31.
Jimin's PoV.:
Am nächsten Morgen rüttelte Yoongi so kräftig an meinen Schultern, dass ich glaubte etwas schlimmes sei passiert und mit einem riesigen Schreck aufwachte. Völlig verpeilt blinzelte ich ihn an. Er war noch komplett nackt, genauso wie ich. Seine dunklen Haare standen ihm in alle Richtungen ab und er hatte wieder diesen typisch genervten Blick in den Augen. Es kostete mich keine drei Sekunden, um zu verstehen das dies hier nicht mehr der liebevolle Yoongi von gestern Abend war. Wahrscheinlich hatte er sich nüchtern geschlafen.
„Endlich bist du wach. Meine Güte, wie kann man so fest schlafen? Und sich dabei auch noch breit machen! Hätte ich nicht auf der Innenseite des Bettes gelegen, wäre ich heute Nacht bestimmt rausgefallen. Abgesehen davon hast du mich halb zerquetscht. Wie eine Klette", er rieb sich über seine Brust, wo noch ein roter Abdruck von meinem Kopf zu sehen war. Ich schluckte trocken: „Tut mir leid. Kann ja niemand wissen, dass du Platzangst bekommst".
„Wusste ich auch nicht, bis ich dich bei mir übernachten lassen habe. Rückblickend betrachtet war das wohl eine dumme Idee gewesen. Das kommt definitiv nicht noch einmal vor", überlegte er laut. „Bitte? Du hast mich doch gestern dazu aufgefordert bei dir zu bleiben! Jetzt stell dich nicht so an und hör auf mir alles in die Schuhe zu schieben", murrte ich, während ich spürte wie mein Herz immer tiefer sank. Keine Ahnung, was ich nach dieser Nacht erwartet hatte. Vielleicht, dass er freundlich bleibt? Oder das sich unsere verkorkste Beziehung zueinander verbessert? Aber das er in sein altes Persönlichkeits-Muster zurückfällt, definitiv nicht.
„Ich war betrunken, okay? Menschen machen Fehler", winkte der Ältere ab. „Fehler? Diese Nacht war für dich also ein Fehler? Was ist mit den anderen Nächten, huh?!", hakte ich energisch an. „Komm mal wieder runter. Eventuell habe ich mich da zu hart ausgedrückt. Es war nicht unbedingt ein Fehler, aber ich habe es doch nur als Dank gemacht", berichtigte er sich. Sprachlos starrte ich ihn an. Nicht nur, weil er mir gerade deutlich auf den Sack ging, sondern auch, weil mir meine eigenen Gefühle im Weg standen. Eigentlich konnte es mir egal sein, was er über mich sagte und empfand. Aber das tat es nicht. Nein, es machte mich traurig und wütend, ließ mich unbedeutend fühlen. Als wäre ich nichts weiter, als ein Spielzeug.
Mit einem Ruck sprang ich aus seinem Bett und sammelte meine Klamotten vom Boden auf. Ich zog alles in Rekordgeschwindigkeit an. Bis auf mein Hemd, welches nach wie vor mit meinem eigenen Sperma befleckt war. Dessen Anblick machte mich nur noch wütender, weil ich realisierte das Yoongi mit Absicht mein Hemd genommen und es schmutzig gemacht hatte. Nur, um mir eins auszuwischen.
„Fick dich. Das kannst du sauber machen", ich warf ihm das Stück Kleidung an den Kopf. „Eww, spinnst du?!", entsetzt zog er es sich runter, „Was hast du denn auf einmal für ein Problem?! Das letzte Mal hast du auch nicht so rumgezickt!".
„Was mein Problem ist? Was mein Problem ist?!", ein frustriertes Schnauben entkam mir. Mein Blut fing an zu kochen und ich hörte es in meinen Ohren rauschen. Schließlich musste ich die Augen schließen und bis Fünf zählen, um meine Kräfte zu kontrollieren und nicht das ganze Schiff in einen einzigen Dschungel zu verwandeln. Leider kam ich damit etwas zu spät, denn unter meinen Füßen hatte sich bereits eine kleine Moos-Insel gebildet. Aber das konnte mir in diesem Moment egal sein.
