24.

Yoongi's PoV.:

Ich erwartete heftige Schmerzen, als ich mich unter Taehyung's Körper krümmte. Ein Mast von der Größe würde uns mit einem einzigen Fingerschnipsen umbringen. Er würde uns zerquetschen, sämtliche Luft aus unseren Lungen pressen und dafür sorgen, dass uns die Gedärme zu den Ohren herauskommen.

So hatte ich mir meinen Tod definitiv nicht vorgestellt. Nein, eigentlich hatte ich mir vorgestellt in einem tapferen Schwertkampf zu sterben. Seite an Seite mit meinen Kameraden. Bestenfalls nachdem ich Wonhae umgebracht und auch den Rest unserer wunderschönen Welt gesehen hatte. Doch scheinbar hatte der liebe Gott da andere Pläne. Aber wieso nur? Womit hatte ich diese Art von qualvollen Tod verdient? Das war nicht fair. Nicht, nachdem ich mein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um Quassel und Reddick vor der Sklaverei meines selbsternannten Onkels zu retten. Nicht, nachdem ich Taehyung und Jungkook von der Straße aufgegabelt und ihnen ein neues Zuhause geschenkt hatte. Das war einfach nicht fair. Nicht fair, nicht fair, nicht fair!

„Yoongi! Steh auf verdammt! Beweg deinen fetten Arsch hier rüber!", Jimin's Stimme riss mich urplötzlich in die Realität zurück. Folgend konnte ich auch wieder den Donner grollen und den Regen um uns herum prasseln hören. Ganz vorsichtig öffnete ich meine Augen. Mein Herz überschlug sich fast, als ich in den dunklen Himmel hochblinzelte und erkannte, dass der dicke Mast in der Luft schwebte. Er fiel nicht mehr. Ganz im Gegenteil sogar, denn er zog sich langsam aber sicher an seinen eigentlichen Platz zurück. Der Anblick war so surreal, dass mir schwindelig wurde. Erst als ich mir die Regentropfen aus den Augen wischte und näher hinsah, erkannte ich die vielen Äste, die sich wie Schlangen aus dem verbliebenen Stumpf räkelten und den abgetrennten Mast umschlungen. Es stand nicht zur Frage, wer diese außergewöhnliche Zauberei zustande brachte.

Irgendjemand hievte Taehyung von mir herunter und ich konnte mich auf den Bauch drehen, in Jimin's Richtung schauen. Er stand auf der obersten Treppe zum Lagerraum, die Arme in Richtung Mast gestreckt. Doch was mich vollkommen aus dem Konzept brachte, war die Tatsache das sein ganzer Körper leuchtete. Ich konnte kaum gegen das grelle Licht anblinzeln und wollte wegschauen. Doch dann verebbte es plötzlich. Lediglich ein paar Funken pumpten noch durch seine Adern. Er atmete schwer, legte den Kopf in den Nacken und fuhr sich durch seine nassen Haare. Als er die Augen schloss und merkwürdig schwankte, konnte ich mir schon denken was als nächstes passieren würde. Ich sprang ruckartig auf meine Beine. Im ersten Moment gaben sie nach, aber beim zweiten Anlauf stabilisierten sie sich und ich konnte zu Jimin rüber rennen, ihn gerade noch rechtzeitig auffangen. Seine Haut fühlte sich heiß an und wenn mich nicht alles täuschte, qualmte er sogar.

„Was zum Teufel hast du getan?", flüsterte ich entsetzt, während ich seine bewusstlose Gestalt anstarrte. Er sah erschöpft aus. „Hey, pack mit an", Hoseok stupste mich an, ehe er Jimin's linken Arm über seine Schulter drapierte, „Bringen wir ihn in deine Kajüte. Da habe ich Taehyung und Hyunwoo auch erstmal hingebracht. Jungkook wird auf sie aufpassen".

