Chapter 53

Info: Ab diesem Chapter habe ich alleine weiter geschrieben, alles was folgt wird also aus der Sicht von Ivy sein.

Ivory Wheeland
Nach einer Weile vernahm ich Tates Stimme von der anderen Seite der Tür. Er sagte meinen Namen und bat mich die Tür zu öffnen.
Zögernd erhob ich mich vom Boden und lief zur Tür hinüber, noch immer schluchzend.
"Hat man hier nicht einmal seine Ruhe?", hörte ich meinen Vater rufen, als ich bei der Tür angekommen war. Diese öffnete ich kurz darauf, zog Tate ins Bad hinein und schloss die Tür dann wieder. Gleich darauf fiel ich ihm dann auch schon weinend um den Hals und vergrub mein Gesicht in seiner Schulter. Ich brauchte jetzt einfach jemanden, der für mich da war, der mich in den Arm nahm.

Ich spürte wie Tate seinen eine Hand auf meinen Rücken und die andere an meinen Hinterkopf legte. Sachte strich er mir über das Haar, während er mich vorsichtig an seinen Körper drückte. Er ließ mir Zeit. Zeit um mich langsam wieder zu beruhigen. Zeit um mit dem Weinen aufzuhören und die Tränen zu trocknen. Währenddessen war er still, sagte kein Wort. Er war einfach für mich da.

Und dann schließlich, als ich bereit dafür war, durchbrach ich das schweigen. "Wie kann ich so weiterleben?", fragte ich leise, während ich mich zögernd von ihm löste. Einen kurzen Augenblick trat wieder Stille ein. Tate hatte der Weilen meine verwundete Hand in die seine genommen und betrachtete diese.

"Was genau meinst du mit 'so'?", wollte er wissen, während er mich zur Badewanne hinüber führte, auf dessen Rand ich mich dann setzte. Er wandte sich einem der Schränke zu und suchte in diesem nach etwas.

"Als diese...diese Person, die ich nicht bin. Eine schlechte Freundin. Eine Marionette, dessen Fäden Bryce in der Hand hält.", antwortete ich, während ich Tate beobachtete. Mit einer Pinzette in der Hand kam er schließlich wieder zu mir hinüber.

"Das ist schwierig.", begann er, während er meine Hand nahm und mit der Pinzette vorsichtig die Glasscherben aus dieser zog. "Aber es wird vorbei gehen. Nicht von heute auf morgen. Aber irgendwann. Bald hoffentlich. Wir werden eine Lösung finden. Eine Lösung, die Bryce eine Lehre sein wird und durch die Micheal keiner Gefahr mehr ausgesetzt ist. Aber es braucht Zeit. Und während dieser Zeit musst du es...du musst es ertragen."

Ich hing regelrecht an Tates Lippen, während er sprach. Und auch wenn er mir noch keine richtige Lösung für das Problem geliefert hatte, machten seine Worte mir Mut. Es war in gewisser Weise wie ein Versprechen, dass er mir gab. Ein Versprechen, dass es besser werden würde. Und dieses Versprechen zauberte mir sogar ein leichtes Lächeln auf die Lippen.

"Danke.", hauchte ich Tate entgegen.

Kurz hob er den Blick von meiner Hand und schenkte mir ein Lächeln. Ein Lächeln, welches sogleich mein Herz erwärmte und mir noch mehr Mut machte, als seine Worte es bereits getan hatten. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder meiner Hand. Lange dauerte es nicht mehr, bis er endlich die letzte Scherbe aus meiner Hand entfernte, welche fürs bloße Auge sichtbar war.

Er holte noch einen Verband aus dem Schrank und wickelte diesen um meine teilweise noch blutenden Wunden. Auch um die selbst zugefügte Schnittverletzung an meinem Oberschenkel kümmerte er sich und klebte auf diese ein Pflaster.

"Versprich mir, dass du das nicht mehr tust. Es gibt andere Wege. Du kannst jederzeit mit mir sprechen.", bat er mich mit ernster Tonlage, während er mir in die Augen blickte. Leicht nickte ich, wobei ich seinen Blick erwiderte. Seine braunen, dunklen Augen vermittelten mir ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Ich war froh, dass er jetzt gerade mit mir hier war. Wahrscheinlich könnte ich ihm niemals genug dafür danken.

"Komm, lass uns in dein Zimmer gehen.", sprach Tate zu mir und drehte mir dann den Rücken zu, wodurch auch unser Blickkontakt unterbrochen wurde. Es war Schade. Ich hätte gerne noch etwas länger in seine dunklen Augen geblickt. Bloß ein paar Sekunden länger.

