17.
Jimin's PoV.:
Die Sonne schien mir grell ins Gesicht, als ich am nächsten Morgen bei Hoseok und Jungkook am Bug des Schiffes saß. Ich hatte die Augen geschlossen und mich ein bisschen zurückgelehnt, weil ich immer noch müde war. Durch das sanfte Schaukeln des Schiffes wäre ich auch fast wieder eingeschlafen, wenn Hoseok's und Jungkook's Gespräch nicht plötzlich meine Aufmerksamkeit geweckt hätte.
„Quassel hat echt ein paar Schrauben locker. Erst Jimin, jetzt Hyunwoo. Man könnte meinen es wäre Paarungszeit und er Hals über Kopf verliebt", sagte Jungkook. Ich folgte ihren Blicken. Genannter Artemis-Bär saß unten am Mast und schaute kläglich jaulend zum Ausguck hoch, wo Taehyung und Hyunwoo nach Inseln, oder möglichen Feinden Ausschau hielten. Dabei sabberte er in schleimigen Fäden das Deck voll. Absolut widerlich. Yoongi schien deswegen ebenfalls genervt, denn er warf dem Bären alle paar Sekunden vernichtende Blicke zu.
„Vielleicht sollten wir ihm mal ein Weibchen an Bord holen", schlug Hoseok vor. „Ist Quassel überhaupt ein Männchen?", fragte der Jüngere daraufhin nach. „Soweit ich weiß schon. Keine Ahnung, ich habe noch nicht zwischen seine Beine geschaut", Hoseok zuckte mit den Schultern. „Eww, das sollst du auch gar nicht", ein Schlag auf die Schulter folgte, „Sowas kannst du bei mir machen".
„Wirklich?", grinsend kam er seinem Partner näher und die beiden stupsten ihre Nasen gegeneinander, kurz davor sich zu küssen. Doch bevor das passieren konnte, funkte ich dazwischen: „Quassel ist sehr wohl ein Männchen. Das erkennt man an seinem Körperbau. Bei Artemis-Bären sind die Männchen nämlich viel größer, als die Weibchen. Außerdem ist gerade keine Paarungszeit. Die fängt bei denen schon im Mai an".
„Du bist ja wach", stellte Jungkook überrascht fest. „Natürlich bin ich das. Schließlich sind wir gerade erst aufgestanden", gähnte ich. „Trotzdem hast du ausgesehen, als würdest du schlafen. Schade eigentlich, sonst hätten wir jetzt ein bisschen rumgemacht", kicherte er. Hoseok sah mich daraufhin erwartungsvoll an. Ich erwiderte den Blick müde, verstand nicht was er von mir wollte. Erst als er gegen meine ausgestreckten Beine trat und rief: „Verdammt, mach wieder die Augen zu, oder verpiss dich. Wir wollen in Ruhe knutschen!", verstand ich was das alles sollte.
„Wieso geht ihr nicht einfach woanders hin? Unten ist gerade niemand – nicht einmal Seokjin", brummte ich, denn zugegeben hatte ich keine Lust aufzustehen. Wenn nötig, würde ich mir ihr schlampiges Zungenspiel einfach angucken. „Aber-...", fing Hoseok wieder an zu meckern. „Pscht, nichts da", Jungkook legte ihm einen Zeigefinger über die Lippen, „Jimin hat recht. Seokjin ist früher aufgestanden und das sollten wir ausnutzen". Der Ältere überlegte erst eine Weile lang, ehe er zustimmend nickte und auf die Beine sprang. Jungkook nahm er dabei gleich im Brautstyle mit hoch.
„Ist ja ekelig. Seid bloß leise dabei, ansonsten bekommen wir alle Alpträume!", brüllte ich ihnen noch hinterher. „Jaja, ist ja gut", winkte Hoseok ab, während Jungkook laut lachte. Dann verschwanden die beiden im Bauch des Schiffes. Eine angenehme Ruhe kehrte ein. Ich seufzte zufrieden, schloss meine Augen wieder und lauschte dem Wind. Wie er das Segel flackern und die Takelage klimpern ließ, wie das Holz unter mir knarzte. Diese Geräusche, die ich anfänglich gehasst hatte, gefielen mir mittlerweile sehr gut. Sie hatten eine beruhigende Wirkung. Besonders tagsüber, wenn ich dazu auch noch die Vögel zwitschern hörte.
