „Ich habe sie gefunden", berichtigte Yoongi ihn. „Jaja, schon gut", winkte Namjoon ab. „Sie sieht wunderschön aus", funkte ich dazwischen und berührte eines ihrer samtweichen Blätter. „Schau sie dir bloß nicht zu lange an", Namjoon schnipste vor meinem Gesicht herum. Doch ich konnte mich einfach nicht von ihrem Anblick losreißen. Es war, als würde sie mich wie einen Magneten anziehen. Als würde sie zu mir rufen und darum flehen, dass ich sie verschlingen sollte. Wasser lief in meinem Mund zusammen und ich musste laut schlucken.
„Wieso nicht?", fragte Yoongi verwirrt. „Allein ihr Anblick kann manche Menschen in Versuchung führen", erklärte dieser und Yoongi deckte sie schnell mit seiner anderen Hand ab. Ich blinzelte, musste ein weiteres Mal schlucken. „Alles gut?", wollte der Kapitän von mir wissen. „Ja, geht schon", ich räusperte mich einmal und rieb über meine Brust, versuchte mein Verlangen zu unterdrücken, „Diese Blume ist nur ziemlich verlockend. Vielleicht liegt es daran, dass ich sowieso ein näheres Bündnis zu Flora und Fauna habe".
„Das macht keinen Sinn, wenn du bedenkst das die hier Wachen aufgestellt haben, die dieselben Fähigkeiten haben wie du", verwarf Namjoon meine Vermutung. „Stimmt", winkte ich ab. „Bringen wir die Blume schnell aufs Schiff. Ich werde sie irgendwo in meinem Büro verstecken, damit niemand auf dumme Ideen kommt", er stapfte eilig los. „Besser ist das", antwortete Namjoon und wir wollten ihm folgen, doch liefen geradewegs in seinen Rücken hinein.
„Was ist?", hakte ich nach. „Seht ihr das?", flüsterte er atemlos. Ich folgte seinem Blick aufs Schiff. Doch es stand noch genauso dort, wie wir es zurückgelassen hatten. Die Taue der Anker bewegten sich leicht im Wind und es sah absolut friedlich aus. „Was meinst du? Ich sehe nichts", erwiderte ich verwirrt. „Das ist es ja. Wo ist die Crew? Taehyung ist nicht mehr auf seinem Mast und auch sonst kann ich niemanden sehen. Es ist zu ruhig. Keiner hält Ausschau nach uns", erklärte Yoongi. Erst jetzt fiel mir auf, dass das Schiff tatsächlich zu friedlich aussah. Man konnte die Crew weder sehen, noch hören.
„Könnte das-...", fing Namjoon unsicher an. „Wonhae", beendete Yoongi seinen Satz und stürmte blitzschnell los.
•°•°•
Uff, nach mehreren Wochen der Schreibblockade habe ich es endlich geschafft ein Kapitel zu schreiben. Und das ausgerechnet jetzt, wo meine Ausbildung angefangen hat und ich nicht weiß, ob ich Schreiben und Schule zeitgleich unter ein Dach kriege xD
Ich hoffe ich werde jetzt wieder regelmäßig updaten können. Ich werde versuchen jeden Samstag oder Sonntag etwas hochzuladen. Meine Schreibblockade sollte mit diesem Kapitel hier überwunden sein. Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstest ಥ_ಥ
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top