14.
Jimin's PoV.:
„Ich verstehe das einfach nicht. Wieso könnt ihr mir nicht einfach von Wonhae erzählen? Es ist mein gutes Recht alles über ihn zu erfahren, nach dem was vor ein paar Stunden passiert ist. Ehrlich Leute, der Kerl sah absolut gruselig aus mit seiner fleischigen Narbe im Gesicht und der Augenklappe. Könnt ihr nicht eine Ausnahme machen und mich aufklären? Ich sage es auch nicht weiter, versprochen", ich sah von meinem Bierglas auf, schaute direkt zu Hoseok und Jungkook rüber. Doch hingegen meiner Erwartung, dass die beiden mir aufmerksam zugehört hatten, steckten sie sich gegenseitig die Zungen in den Hals. Drauf und dran sich die Kleider vom Leib zu reißen. Ich verdrehte die Augen, schaute wieder in mein Bierglas herab: „Verdammt, sucht euch ein Zimmer. Das kann man sich ja nicht mit ansehen".
„Tut mir leid... Wir-... Wir sollten vielleicht-...", versuchte Hoseok mir unter vielen weiteren Küssen mitzuteilen. „Ja, ihr solltet vielleicht gehen", beendete ich seinen Satz. Er löste sich widerwillig von Jungkook, stand auf und zog den Jüngeren gleich mit. Bevor sie verschwanden, sah er mich allerdings noch einmal mitleidig an. „Wenn du die Wahrheit wissen willst, geh doch einfach zu Yoongi und frag ihn selber, huh?", schlug er vor. „Ehrlich gesagt habe ich keinen Bock mit ihm zu reden. Der dreht voll am Rad, seit Wonhae's Auftritt", winkte ich ab. „Einen Versuch ist es wert", Hoseok zuckte mit den Schultern, ehe Jungkook ihn ungeduldig in Richtung Ausgang zerrte, „Versuch es einfach, Jimin!".
„Jaja, schon klar", brummte ich. Wahrscheinlich blieb mir wirklich nichts anderes übrig. Mittlerweile hatte ich es bei allen versucht. Taehyung, Seokjin, Hoseok und Jungkook. Keiner hatte mir auch nur ein Stückchen Information gegeben. Sie alle hatte gesagt, dass es nicht in ihrer Macht stände mir davon zu erzählen und dass ich doch bitte Yoongi persönlich fragen sollte. Dem war zu entnehmen, dass es ein wirklich ernstes Thema sein musste. Ein Grund mehr, um alles darüber zu erfahren.
Und irgendwo waren sie es mir auch schuldig. Als ich Wonhae die Rampe zu unserem Schiff herunter stolzieren gesehen hatte, war mir sämtliches Blut in den Adern gefroren. Der alte Mann strahlte eine noch dunklere Aura aus, als Yoongi es tat. Selbst Quassel - ein ausgewachsener Artemis-Bär, der sicherlich Imstande gewesen wäre ihm den Kopf abzubeißen - hatte in dem Moment blanke Panik verspürt. Wieso fürchteten alle diesen Mann? Was für eine Verbindung hatte er zu Yoongi? Musste ich jetzt auch Angst haben?
Ich seufzte frustriert. Mir selbst diese Fragen zu stellen brachte mich auch nicht weiter. Davon bekam ich lediglich Kopfschmerzen. Obwohl daran bestimmt auch das dritte Bier schuld trug. Nichtsdestotrotz trank ich noch den letzten Schluck davon aus, ehe ich mich zwischen dem Faun zu meiner linken und dem Troll zu meiner rechten von der Sitzbank quetschte. Einen kurzen Moment drehte sich alles vor meinen Augen. Ich rieb über meine Stirn, wartete bis sich meine Sicht stabilisierte und schlurfte dann aus der Bar heraus.