Lange blieb mir dieser friedliche Moment allerdings nicht. Ein dunkler Schatten schob sich vor die Sonne und hinderte sie daran, ihre warmen Strahlen in mein Gesicht zu strecken. Ich blinzelte vorsichtig hoch. Ein Teil von mir erwartete Yoongi, der mal wieder irgendetwas an mir zu bemängeln hatte. Aber entdeckte ich Taehyung über mich gebeugt. An seiner Hand stand Hyunwoo, der mich genauso neugierig anstarrte wie Tae. Und daneben befand sich natürlich Quassel, der den kleinen Jungen einfach nicht in Ruhe lassen konnte.
Ich stöhnte gernevt und hievte mich in einen Schneidersitz hoch, schaute alle Drei abwechselnd an.
„Was wollt ihr von mir?", fragte ich nach. „Tut mir leid, wenn wir dich aufgeweckt haben. Hyunwoo ist ein bisschen langweilig und da dachte ich mir, dass du mit ihm zusammen Schwertkampf üben könntest", antwortete mein Gegenüber. „Wieso ausgerechnet ich?", jammerte ich und rieb mir dabei über meine Augen. „Seokjin will nicht, den habe ich schon gefragt. Hoseok und Jungkook sind nach unten gegangen, um-... Ist ja auch egal, aber die beiden haben auch keine Zeit. Yoongi muss das Schiff fliegen und ich muss oben aufpassen. Damit bleibst nur noch du übrig", er lächelte mich aufmunternd an, „Bitte Jimin, ich flehe dich an. Du bekommst auch ein Bier von mir spendiert, wenn wir das nächste Mal an einer Insel anlegen, okay?".
„Wann auch immer das sein wird", brummte ich nachdenklich, denn laut Plan würden wir die restliche Strecke nach Sarell durchfliegen. Andererseits konnte ich mir ein gratis Bier nicht entgehen lassen.
„Na schön", ich stand auf und streckte meine Hand nach Taehyung aus. „Super, du bist der Beste!", quickte er fröhlich und reichte Hyunwoo's Hand an mich weiter. Doch die wollte ich gar nicht haben, weswegen ich ihn abschüttelte und unverblümt nach Taehyung's Schwert griff. „Das wollte ich, du Witzbold. Mit der Hand des Jungen kann ich nichts anfangen", murmelte ich. „Oh, klar. Nimm es dir ruhig. Wenn etwas sein sollte, weißt du ja wo du mich finden kannst", der Jüngere deutete nach oben auf den Ausguck. Hyunwoo und ich nickten gleichzeitig. „Gut und-...", nun galt sein Blick ganz allein mir, „Jimin, tu mir den gefallen und fang mit etwas einfachen an. Keine komplizierten Übungen. Wenn er sich verletzt, bekommst du einen fetten Arschtritt von mir".
„Ja, schon klar. Ich passe auf", versprach ich ihm. „Sehr gut. Dann wünsche ich euch beiden viel Spaß", der Himmelspirat lächelte uns noch breit zu, ehe er sich umdrehte und den Weg zurück zum Mast lief. Ich sah auf Hyunwoo herab, dessen magere Gestalt mich immer noch ein bisschen Mitleid verspüren ließ. Ob er überhaupt in der Lage sein würde ein Schwert zu halten? Wahrscheinlich konnte er es nicht einmal schwingen. Schließlich wog die Waffe mehr als er selbst.
„Fangen wir an?", wollte Hyunwoo wissen. Seine dunklen Augen leuchteten mir aufgeregt entgegen und er hatte dieses schmale Lächeln auf den Lippen, welches zuckersüß aussah. „In Ordnung. Aber zuerst müssen wir deinen Stalker loswerden", entschied ich, während ich andeutungsvoll Quassel anstarrte. „Natürlich", Hyunwoo tätschelte das filzige Haar des Bären, „Wir wollen ja nicht, dass du dir weh tust".
„Genau. Also Quassel, gehst du auf die Seite?", ich deutete zum Geländer des Schiffes. Doch er rührte sich nicht. Stattdessen schloss er die Augen und tat so, als wäre ich gar nicht da. „Hey Quassel, das ist ziemlich unhöflich. Geh schon auf die Seite, na los!", forderte ich ihn ein zweites Mal auf. Keine Reaktion. Nicht einmal das Zucken eines Muskels. Frustriert stemmte ich die Hände in die Hüften, drauf und dran dem Bären eine Lektion zu erteilen. Hyunwoo kam mir allerdings zuvor. Er streichelte liebevoll Quassel's Kopf und bat ihn mit sanfter Stimme: „Komm schon, du musst auf ihn hören. Für mich, ja?". Wie aus Zauberhand öffnete er die Augen und stapfte dann brummend davon. Ich sah ihm verblüfft hinterher. Scheinbar hatte er sich nun wirklich von mir abgewandt und seine neue große Liebe gefunden.
