3.
Jimin's PoV.:
Bis jetzt hatte ich die Klippen von Perban nur ein einziges Mal erkundigt und das war kurz nach meiner Ankunft gewesen, vor etwa zwei Monaten. Hier war es alles andere als schön. Stinkende Kraftwerke türmten sich in den sumpfigen Straßen auf und überall lag Pferdemist. Händler der verschiedensten Inseln transportierten ihre Ware von den Schiffen, oder luden neue Sachen auf. Es war so ein hektisches Gewusel, dass ich den Himmelspiraten nur mit Mühe folgen konnte. Sie warteten auch leider nicht auf mich. Stattdessen strotzten sie zielstrebig voran. In diesem Moment bereute ich es ein wenig, die Mission von Madame Ling angenommen zu haben. Schließlich gab es Schöneres, als auf ein Himmelsschiff voller unfreundlicher Piraten zu treten. Allein der Gedanke daran, dass ich von nun an mehrere Wochen mit ihnen zusammen verbringen musste, ärgerte mich ein wenig. Aber jetzt konnte ich keinen Rückzieher mehr machen. Ich hatte Madame Ling zugesagt und würde ihren Ansprüchen auch mit Sicherheit gerecht werden. Das war ich ihr schuldig, nachdem sie mich bei sich aufgenommen hatte.
Der rutschige Boden unter unseren Füßen verwandelte sich plötzlich zu einem festen Steg. Er führte über die Klippen hinaus, direkt in ein weißes Wolkenbett hinein. Als ich sah, wie tief es neben mir nach unten ging, konzentrierte ich mich automatisch mehr auf meine Schritte. Immer einen Fuß vor den anderen. Hier herunterzufallen stand nämlich nicht auf meiner Tagesordnung.
Ich lief so konzentriert den Steg entlang, dass ich gar nicht die Bucht zu meiner linken bemerkte. Erst als einer der Himmelspiraten nach mir rief, drehte ich mich vorsichtig in seine Richtung und bemerkte, dass wir schon längst angekommen waren. „Hier sind wir!", winkte der braunhaarige junge Mann und deutete auf das prachtvolle Himmelsschiff neben sich. Mir klappte vor lauter Staunen der Mund auf. Kurz vergaß ich sogar, in welch halsbrecherischen Höhe wir uns befanden. „Das ist euer Schiff?", fragte ich ungläubig nach, während ich zu dem Piraten trat. „Ja, das ist Sky Reaper. Yoongi hat es so benannt", antwortete er stolz. „Das ist-...", wollte ich mit einem Kompliment anfangen, dachte dann aber noch einmal darüber nach und entschied mich für eine gleichgültige Antwort, „Das ist ein komischer Name". Der braunhaarige junge Mann zuckte mit den Schultern, ehe er eine undeutliche Handbewegung zu einer Vielzahl von Kisten machte. Sie standen vor ihm und waren mit allerlei Essen gefüllt. Von Obst, bis hin zu Fleisch und Fisch. „Nimm dir eine davon mit, wenn du hochkommst", sagte er und machte es mir gleich vor. Ich gab ein genervtes Seufzen von mir, kam seiner Bitte allerdings nach. Immerhin konnte ich nicht 24/7 ein griesgrämiger Elf sein.
Die Kisten waren ganz schön schwer. Wir mussten sie eine Rampe hochschleppen und die war so steil, dass ich ab und zu sogar ins Straucheln geriet. Sicherlich wäre ich hingefallen, wenn ich nicht auf einmal oben angekommen wäre. Völlig außer Puste ließ ich die Kiste in meiner Hand zu Boden gleiten und schnappte nach Luft. Der Himmelspirat, dem ich hinterhergelaufen war, drehte sich mit erwartungsvoll angehobenen Augenbrauen zu mir um. „Ich dachte immer Elfen haben eine gute Ausdauer", kommentierte er trocken. „Das haben sie auch, aber-...", fing ich an. Doch noch bevor ich mich erklären konnte, unterbrach mich die schräge Stimme einer dritten Person. „Wo kommst du denn auf einmal her?", sprach sie. Im ersten Moment verstand ich gar nicht woher sie gekommen war, denn es befand sich niemand in meiner Reichweite. Ein Tritt gegen mein Schienbein beantwortete mir allerdings meine Frage. Dort unten stand ein Kobold mit langer Hakennase und blutroter Haut; definitiv aus der Familie der Bluter. Seine dunklen Augen musterten mich abfällig. „Ich habe dich etwas gefragt, Elfe!", wiederholte er sich, dieses Mal um einiges lauter.
„I-Ich bin Park Jimin", erwiderte ich zögerlich. „Schön, Park Jimin. Und was tust du hier auf diesem Schiff? Versuchst du dich einzuschleichen, oder was?", murrte er. „Nein, ich-...", ich holte einmal tief Luft und fuhr dann mit gesammelter Selbstbeherrschung fort, „Ich geleite euch ab heute auf eure Mission".
„Weiß der Kapitän davon?", hakte der Kobold nach. Ich blies empört die Wangen auf, kurz davor meinem Gegenüber für seine frechen Beschuldigungen einen Denkzettel zu verpassen. Jedoch kam ich gar nicht erst soweit, denn der Himmelspirat kam mir zur Hilfe. „Lass gut sein, Reddick. Er gehört wirklich zu uns. Bring du die anderen Kisten nach oben und nimm dir Quassel dazu, damit wir schneller fertig werden. Yoongi will noch vor Sonnenuntergang aufbrechen", erklärte er. Reddick beäugte ihn genervt. Dann verdrehte er die Augen und nahm Daumen und Zeigefinger in den Mund, um laut zu pfeifen. Kurz darauf trottete auch schon ein Artemis-Bär übers Deck. Er war riesig, bestimmt das Doppelte von mir. Sein Fell hing in langen verfilzten Haaren von seinem Körper und er hechelte erschöpft. Vollkommen eingenommen von seinem Anblick, starrte ich ihn an. Er schenkte mir jedoch nur beiläufig Beachtung, schnupperte auf dem Weg nach unten an meinen Klamotten.
