Chapter 50
Ivory Wheeland
"Nein, auf ein Essen mit meinen Eltern kann ich jetzt gut verzichten.", antwortete ich. "Ich habe keine Lust von ihnen ausgefragt zu werden und glaub mir, sie finden immer etwas, über dass sie unendlich viele Fragen stellen kann. Seien es die Freunde, die mir fehlen oder die Schule, welche ich zu selten besuche. Irgendwas ist immer."
Tate Langdon
"Eltern sind beschissen", stellte ich dann leise fest.
Meine waren es auf jeden Fall.
Mein Dad, weil er mich verlassen und mit einer Schwanzlutscherin zurückgelassen hatte, und meine Mutter, weil sie die besagte Schwanzlutscherin war.
Tja, das Leben war nun mal kein Wunschkonzert. Doch...ich war wohl auch kaum der 'perfekte Sohn', den sich meine Mutter stets gewünscht hatte. Michael wohl auch kaum.
Karma.
"Sag' mal...würdest du eigentlich immer noch Zeit mit mir verbringen, selbst wenn...Sachen meinetwegen passiert wären...schreckliche Sachen?", wechselte ich nun etwas gedankenverloren das Thema.
Ivory Wheeland
Tates Frage überraschte mich etwas. Wie kam er plötzlich darauf?
"Naja, ich schätze schon. Du bist quasi der einzige, den ich momentan habe und es ist auch nicht wichtig wer du in der Vergangenheit warst, sondern wer du jetzt bist.", antwortete ich nachdenklich.
Tate Langdon
"Auch, wenn ich dir sagen würde, dass ich...für meinen Tod mehr oder weniger selbstverantwortlich bin? Dass mein Tod in gewisser Hinsicht gerechtfertigt war?", fügte ich leise hinzu, sah sie dabei an.
Ich wollte damals nicht sterben. Ich hatte nicht vor, Suizid zu begehen oder von den Polizisten erschossen zu werden.
Doch...in dem Moment war es mir egal.
Die Konsequenzen waren mir vollkommen gleich.
Es war mir egal, ob ich an dem Tag mein Leben verlieren würde oder nicht. Was mir damals nicht egal gewesen war...diese Teenager büßen zu lassen.
Ivory Wheeland
"Ich...was hat das eine mit dem anderen zu tun?", fragte ich etwas verwirrt. Was könnte er schlimmes getan haben, dass ihm den Tod einbrachte? Langsam wurde ich wirklich neugierig und würde wohl auch auf eine Antwort, beziehungsweise eine Erklärung für das alles bestehen.
Tate Langdon
Keine Ahnung, warum ich mit diesem Thema angefangen hatte.
Vielleicht wollte ich ihr unterbewusst einfach davon erzählen. Wollte dieses 'große Geheimnis' nicht für mich behalten müssen.
Wollte wenigstens in einer Sache ehrlich zu ihr sein und die Wahrheit nicht geheim halten.
"Ich wurde erschossen. Genau hier in diesem Zimmer", fing ich leise an, ließ meinen Blick einmal durch den Raum schweifen.
"Ich habe...schlimme Dinge getan, Ivy. Und trotzdem bereue ich es bis heute nicht. Hast du mal von dem Westfield High Massacre gehört?", fragte ich sie.
Vielleicht stand vor der Schule ja irgendeine Gedenktafel. Konnte ja sein.
Ich hatte nur ein wenig darüber in den Nachrichten gehört, kurz, nachdem es passiert war. Hatte mitbekommen, wie viele eigentlich gestorben waren.
Als ich dort drin war an dem Tag, hatte ich nicht wirklich auf die Anzahl geachtet.
Ivory Wheeland
Zuerst musste ich einmal Schlucken. Ich hatte von dem Amoklauf gehört und aus all seinen Informationen schloss ich, dass er der Amokläufer gewesen war.
Etwas zögerlich nahm ich dann aber doch seine Hände. "Das liegt schon so lange zurück und Menschen ändern sich. Ich...vielleicht kann ich sogar verstehen, weshalb du das getan hast...vielleicht finde ich es nicht mal besonders schlimm, bedauere es nicht wirklich.", sprach ich ein wenig unsicher. "Keine Ahnung."
Tate Langdon
Ein verbittertes Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich sah auf meine Hände, die auf meinen Knien ruhten.
"Während es für so viele Menschen ein Tag der Trauer war, war es für mich ein Tag der...Erleichterung. Befreiung. Selbst, wenn ich die Chance hätte, in der Zeit zurück zu reisen...ich würde nichts ändern. Ich würde es wieder tun."
Ivory Wheeland
"Ich...würde Bryce von jemandem umgebracht werden, würde mich das wohl auch zutiefst erleichtern. Er und all seine...Freunde von minderbemittelten Arschlöchern. Sie alle hätten es nicht anders verdient. Ich glaube ich kann dich sehr gut verstehen.", erwiderte ich, während ich mit meinen Daumen gedankenverloren über seine Handrücken strich.
Tate Langdon
Ich hätte nie so wirklich gedacht, dass mich irgendwer verstehen würde. Allein, weil ich bisher nur auf Unverständnis gestoßen war.
Doch naja, sie war da anders und darüber was ich verdammt froh.
"Danke, Ivy", fing ich leise an, drückte ihre Hand.
"Dass du mich dafür nicht verurteilst."
Doch sofort kam mir auch ein anderer Gedanke in den Sinn.
Sie würde mich hassen, würde sie von dem Rest der Geschehnisse erfahren. Sie würde mich abgrundtief hassen und verachten.
Ivory Wheeland
"Nicht der Rede wert.", erwiderte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. "Ich denke ich werde mich wohl langsam mal schlafen legen. Der Tag heute war ziemlich anstrengend."
Tate Langdon
"Okay, kein Ding. Ich ehm...geh dann mal", meinte ich dann als sie sagte, sie würde langsam schlafen gehen.
Ich stand schließlich vom Bett auf, richtete kurz noch meine Klamotten, ehe ich ihr nochmal sachte zu lächelte.
"Danke, Ivy. Für alles", sagte ich.
Für ihr offenes Ohr. Ihr Verständnis. Alles.
Ich lief schließlich zu Tür, drehte mich nun noch einmal zu ihr um.
"Schlaf gut und...mach dir nicht so viele Gedanken wegen dieses Idioten. Das wird schon alles wieder", versprach ich ihr.
Dieser Kerl, der ihr drohte, würde schon noch seine gerechte Strafe erhalten.
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