32.
Jimin's PoV.:
In den folgenden Tagen herrschte dicke Luft zwischen Yoongi und mir. Wir redeten nur noch miteinander, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Aber das war auch gut so. Bloß in seine Richtung zu gucken kotzte mich an. Vor allem, weil ich jedes Mal daran erinnert wurde, dass er noch mein Hemd bei sich rumliegen und es wahrscheinlich noch nicht einmal gewaschen hatte. Ob ich es jemals wiedersehen würde? Wahrscheinlich hatte er es schon durch das Plumpsklo vom Himmel fallen lassen. Ich konnte von Glück reden, dass Taehyung mir sein Ersatzshirt geliehen hatte. Ansonsten würde ich jetzt 24/7 Oberkörperfrei rumlaufen.
Ich konnte es nicht lassen den Kapitän mit bösen Blicken zu strafen. Gerade stand er am Ruder des Schiffes und hielt es auf Kurs. Der Wind streichelte sanft durch seine Haare, brachte auch seinen Mantel in Bewegung. Zugegeben sah er in dieser Position echt attraktiv aus. Aber auch das kotzte mich an, weswegen ich mich schnell von ihm abwendete und stattdessen zu Hyunwoo schaute, der gerade sein Schwertkampf Training fortführte.
Mittlerweile hatte der junge Bursche ein bisschen mehr zugelegt und konnte das Schwert von Taehyung führen, ohne das es dabei über das Deck kratzte. Ich war ziemlich stolz auf ihn, genauso wie die anderen. Sie saßen, wie so häufig, am Bug des Schiffes und schauten von dort aus zu. Selbst Seokjin, der normalerweise aufgrund seiner Nachtschicht den Großteil des Tages verschlief. Zwar hing er wie ein Schluck Wasser am Geländer, aber er beobachtete aufmerksam. Namjoon war dabei natürlich an seiner Seite. Der Alchemist versuchte sich unablässig bei dem Ältesten einzuschleimen. Sei es mit Komplimenten, oder Angebereien. Doch er bekam ihn einfach nicht weich. Seokjin schien ein Herz aus Stahl zu haben.
„Ich kann nicht mehr!", drang Hyunwoo's Gejammer zu mir hindurch. Ich schaute ihn an, realisierte das er bereits total durchgeschwitzt war. Seine Klamotten waren am Kragen und unter den Armen klitschnass. Wenn mich nicht alles täuschte, konnte ich sogar seine Beine vor Anstrengung zittern sehen. „Schon okay. Wir machen eine kleine Pause. Hol dir was zu essen und trinken", beschwichtigte ich ihn. Das Schwert fiel mit einem lauten Scheppern zu Boden. Hyunwoo gleich danach. Er legte sich wie ein Seestern auf den Rücken, die Augen fest verschlossen. „Muss kurz Luft holen", erklärte er sich. „Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Ich habe dir doch schonmal gesagt, dass Pausen sehr wichtig sind", sprach ich auf ihn herab. „Jaja", winkte er ab, wohl nicht interessiert an meiner Lebenslektion. Kopfschüttelnd stellte ich mich der Sonne entgegen, sodass die Strahlen ihn nicht mehr blenden konnten. Er dankte es mir mit einem niedlichen Lächeln.
„War's das schon für heute?!", rief Namjoon uns zu und schlurfte dann gemütlich in unsere Richtung. „Nein, aber Hyunwoo ist gerade so ziemlich am Ende seiner Kräfte angelangt. Wir machen eine Pause und danach geht es weiter", antwortete ich ihm. „So ist das also", neben uns blieb er stehen, beugte sich zu dem Kleineren herab, „Aber ich muss zugeben, dass du für einen Anfänger eine ziemlich gute Figur machst".
„Wirklich?", Hyunwoo richtete sich strahlend auf. „Ja, wirklich. Die Kampfkunst der Elfen ist eine komplizierte und anstrengende Art. Sie benutzen bestimmte Griffe und Schritte, die sonst keiner macht. Genau deswegen ist sie auch so beliebt unter den Kriegern. In ein paar Monaten wirst du bestimmt von allen gefürchtet werden", der Alchemist zwinkerte und Hyunwoo gab ein aufgeregtes jauchzen von sich, ehe er auf seine Füße sprang und voller Euphorie zum Lager tänzelte. Ich schaute ihm mit hochgezogenen Augenbrauen hinterher: „Du setzt ihm dumme Flausen in den Kopf. Es wird mindestens noch ein ganzes Jahr dauern, bis er ansatzweise was draufhat".