Ich erhob mich von dem Rand der Badewanne und ging dann zusammen mit Tate in mein Zimmer. Die Tür schloss ich, nachdem wir beide eingetreten waren und ließ mich dann auf meinem Bett nieder. Während ich nun auf diesem lag, saß Tate im Schneidersitz ziemlich am Rand der Matratze. Ich legte mich auf die Seite, in die Richtung des Jungen blickend und stützte meinen Kopf auf meine Hand. Schweigend sah ich Tate an, welcher am Ärmel seines Pullovers herum fummelte. Seine blonden Locken fielen ihm in die Stirn und sein Blick war abwesend, vielleicht auch verträumt. Ich konnte nicht leugnen, dass ich gerne gewusst hätte an was er dachte. Dachte er über die Gegenwart nach oder schwelgte er in Erinnerungen? Dachte er vielleicht an die Zeit vor seinem Tod zurück?

"Wie ist es eigentlich tot zu sein?", rutschte es mir dann ganz plötzlich heraus, ohne dass ich es eigentlich gewollte hatte. Ich hatte lediglich laut gedacht. Tate hob seinen Blick und richtete diesen auf mich. Auch ließ er seinen Pulloverärmel in Ruhe und legte beide Hände in seinen Schoß.

"Es ist in erster Linie ziemlich langweilig. Und es ist irgendwie...unbefriedigend. Teilweise wird einem vom Tod zu vieles versprochen. Und selbst wenn der Fall eingetreten wäre, dass nach meinem Tod nichts gekommen wäre, dann wäre das besser als hier sein zu müssen. Dieses Haus ist wie ein Gefängnis. Die Welt um einen herum lebt weiter, aber hier drin passiert selten etwas. Es ist als solle man büßen für die Fehler, die man im Leben begangen hat. Und das für immer.", antwortete er, wobei er mich schon nach ein paar Worten nicht mehr wirklich ansah. Es war, als würde er stattdessen durch mich hindurch blicken. Einfach in die Leere starren und nichts dabei wahrnehmen.

Nachdem er verstummt war, schluckte ich einmal leise. Ehrlich gesagt hörte es sich schrecklich an. Die eigene Existenz bestand weiterhin, aber man hörte in gewissermaßen auf zu leben. Zumindest schien es in Tates Fall so zu sein.

"Ich wünschte ich könnte deine Zeit hier etwas weniger langweilig machen.", sprach ich leise. Es bildete sich daraufhin ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen.

"Das tust du bereits.", antwortete er, woraufhin sich auf meine Lippen ebenfalls ein Lächeln legte.

Es kehrte wieder Stille ein. Angenehme Stille. Nach einer Weile ließ Tate dann auch seinen Oberkörper und Kopf auf die Matratze sinken und streckte seine Beine aus.

Schließlich durchbrach ich das Schweigen, nachdem ich mich auf meine Unterarme gestützt und meinen Kopf über den von Tate gebeugt hatte.

"Danke für deine Hilfe vorhin.", flüsterte ich lächelnd, ehe ich dann meinen Kopf auf seine Brust sinken ließ und auch meine verbundene Hand auf diese legte.

"Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken.", erwiderte Tate leise und legte sanft eine Hand an meinen Kopf, um mir mit dieser übers Haar zu streicheln. Ich schloss einfach meine Augen und genoss diesen Moment. Es war verrückt, dass Tate in dieser so kurzen Zeit bereits zu einem so guten Freund geworden war.

Und während wir auf meinem Bett lagen, versank ich langsam aber sicher in das Land der Träume. Oder eher das der Albträume. Ich hatte einen äußerst unruhigen Schlaf und wurde von schrecklichen Szenarien und vor allem von Bryce und Michael heimgesucht. Bryce, der mich erpresste und Michael, den ich enttäuschte hatte.

Bis zum Abend wachte ich mehr als nur einmal auf. Doch Tate war die ganze Zeit über bei mir. Jedes Mal wenn ich aufwachte stellte ich fest, dass ich nicht alleine war und konnte somit beruhigt wieder einschlafen. Und immerhin waren es lediglich Träume. Es würde nicht dazu kommen, dass Bryce Michael verletzte. Immerhin hatte ich das auch bereits durch meine Ignoranz ihm gegenüber getan.