Die frische Nachtluft tat gut, als ich sie mit tiefen Atemzügen zu mir nahm. Sie fegte den Nebel in meinem Kopf davon und ich bekam endlich wieder einen klaren Durchblick. Zufrieden legte ich den Kopf in den Nacken, streckte die Arme aus. Doch was ich dabei nicht einkalkulierte, war der Abstand zwischen mir und einem Zentaur, der sich knapp hinter mir an der frischen Nachtluft erfreute. Ich schlug ihm prompt das Bier aus der Hand. Es fiel mit einem dumpfen Aufschlag in den Matsch. Das Glas war noch heile, allerdings ergoss sich der Inhalt auf dem Boden. Perplex starrte ich den Zentauren an. Er starrte mindestens genauso perplex zurück. Als er sich fing, verschränkte er empört die Arme ineinander und stampfte einmal mit seinem Hinterhuf auf.
„Du bezahlst mir ein Neues", forderte er grimmig. „Tut mir leid, man. Ich habe dich nicht mit Absicht getroffen", versuchte ich mich zu entschuldigen, denn ehrlich gesagt hatte ich nicht vor ein neues Bier zu zahlen. „Mag sein, aber du zahlst trotzdem dafür. Na los, geh!", er schubste mich an meiner Schulter zurück und ich wäre sicherlich ausgerutscht, hätte mich nicht plötzlich Yoongi aufgefangen. Keine Ahnung, wo der Kerl auf einmal herkam, aber ich freute mich ihn zu so einem Moment zu sehen. Vor allem, weil sein Fokus dem Zentauren galt, anstatt mir.
„Was wird das hier?", fragte er unseren Gegenüber. „Diese betrunkene Elfe hat mein Bier verschüttet!", antwortete der Zentaur und trat andeutend mit seinem Huf gegen das leere Glas am Boden. „Okay und wo ist jetzt das Problem? Kauf dir einfach ein Neues, wenn es dich so sehr stört", erwiderte Yoongi. „Vergiss es! Er war doch derjenige, der es mir aus der Hand geschlagen hat!", schnaubte er aus. „Nicht mit Absicht, wie ich herausgehört habe. Außerdem solltest du wissen, dass mein Freund hier-...", Yoongi klopfte auf meine Schultern, „...eine chronische Beinerkrankung hat. Manchmal bekommt er so ein merkwürdiges Zucken und läuft dann Kreuz und Quer. Seine Beine haben ihren eigenen Willen, verstehst du? Ein bisschen behindert".
Entsetzt blinzelte ich den Kapitän an. Stellte er mich gerade wirklich als einen Krüppel dar, nur um der Situation zu entkommen?
„Wirklich jetzt? Seine Beine sehen nicht danach aus...", merkte der Zentaur an und sah an mir herab. Yoongi, der immer noch seine Hände auf meinen Schultern hatte, zwickte mich einmal und ich zuckte unter dem Schmerz zusammen, meine Beine gleich dazu. „Siehst du? Sie sind ein bisschen wackelig. Es gibt Tage, da ist es besser und Tage, da wird es schlechter", erklärte er. Ich konnte nicht einmal etwas gegen seine grausame Lüge sagen, weil er das Schauspiel so überzeugend spielte, dass selbst der Zentaur daran zu glauben schien. Er fuhr sich durch seine langen Haare und nickte einsichtig: „Na schön. Dann sieh zu das du deinen behinderten Freund nicht alleine in Bars wandern lässt. Wer weiß, wem er alles unter dem Tisch gegen das Schienbein tritt".
„Geht klar, von nun an habe ich ein gutes Auge auf ihn", lächelte Yoongi und tätschelte meinen Kopf. Dann drapierte er meinen linken Arm über seine Schulter und zog mich weg.
„Du musst humpeln", zischte er mir leise zu. „W-Was?", stammelte ich überrumpelt. „Du musst humpeln, verdammt. Er muss uns doch glauben", Yoongi zwickte mir in die Seite und ich verstand, fing automatisch an zu humpeln. „Du weißt, dass das absolut verrückt ist? Und nebenbei bemerkt sehr respektlos gegenüber den Menschen, die wirklich eine Behinderung haben?", ich funkelte ihn wütend an. Er erwiderte meinen Blick und damit wurde mir auch bewusst, wie nah wir gerade nebeneinander liefen. Nah genug, sodass ich seine Wimpern zählen und im Mondschein das wunderschöne glitzern seiner braunen Augen sehen konnte.
