~ Kurzgeschichte 2 ~
Wörter:
Musik
Gedanken
Gefühle
Leben
Eichhörnchen
Kurzgeschichte:
Ein Eichhörnchen huschte am Fenster vorbei, das Fell so braun wie Holz. Langsam ging es zwischen den Blättern des Gartens hindurch, auf der Suche nach etwas Essbarem. Hätte ich Nüsse oder Obst dabeigehabt, wäre ich raus gegangen, doch ich bezweifelte, dass ein Eichhörnchen Croissants essen würde.
Auch wenn es noch so lecker war.
Der ganze Raum war totenstill, nicht einmal meine Atmung war zu hören. Ich saß auf dem Fenstersims, der, wie fast alles hier, schneeweiß war. Sowohl die Wände und die Decke, als auch die Fenster und die Möbel waren größtenteils hell oder grau gestaltet. Zugegebenermaßen war es eintönig und manchmal langweilig, doch ich konnte immer hierherkommen um mich zu beruhigen.
Egal was der Tag mit mir gemacht hatte.
Vermutlich könnte man nun denken, dass ich ein schreckliches Leben hätte oder irgendwas mit mir nicht stimmte. Doch ich war eigentlich glücklich. Ich hatte Familie, Freunde, ein Hobby und ein College. Es war eigentlich alles perfekt - eigentlich.
Nur war ich ein Mensch, dessen Gedanken immer wieder abschweiften, in den verschiedensten Situationen. Dann war es am besten ich war alleine - so wie gerade eben.
Das Zimmer war weiterhin ruhig, nichts war geschehen. Ich sah mich wieder nach dem Eichhörnchen um, das immer noch im Garten herumlief.
Vielleicht konnte ich einmal frei sein, wie dieses kleine Tier dort. Vielleicht konnte ich anders sein, nicht so, wie ich vorgeben muss zu sein.
Immer wieder hatte ich gelesen wie Menschen genau dieses Gefühl verspürten wenn sie Musik hörten - also beschloss ich, es zu versuchen. Zumindest einmal im Leben musste ich es getan haben.
Ich begab mich zum Klavier, es stach heraus, da es - nicht wie alles andere hier - rabenschwarz war. Wahrscheinlich ging ich deswegen zu diesem Instrument und nicht zu irgendetwas anderem hier, schließlich standen hier elf verschiedene herum. Ich fühlte mich seltsam hingezogen zu ihm, es war anders, so wie ich.
Und deswegen wollte ich unbedingt darauf spielen.
Der Sitz war ungewohnt, aber trotzdem gemütlich. Fast, als ob ich schon einmal darauf gesessen wäre.
Ich hatte noch nie in meinem Leben Klavier gespielt, oder überhaupt ein Instrument, doch ich wusste instinktiv was ich tun wollte. Ich wusste sofort welche Melodie ich spielen wollte.
Der erste Ton war wie das erste Kapitel eines Buches, und ich durfte es selbst schreiben. Immer mehr Wörter kamen hinzu, bis sie zu ganzen Sätzen wurden. Es entstand eine Geschichte - es entstand ein Stück.
Das ich selbst geschrieben hatte.
Die Melodie war manchmal hell wie das Zwitschern eines Vogels, manchmal tief, als ob ich einen Löwen darstellen wollte. Trotzdem war es immer Teil von etwas, Teil der Musik.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als würde ich fliegen, während meine Finger über die Tasten schwebten.
Ich spielte etwas, das ich noch nie gehört hatte, doch es war wunderschön.
Es war wie ich. Es war anders, es war einzigartig, aber nicht schrecklich.
Freiheit, vermutlich war das das richtige Wort um die Musik zu beschrieben. Ich liebte sie, ich fühlte mich frei, ich wollte nie wieder aufhören.
Und als ich kurz aufblickte, sah ich, dass auf dem Klavier ein Eichhörnchen eingraviert war.
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