Endgültig weckte mich schließlich die Klingel der Tür. Verschlafen rieb ich mir die Augen und hob dann meinen Kopf von Tates Brust. Wer kam denn jetzt noch vorbei? Ein Patient meiner Mutter war es wohl kaum.
"Ich komm gleich wieder.", sprach ich mit rauer Stimme zu dem Blondhaarigen und stand dann vom Bett auf. Leise begab ich mich zur Tür hinüber und öffnete diese einen Spalt. Von unten waren Schritte zu hören und kurz darauf öffnete jemand die Tür. Ich zuckte zusammen, als ich die Stimme des Besuchers vernahm.
"Sie sind sicher Mrs. Wheeland. Ich würde gerne zu Ihrer Tochter Ivy. Ist sie da.", sagte diese Stimme.
"Ja, sie ist oben in ihrem Zimmer.", antwortete meine Mutter. "Sie erwähnte gar nicht, dass sie heute noch Besuch bekäme."
"Oh, vielleicht war ihr es unangenehm oder sie wollte unsere Beziehung vorerst geheim halten, wobei das doch gar nicht nötig ist, nicht wahr? Mein Name ist übrigens Bryce.", wurde sogleich von der anderen Person erwidert.
Ich musste nicht unbedingt noch mehr von dem Gespräch mitbekommen und somit schlüpfte ich in mein Zimmer und schloss leise die Tür. Über all die Aufregung hatte ich ganz vergessen, dass Bryce gesagt hatte er würde vorbei kommen, um mich dann auf eine Party mitzunehmen.
Etwas, dass ich jetzt wirklich gar nicht gebrauchen konnte. Ich hatte das Gefühl noch bleicher als sonst im Gesicht zu sein.
"Alles okay?", fragte Tate, welcher mittlerweile ebenfalls aufgestanden war.
"Nein, es ist Bryce. Du musst sofort verschwinden. Er darf dich nicht sehen.", antwortete ich nervös.
"Das Arschloch? Vielleicht sollten wir ihm einfach so viel Angst machen, dass er nie wieder kommt.", meinte Tate aufgebracht. Er war bereits dabei auf die Zimmertür zu zu gehen, doch ich hielt ihn auf, in dem ich mich vor ihm positionierte und meine Hände an seine Schultern legte.
"Nein, das geht nicht! Damit bringen wir Michael in Gefahr.", machte ich ihm klar, wobei ich ihm in die braunen Augen sah. "Sorg einfach dafür, dass er dich nicht sieht."
"Okay, aber pass auf dich auf.", stimmte er zu und war dann auch schon verschwunden. Im selben Augenblick klopfte es dann auch schon an der Zimmertür. Anstatt jedoch auf ein 'Herein' zu warten, wurde diese einfach geöffnet und Bryce betrat den Raum. Hinter sich schloss er die Tür wieder.
"Privatsphäre?", fragte ich lediglich stirnrunzelnd, während er sich umsah.
"Die hast du jetzt nicht mehr.", entgegnete er. "Kaum zu glauben, dass dein Zimmer genauso geschmacklos eingerichtet ist, wie dein Kleidungsstil. Für letzteres habe ich dir jedoch was mitgebracht."
Er reichte mir eine Tüte, in dem sich wohl mein Outfit für heute Abend befinden würde. Das Schlimmste befürchtend stellte ich die Tüte auf meinem Bett ab und zog das Kleidungsstück heraus. Meine Befürchtungen erfüllten sich.
In meinen Händen hielt ich ein lilanes Kleid, welches gänzlich mit Pailletten versehen war und einer Discokugel glich. Außerdem würde es sicher gerade so alle wichtigen Körperregionen verdecken, wenn überhaupt. Jedoch war ich mir darüber im Klaren, dass ich mich nicht widersetzen konnte. Mit jedem Widerwort brachte ich Michael in Gefahr.
"Ich schätze ich gehe mich dann mal umziehen.", sprach ich leise und mit gesenktem Blick. Bevor ich jedoch die Zimmertür erreichte hielt Bryce mich am Arm fest.
"Warum dafür woanders hingehen? Du solltest dich hier umziehen.", stellte er klar. Kaum hörbar knirschte ich mit den Zähnen, machte dann aber wieder ein paar Schritte weiter ins Zimmer hinein. Ehe ich mich dann meiner Kleidung entledigte, drehte ich Bryce den Rücken zu. Ich konnte regelrecht spüren, wie sein lüsterner Blick auf mir lag. Aus diesem Grund beeilte ich mich auch dabei das knappe Kleid anzuziehen, wenn man es denn überhaupt so nennen konnte.

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