„Ich habe dir gerade deinen Arsch gerettet, Jimin. Ein simples: „Dankeschön", würde mir schon reichen", zickte er mich an. Allerdings konnte ich mich nicht dazu durchringen. So sehr ich es auch versuchte, die Worte wollten einfach nicht über meine Lippen kommen. Also schwieg ich den Rest des Weges.
Am Turm von Avkas' Hafen angekommen, ließ Yoongi von mir ab. Mit dem verschwinden seiner warmen Präsenz wurde mir plötzlich kalt und ich fing an zu frösteln, zog wieder die Ärmel meines Hemdes über meine Hände. Wortlos sah ich dabei zu, wie Yoongi dem Troll am Eingang zum Hafen seinen Flugschein vorzeigte. Dann stapfte ich hinter ihm die Wendeltreppe hoch, über den wackeligen Steg entlang, bis wir endlich bei Sky Reaper angekommen waren. Der Kapitän steuerte sofort seine Kajüte an. Gerade als er die Hand auf dem Griff hatte und sie herunterdrücken wollte, um reinzugehen, hielt ich ihn mit einem lauten räuspern davon ab.
„Was willst du noch?", fragte er nach, während er sich zu mir umdrehte. „Ich habe ein paar Fragen", antwortete ich ehrlich. „Was für Fragen?", hakte Yoongi nach. „Es geht um Wonhae. Ich will wissen was ihr für eine Beziehung zueinander habt und wieso er jetzt in unsere Mission eingreift", erwiderte ich und überbrückte die wenigen Meter, die uns voneinander trennten, „Ganz ehrlich, ich habe ein Recht das zu erfahren".
„Schon klar, aber da musst du dich an die anderen wenden. Ich habe keine Lust dir meine ganze Lebensgeschichte aufzutischen", winkte er ab. „Aber die anderen haben mir gesagt, dass ich dich fragen soll! Sie wollen mir nichts verraten. Mal abgesehen davon, sollst du mir auch nicht deine ganze Lebensgeschichte erzählen. Ich will nur ein paar Fakten haben", forderte ich. Mein Gegenüber biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. Ich folgte der Bewegung kurz, schaute dann ganz schnell wieder in seine Augen hoch.
„Also?", hakte ich nach, denn ich wollte nicht mehr länger auf die Folter gespannt werden. „Na schön, ich gebe dir ein paar Fakten", Yoongi ließ die Türklinge in seiner Hand los und quetschte sich an mir vorbei, um an das Geländer des Schiffes zu schlendern. Ich folgte ihm sofort, neugierig gegenüber dessen, was er mir nun erzählen würde. „Wonhae ist so etwas wie mein Onkel. Wir sind allerdings nicht blutsverwandt. Er hat mich damals als Baby in einem Weidenkörbchen unter einem Baum gefunden und mitgenommen. Danach hat er mich 18 Jahre lang auf seinem Himmelsschiff großgezogen. Er hat mir alles beigebracht; Schwertkampf, Kochen, Koordinaten lesen, das Fliegen eines Himmelsschiffes... Nur wegen ihm bin ich jetzt die Person, die hier heute vor dir steht", fuhr er fort. „Was ist danach passiert?", wollte ich wissen.
„Danach habe ich erkannt, was für ein Arschloch dieser Kerl ist", Yoongi seufzte und lehnte sich mit verschränkten Armen an dem Geländer an, „Er hasst alles, was nicht menschlicher Abstammung ist. Kobolde, Elfen, Faune, Zwerge, Feen und so viel mehr. Nichtsdestotrotz hielt er ein paar von ihnen als Sklaven auf seinem Schiff. Unter anderem auch Reddick und Quassel. Als ich gesehen und verstanden habe, was er diesen unschuldigen Gestalten antut, habe ich beschlossen dem ein Ende zu setzen. Also habe ich mich mit einem Teil seiner Crew - Seokjin und Hoseok - zusammengetan und einen Plan geschmiedet", erzählte er weiter. So langsam fügten sich die verirrten Puzzleteile in meinem Gehirn zusammen. Ich fing an zu verstehen wieso Seokjin, Hoseok und Yoongi eine so enge Beziehung pflegten. Wieso Quassel und Reddick auf diesem Schiff waren...