„Mein Problem ist, dass es dich einen scheiß kümmert, wie sich Menschen in deinem Umfeld fühlen. Du nimmst keine Rücksicht und kannst dich auch überhaupt nicht in die Lage anderer hineinversetzen. Außerdem, was soll diese dumme Ausrede von wegen, dass du mich nur zum Dank gefickt hast?", wollte ich wissen. Yoongi starrte mich aus runden Augen an. Dann schüttelte er ungläubig den Kopf: „Erstens, brauche ich mir von dir keine Standpauke anhören. Du handelst nämlich genauso beschissen. Und zweitens, hast du mir vor ein paar Tagen das Leben gerettet. Ich wusste nicht, wie ich das wieder gut machen soll und habe die einzige Verbindung genutzt, die wir haben. Den Sex – was auch sonst".
„Ich fass es nicht. Du hast gestern nur mit mir geschlafen, um dich dafür zu bedanken?", irgendwie ließ mich das noch miserabler fühlen, „Falls es dich interessiert: Für mich war es eine Selbstverständlichkeit dich und die anderen beiden Jungs zu retten. Ein einfaches Dankeschön hätte mir gereicht".
Yoongi sagte daraufhin noch etwas, aber ich hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Stattdessen wirbelte ich herum und stapfte mit großen Schritten durch seine Kajüte, ehe ich die Tür aufreißen und nach draußen treten konnte. Ein frischer Windstoß blies mir entgegen, machte es mir schwer zu atmen. Oder lag das vielleicht an dem Kloß in meinem Hals? Ich blinzelte die Tränen aus meinen Augen und lief weiter über das Deck.
Die gesamte Crew war schon wach. Hoseok, Jungkook und Hyunwoo saßen am Bug des Schiffes. Letzterer hatte Quassel über seinen kurzen Beinen liegen, streichelte geistesabwesend durch sein pelziges Fell. Namjoon stand derweil an Seokjin's Seite und laberte ihn mit irgendeinem belanglosen Zeug zu. Ich warf ihnen bloß flüchtige Blicke zu, in der Hoffnung einen Ort zu finden an dem ich kurz allein sein konnte. Der Lagerraum schien mir da gerade passend. Doch als ich die Treppen nach unten lief, kam Taehyung mir mit einer Handvoll Obst entgegen. Panisch wich ich seinem Blick aus und quetschte mich an ihm vorbei, um zu meiner Hängematte zu gehen.
„Wieso bist du Oberkörperfrei unterwegs?", kicherte er. Ich antwortete ihm nicht, warf mich stattdessen in die Hängematte und machte dicht. Mir war bewusst, dass ich mich gerade wie ein bockiges Kind benahm. Schon ein bisschen peinlich. Aber ich war schlichtweg unfähig meine Gefühle zu verstecken.
„Hey, alles in Ordnung mit dir?", hakte der Jüngere nach und ich hörte ihn zu mir rüber schlurfen, „Ist was passiert? Muss ich jemanden verprügeln?". Das brachte mich nun doch etwas zum Lachen. Zeitgleich stiegen mir aber auch wieder die Tränen in die Augen. „Yoongi", nuschelte ich schließlich einfach, in der Hoffnung das Taehyung es verstehen würde. „Oh nein, was hat er angestellt?", vorsichtig lugte er über den Stoff der Hängematte. „Er ist ein Arschloch, was sonst", antwortete ich knapp. „Da gebe ich dir nicht unrecht, aber wieso ist er dieses Mal ein Arschloch gewesen?", er lächelte mich tröstend an. „Weil er-... Weil er dumm ist", stammelte ich unbeholfen. „Okay, halt stopp. Du musst mir bitte vernünftig erklären was Sache ist. Sonst kann ich dir nicht helfen", sprach er.
„Ich weiß es doch auch nicht! Gestern war er so lieb zu mir und ich dachte, dass ich nun endlich mal die weiche Seite von ihm kennengelernt hätte. Die, die er sonst nur bei euch anderen zeigt. Aber nein. Scheinbar war das bloß der Alkohol, denn gerade eben hat er mich wieder wie Dreck behandelt. Und angeblich hat er gestern nur mit mir geschlafen, um sich dafür zu bedanken, dass ich ihm das Leben gerettet habe. Ich meine, was für ein Bullshit ist das bitte? Demnach müsstest du mich jetzt auch flachlegen. Und Jungkook übrigens auch. Aber hey, der ist ja mit Hoseok zusammen. Sollte ich jetzt also einen Dreier mit den beiden haben?", ich blinzelte Taehyung dümmlich an. Dieser verzog das Gesicht, sichtlich überfordert mit meinen ganzen Problemen. Schließlich seufzte er und brachte das Obst in seinen Händen zurück in die dazugehörigen Kisten. Als er zu mir zurückkehrte, setzte er sich im Schneidersitz vor meiner Hängematte auf den Boden. Die Beine angezogen und den Lockenkopf darauf gebettet.