„Meine Güte, ihr habt hier oben ja einen halben Zoo versteckt", atmete ich überrascht aus, während ich dabei zusah wie sich die Rampe unter dem Gewicht des Bären bog. „Die beiden sind die einzigen Wesen, die wir hier beherbergen. Reddick ist vor allem für das Lager zuständig und Quassel hilft bei heftigen Stürmen das Schiff auf Kurs zu halten", erwiderte der Himmelspirat, ging dabei weiter. Ich hob die Kiste zu meinen Füßen wieder an und eilte ihm nach. „Verstehe... Und wo kommt jetzt das ganze Essen hin?", hakte ich nach. „Unter das Deck", bekam ich zur Antwort. Ich nickte, was der Himmelspirat vor mir allerdings nicht sehen konnte. Doch das kümmerte mich in diesem Moment nicht. Stattdessen sah ich mich neugierig auf dem Schiff um. Es sah sauber aus. Viel sauberer, als ich es mir vorgestellt hatte. Die Holzdielen sahen frisch geputzt aus und selbst das Segel hatte keine Flecken. Waffen, oder einen Feuerplatz konnte ich auch nicht ausmachen.
„Hier geht's rein", gab mir der Himmelspirat zu verstehen, als wir in der Mitte des Schiffes vor einer Luke standen. Erneut hatte ich mit einer steilen Holztreppe zu kämpfen und erneut wäre ich deswegen fast hingefallen. Unten angekommen gab ich ein erleichtertes Seufzen von mir. Der Himmelspirat zu meiner rechten schmunzelte amüsiert, schob die Kiste in seiner Hand hinter die Treppe und nahm mir dann meine eigene ab. „Du bist wirklich unkonditioniert, kann das sein?", fragte er dabei nach. „Ich bin nur ein bisschen aus der Übung. Meine letzte Trainingseinheit liegt schon ein paar Monate zurück", winkte ich ab. „Wieso das?", wollte er wissen. „Geht dich nichts an", ich drehte mich von ihm weg und scannte den dunklen Bauch des Schiffes ab. Hier und da lag etwas Stroh verteilt und die Balken, die das Schiff zusammenhielten, waren mit Hängematten geschmückt.
„Dann eben nicht...", seufzte der Himmelspirat hinter mir und trat neben mich, „Was du hier siehst ist übrigens unser Schlafzimmer. Jeder hat seine eigene Hängematte. Da alle Balken bereits besetzt sind und wir auch keine neuen Hängematten im Lager haben, darfst du meine nehmen. Ich schlafe sowieso nicht oft in ihr".
„Wirklich?", überrascht riss ich meinen Kopf in seine Richtung. „Ja, mein Aufgabenbereich liegt in der Beobachtung neuer Inseln und möglicher Feinde. Ich sitze also den ganzen Tag lang oben auf dem Mast und schaue durch mein Fernrohr", erklärte er und klopfte an seinen Oberschenkel, wo in einer schmalen Tasche besagtes Fernrohr steckte. „O-Okay, danke... Sag mal, wie heißt du eigentlich?", fragte ich nach. Zum ersten Mal an diesem Nachmittag schaute ich mir meinen Nebenmann genauer an. Er war ein Stückchen größer als ich, mit längeren Haaren die ihm in wilden Wellen in die Stirn fielen. Sein Gesicht sah hübsch aus, selbst im Dunkeln. Außerdem hatte er dieses warme Lächeln auf den Lippen, was mich beim alleinigen Anblick besänftigte.
„Ich bin Taehyung. Aber du kannst mich auch einfach nur Tae nennen", stellte er sich vor. „Taehyung also", murmelte ich und hob dann wieder die Stimme an, „Danke für deine Hängematte, Taehyung. Wenn du willst, können wir uns mit dem Schlafen auch mal abwechseln".
„Hey, du kannst ja richtig nett sein, wenn du willst. Und ich dachte schon du hegst jetzt gegen uns alle einen Groll, weil wir Yoongi's Crew sind", grinste er. Ich schaute verlegen auf meine Stiefel herab, lachte etwas: „Tatsächlich hatte ich das vor. Aber sobald Leute nett zu mir sind, bin ich auch nett zu ihnen. Macht Sinn, oder nicht? Deswegen kann ich auch nicht nett zu eurem Kapitän sein. Er nutzt jede Gelegenheit, um mich zu beleidigen".
„Verstehe. Nun ja, Yoongi kann ziemlich gehässig sein. Ich weiß noch, als ich ihn zum ersten Mal kennengelernt habe... Man, hatte ich Angst vor ihm. Aber mit der Zeit lernst du ihn verstehen und respektieren, glaub mir", Taehyung klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. Zugegeben konnte ich seinen Worten kaum glauben schenken, aber vielleicht sollte er Recht behalten. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
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Jimin macht Freunde! Ich weiß nicht wieso, aber in jeder meiner FFs ist Tae immer sein bester Freund. Ich kann die beiden einfach nicht trennen xD
Btw, ich werde nächste Woche mal zwei Kapitel hochladen. Hab nämlich bis Kapitel 19 vorgeschrieben lmao ^^
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