„Unser Plan bestand darin, den Kapitän umzubringen und die Führung über sein Himmelsschiff zu ergattern. Nur leider ist Wonhae nicht so leicht umzubringen. Ich habe ihm ein Messer in den Kopf gejagt, dabei gleich sein rechtes Auge durchbohrt. Er ist wach geworden und hat gelacht. Wie ein richtiger Psychopath. Einen Tag später hat er uns Drei in Perban rausgeworfen. Reddick gleich dazu, weil das Messer aus seiner Küche stammte und Quassel, weil ich mich gut mit dem Bären verstanden habe. Kurz darauf habe ich Madame Ling kennengelernt. Sie hat mir ein eigenes Himmelsschiff geschenkt, unter der Bedingung, dass ich ihr Drogen und andere Schätze bringe. Seitdem arbeite ich für sie", der Kapitän klatschte einmal in die Hände, „Das wars auch schon mit der Geschichte. Hast du jetzt genug erfahren?".
„Noch nicht ganz", murmelte ich nachdenklich. „Was willst du denn noch alles wissen?", stöhnte er auf. „Wieso Wonhae so versessen darauf ist, unsere Mission zu sabotieren", antwortete ich.
„Er ist ein Himmelspirat - das ist Antwort genug! Sie sind versessen auf Gold und Ruhm. Allein die Blume der ewigen Jugend zu finden wird seinen Stolz füttern. Sie zu verkaufen und damit Gold einzukassieren, umso mehr. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass er gegen mich kämpfen möchte. Deswegen hat er sich heute blicken lassen und mich gewarnt. Um mich zu provozieren, verstehst du? Er erwartete nicht, dass ich die Mission abbreche. Ganz im Gegenteil sogar, er will das ich ihm folge und das wir uns einen Kampf leisten, bei dem der Stärkere gewinnt. So tickt Wonhae nun mal. Er braucht diesen Nervenkitzel", erklärte Yoongi. Ich hob überwältigt die Augenbrauen an: „Meine Güte, das klingt wahrlich nach einem Psychopathen".
„Ich sag's dir, der Kerl ist echt schlimm", stimmte Yoongi mir zu.
Kurz darauf herrschte schweigen. Es war eine merkwürdige Stille, hinsichtlich dessen wieviel Yoongi mir gerade von seiner Vergangenheit preisgegeben und wie aufmerksam ich ihm zugehört hatte.
„Ich glaube wir haben uns noch nie so friedlich miteinander unterhalten", sprach ich laut meine Gedanken aus. „Stimmt, das war echt komisch", nickte mein Gegenüber. „Finde ich auch. Wir sollten wieder zu unserem alten Verhalten wechseln", entschied ich trocken. „Okay, Arschloch. Dann hoffe ich mal das alle deine Fragen beantworte sind. Ich gehe jetzt nämlich ins Bett", er lächelte mir gespielt freundlich zu, ehe er sich auf den Weg zu seiner Kajüte machte. Obwohl er es nicht mehr sehen konnte, hielt ich ihm den Mittelfinger hoch: „Hoffentlich träumst du heute Nacht irgendeine scheiße von mir!".
„Fick dich, Park Jimin!", antwortete er daraufhin. „Fick du dich, Min Yoongi!", ich konnte nicht anders, als dabei ein bisschen zu lachen.
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Cursing is their love language <3
Bin ich die einzige die salty auf die Grammys ist, weil die die Kategorie, in der Bts möglicherweise einen Award gewinnt, nicht im Fernsehen zeigen? Beziehungsweise es zu einer Vor-Show bekanntgeben, die keine Sau guckt? Das ist doch armseelig <(⇀‸↼‶)>
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