Das klang nach einem guten Plan und ich war ihm unfassbar dankbar dafür, dass er das Denken übernahm. In meinem Kopf herrschte gerade nichts weiter als gähnende Leere. Zusammen mit Hoseok schaffte ich es Jimin hochzuhieven. Wir trugen ihn in meine Kajüte und legten ihn dort vorsichtig neben meinem Bett ab. Hyunwoo, der an Taehyung's Seite auf meiner Matratze saß, fing bei dem Anblick seiner zwei geliebten Personen zu weinen an.

„Gib mir mal die Decke da drüben", ich deutete zu Taehyung's Füßen herab, wo eine Wolldecke von mir lag. Hoseok warf sie mir geschickt zu und ich schob sie unter Jimin's Kopf. „Okay, das muss vorerst reichen", murmelte ich, sah dann zu Jungkook auf, „Behalte die beiden gut im Blick. Hyunwoo, du auch. Hör auf zu flennen. Wir brauchen dich jetzt hier".
„Ja-ha. Ich-... Ich versuche es ja", schluchzte er kläglich. „Jungkook?", sprach ich den Jüngeren an, in der Hoffnung auch von ihm eine Reaktion zu bekommen. Er nickte bloß. Scheinbar war er nicht in der Lage mehr zu tun. Seine großen Augen starrten paralysiert einen Punkt auf Jimin's Brust an. Selbst als Hoseok seine Wangen umrahmte, kam keine große Reaktion.

„Keine Angst, wir kommen hier wieder raus. Ihr müsst nur noch ein bisschen durchhalten, ja?", sprach Hoseok und küsste ihn. Ich sah auf Jimin herab. Ein Teil von mir wollte ihm dasselbe sagen, aber ich hielt mich zurück. Wahrscheinlich würde er mich sowieso nicht hören. Außerdem wollte ich nicht den Eindruck erwecken, dass er mir etwas bedeutete. Also stand ich auf und mit einem letzten Blick auf die Elfe, verschwand ich wieder nach draußen.

Kaum stand ich in dem tobenden Sturm, fiel mein Blick auf den zusammengeflickten Mast. Die vielen Äste hatten sich wie ein enges Gestrüpp um den Bruch gewickelt und hielten ihn aufrecht, sodass es fast so aussah, als wäre nichts passiert.

„Yoongi", hörte ich Seokjin vom Ruder aus quengeln. In Windeseile hetzte ich die Treppenstufen zu ihm und Quassel nach oben. Während der Himmelspirat immer noch auf dem Deck lag und sich an dem Geländer festkrallte, stand der Artemis-Bär tapfer am Ruder. Seine Hinterbeine zitterten gefährlich. Für Bären seiner Gewichtsklasse war es nämlich nicht üblich, so lange aufrecht zu stehen. Er musste kurz vorm Zusammenbrechen sein.

„Dir werde ich nachher den Arsch versohlen", zischte ich in Seokjin's Richtung und übernahm das Ruder, damit Quassel sich etwas ausruhen konnte. „Ich bitte darum. Ich habe es verdient, nachdem ich beinahe mit angesehen habe, wie du vom Mast zerquetscht wurdest", jammerte er. „In der Tat", schnaubte ich aus. „Aber ich bin froh, dass du noch lebst. Einen Moment lang dachte ich wirklich, dass ich dich-...", seine Worte gingen in einem Donner unter. Kurz danach hörte ich ihn leise weinen. Ich verkrampfte mich unweigerlich und da war dieses Gefühl von schmerzender Leere in mir, die sich rasend schnell ausbreitete. Ich schluckte trocken, nickte: „Ich dachte auch, dass ich sterben würde".

Seokjin schien das nicht gehört zu haben und ich beließ es einfach dabei, weil ich keine Lust hatte weiter darüber nachzudenken. Stattdessen versuchte ich mich auf das hier und jetzt zu konzentrieren. Es galt so schnell wie möglich aus diesem furchtbaren Sturm heraus zu kommen, um eine Insel zu finden auf der wir Taehyung und Jimin verarzten konnten. Nur darauf kam es an.

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Jimin to the rescue! Im nächsten Kapitel lernen wir einen neuen Charakter kennen ^^

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