Ich schüttelte den Kopf, nahm Hyunwoo's Hand und führte ihn zu einer geeigneten Stelle des Schiffes, wo er viel Platz hatte und im Ernstfall nichts kaputt machen würde. Der Jüngere starrte neugierig das Schwert in meiner Hand an. Ich hielt es ihm hin und kaum hatte er es mir abgenommen, zog ihn die Masse nach unten. Er konnte es nicht einmal anheben. Selbst, als er sich mit aller Kraft gegen das Deck stemmte.
„Okay, so wird das nichts", ich nahm ihm das Schwert wieder ab. Stattdessen holte ich meinen Dolch hervor und übergab ihm den. „Nimm erstmal das. Wenn du mehr Muskeln aufgebaut hast, können wir mit dem Schwert weitermachen", fuhr ich fort. „Aber ich will keinen Dolch. Die sind blöd", jammerte er enttäuscht. „Das stimmt doch gar nicht. Dolche sind ziemlich cool. Mit denen kannst du dich perfekt an ein Opfer anschleichen und ihm von hinten die Kehle aufschlitzen. Das kannst du mit einem Schwert nicht. Dafür sind die nämlich viel zu groß", erklärte ich ihm. „Trotzdem", betreten schaute er auf die Waffe herab. „Hör auf rumzuheulen, sonst fliegst du von Bord. Schau mir jetzt lieber zu", forderte ich ihn auf. Hyunwoo schaute schmollend zu mir hoch. Erst glaubte ich, dass er nun den ganzen Tag lang beleidigt sein würde. Doch als er die ersten Schritte und Bewegungen von mir sah, wurde er wieder aufmerksam und versuchte mich automatisch zu kopieren.
„Sehr gut! Du brauchst einen festen Stand unter den Füßen! Wenn du so weit bist, verfestigst du deinen Griff um den Dolch und schwingst ihn in einem großen Bogen von dir!", erklärte ich ihm. Hyunwoo tat es mir nach. Seine Augen waren auf einen unsichtbaren Gegner vor uns fixiert und jedes Mal, wenn er ihn erwischte, stieß er ein lautes: „Ha!", aus. Yoongi schaute interessiert zu uns herunter. Kurz erwiderte ich seinen Blick, dann schaute ich wieder auf Hyunwoo herab. Seine Körperhaltung sah keineswegs gut aus. Den Arm, den er nicht zum Kämpfen benutzte, schlotterte merkwürdig an seiner Seite herum. Außerdem krümmte er seinen Rücken viel zu sehr.
„Warte, stopp", unterbrach ich ihn und er hörte sofort auf. „Habe ich was falsch gemacht?", hakte er unsicher nach. „Ja, du stehst ein bisschen komisch. Sieh mal her", ich legte das Schwert in meiner Hand beiseite und beugte mich über seine schmale Gestalt, fasste an seine Handgelenke, „Wenn du mit dieser Hand ausholst, solltest du die andere vor deiner Brust verschränkt halten. Schließlich schlägt darunter dein Herz und du musst es gut beschützen. Den Rücken hältst du aufrecht und du hast deutlich mehr Halt, wenn du den rechten Fuß weiter vorstellst". Ich lief einmal um ihn herum, stieß mit halber Kraft gegen seine Schulter an: „Siehst du? Jetzt wirst du nicht so schnell aus dem Gleichgewicht gebracht".
„Ist ja cool", gluckste Hyunwoo fröhlich. Er war richtig Feuer und Flamme für meinen Unterricht. „Gut, dann machen wir weiter!", rief ich ihm zu und hob wieder mein Schwert auf. Dieses Mal stellte ich mich direkt vor ihn und zusammen machten wir die Schwing- und Stechübungen, die ich auch beim Militär gelernt hatte.
°°♡°°
Unspektakuläres Kapitel. Nächstes Mal wird es etwas spannender und auf Kapitel 19 könnt ihr euch definitiv freuen ^^
Ist bei euch auch so schönes Wetter? Ich hatte heute richtige Sommer Vibes beim Auto fahren und musste erstmal ganz laut Musik anmachen. Make it right von Bts passte da perfekt xD
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top