„Ich weiß", grinste Namjoon frech und richtete sich wieder auf, „Aber das muss er ja nicht wissen. Wäre ja sonst ziemlich demotivierend".
„Da hast du recht. Aber sag mal, woher weißt du so viel über die Kampfkunst der Elfen?", hakte ich nach. „Gute Frage. Sagen wir einfach, dass mich dein Volk interessiert", antwortete er bedacht. „Was ist bitte an meinem Volk interessant?", ich hätte vor Unglauben fast laut losgelacht. „Naja, dein Volk hat eine Menge interessanter Regeln und Bräuche. Ihr habt die einzige Insel auf der Ordnung herrscht. Die Einzigen, bei denen alle Einwohner gleichgestellt sind. Bei euch gibt es keine armen Bettler, oder reiche Herrscher. Das finde ich bewundernswert", erklärte er mir.
Da hatte er nicht unrecht. Auf Sarell gab es immer Recht und Ordnung. Keiner wurde vernachlässigt, genauso wenig bevorzugt. Jeder half jedem. Wenn ein Sturm das Klippenland zerstören würde, würde das ganze Volk es in drei Tagen wieder aufbauen und weiterleben, als wäre nie etwas passiert. Für außenstehende ein wahres Phänomen. Doch der Schein trügt. Das Leben auf Sarell war hart. Gebunden an Regeln und Bräuche lebt man wie in einem Vogelkäfig. Wer es wagt den Käfig zu öffnen, wird ohne einen zweiten Gedanken gefoltert und verstoßen. So sind sie mich losgeworden und so werden sie auch noch viele andere Elfen loswerden.
„Bewundernswert würde ich es nicht nennen. Aber jedem das seine", murrte ich schließlich, verkniff mir dabei jeden weiteren Kommentar. Für eine Diskussion war ich gerade nicht in der Stimmung. Zumal Namjoon auch nicht so aussah, als würde man ihn vom Gegenteil überzeugen können. Nein, dafür war er definitiv zu eigen.
„Sag mal, wie wollt ihr auf Sarell eigentlich vorgehen?", fragte er plötzlich nach. „Wie meinst du das?", ich sah ihn verwirrt an. „Du weißt ja sicherlich, dass jeder Gast während des Aufenthaltes eine Wache zugewiesen bekommt. Da habe ich mich gefragt wie ihr den überlisten wollt, um in die verbotene Abteilung der Bibliothek zu gelangen?", erwiderte er. „Tja, einen Plan gibt es nicht. Der wehrte Herr Kapitän arbeitet nämlich nicht so gerne mit seinem Köpfchen. Aber irgendetwas wird uns schon einfallen. Notfalls lenke ich sie ab und ihr schnappt euch das Buch", meinte ich, denn wahrscheinlich würde es darauf hinauslaufen. Alles andere wäre purer Selbstmord.
„Ernsthaft jetzt? Yoongi hat keinen Plan? Nichts? Gar nichts?", entsetzt starrte Namjoon mich an. „Ich sag ja, der ist bei seiner Geburt auf den Kopf gefallen. Mir wäre es auch lieber, wenn wir uns vorher etwas gescheites überlegen. Aber auf mich hört ja niemand. Die anderen haben auch kein Problem damit, immerhin sind sie schon daran gewöhnt und finden, dass sich die Mission so einfacher erledigen lässt", winkte ich ab. „Das ist-... Die haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank! Wir sind doch schon morgen da!", rief er empört und ehe ich mich versah, stapfte er zum Ruder des Schiffes los. Yoongi, der sein Gebrüll von dort aus gehört hatte, sah anklagend auf mich herab. Beinahe hätte ich auf seinen dummen Blick reagiert. Mit den Schultern gezuckt, oder ihm den Mittelfinger gezeigt. Aber ich wollte ihn ignorieren, weswegen ich mich enthobenen Hauptes auf meinen Füßen drehte und zu den anderen ging.
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Sorry, dass das Update erst heute kommt. Ich war gestern den ganzen Tag beschäftigt und wollte das Kapitel vorher aber unbedingt nochmal korrigieren. Deswegen kommt es erst heute ^^
Ich wünsche euch allen frohe Pfingsten!
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