„So habe ich mir das zwischen euch auch nicht vorgestellt", gestand er. „Ach nein? Wie dann?", wollte ich wissen. „Keine Ahnung. Ich dachte, ihr würdet durch den Sex zueinander finden. Frieden schließen und so. Aber vielleicht seid ihr beide einfach zu hitzköpfig füreinander. Zwei starke Persönlichkeiten vertragen sich wohl nicht so gut", erwiderte er. „Du redest schon wieder über eine feste Beziehung. Mir geht es eigentlich nur darum, dass er so verdammt launisch ist und mich dadurch...verletzt", das letzte Wort brachte ich nur schwer über die Lippen. „Naja, du bist aber auch nicht gerade leicht zu händeln. Jedenfalls nicht, wenn es um Yoongi geht", merkte Tae an. „Jaja, ich weiß. Aber das ist auch nur so, weil ich das Gefühl habe mich vor ihm zu beweisen. Weil ich die ganze Scheiße nicht einstecken will, die er von sich gibt", erklärte ich.
Kurz darauf herrschte schweigen. Lediglich die Gespräche der anderen waren von oben zu hören. Unter anderem auch Yoongi's Stimme. Scheinbar war er aufgestanden und wollte Seokjin nun von seiner Schicht ablösen.
„Für mich ist das echt schwer zu beurteilen", fuhr der Jüngere plötzlich fort, „Ich mag euch beide gerne und stehe damit automatisch zwischen zwei Fronten. Der Kapitän ist oft ein Arschloch, ich weiß. Aber er hat wirklich eine gute Seite an sich. Die zeigt er nicht gern und schon gar nicht Menschen, die er nicht gut kennt. Aber so ist er nun mal eben. Unter Wonhae aufzuwachsen hat wahrscheinlich dazu beigetragen. Und er ist jetzt schon seit einer sehr langen Zeit alleine hier oben".
„Ich bitte dich. Wozu hat er denn euch?", winkte ich ab. „Ein Haufen Freunde kann dir nicht dieselbe Liebe und Zuneigung geben, wie ein Partner. Yoongi ist jemand, der so etwas braucht. Liebe, meine ich. Auch, wenn er nicht weiß wie er damit umgehen soll. Er braucht es trotzdem", versuchte Taehyung mir einzureden und ja, irgendwo machte es Sinn. Wer braucht schon keine Liebe? Besonders unter uns Elfen war sie von großem Wert. Nicht umsonst widmeten wir einen ganzen Monat lang diesem wunderbaren Gefühl. Da gab es dann Veranstaltungen, gutes Essen und laute Musik.
Ich seufzte, versuchte die Erinnerungen an meine Heimat zu unterdrücken. Schließlich fühlte ich mich gerade deprimiert genug. Da brauchte ich nicht auch noch Heimweh zu bekommen.
„Ich bin mir ziemlich sicher, wenn einer von euch beiden ein bisschen mehr Einsicht zeigen würde, würdet ihr Dinge ins Laufen bringen können", fuhr Taehyung fort. „Stellt sich nur die Frage, ob ich das überhaupt will", merkte ich an. „Das bleibt dir überlassen. Aber dann darfst du dich auch nicht wundern, wenn du auf einer emotionalen Achterbahn fährst", er hievte sich hoch, streckte sich einmal. Ich sah ihn schmollend an: „Tue ich doch gar nicht".
„Nein, wie komm ich bloß darauf", grinste er und wendete sich von mir ab, um sich wieder sein Obst zu holen, „Kommst du gleich hoch? Wir können zusammen frühstücken, wenn du willst".
„Vielleicht", brummte ich, unsicher gegenüber dessen ob ich mich schon bereit dazu fühlte. Gerade in diesem Moment war mir eher nach einem jahrhundertelangen Schlaf zumute. Vielleicht sollte ich einfach so lange die Augen zu machen, bis wir in Sarell angekommen waren?
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Ärger im Paradise~
Ich war heute seit langem mal wieder beim Friseur und der Typ hat mir die Kopfmassage des Jahrhunderts gegeben. Faszinierend, wie man sowas durch die Pandemie zu wertschätzen lernt xD
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